Sonntag, 3. Juli 2011

1225 Rückgrat kann man nicht genug haben: Überlegungen zu den irren Verbiegungen, die dem Zeitgenossen gerade auch hierzulande zugemutet werden.


morequalitiesinlife




Erfüllt von Lebensfreude
Erfüllt von Lebensfreude
herzhaftes Lachen
wo ich sein kann
ohne all die
Ansprüche und Erwartungen
denen ich zu sehr
meine Lebendigkeit opfere
erfüllt vom Mut
Dir mein Leben anzuvertrauen
weil ich dadurch nicht
eingeengt und fremdbestimmt werde
wie so oft befürchtet
sondern erlöst
von Leistungsdruck
und befreit zum
lachenden Gang

© Pierre Stutz
In: Pierre Stutz. Was die Stille erzählt. Tagebuchmeditationen. Kösel-Verlag, München 2007.






05. Juli 2011


Wie immer sei auch hier einfach so aus der hohlen Hand - nicht so sehr aus dem hohlen Kopf - heraus mit der Schreiberei begonnen. Aus der Zuversicht heraus, dass sich Dinge wie gewohnt schon entwickeln lassen werden und sich das Material auffinden lassen wird, das geeignet ist, als Aufhänger für diverse, mehr oder weniger deftige Statements zu dienen oder aber als Orientierungspunkt in einer gezielt und zunehmend unübersichtlich gemachten Welt. Welche Erwartung sich beispielsweise in dem hier nachträglich eingebrachten Spiritletter vom 5. d.Mts. bestätigt findet. Aus einer solchen Einstellung heraus fällt es relativ leicht, irgendwo anzusetzen und alles Weitere dem Fluss der Entwicklung zu überlassen. Ansatzpunkt hier: Das Rückgrat, welches in dem soeben anhand der Statistikliste der ganz aktuellen Seitenaufrufe in dem Abschlusskasten des recht lange zurückliegenden Eintrags 312 erscheint.
Posts

Wer den von dem Journalisten Kristian Teetz für die HAZ verfassten Text durchliest, der stößt auf folgende Aussage über den Arschficker Helmut Becker, Schulleiter der Odenwaldschule und Lebensgefährte des "heimlichen deutschen Bildungsministers" Hartmut von Hentig: "In seinen Reden, so beschreibt es Füller [Autor eines der Bücher über das unselige Geschehen an dieser Schule], hielt er die Unantastbarkeit des Kindes hoch, während er nachts 'seine' Internatskinder befummelte und missbrauchte."

Dass ausgerechnet der, der einem zu Studienzeiten als Pädagogik-Papst begegnet ist, diesem schrägen Typen die Stange gehalten hat - gemeint ist hier natürlich nicht die, die er beim "einvernehmlichen Sex" mit ihm wohl zu halten pflegte -, wirft ein höchst bezeichnendes Licht auf die Qualität aller von ihm zum Thema Jugenderziehung getroffenen Aussagen. Jedenfalls aus dem Blickwinkel des Bloggers heraus. Der sich Gott sei Dank sein Rückgrat nicht so hat verbiegen lassen müssen, wie es an dem bezeichneten Internat Usus war.

Da tritt sie doch in aller Deutlichkeit und eigentlich unübersehbar hervor: Die in unserer höchst eigenartigen Verfassungswirklichkeit ubiquitär, also allüberall registrierbare Falschheit und Verlogenheit, mit der auf der einen Seite höchste Ideale und humanste Einstellungen beschworen werden, und auf der anderen Seite in der gelebten Praxis das genaue Gegenteil von dem steht, was verbal möglichst lauthals in die Welt hinausposaunt wird. Da aus einer solchen Attitüde gerade auch faschistoide Züge abzulesen sind, wurde dem hier vorstehend gebrachten Text ein brauner Rahmen verpasst.

In einer braun gefärbten Umwelt ist es während der noch nicht allzuweit zurückliegenden Phase schlimmster Vergehen gegen das Prinzip der Menschlichkeit vor allem darum gegangen, Menschen das Rückgrat zu brechen. Diesem Streben haben sich die allermeisten der auf diesem Staatsgebiet Versammelten gebeugt und geschehen lassen, was sie entweder nicht ändern zu können oder sogar nach Kräften mitbetreiben zu sollen vermeinten.

An der vorstehend erscheinenden Bildungsanstalt ging es im Grunde im gleichen Stile weiter, auch wenn, wieder höchst bezeichnend, diese als "demokratische Musteranstalt" in Erscheinung trat resp. so eingeschätzt wurde. Da gab es nämlich das "Familienoberhaupt" - also eine mit Autorität behaftete Instanz -, welchem die Zöglinge sich auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sahen, mit sich und an sich all das geschehen lassend, was Gott sei Dank denn doch einmal ans Tageslicht gedrungen ist.

In den Augen des Bloggers hat das Belügen der Öffentlichkeit nach wie vor Konjunktur. Wie er an mittlerweile zig Stellen in seinem eLogbuch hat belegen können - zuletzt noch gerade erst soeben in dem folgenden Eintrag:

Samstag, 2. Juli 2011


1224 "Twitttern für das Bildungspaket". Oder: Wie versucht wird, der Bevölkerung denn doch noch ein Mogelpaket unterzuschieben.

In diesem Post geht es am das Bemühen von Regierungsseite, einer von ihr angekurbelten Aktion in Sachen Bildung trotz ihrer nur allzu offensichtlichen Unzulänglichkeiten und gegen die vor allem deshalb sich rührenden Widerstände in der Bevölkerung doch noch zum Erfolg zu verhelfen. Dieses Bemühen wird hier in dem Comic von der Farbe begleitet, die als typisch für ein aussichtsloses Unterfangen gilt.

In dem entsprechenden Bemühen kommt, etwas genauer besehen, eigentlich auch nur wieder mangelndes Rückgrat zum Ausdruck. Denn: Stocksteif bei einer Sache, bei einem Konzept zu verbleiben, mag zwar auf den ersten Blick so gesehen werden, dass da jemand Rückgrat beweist - bei genauerem Hinschauen ist dann aber zu erkennen, dass der/die Betreffende nicht über das eigentlich viel wichtigere Rückgrat verfügt, auch einmal Fehler oder auch nur Fehleinschätzungen einzugestehen, somit als glaubwürdig und souverän in Erscheinung tretend.

Um beim Thema Bildung zu bleiben: In dem Eintrag
312 geht es um einen speziellen Teilbereich dieser ausschließlich dem Menschen vorbehaltenen, letztlich auf ein höheres Bewusstsein abzielenden Umgehensweise mit den geistigen Gütern der Gattung Homo sapiens - festgehalten in folgender Textpassage: "Hier also soll es in erster Linie darum gehen, was der Musikunterricht zu einer allgemeinen Lebenskultur beitragen könnte - wenn man ihn denn ließe. Mit anderen Worten: um das Erziehungspotential, welches ihm eignet, aber in einer als sträflich zu bezeichnenden Manier einfach außer Acht gelassen und leichthin drangegeben wird.

In dem zugehörigen Artikel - überschrieben mit "Die taube Nation" und versehen mit dem Subtitel "In Deutschland fällt kein Unterrichtsfach so oft aus wie die Musik. Dabei könnte eine gute musikalische Erziehung helfen, etliche andere Probleme zu lösen" -, stellt der Autor Axel Brüggemann einleitend die dritte Klasse an der Evangelischen Schule in Berlin-Steglitz vor. In der die Schülerinnen und Schüler eine Wagner-Bühne errichtet haben und sich um alles kümmern, was ihrer Aufführung von "Der fliegende Holländer" zum Erfolg verhelfen kann. Die von ihm besuchte Unterrichtsveranstaltung kommentiert er so: "Die Unterrichtsstunde zeigt, dass Musik kein Orchideenfach sein muss. Es geht um Literatur, um Werkanalyse, um handwerkliche und ethische Fragen - und um Diskussionskultur. Die Musik ist lediglich der Anlass für die Drittklässler, miteinander zu streiten."


Apropos Rückgrat - angesprochen in dem ersten Absatz: Die Leserin des Blogs, die sich heute am Telefon vermeldete, brachte in dem über ihn geführten Gespräch zum Ausdruck, dass sie sich durch die Lektüre der jetzt regelmäßig von ihr durchforsteten Einträge a) angeregt sehe, ganz, ganz viele Dinge einfach kritischer zu betrachten, b) auch mehr Eigenständigkeit in politischer Hinsicht erlangt habe, c) zu der Auffassung gelangt sei, dass der Blog morequalitiesinlife, in der Moderne verankert, insbesondere bei Jugendlichen wohl recht gut verfangen werde, und schlussendlich d) so interessiert an ihm sei, dass sie jetzt, bis dato noch recht unbeholfen bei dem Umgang mit dem Computer, ihn gleich zu Tagesbeginn hochfahre, um am Ball zu bleiben. Da diese Gesprächspartnerin über längere Zeit hinweg im Hause des Bloggers als Kindermädchen agiert hat und dank eines ihr von seiner Holden ausgestellten allerbesten Zeugnisses auch beruflich in dieser Richtung tätig werden konnte, dürfte sie für die entsprechende Einschätzung eine hinreichende Basis haben.

Der Blogger konnte ihr auf ihre Auslassungen hin nur erwidern, dass er sein Aktivwerden im publizistischen Milieu vor allem als Graswurzelarbeit verstehe. Mit welcher er genau das verfolge, was sie als eigene Reaktion auf ihn in dem Gespräch habe erkennbar werden lassen. Hier noch - s.o. ad c) - zu dem Punkt Moderne die folgende Ergänzung: Hier sah sich der Blogger erinnert an einen Spruch eines seiner Söhne, der, auch als Deutschlehrer fungierend, den Stil seines Vaters mit den Worten kommentiert hatte "Du schreibst ja so modern". Dass der auch im Übrigen sich auf die Moderne einzustellen weiß, mag aus den soeben erst von ihm bei Twitter eingestellten Einträgen abgelesen werden:

Klaus Bickmann


MEEDIA

Mario Sixtus

Klaus Bickmann

Die von der erwähnten Gesprächspartnerin in die Überlegungen eingebrachte Kritikfähigkeit ist es aber, die wie kaum etwas anderes benötigt wird, um die in der Welt im Gang befindlichen Prozesse und die zu ihnen abgegebenen Statements adäquat wahrnehmen, sprich, ihren Wesensgehalt einigermaßen treffend beurteilen zu können. Lassen sich die Menschen davon abbringen - und sie sollen etwa durch den Affenzirkus, der um den Fußball herum inszeniert zu werden pflegt, davon abbringen lassen -, die Dinge auf ihren wirklichen Wesensgehalt hin zu sichten, dann, ja dann können die Matadoren, die das Geschehen bestimmen, so frei schalten und walten, wie es ihnen in den Sinn kommt und ihnen den größten Profit bringt. Profit dabei nicht nur rein materiell verstanden.

Bestimmt haben diese Matadoren auch das Geschehen im Dritten Reich - beispielsweise indem sie die Kampagne "Hitler über Deutschland" finanziert haben, ihn so auf den Schild hievend und damit erreichend, dass sie mit ihren Interessen durchdringen konnten. Etwa auch bezüglich des Eigentums der Juden, das sie bis dahin nur neidvoll hatten wahrnehmen müssen, im Weiteren aber verfügen konnten.

Dass heute an die Stelle der Kommandowirtschaft, in der diese unerwünschte Konkurrenz halt in die Arbeits- und Vernichtungslager abkommandiert werden konnte, heute eine notgedrungen ziviler sich darstellende Form der Fremdbestimmung getreten ist, ändert zumindest in den Augen des Bloggers im Kern wenig an deren destruktivem Potential: Nach wie vor verstehen die eigentlichen Herren im Land sich bestens darauf, ihre Beziehungen zu den ja schließlich via demokratisches Procedere auf die Bühne des Geschehens gelangten Akteure so spielen zu lassen, dass sie sich permanent die Hände reiben können. Weil die braven Bundesbürger auf das Gesülze hereinzufallen neigen, welches sich diese "Akteure" von ihren Souffleuren vorsagen lassen.

Nicht von ungefähr hat doch selbst ein Herr Wulff, der immerhin Bundespräsident ist, dieser Tage Beschwerde darüber geführt, dass es immer mehr Vorentscheidungen in kleinen Circeln gebe, durch die sich das Parlament übergangen sehen müsste. Die Losungen, die, so in den Hinterzimmern der Macht, laufend ausgegeben werden, um die Bürger entweder zu sedieren, also ruhigzustellen - oder aber auch, um sie hinters Licht zu führen -, können den, der mit zumindest etwas Gespür dafür ausgestattet ist, was als letztlich nur dem Großkapital verpflichtete amtliche Verlautbarung daherkommt, diese Losungen also können bei so Konditionierten einfach nicht verfangen. Und sie nur rebellisch machen. So wie unsereiner.

Halt auch nicht die Losung "Jetzt 6 Wochen lesen und mitfiebern". "Immer am Ball" bleiben dabei nämlich nur diejenigen, die an der Börse dafür sorgen, dass sich an der Börse nichts tut, was ihre Rendite beeinträchtigt. Oder welches Feld der Profitmaximierung sie sich auch immer ausgesucht haben mögen. "Immer gut informiert!": das darf der Bundesbürger schon sein - aber vorzugsweise nur über das Geschehen in den Fußballstadien des Landes. Dass dem Geschehen um das runde Leder in den Medien soviel Raum gewidmet wird, ist in den Augen des Bloggers ein ganz klares Indiz dafür, dass auf eine ganz perfide Weise Desinformation betrieben werden soll.








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