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| Wirf die Angst weg Wirf die Krücken weg Du kannst alleine gehen Wirf die Zweifel weg Und verlasse dich Auf deine Kräfte Wirf die Ängste weg Der Mut ist stärker Und wirf die Krücken weg Du kannst alleine gehen! Nur das schlechte Gewissen Packe in die Folie des Vergessens! © Waltraud Weiß |
| | | In der heute von dem Pastor Bendorf in der an der Walderseestraße zu Hannover gelegenen Baptistenkirche gehaltenen Predigt kam der Aspekt der Verwandlung durch den Glauben zwar auch zum Tragen - überdeckt wurde er aber dadurch, dass den Heutigen vorrangig der Glaube an den historischen Jesus nahegelegt wurde. In sehr eingängiger und schauspielerisch gestaltender Weise stellte der Pastor zunächst die Situation vor, in der die in der Bibel auftauchende, unter Blutfluss leidende Frau sich befand und aus der sie allein durch ihren Glauben herausfinden sollte, Leben in sich einströmen erfahrend, statt Blut - symbolisch stehend auch für das Leben - und damit eben dieses permanent zu verlieren.
Sich ein wohl aus Israel stammendes großes Tuch umtuend, doubelte der Pastor den durch die Menge der Leute schreitenden Jesus. An den vier Enden dieses Tuches befand sich jeweils eine Quaddel, also ein aus mehreren Fäden gewirktes Anhängsel. Dieses heißt nun im Idiom der Juden im Plural "zitzitzen" - so jedenfalls der Wortklang -, welches Wort sich auch zahlenmäßig darstellen lässt, in dieser Form die 600 wiedergebend. Da die einzelne Quaddel aber mit 5 Knoten versehen ist, zu denen noch 8 Einzelfäden hinzukommen, ergibt sich für das Gesamt die Zahl 613. Diese 613 nun umfasst sämtliche Gebote der Thora, des im Judaismus grundlegenden Glaubenswerks. Wer ein solches Tuch trug, bekundete damit, dass er die Gesamtheit dieser Gebote als für sich verpflichtend einstufte.
Nach der Erläuterung dieser mehr an Äußerlichkeiten orientierten Gegebenheiten kam der Pastor auf das Eigentliche zu sprechen - die Berührung einer dieser Quaddeln durch die blutflüssige Frau. Die, durch ihr Leiden als von der Gemeinschaft Ausgestoßene dastehend, sich unterfing, Jesus nicht nur körperlich zu folgen, sondern ihn auch noch an seinem Kleidungsstück zu berühren. Das hätte sie eigentlich nach der damaligen Auffassung auf gar keinen Fall tun dürfen, dieweil sie von allen als unrein eingestuft wurde und durch einen solchen Akt den Beruhrten eigentlich nur ebenfalls unrein machen konnte. Genau dieses wissend, rang sie sich aber trotzdem dazu durch, mit Jesus einen solchen Kontakt aufzunehmen.
Dieser Jesus nun wandte sich nach der Berührung um und fragte in die Menge hinein, wer von den Anwesenden ihn den touchiert habe. Die Frau, die aus verständlichen Gründen zunächst zögerte, damit herauszurücken, dass sie es gewesen war - vor aller Augen hätte sie ja als Befleckerin dieses durch seine Worten und Taten auffällig gewordenen Mannes dagestanden -, gab in Endeffekt dann doch zu erkennen, dass sie die "Übeltäterin" gewesen war. An diesem Punkt kam der Geistliche darauf zu sprechen, dass sie gespürt habe, wie Lebenskraft von der Gewandung Christi her in sie hineinströmte, und dass im gleichen Atemzug Jesus registriert habe, wie eben diese Kraft von ihm weggeströmt war. Ergo, so der Pastor, sei es wohl ratsam, an die Person Jesu zu glauben. Diese vor allem dem "Völkerapostel" Paulus geschuldete Fixierung auf die in der Historie aufgetretene Person Jesus ist es aber, die nach Auffassung der beiden auch an diesem Gottesdienst teilnehmenden Bibelskeptiker - vgl. dazu den vorstehend gebrachten Post 1808 - dazu führt, dass das Hier und Jetzt, von dem in dem SPIRITletter 1355 die Rede ist, viel zu sehr aus dem Blick gerät. Und die auch dazu führt, dass die in dem SPIRITletter vom 23.d.Mts. angesprochene Angst überhand nimmt, so, dass das Individuum sich permanent gehalten sieht, nach Krücken Ausschau zu halten, auf die es sein Selbstgefühl stützen kann.
Zu einer solchen Krücke ist in den Augen der beiden Bibelskeptiker auch der Glaube an den historischen - nicht: den in jedem auferstandenen und in ihm als lebendig erkennbaren! - Jesus verkommen: Was hilft es mir oder wem auch immer, wenn ich daran glaube - was ja immer ein mit einer gewissen Anstrengung verknüpfter Akt ist, der insbesondere die Ratio fordert und ein tieferes Empfinden im Grunde unmöglich macht -, dass es diese historische Person gegeben hat und dass sie manch wundersames Werk getan hat? Und was hilft es mir, wenn ich meine, mich in Sicherheit wiegen zu können, weil Jesus halt der ganz große Zampano gewesen ist und seine Umwelt durch allerlei Besonderheiten hat beeindrucken können? Die alle darauf hinauslaufen, dass mit ihm eine Position der Stärke assoziiert wird, eine Stärke, die man, erklärt man sich zu seinem Gefolgsmann, nur zu gerne auf sich selbst zu beziehen neigt. Darin liegt für die beiden Bibelskeptiker keine Ermutigung, sondern ein gerüttelt Maß an Entmutigung. Welche wiederum besonders in der katholischen Kirche pausenlos generiert wird.
Inwieweit kann ich aus den weit, weit in der Vergangenheit zurückliegenden Ereignisse Honig ziehen, also Nährstoff für eine Lebenseinstellung, aus der heraus all das, was mich aktuell bedrängt oder immer und immer wieder dieselben Probleme aufwirft, in mir Fragen über Fragen aufkommen lassend, so gut wie gegenstandslos wird? Das, worauf es ankommt, ist doch das gesunde, in dem SPIRITletter 1357 beschriebene Selbstgefühl. Welches total abweicht von dem, welches in unseren Breiten kultiviert und vermarktet zu werden pflegt - das auf Show machende, das übersteigerte, das in Richtung Überheblichkeit zielende. Wie ich einfach nur ICH SELBST SEIN sein kann: das ist das, was von den Kirchenleuten jeglicher Couleur ihrer Gefolgschaft vermittelt werden sollte.
Genau das Gegenteil aber wird mehr oder weniger von den Obrigkeiten in allen Kirchen erzeugt, indem sie auf die Sündigkeit des Menschen verweisen und Angst machen vor einem strafenden Richter. Wozu zu sagen ist, dass sich aus der rechten Wahrnehmung der Transzendenz in der Stille heraus ein gewisser Automatismus ergibt - dahingehend, dass das Individuum aus einem inneren Antrieb heraus dann das Richtige und Erforderliche tut. Ohne dabei krampfhaft darauf achten zu müssen, dass es etwas die 613 Gebote der Thora einhält.
An diesem Punkt sei das in diesem Weblog recht oft zitierte "Hauptgebet" des französischen Geistlichen Abbé Pierre zitiert, der zu der hauptsächlich wohl von Paulus in die Welt gesetzten Story von der Erbsünde konstatiert hat, den Sühnetod Jesu habe es nicht gegeben; sein Auftrag und sein Wille sei es vielmehr gewesen, die Menschen von der sklavischen Bindung an sich selbst zu befreien. Diese Gebet war nur ganz kurz und lautete: "Oh, da DU bist, will auch ich sein!" Damit aber bringt er zum Ausdruck, dass es allein und ausschließlich auf das ankommt, was sich in dem je gegebenen Moment an Möglichkeiten der Veränderung in Richtung eines besser gelingenden Lebens bietet - im Sinne des Wortes Jesu "Ziehet den neuen Menschen an!".
Ohne die Erfahrung einer innigen Verbindung mit der Transzendenz und damit eines so dem Wortsinn von "Religion" als "Rückbindung" gerecht werdenden Erlebens bleibt alles Reden über Jesus hohles Getön. Und werden auch alle Versuche fruchtlos bleiben, die darauf abstellen, durch nach außen hin entfaltete Aktivitäten mehr Leben in die Bude reinzubekommen. Das hohle Getön hat zwar die Jahrhunderte durchklungen, aber kaum je die Menschen in nennenswertem Maße dazu bringen können, mehr Sorge zu tragen für die Bedürfnisse ihrer Mitmenschen und für eine angemessene Nutzung der natürlichen Umwelt.
Mit anderen Worten: Die Kirchen, so wie sie strukturiert sind, und so, wie sie den Menschen Vorgaben machen, mit denen die allerwenigsten klarkommen, sind grandios gescheitert. Sollten sie nicht dazu finden, den Menschen spirituelle Angebote zu machen, die es den jeweiligen Zeitgenossen erlauben, in ihrem Alltag das Beglückende des transzendentalen Bezuges zu erleben - wie es beispielhaft der indische Weise Maharishi Mahesh Yogi vermocht hat -, sind sie ein Auslaufmodell. Da beißt keine Maus den Faden ab. Auch wenn die Kirchenobrigkeit zwecks Selbstberuhigung und Aufrechterhaltung ihres Einflusses tönt, Jesus habe ja schließlich davon gesprochen, dass die Pforten der Hölle diese Einrichtung nicht überwinden würden. Allüberall werden die Tore der Kirchengebäude geschlossen werden, weil niemand mehr sich den Sermon anhören möchte, der in ihnen abgesetzt wird.
Dass der Kapitalismus, der rücksichtslos alles niedermacht, was der Mehrung des eigenen Wohlstands im Wege steht, allüberall eine so dominierende Stellung einnehmen und triumphieren kann, dies ist doch nicht zuletzt auch dem Versagen der Kirchen in puncto Wahrung der Menschenwürde zuzurechnen - man denke in diesem Zusammenhang doch nur an den Namen Calvin. Wenn heute ein Papst auf der Bildfläche erschienen ist, der seine Mannen noch in Exorzismus unterweist, dann liegt es zumindest für den Blogger auf der Hand, dass in der katholischen Kirche irgendwo und irgendwie immer noch das Mittelalter präsent ist, ein historischer Zeitraum, der ja nur so strotzt vor Irrungen und Wirrungen der Kirchenobrigkeiten.
Keine Irrung und Wirrung war in der Predigt es Pastors mit dem von ihm sehr in den Vordergrund gerückten Aspekt der permanenten Anbetung verbunden. Die einfach dadurch erfolgt, dass der Mensch in den Stand gelangt, in den ihn umgebenden Verhältnissen und Mitmenschen immer das Wesentliche, den Kern dessen zu erkennen, was aktuell anliegt, woran sich dann Formen der Reaktion anschließen, die dem jeweils Erforderlichen gerecht werden, also der Situation adäquat sind. Deutlich machte er dies am Beispiel eines Bankangestellten, der vor sich einen Kreditantrag von Bauwilligen liegen hat: Indem der "das Herz" der Angelegenheit erfasse, nämlich, dass da eine Familie ist, die unbedingt Wohnraum für sich braucht und die ihre ganze Hoffnung darauf setzt, dass der Antrag bewilligt wird - was dann durch ihn auch erfolgt: dann geschehe Anbetung dadurch, dass er "sein Herz" mit dem "Herz der Situation" in Übereinklang bringt. Woraus immer nur Gutes fließen könne.
Abschließend sei hier festgestellt, dass es zwar eine riesige Anzahl von Vertretern der Gattung homo sapiens gegeben hat und weiterhin gibt, die mein(t)en, sie täten etwas Gutes, indem sie das Banner der von den Kirchen verbreiteten christlichen Lehre hochhielten - kaum je aber Menschen wie Martin Luther King oder Dietrich Bonhoeffer. Die aus einer tiefer religiösen Bindung und der aus ihr resultierenden Sicherheit heraus den Blick für die Bedürfnisse der Menschen in ihrer Umwelt sich zu bewahren imstande waren. Weil sie halt Christen waren, die über den Tellerrand der Bibel hinauszublicken vermochten und nicht einer Buchstabengläubigkeit verfallen waren. Und weil sie es gewiss erleben durften, wie nach der rechten Zuwendung zur Transzendenz hin ein Segensstrom zu fließen begann, dessen Kraft sie packen und durchglühen sollte.
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