Sonntag, 11. Dezember 2011

1456 Ein Loblied auf die Langeweile - gesungen von dem TV-Wissenschaftsmoderator Ranga Yogeshwar. Oder: Wie dem Diktat des Getriebenwerdens auch zu ..


... entgehen ist. Hier werden gleich zu Beginn der Erörterung dieses Themas zwei Texte in eine zunächst nur räumliche Nähe zueinander gesetzt, deren innerer Zusammenhang im Weiteren aber in wie immer extemporierender Manier herausgearbeitet werden soll.


Es ist die Einförmigkeit des Geschehens, es ist das die Aufmerksamkeit voll und ganz auf einen ganz simplen Vorgang Beschränkende - konkret aufgezeigt an der stundenlangen Beobachtung einer Fliege -, welche es nicht nur dem TV-Moderator und nicht nur einem jungen Menschen ermöglichen, zu Erfahrungen zu gelangen, die prägend für ein ganzes Leben werden können. Das, was sich bei der Langeweile auf den ersten Blick als nicht sonderlich attraktiv darstellt, erhält durch das ihn ihr beschlossen Liegende, nämlich die Heilungskräfte und die in ihr ausgelösten Erkenntnisschübe, bei näherem Hinsehen in der Erfahrung ein ganz besonderes Gewicht.

Mit dem Moment der Monotonie - die ja bei den allermeisten Zeitgenossen das Gefühl der Langeweile aufsteigen lässt -, welches ganz bestimmten Gebeten eignet, arbeitet der bei der FAS wohl in erster Linie für religiöse Themen zuständige Journalist Lorenz Jäger die besondere Wirkkraft und Bedeutung dieser Gebetspraxis heraus. Dieses in der auch von ihm betreuten Rubrik "EXERZITIEN", dabei den mantraartig vorgetragenen Gebeten ein nicht zu überschätzendes Gewicht zumessend.

Dieses Gewicht erhalten sie nach den Erfahrungen des Bloggers insbesondere dadurch, dass sie es Herz und Verstand ermöglichen, a) zur Ruhe zu kommen, alles Bedrängende, Sorgen Machende oder das Bewusstsein in anderer Weise Beanspruchende zumindest über eine gewisse Zeitspanne hinweg auszuchalten - so der Kraft Raum gebend, die so unendlich gerne in das je individuelle Leben einfließen möchte, und b) neuen Erlebnis- und Wissensinhalten sich in beiden so setzen zu lassen, dass sie nachhaltigen Charakter gewinnnen. Ob die Wennigser Baptisten, denen der Blogger unlängst die Anregung vermitteln konnte, meditative Übungen im Stile der Taizé-Andachten zu veranstalten, auf diesen Vorschlag angemessen werden reagieren können, steht noch dahin.

In einer Zeit, in der man busy, busy und nochmals busy sein muss, um vor den Augen der Macher in diesen unseren Landen bestehen zu können, und in der sich die allermeisten Menschen leider entsprechend konditionieren lassen, zählt die Überlegung, dass ein so monotones und damit zumindest zunächst langweilig erscheinendes Gebet wie das KYRIE ELEISON der Herausbildung einer ganzen Kirchengemeinschaft zugrundeliegt, nämlich der nach byzantinischen Regeln verfassten, natürlich zu den völlig uninteressanten Informationen und vernachlässigenswerten Größen - deren Beachtung im Trubel der Geschäftemacherei selbstverständlich überhaupt nicht erfolgen kann.

Es sind die Werbefuzzis und die allüberall hockenden Agenten des Gr0ßkapitals, die es sich angelegen sein lassen, die Zeitgenossen überhaupt nicht mehr innerlich zur Ruhe kommen zu lassen. Zu diesem Zweck werden am laufenden Band Losungen ausgegeben, die sie auf ein ganz bestimmtes Verständnis festlegen sollen. Nämlich die Vorstellung, dass Erfolg und Zufriedenheit im Leben sich allein nach finanziellen Kriterien und dem an ihnen festgemachten Status bemessen.

Hierzu nach Einschätzung des Bloggers etwa auch das ununterbrochen beschworene Leitbild des von Aktivität zu Aktivität jagenden Kindes zu zählen. Welches, vom Geigen- zum Reitunterricht hetzend resp. gehetzt, auch noch glaubt, es käme mit dem Stress, den diese und andere auf seinem Tagesplan stehenden Agenda in ihm bewirken, bestens zurecht - darüber aber alles verpasst, was ihm an innerer Bewegung vergönnt wäre, wenn es nicht, ja, wenn es nicht davon abgebracht würde, die Momente der geistigen Ruhe als die wahrhaft erfüllenden im Leben wahrzunehmen und auszukosten - eben die der Langeweile und der Gleichförmigkeit eines Vorgangs. Wer sich nicht total fehl am Platze empfindet, wenn er sich mal gerade nicht mit etwas oder jemandem beschäftigen kann, sondern in der Lage ist, gerade auch die Phasen der mehr passiven Wahrnehmung seiner Umwelt zu genießen und für sein Weltverständnis produktiv werden zu lassen, der hat gegenüber dem, der alles Mögliche unternimmt, um sich nur ja nicht zu langweilen, allemal den besseren Teil erwischt.

PS1: Die nachfolgend gebrachte, vermutlich von einem Musikstudio stammende Werbeaussage impliziert einen Gutteil dessen, was bis hierher ausgeführt wurde: Das Hauptinstrument des Menschen, seine Seele, wird von den Geldhaien und deren Handlangern permanent verstimmt. Und die Perfektion, welche in der Werbebotschaft in Aussicht gestellt wird, soll einzig und allein auch nur der Gewinnmaximierung der ganzen rechts gewirkten Bagage dienen, die sich so ungern beim Tanz um das GOLDENE KALB stören lassen möchte.
PS2: Klaus, was Du auch hier wieder fabriziert hast, ist nichts anderes als ein "Besinnungsaufsatz". Ein schriftliches Machwerk von der Art, vor der Du als Schüler einen unheimlichen Horror gehabt hast - nicht zuletzt deswegen auch nur mit einem Vierer in Deutsch das Freiherr vom Stein-Gymnasium in Oberhausen-Sterkrade verlassend!
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Was kommt herein?

Es gibt zwei Seiten, den Wert menschlichen Lebens einzuschätzen. Die eine sagt: Was kommt dabei heraus? Was habe ich an Greifbarem, Sichtbarem gewonnen? Es ist der Maßstab, der wie selbstverständlich als der einzige gilt. Die andere Seite fragt: Was kommt dabei herein? Wie bin ich bei allem Erfolg oder Misserfolg, bei allem Mühen geworden? Gelassener, gütiger, froher, zufriedener, einer, den man gerne aufsucht, der Freude, Zuversicht und Hoffnung ausstrahlt, oder bin ich jemand geworden, der enttäuscht, verbittert, vereinsamt, seinen Angehörigen und sich selbst zur Last geworden ist? In diese Richtung müssen wir denken, wenn Jesus vom Schatz im Himmel spricht, wo auch das Herz ist. Denn dieser Himmel ist in dir, sagt der mystische Dichter Angelus Silesius.
© Guido Kreppold






08. Dezember 2011



















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    Denn: So praktikabel ersterer bei der Erstellung der Posts ist - er unterschlägt jetzt nicht nur, wie zu Anfang, eine ganze Reihe von Bild- und Textmaterialien, sondern mit einem Mal gleich alle. Aus mir unerfindlichen Gründen.

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