Mittwoch, 27. Juli 2011

1269 "Keine Ahnung, aber davon viel: Die peinlichsten Prognosen der Welt". Z.B. die einer Plattenfirma in Sachen Beatles: "Gitarrenbands sind out".

In der heutigen Ausgabe der HAZ nimmt der Journalist Imre Grimm in seinem zu der Frage der Voraussagbarkeit von Zukunft und den dabei immer wieder begegnenden Fehleinschätzungen verfassten Beitrag einleitend u.a. den folgenden Liedrefrain auf: "Que sera, sera." Um daran diese Fragen anzuknüpfen: "Tatsächlich? Ist das so? Könnte es nicht sein, dass in drei oder vier Jahrzehnten ein milde tadelnder Zeitungsartikel erscheint, in dem es heißt: 'Damals, 2011, dachten die Menschen tatsächlich noch, man werde die Zukunft niemals vorhersagen können. In einem Zeitungsartikel vom 27. Juli heißt es ...'...'Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen', hat Mark Twain einmal gesagt (oder Karl Valentin oder Winston Churchill, die Fachwelt ist sich da nicht einig). Auf jeden Fall von Churchill stammend der folgende Ausspruch: " 'Der sicherste Zeitpunkt für eine Prognose ist kurz nach dem Ereignis'."

Damit kommt Grimm dann auf das von dem Autoren Jürgen Brater vorgelegte Buch zu sprechen, das er so benannt hat, wie der hier gewählte Eintragstitel es anzeigt. In ihm hat er nach Darstellung Grimms hunderte von historischen Irrtümern zusammengetragen, die, beruhend in aller Regel auf einem apodiktischem Selbstbewusstsein, den Zeitgenossen kundtun wollten, was sie von der Zukunft zu erwarten hätten. "Stilles Motto seines feinen Buches" sei: "Die Zukunft ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Als Beispiele für derartige Fehleinschätzungen führt er auf - hier überwiegend in der von dem Journalisten aufgeführten Reihenfolge genannt:

  • Im Jahre 1179 habe der Erzbischof von Toledo von sich gegeben: " 'In sieben Jahren wird die Welt mit verheerenden Erdbeben und Stürmen untergehen'."
  • Im Jahre 1962 habe Dick Rowe, "bedauernswerter Chefanalyst der Plattenfirma Decca" den "Jackpot seines Lebens" im Büro sitzen gehabt - und versagt. Indem er nämlich gegenüber den Beatles, die daraufhin zu Parlophone sollten, äußerte: " 'Uns gefällt ihr Sound nicht ..., und Gitarrenmusik ist ohnehin nicht gefragt."
  • Im Jahr "1806 urteilte die Russische Akademie der Wissenschaften: 'Erdöl ist eine nutzlose Absonderung der Erde, die stinkt und in keiner Weise verwendet werden kann'."
  • Im Jahr 1901 unterlag Gottlieb Daimler einem nach Grimm putzigen Denkfehler. Er befand nämlich: " 'Die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen wird eine Million nicht überschreiten - allein schon aus Mangel an Chauffeuren'."
  • Genau dieselbe Einschätzung vertrat Kaiser Wilhelm II., der 1906 konstatierte: " 'Das Pferd wird es immer geben,.... das Automobil ist nur eine vorübergehende Erscheinung.
  • Im Jahr 1946 habe der Kinofilmproduzent Darryl F. Zanuck etwas über die zu erwartende Rolle des Fernsehens ausgesagt, das eigentlich nur das bei ihm vorhandene ökonomische Wunschdenken verriete: " 'Der Fernseher wird sich nicht durchsetzen. Die Menschen werden sehr bald müde sein, jeden Abend auf eine Sperrholzkiste zu starren'."
  • Im Jahr 184 meinte Lord Byron: " 'Shakespeares Stern wird über kurz oder lang verlöschen'."
  • Im Jahr 1943 befand der amerikanische Verleger A.A. Knopf: " 'Tiergeschichten lassen sich in den USA unmöglich verkaufen'. Die fragliche 'Tiergeschichte' war George Orwells späterer Welterfolg 'Farm der Tiere.'"
  • Im Jahr 1955 schrieb das US-Magazin "Variety" über das Phänomen Rock 'n' Roll: " 'Im Juni wird es verschwunden sein'."
  • Im Jahr 1877 watschte "der russische 'Odessa Kurier' ... Leo Tolstois Romanepos 'Anna Karenina' ... mit den Worten ab: 'sentimentaler Quatsch'."
"Junge Klassiker der Fehleinschätzung" in neuerer Zeit lieferten
  • Franz Beckenbauer im Wendejahr 1990 im deutschen "Fußball-Taumel": " 'Diese Mannschaft wird auf Jahre hinaus nicht zu schlagen sein'."
  • Steve Jobs, der Apple-Boss, "dessen Visionen heute mit 'quasireligiöser Inbrunst verehrt werden', mit seinem berühmten 1985 geprägten Satz über den Laptop: " 'Für den Durchschnittsnutzer sind diese Geräte unnütz'."
  • " 'Mission accomplished', tönte die Militärmacht USA am 1. Mai 2003 in Anwesenheit von US-Präsident George Bush. Zynismus oder Blindheit?"

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