***Wie ein Link zu übernehmen ist, findet sich in Post 999 dargestellt, und zwar unter PS2.
Der Blogger hätte für diesen Eintrag auch die folgende Überschrift aus der FAS vom letzten Sonntag nehmen können, die da lautet: "Schlechte Verlierer. Die Bischöfe wollten sich lange nicht vom Lieblingsprojekt 'Weltbild' trennen. Jetzt entschuldigen sie sich nicht einmal für ihr Zögern". Denn ausgetreten ist er aus diesem Saftladen ja bereits - angekündigt vor jetzt etwas mehr als einem Jahr in dem Eintrag 1026.
Bei allem, was er über diesen Saftladen in Erfahrung bringt, kann er sich eigentlich immer wieder nur selbst beglückwünschen, diesen Schritt vollzogen zu haben. Ein wunderbarer Beleg für die Richtigkeit seiner Entscheidung findet sich in der momentan stattfindenden Auseinandersetzung über die Frage, ob man das Lieblingsprojekt der Bischöfe, eben das besagte Publikationsorgan, abstoßen solle oder nicht. Zu diesem innerkirchlichen Vorgang hat der Journalist Christian Spaemann in der Ausgabe 49/11 der vorgenannten Zeitschrift eine ganze Reihe von äußerst kritischen Statements abgesetzt, die hier im Weiteren zitiert oder zusammenfassend referiert und in Teilen auch akzentuierend kommentiert werden sollen.
Zentral geht es um die Frage, ob die Produktion und der Vertrieb pornographischer Literatur im Raum der katholischen Kirche überhaupt ihren Platz haben dürfe - nach dem Motto: Wo katholisch draufsteht, muss auch katholisch drin sein. Spaemann gelangt bei dieser Frage zu folgendem Resummee: "Es ist ein Unterschied, ob man mit einem Milliardenkonzern billigen Ramsch unter die Leute bringt oder einen Verlag mit ausgewählten Kinder- und Jugendbüchern oder Kunst betreibt, bei denen die Menschen eine positive Assoziation aufbauen, wenn sie erfahren, dass dieser in der Hand der Kirche ist. Die Geldmaschine Weltbild hingegen stellt keine Präsenz der Kirche in der Gesellschaft dar. Sie dient zu nichts als dem Geldverdienen und allenfalls noch dazu, Macht und Einfluss auszuüben. Eine Macht und ein Einfluss, die langfristig nur die Bedeutungslosigkeit der Kirche in der Gesellschaft weiter befördern."
Da das hohle Tönen aus bischöflichen Mündern und aus den Verlautbarungsorganen anderer hoher Herren in der Kirche dem Blogger schon seit Ewigkeiten zuwider ist, hat er den in Post 1026 samt Begründung vorgelegten Plan des Austritts aus dieser Selbstdarsteller-Vereinigung gefasst. In seinen Augen ist es unsäglich dumm, beschränkt und abstoßend, wie sich die ganze um den Papst herum versammelte Corona aufführt. Für ihn hat nichts, aber auch wirklich gar nichts, was die Bagage von sich selbst als Würdenträger sehende Gruppierung in ihre Umwelt hinein absetzt, auch nur eine Spur von Glaubwürdigkeit und Plausibilität an sich. Was in allem und bei allem zum Tragen kommt, das ist doch nur das krude Selbsterhaltungsinteresse, welches mit der Botschaft Christi nun rein gar nichts mehr zu tun hat.
Ähnlich vernichtend fällt die Kritik Spaemanns hinsichtlich der Versuche der Kirchenobrigkeit aus, sich aus der für die ganz Innung peinlichen und blamablen Angelegenheit herauszuwinden. Dabei kommt er auf folgende Fakten zu sprechen: "Immer wieder wird behauptet, dass der Anteil der von Weltbild vertriebenen Erotikliteratur mit 0,017 Prozent verschwindend gering sei und eine Bestellung aller lieferbaren Bücher zum Standard jedes Online-Handels gehöre." Der Autor stellt in Abrede, es handele sich bei der fraglichen Schundliteratur nur um "ein paar übersehene 'Erotiktitel' im Sortiment", dabei darauf hinweisend, dass das kirchlicherseits vorgebrachte Argument, demzufolge die "24.2 Prozent, die der Verband Deutscher Diözesen (VDD) an der Verlagsgruppe Weltbild halte", jeglichen Realitätsgehaltes entbehre. Denn es ist so, dass "sich die restlichen Anteile über die einzelen Diözesen ebenfalls in der Hand der deutschen Bischöfe befinden."
Widerlegt wird von Spaemann auch der Weltbild-Chef Carel Halff. Der hatte nämlich vor Wochen verlautbart, er habe nie Pornographie verkauft und tue das jetzt auch nicht. Dabei wurde von der hunderprozentigen Tochter "Jokers" seiner Darstellung zufolge in rauhen Mengen nieben sonstigem Schund auvh Pornographie angekauft und verkauft. Darüber hinaus mische man bei Weltbild über Beteiligungsgesellschaften noch bei weiteren Produktionsstätten von minderwertigstem Schriftgut mit. Beispielsweise bei dem Esoterik-Verlag Mens Sana, in dessen Machwerken es beispielsweise um Lichtreisen oder Mondkalender gehe. Auch beim Knaur Taschenbuch sei man mit 50 Prozent dabei. Und dort ginge es halt auch nicht nur um biedere Erotik, sondern um pornographische Literatur.
Geradezu lachhaft das angestrengte Bemühen des Leiters des Öffentlichkeitsreferats der Deutschen Jesuiten, Thomas Busch, Kritiker, die etwa Anstoß nehmen an Produktionen wie "Gute Mädchen tun's im Bett - böse überall", als Dunkelmänner abzutun und sie als "quasigeile Böcke" zu beschimpfen. Mit diesem Jesuiten aber ist die Innung angesprochen, die in dieser Angelegenheit ein ganz besonderes Augenmerk verdient. Der eigentliche Stratege, der, der mehr im Hintergrund die Fäden zog, das war der Jesuitenpater Hans Langendorfer, Sekretär der deutschen Bischofskonferenz, Geschäftsführer des VDD und rechte Hand von Erzbischof Zollitsch.
Dieser Jesuitenpater ist es laut Spaeman gewesen, an den die das Engagement der katholischen Kirche bei dem Weltbild-Verlag betreffenden Beschwerden von Gläubigen weitergeleitet worden seien und den selbst Bischöfe und Generalvikare eindringlich auf Missstände hingewiesen hätten. Insofern konnte und kann sich dieser seltsame Typ nicht darauf berufen, er habe nichts davon gewusst, was sich da "unter der Weltbildladentheke abspielte." Auch wenn man sich kirchlicherseits jetzt von diesem auch "dieser ganzen rechten Bagage" zugehörigen Macher getrennt hat, von welcher der Blogger immer wieder gerne spricht: Es ist nicht ein einziges Anzeichen erkennbar, welches darauf hinwiese, dass man in der Kirche irgendetwas aus dem Vorgang gelernt hat.
Christian Spaemann vermisst bei der Kirchenobrigkeit, die ihre Schafe Sonntag für Sonntag das mea culpa sprechen lässt, den absoluten Mangel an Einsichtsfähigkeit. Darüber hinaus bringt er noch sein Erstaunen darüber zum Ausdruck, dass "die Kirche in der Bundresrepublik bis heute nicht in der Lage war, ein modernes und flexibles Medienapostolat aufzubauen." In diesem Zusammenhang kommt er auf das Beispiel des ADAC zu sprechen: "Während jedes ...Mitglied für einen Jahresbeitrag von 45 Euro jeden Monat eine hochinformative und die Interessen des Individualverkehrs prononciert vertretende Hochglanzzeitschrift ins Haus bekommt, hält der kirchensteuerzahlende Katholik nicht einmal einen Fetzen Papier in der Hand, geschweige denn eine profilierte Zeitschrift, die Glaubensinhalte vermittelt und zu den alltäglichen Schwierigkeiten der Menschen und zu gesellschaftlichen Fragen aus christlicher Perspektive Stellung nimmt."
Den Autor Spaemann, im Berufsleben Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeut, verwundert es, dass zwar Milliardenumsätze mit einem Allerweltskonzern getätigt wurden, aber bei der Kirche kein Geld dafür da sein soll, "an den heute für die Menschen relevanten Nahtstellen der Gesellschaft" etwas zu liefern, das das Zeug hätte, für ein Mehr an brauchbaren Lösungsansätzen zu sorgen. Diesbezüglich konstatiert er bei der katholischen Kirche einen "Komplettausfall", diesen Aspekt noch dahingehend erweiternd, dass man in der Sache nicht hätte bei der krassen Sexliteratur hätte stehenbleiben dürfen, sondern dass es eigentlich einer grundsätzlichen und weiterführenden Diskussion über das kulurelle Profil kirchlicher Präsenz in der Gesellschaft bedurft hätte.
PS: Nachgetragen sei hier noch, dass es einmal ein Presseorgan gegeben hat, welches sich in genau dem von dem Arzt bezeichneten Sinne engagiert hat, nämlich die Zeitschrift Publik. Deren Auflage aber schon bald nicht mehr aus dem Topf der Kirche mitfanziert wurde, weil die Chefredaktion Umschau im Lager der kritisch berichten Könnenden gehalten hatte. Es ist nicht nur in den Augen des Bloggers und seiner Holden ein Armutszeugnis sondergleichen, welches man sich kirchlicherseits ausgestellt hat, als man den Redakteuren den Laufpass gab, sie so zwingend, sich mit der Werbung um Abonnenten an die Öffentlichkeit zu wenden. Die im Weiteren dann tatsächlich die Finanzierung ihres auf den interrelgiösen Diskurs und die Schaffung menschlicherer Wirtschafts- und Gesellschaftsstrukturen abstellenden Projektes sicherstellen sollten. Allein schon die Intransingenz, die Überheblichkeit und das Unvermögen, Dinge realistisch einzuchätzen, hätte den Blogger schon zu Zeiten des Boykotts von Publik dazu bringen müssen, aus diesem elenden Saftladen, aus dieser Versammlung von total unterbelichteten Zeitgenossen und Selbstdarstellungsstrategen auszutreten.
PPS: Es gab mal Zeiten, da konnte ein Herr Mappus, der hier folgend erscheint, sich geradezu tierisch freuen. Es wird wohl auch Zeiten geben, in denen den Kirchenoberen speziell bei den Katholiken das Lachen völlig vergangen sein wird. Es ihnen gründlich zu verleiden übrigens eine Aufgabe, derer sich der Blogger nur allzu gerne immer wieder annimmt. umweltinstitut.org
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