Sonntag, 14. März 2010

638 Promotion als gesellschaftlich anerkannte Form der Lügenverbreitung.

Wer auch immer seine Produkte promoten will - wie in diesen Beispielen die Verpackungs- und die Pharmaindustrie: stets wird ein Vokabular verwendet, welches dem eigenen Erzeugnis einen ganz besonderen Glanz verleihen und in der Wahrnehmung von Lesern und Hörern einen Platz sichern soll, von dem aus der Zugriff fast zwangsläufig erfolgt: so jedenfalls die Wunschvorstellung der Werbetreibenden.

Ganz selbstverständlich ist dabei, dass etwas "cool" oder "sexy" ist und ein "schickes Design" aufweist. Wenn dann noch - wie in dem laufenden Text unter der Überschrift "Eine wie keine" - ausgemalt wird, wie sich der Imagewandel "vom vermeintlichen Symbol der Wegwerfgesellschaft zum ökologische korrekten Lifestyle-Produkt" vollzogen hat: dann müssen die Verbraucher doch nun wirklich zugreifen!

Unter der Zwischenüberschrift "Design oder nicht sein - das ist die Frage" wird dargestellt, wie Ball Packing Europe - ein Verpackungshersteller - durch innovative Bedruckungsverfahren dem Trend zur Individualisierung entgegenkommt und selbst bei kleinsten Stückzahlen individuelle Dekore möglich macht. In diesem Zusammenhang auch nicht vergessen: der Deckel. Welcher voll bedruckbar ist und "weitere Gestaltungsmöglichkeiten für das Marketing" eröffnet.

Ohne mich noch weiter in den Text zu vertiefen, möchte ich schon an dieser Stelle behaupten, dass die mit der Bauxitgewinnung und Aluminiumerzeugung verbundenen Umweltprobleme so groß sind, dass sie nicht einfach mit dem plumpen Argument der individuellen Bedruckbarkeit des Erzeugnisses überspielt werden dürften. Für mich steckt auch in diesen Werbeaussagen eine ganz gehörige Portion Unwahrheit, weil die real mit der Fertigung und der Verwendung verquickten Probleme so nicht aus der Welt zu schaffen sind.

Gleiches gilt für die Pharmaindustrie. Die sich als Topbranche darzustellen beliebt, weil, will man am Markt ankommen, alles ja einfach top sein muss. Da wird dann schlankweg behauptet, die Hauptstadt erhalte ihre besondere Attraktion dadurch, dass sie auch "Pharmahauptstadt" sein wolle. Da kann ich mir gut vorstellen, wie die Pharmareferenten, diese elenden Praxistürdrücker und Arztbequatscher in Scharen nach Berlin ziehen, um dort und von dort aus ihre für BASF & Co. so einträglichen Streifzüge zu unternehmen.

Und das schönfärberische "Health Care Industry"! Als ob die Pharmaproduzenten und ihre Lobby sich die Gesundheit der Zeitgenossen auch nur etwas mehr als einen Fingernageldreck angelegen sein ließen! Worum es den Leutchen doch in allererster Linie geht, das sind die Profite, die sich - staatlicherseits mehr oder weniger mitgefördert - auf dem fraglichen Terrain erzielen lassen, sind die Riesenverdienstspannen, die sich gerade auf dem Pillenmarkt realisieren lassen. Auch hier also eine immanente oder implizite Lüge.

Man mag hinschauen, wohin man will: überall werden bei dem Promotionansatz Argumente ins Feld geführt, die daraufhin angelegt sind, von real existierenden oder aber als höchstwahrscheinlich anzunehmenden Negativauswirkungen von Maßnahmen oder Produkten abzulenken und das Publikum für sie einzunehmen. Dass sich, wie beispielsweise an der maroden Verfüllgrube Asse zu ersehen, diese Ablenkungsmanöver sich als ganz perfide durchdacht, dann aber doch im Nachhinein in aller Regel als extrem störend und nachweislich irreführend erweisen: das kümmert die, die die Promotion betrieben haben resp. weiter betreiben, einen feuchten Dreck. Ihre Wunschvorstellung dabei immer: den Zeitgenossen so ins Gemächte greifen zu können, wie unten die Liegende es tut: so, dass sie der Verlockung nicht mehr zu widerstehen in der Lage sind. Der Typ über dem Mann mit dem mächtigen Gemächte übrigens ein Pharmareferent, der ihm gerade eine Packung Viagra zugeschoben hat. Weil das Fummeln am Sack denn doch nicht - man sieht es an der offensichtlichen Ratlosigkeit des Gemächteträgers - zu dem gewünschten Effekt geführt hat.

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