Samstag, 16. Juli 2011

1250 Die Haute Volaute, besser bekannt vielleicht als "Jet-Set", gefällt sich darin, ihren Sprösslingen ganz ausgefallene Namen zu verpassen.




"Ein Kapitel für sich" ist hier die Namensfindung in der Form, in der sie von den Stars und Sternchen unter unseren völlig orientierungslos herumlaufenden und agierenden Zeitgenossen praktiziert wird. Dargestellt wird die in dem Eintragstitel angesprochene absonderliche Neigung von dem HAZ-Journalisten Imre Grimm, und zwar in der Ausgabe 161/11. Unter dem Titel "... und schöne Grüße von Fifi Trixibill" findet sich dazu eine Liste, die sich liest wie folgt - in der Reihenfolge, wie sie in der Zeitung festgehalten worden ist, teilweise ergänzt um Auszüge aus dem jeweils zugehörigen Journalisten-Kommentar:

  • Ehepaar Beckham: Tochter Harper Seven. "Soviel steht fest: Ihr ganzes Leben lang wird Harper Seven Beckham, geboren am Sonntag in Los Angeles, sich fragen, ob das wirklich sein musste. Ob ihre Eltern, die selbst ganz normale Namen tragen wie 'Victoria' und 'David', wirklich diesen Fremdkörper von einem Namen wählen mussten. 'Seven' bezieht sich auf ihr Geburtsgewicht, soll ein Freund der Familie erklärt haben. Sieben Pfund. Wächst der Name mit? ... Doch die Beckhams - deren drei Söhne Brooklyn Joseph ..., Romeo James ... und Cruz David ... heißen - führen nur eine alte Tradition fort."
  • INXS-Sänger Michael Hutchence (muss man den kennen?): Heavenly Hiraani Tiger Lily.
  • Glamourmodel Katie Price: Princess Tiaamil.
  • Kim Basinger & Alec Baldwins: Tochter Ireland.
  • Schauspieler Jason Lee: Sohn Pilot Inspektor Riesgraf Lee.
  • Bob Geldof: Drei Töchter mit den Namen Fifi Trixibell, Little Pixie, Peaches Honeyblossom. " 'Ich heiße wie eine Frucht', klagte Peaches (Pfirsiche) einst. 'Das macht doch keinen Sinn'."
  • Starkoch Jamie Oliver und seine Frau Juliette: Poppy Honey Rose (Mohnblume Honig Rose), Daisy Boo Pamela (Gänseblümchen Boo Pamela), Petal Blossom Rainbow (Blütenblatt, Blüte, Regenbogen), Buddy Bear Maurice (Kumpel Bär Maurice). "Geht's noch schlimmer? Aber ja."
  • Frank Zappa: Tochter Moon Unit (Mondeinheit); drei weitere Kinder mit den Namen - ihr Geschlecht lässt sich darin nicht immer ausmachen - Dweezil, Ahmed Emuukha Rodan, Diva Muffin. Frank Zappas Tochter Moon Unit hat übrigens die in ihrem Elternhaus bestehende seltsame Namensgebungs-Tradition so fortgesetzt: Ihre Tochter hat sie nämlich Mathilda Plum genannt. Wobei der erste Namensteil ja noch normal ist.
  • Woody Allen - die Geschlechter seiner Kinder tauschend: Dylan für die Tochter, und Satchel (weiblich klingend und "Schulranzen" bedeutend) für den Sohn.
  • Schauspielerin Shannyn Sossamon: Audio Science (Geschlecht nicht definiert).
  • Gwyneth Paltrow und Coldplay-Frontman Chris Martin: Tochter Apple Blythe Allison.
  • US-Komiker Penn Jillette: MoxieCrimefighter - Geschlecht undefinierbar.
  • Sylvester Stallone: Drei Töchter mit den Namen Sophia Rose, Sistine Rose und Scarlet Rose. "Geht doch."
  • "Noch einfacher machte sich's Exboxer George Foreman: Seine fünf Söhne heißen alle George - George jr., George III, George IV, George V und George VI".
  • Angelina Jolie & Brad Pitt: Maddox Chivan, Pax Thien, Zahara Marley, Shilou Nouvel, Knox Léon, Vivienne Marcheline - wobei das Geschlecht des Kindes sich eigentlich nur aus dem von Grimm zuletzt aufgeführten Vornamen entnehmen lässt.
  • U2-Sänger Bono: Sohn Elijah Bob Patricius Guggi Q.
  • Uwe Ochsenknecht: Söhne Jimi Blue und Wilson Gonzalez.
  • Boris Becker hat sein 4. Kind Amadeus Benedict Edley Luís benannt.
  • Verona und Franjo Pooth: Söhne San Diego und Rocco Ernesto.
  • Heidi Klum und Seals: Sohn Henry Günther Ademola Dashtu Samuel ("ein Kleinod von einem multikulturellem Vornamen").
Da ist es doch tröstlich, zu hören resp. zu lesen, dass als schlechte Scherze daherkommende oder an Filme und Fernsehsendungen erinnernde Namen wie "Rainer Zufall" oder "Claire Grube" und "Godzilla" von den deutschen Standesbeamten nicht akzeptiert werden. Dass "Pumuckl" und "Scarlett Dimpflmoser" dagegen schon wieder zulässig sein sollen, gibt einem denn aber doch schon wieder zu denken.

Auf der Seite "Welt im Spiegel" hält der Journalist Imre Grimm der Welt einen Spiegel vor, in dem der Starkult in seiner ganzen Fragwürdigkeit erscheint. Dazu einige diese decouvrierende Statements des Autors:

  • "Selten fühlt sich die Prominenz aus Film und Fernsehen so herausgefordert wie bei der Benennung ihres Nachwuchses. Das Bemühen und Originalität treibt seltsame Blüten."
  • "Die Liste der Absonderlichkeiten ist endlos".
  • "Es ist kein neues Phänomen, dass Eltern ihr Baby für ein exklusives, unvergleichliches Wesen halten. Vor allem prominente Mütter und Väter aber sind bemüht, ihren Nachwuchs auch glamourös zu benennen. Von Geburt an werden die wehrlosen Geschöpfe als Marken aufgebaut, als PR-Accessoires eines durchkommerzialisierten Lebens, die den Glamourfaktor ihrer Eltern erhöhen sollen. Ihre Babyfotos haben Millionen eingebracht - da kann man sie noch nicht einfach Jane nennen".
  • "Auch in Deutschland müht sich die Prominenz um Kreativität".
Wenn nachfolgend das Fotomotiv "Die gr0ße Freiheit" erscheint, dann möchte dieses hier mit seinen ironisierenden Untertönen verstanden werden.

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