Lara Sarastros hat diese Frage in der Philosophischen Runde gestellt. Wegen der Bedeutsamkeit dieses Satzes möchte ich in Form eines Artikels antworten. Gott ist tot. Dieser Satz ist wohl einer der bekanntesten den man von Nietzsche kennt. Verstehen tun ihn die Wenigsten und manche werden erst posthum geboren.

Schließt man aus diesem Satz, dass Nietzsche ein Atheist sei und nicht an Gott glaubte, so irrt man sich gewaltig. Diese Leute, die „Nietzsche“ oder diesen Satz so in den Mund nehmen, sind vergleichsweise einzuordnen, als höre man jemanden die Buchstaben A, B oder C sprechen, ohne dass dieser das gesamte Alphabet gelernt hätte, geschweige denn die einzelnen Buchstaben zu Wörtern zusammensetzen kann.

Nietzsche war kein Atheist, allenfalls Agnostiker, eher Pantheist. Richtig, dass dieser Satz im Zarathustra vorkommt. Zarathustra ist jedoch ein Ausnahmewerk. Man nähert sich Nietzsche, versteht oder kann ihm inhaltlich eher folgen, wenn man von ihm auch andere Werke - am besten in chronologischer Reihenfolge gelesen hat .... z.B. „Unzeitgemäße Betrachtungen“, „Menschliches, Allzumenschliches“, „Morgenröte“, „Die fröhliche Wissenschaft“ und natürlich sein spätes Werk „Der Antichrist“.

Nietzsche steht für Religionskritik. Ich habe noch nie in der Literatur jemanden gesehen, der gedanklich so brillant und klar, sprachlich so gewaltig und inhaltlich so tief gehendend die Kirche und das Christentum verurteilt, ja das Verbrechen des Christentums bzw. der Kirche aufdeckt.

Verständlicher wird ist der Satz „Gott ist tot“, wenn man ihn in dem früheren Werk „Die fröhliche Wissenschaft“ liest. (ich zitiere die Stelle im nächsten Artikel). Der Gott der Theologen (Kirche und gesamtes Christentum) ist tot, aber nur dieser. Nur das Christentum bzw. die Kirche predigt einen toten Gott. Das ist das was Nietzsche zum Ausdruck bringen will.

Das Verbrechen des Christentum besteht darin - und dies schon mit dem 1. Buch Mose in der Bibel, der Genesis - eine Trennung von Mensch und Natur zu schaffen. Den Menschen von der Natur zu erheben, losgelöst, als sei er etwas besonderes......damit wird eine Trennung geschaffen, ein Graben gegraben zum „Göttlichen“. Der Mensch lösgelöst von der Natur. Wohin diese Trennung zwischen Mensch und Natur führt, sehen wir heute.....

Zarathustra, und nun möchte ich ihn anführen, ist ein Aufruf genau dagegen. Der Mensch ist Teil der Natur und nicht etwas Losgelöstes vom Göttlichen. Man mache die Probe: Heute wehrt sich der Planet Erde wie gegen eine Krankheit, wie gegen einen Virusbefall, gegen den Virus Mensch. Dahin führt die Trennung zwischen Mensch und Natur.

Nun ist verständlich der Untertitel des letzten Werkes von Nietzsche „Der Antichrist“ nämlich: "Fluch auf das Christentum". Dieses Werk ist ein Plädoyer für den lebenden Gott.

Jedem sei Nietzsche nur zu empfehlen, heute mehr denn je – man versteht mich.