Dienstag, 26. April 2011

1164 "Glaubt man Zeitschriftentiteln wie 'Galakids', sind die Mütter von heute wohlhabend, modebewusst und höchstens von der Sorge geplagt, den passenden Golfclub für den Sohn zu finden." Dieser Subtitel des in der HAZ von heute veröffentlichten, von der Journalistin Sophie Hilgenstock verfassten Beitrags belegt dem Blogger auch wieder, wie richtig er mit seiner Ablehnung des Affenzirkus liegt, der um die beiden Haupttriebkräfte unserer seltsamen Gesellschaftsordnung, um Status und Konsum herum veranstaltet wird.

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Was nicht exklusiv, stylish, fashionable oder halt sonstwie Gala ist, läuft Gefahr, unbeachtet und vor allem - und darauf kommt es ja schließlich in erster Linie an! - unbeneidet zu bleiben. Ihren Beitrag leitet die Autorin mit der folgenden Frage ein: "Was würde 'Tigermutter' Amy Chua wohl dazu sagen? Zu Zeitschriften, die ihre Leser dazu aufrufen, Kinder hemmungslos zu verwöhnen, in teure Designerklamotten zu stecken und ihnen zwischendurch einen Wellnesstrip zu gönnen? Chua wäre vermutlich entsetzt, würde sie ein Exemplar von 'Galakids', 'Mama's Life' oder 'mum' in den Händen halten, den neuen Müttermagazinen der deutschen Zeitschriftenlandschaft."

Auf dem entsprechenden Pressemarkt tummeln sich die folgenden Verlage

  • Vikant Publishing, der als kleiner niedersächsischer Verlag im vergangenen Jahr mit Mama's Life - Auflage 180000 - den neuen Zeitschriftentrend zum "Mummy"-Magazin in die Wege leitete;
  • Gruner und Jahr - mit eben Galakids (zum Preis von 3,80 € seit dem 07.04.d.J. dort mit einer Startauflage von 100000 Exemplaren präsent;
  • Die WAZ-Gruppe, die sich seit Oktober 2010 auf dem entsprechenden Markt versucht, und zwar mit dem Magazin mama;
  • Luna Media, aus welchem Haus schon das Familienmagazin luna stammt, in diesem Publikationssektor antretend mit mum.
Galakids ist nach Darstellung der Journalistin "ein hochwertiges Lifestyle-Guide für eine neue Müttergeneration mit Kindern unter 12 Jahren. Zielgruppe ... sind ... nicht ... die stylischen Kinder, sondern die sogenannten Yummie-Mummys: berufstätig, urban, sportlich, lässig und - ganz klar - schick. So perfekt, wie viele Mütter sich gerne sehen würden, obwohl sie meist schon an der Vereinbarkeit von Familien und Beruf scheitern. Eine Yummie-Mummy hat dieses Problem scheinbar nicht, sie hat andere Sorgen: Wie viel Gucci ist gut für mein Baby? Welcher Golfclub passt zu meinem Zehnjährigen? Wo kriege ich die XXL-Hüpfburg für den Kindergeburtstag her?"

Unmittelbar anschließend kommt sie darauf zu sprechen, dass die Vorbilder für das "stylische Leben mit Kids" ausschließlich Promis sind. Auf den 164 Seiten des Heftes könnten Jessica, Alba, Katie Holmes und Jennifer Lopez auf Hochglanzbildern zeigen, "dass zu einer glücklichen Mutter immer auch ein gut angezogenes 'Mini-Me' gehört." Ferner führt sie aus, dass das besagte Magazin inhaltlich klassische Frauenthemen wie Mode, Wellness, Ernährung, Reise und Lifestyle bedient. Wobei sie dessen Charakter folgendermaßen beschreibt: "Ein Heft für attraktive, erfolgreiche, weltgewandte und gut betuchte Mütter, die ihren Lebensstil nicht ändern wollen, nur weil plötzlich Windeln auf der Einkaufsliste stehen."

Das, was für die Leutchen, die solche Artikel schreiben resp. schreiben lassen, ausschließlich ankommt, ist die Einkaufsliste. Auf der, so hoffen sie zumindest, bei der einen oder anderen nicht scharf machenden, sondern scharf gemachten Vertreterin des weiblichen Geschlechts unbedingt ein Superauto wie das nachstehend erscheinende auftauchen sollte. Von Tipps und Ratschlägen zur Kindererziehung lasse die Redaktion der fraglichen Zeitschrift die Finger, führt Sophie Hilgenstock abschließend aus. Was auch nicht weiter verwundern kann, ist dieses blöde Presseorgan doch auch nur wieder dazu da, all die Dinge auszukotzen, die sich in dem hier folgend erscheinenden SPIRIT letter angesprochen finden:
Der Rabe und der Haushahn
Ein Rabe schleppte tausend Dinge,
Geld, Glaskorallen, Perlen, Ringe,
In seinen Winkel, wo er schlief.
Der Haushahn sah dies an, und rief:
»Was tust du, Freund, mit diesen Sachen,
Die dich doch niemals glücklich machen?«
»Ich weiß es selbst nicht«, sprach der Rabe.
»Ich hab es nur, damit ich’s habe.«
unbekannter Dichter, um 1750



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