Sonntag, 29. November 2009

476 "Leben an der Zeitenwende"/11: Das Sein in der Fülle - materiell oder spirituell verstanden. Oder: Der Weg zu einem Neuverständnis des Evangeliums


Containerhafen wie der in Hamburg füllen sich im Moment auch mit allem nur denkbaren Weihnachtsschrott an. Der dann an den Mann/die Frau gebracht wird, indem etwa ein "Goldener Weihnachts-Euro" verheißen wird. Bei dem Schrott dabei ohne Zweifel auch irgendein blödes Plastikspielzeug, gefertigt in China. Und noch so mancherlei anderes unsägliche Zeugs. Meine These hier: Weil die Kirchen nichts anzubieten haben, was in der Lage wäre, die Individuen aufzubauen und moralisch zu festigen, verfallen die auf alle nur denkbaren Marotten, sich die Gegenwart zu verschönern. Wellness, Shopping und auch etwa die Fußballbegeisterung müssen herhalten, um einen Ersatz für das zu liefern, wonach es die Menschen im Grunde ihres Herzens verlangt: das Erleben der Fülle. Und dies ist möglich, wenn man an das ICH BIN mit dem Heiligen Abbé Pierre in aller Stille den Gedanken richtet, den er als sein "Hauptgebet" bezeichnete: "Oh, da DU BIST, will auch ICH SEIN."

Wie dem Stahlball-Mann von Gormley - einer zwei Meter hohen Figur - werden unsereiner permanent von den Tonangebenden in dieser Gesellschaft Bälle zugeworfen, die aufzuschnappen und zu verinnerlichen sind, so, dass man quasi nur noch mit deren Denke ausgestattet durchs Leben gehen kann - resp. so unbeweglich ist, wie eben jener Ballmann. Egal, wo diese Meinungsmacher sitzen: ihnen geht es allein und ausschließlich darum, sich und den Gleichgesinnten Spielräume zu verschaffen, in denen sie unbeeinträchtigt ihren Vorlieben frönen können. Und die sind in aller Regel wenig gemeinschaftsförderlich. Dem Normalo bleibt in dieser Situation eigentlich nur, a) entweder aus dem von den Machern in Gang gesetzten Mainstream auszuscheren, oder b) sich aus Angst und wegen seiner eigenen Verletzlichkeit so etwas wie eine innere Ritterrüstung zuzulegen. Dass die Menschlichkeit so auf der Strecke bleiben muss, müsste nicht allzuschwer nachzuvollziehen sein.


Da belieben also die Herrschaften, sich vor irgendwelchen Laufstegen zu versammeln, auf denen ein irres Outfit präsentiert wird - sich dabei darüber den Kopf zerbrechend, wieviel sie denn in ein modisches Highlight investieren sollten. Wer etwas in diesem Blog herumstöbert, wird fündig gerade auch in Hinsicht auf all das Schräge, das den Zeitgenossen durch irgendwelche hochgejubelten Designer zugemutet wird.



Diesen Herrschaften zuzuarbeiten besonders bemüht ist etwa BILD, dessen Macher sich nicht entblöden, in einem Presseorgan wie der FAS, welches sich durch ein größeres Maß an Seriosität auszeichnet -, übrigens jetzt schon mehrfach von einem maßgeblichen Gremium in den USA zu der Welt schönsten Zeitung gekürt - dort also ein Anzeigenmotiv zu schalten, dessen Fragwüdigkeit angesichts der bis dato wahrgenommenen Inhalte zumindest mir regelrecht ins Auge springt. Auch wenn der Chefredakteur von Bild, Kai Diekmann, in der heutigen Ausgaben der FAS unter dem Titel "Der Glückliche" über die Maßen gut wegkommt - wegen seines erfolgreichen Anschreibens gegen die Allüren der taz-Macher: In meinen Augen ist es trotzdem geradezu lachhaft, wie die Macher von BILD sich ins Zeug legen, um sich als seriös darzustellen. Was ihnen aber nicht so recht gelingen will. Weil einen so gut wie aus jeder Ausgabe anbrüllt, wie wenig der, der "als Vater von vier Kindern ein Blatt macht, das, um das Mindeste zu sagen, in weiten Teilen nicht jugendfrei ist, das Private zum Politikum macht und das Verhältnis zwischen Pressefreiheit und Persönlichkeitsrecht jeden Tag strapaziert" (Zitat aus dem wohlmeinenden FAS-Artikel), wie wenig also dieser mit Seriosität im Sinn hat. Da hilft es auch nichts, wenn man, nach gewohnter Strickart, einen Star bemüht, um eben solche Seriositätsassoziationen transportieren zu lassen.



Nicht sonderlich wertgeschätzt bei den Machern von BILD und ihren Auftraggebern: der ruhige Vertreter, der, sich selbst genügend, mit dem ganzen um ihn herum veranstalteten Trubel und Gelärm nichts zu tun haben möchte. Der es beispielsweise vorzieht, sich richtig in das hinein zu vertiefen, was der Autor eines Buches an Gedankengängen entwickelt. Und damit bin ich beim "Buch der Bücher", der Bibel.

275 Die Botschaft der Großen Brüder: "Ihr müsst euer Leben ändern."

Zu einem tieferen Verständnis dessen, was sie eigentlich aussagen will, habe ich auch ohne den eingangs erwähnten Abbé Pierre gefunden, kann es aber nur begrüßen, dass er in seinem Büchlein "Mein Gott, warum?" genau die Punkte anspricht, von denen ich bis dahin gemeint hatte, sie alleine so zu sehen.

Auch das Buch "EINE NEUE ERDE" von Eckhart Tolle hat mir wichtige Anhaltspunkte geliefert dahingehend, dass meine Schau der Dinge so verkehrt nicht sein kann. Dieses Buch übrigens eines der ganz wenigen, das überhaupt zu lesen ich mich deshalb anschickte, weil mir schon beim Überfliegen einiger Stellen deutlich wurde, dass es da um Gehaltvolles ging. Gerade auch dessen Untertitel "Bewusstseinssprung anstelle von Selbstzerstörung" ist für mich mit Ansporn, diesen Blog als Internetprojekt weiter zu betreiben, damit zumindest der/die eine oder andere etwas hellhöriger werde.

Ich halte dafür, dass die Kirchen gerade in puncto Sinnstiftung, welche sie vorgeblich leisten, total versagt haben und weiter versagen. Mehr dazu habe ich in dem Eintrag 472 ausgeführt. Es kommt doch nicht von ungefähr, dass sowohl in evangelischen wie katholischen Kinderheimen Quälereien an der Tagesordnung waren. Es kommt doch nicht von ungefähr, dass gerade den mit "Christ" firmierenden Politikern kaum etwas fremder ist als Mitmenschlichkeit. Es kommt doch nicht von ungefähr, dass Geistliche sich zuhauf an männlichen Jugendlichen vergehen, dabei in Kauf nehmend, dass diese für ihr Leben geschädigt werden. Es kommt doch nicht von ungefähr, dass - mir heute noch so im örtlichen Stehcafé berichtet - ein Jugendlicher von dem Geistlichen deshalb nicht zur Konfirmation zugelassen wurde, weil er als Flüchtlingskind nicht über das angemessene Outfit verfügte. Es kommt doch nicht von ungefähr, dass ein Student der evangelischen Theologie durch das Examen gefallen ist, weil er in einem vor dem eigentlichen Examen liegenden Vorgespräch unkonventionelle Ansichten zu erkennen gegeben hatte (wobei er sich die 6, die er bei der Prüfung bekam, ausgerechnet in seinem Leib- und Magenfach, der Moraltheologie einhandelte). Es kommt doch nicht von ungefähr, dass ein weiblicher Counterpart letztlich deshalb keine Anstellung im Kirchendienst erhält, weil der Geist, den die Predigten - von mir in der Baptistengemeinde zu Wennigsen vernommen und so begrüßt, dass ich hoffte, dort noch mehr von dem Kaliber geboten zu bekommen -, weil also der Geist, den diese Predigten atmen, mit Befreiung und Hoffnung zu tun haben. Es kommt doch auch nicht von ungefähr, dass sich die ja ausweislich christlich geprägten Nationen so unheimlich schwer damit tun, die Lebensrechte der von ihnen früher ja noch dazu ausgebeuteten Völker anzuerkennen und auf den Märkten eine Fairness walten zu lassen, welche unabdingbar ist für deren Weiterkommen, aber auf Dauer auch für den Weltfrieden.

Ich könnte die mit diesen Beispielen begonnene Sequenz noch endlos*** fortführen, möchte denn aber doch so allmählich den Punkt weiter herausarbeiten, dass es gerade der Mangel an gelebter, sich mitteilender und auch gelehrter Spiritualität ist, welcher vorrangig dafür sorgt, dass Kreti und Pleti sich unverstanden fühlen und jede Menge Unmut letztlich deshalb in sich ansammeln, weil man ihnen den Zugang zu der Sphäre der Transzendenz systematisch verbaut. Mit tückischen Fallen und Argumenten, deren Stichhaltigkeit sich in dem vorbezeichneten Post einigermaßen in Frage gestellt findet.

Das, was die Kirchen gerade in puncto Spiritualität schon allein aufgrund ihres Dominanzstrebens nicht vermitteln wollen und können, ist Gott sei Dank über mehr als 50 Jahre hinweg von dem indischen Weisen Maharishi Mahesh Yogi in die Welt hineingetragen worden. Ihm ist es zum Beispiel zu verdanken, dass an ganz, ganz vielen Schulen in Nord- und Südamerika, an denen die Transzendentale Meditation als Unterrichtsfach eingeführt worden ist, sich das Lernvermögen und der Umgangsstil der Schüler dramatisch zum Besseren hin gewendet haben. Ihm ist es aber etwa auch zu verdanken, dass einer seiner gelehrigsten und begeistertsten Schüler zum Studium der Theologie hingefunden hat: Peter Dyckhoff, in Post 453 über den dort eingebrachten Link zu finden, ist, nachdem er ein gut florierendes Unternehmen der Textilbranche zugunsten seiner TM-Lehrtätigkeit verkauft hatte, heute als Pfarrer im Münsterländischen tätig. Was auf seine Weise beweist, dass ein spiritueller Zugang zu den Glaubensgehalten der Bibel unabdingbar ist, will man wenigstens ansatzweise begreifen, was es mit denen auf sich hat.

Ich halte ferner dafür, dass der ganze Rummel und der Geschäftsbetrieb, zu dem das angeblich christliche Fest wohl nicht nur in meinen Augen verkommen ist, letztlich dem mangelnden Angebot der Kirchen an spirituellen Gehalten geschuldet ist. Da vermögen die Meditationsrunden, welche hier im Kloster Wennigsen allwöchentlich einmal veranstaltet werden - getragen von einem Team, das dort die Einrichtung VIA CORDIS betreibt -, leider absolut kein Gegengewicht zu schaffen. Dergleichen müsste, um gesellschaftliche Relevanz zu bekommen, in großem Stil von allen und in allen Kirchen gepflegt werden.

Stattdessen aber, wie noch unlängst in der Wennigser Baptistenkirche geschehen - auch sehr zum Unmut der R.: Angstmache durch den vertretungsweise dort predigenden Geistlichen, der, sich eingangs auf den Tod von Robert Enke beziehend, die Frage aufwarf, wo der sich denn jetzt wohl befinde. Und der daran anknüpfte, wie gut doch jeder beraten sei, die Sache mit Christus möglichst umgehend perfekt zu machen, um zu verhindern, dass man in Ewigkeit verdammt wird. Das Strickmuster also, mit dem insbesondere die katholische Kirche immer ihre Gläubigen umgarnt hat - keinerlei Vorstellung davon habend und vermittelnd, wie es denn im Verhältnis zur Transzendenz denn vielleicht auch aussehen könnte.

Die Adventslieder, die, beginnend mit dem heutigen Tag, allüberall in den Kirchen angestimmt zu werden pflegen, sind und bleiben letztlich hohles Getön, wenn sie nicht angereichert werden durch eine spirituelle Komponente. Und die beinhaltet im Wesentlichen, dass es im Grunde für ein Gelingen von religiöser Beziehung schon ausreicht, wenn man, auf welch verschlungenen Wegen auch immer, dazu findet, zur völligen mentalen Ruhe zu gelangen und einfach nur zu SEIN. Wobei eine Wachheit entsteht, die den je gelebten Augenblick so intensiv erfahrbar werden lässt, dass einen danach verlangt, ihn richtig auszukosten - nur noch auszukotzen sind demgegenüber all die Sedidativa, die einem von den Tonangebenden in dieser unserer Gesellschaft eingeflösst werden. Der Quell, der sich einem dann erschließt, schafft dann Zugang in Bereiche hinein, von denen man sich zuvor, eben wegen der Verlautbarungen von tonangebender Seite in den Kirchen, überhaupt keine Vorstellung hat machen können. Man wird dann in einer Strömung mitgerissen, die immer wieder nur staunen und im Weiteren darauf kommen lässt, dass letztlich alles DAS EINE ist, dass es ein Fluidum gibt, welches alles und alle umhüllt. "Alles fließt" - das wussten schon unsere Altvorderen. In diesem Sinne: Findet zum einfachen SEIN und lasst den Geist fließem!

*** PS vom 30.11.09: Es kommt auch wieder nicht von ungefähr, dass, wie ich heute im Kloster Wennigsen erfahre, der dort tätige Verein VIA CORDIS seine segensreiche Arbeit nur noch äußerst eingeschränkt fortführen kann: Auf jeden Fall ist es so, dass das geistliche Singen, anberaumt für den jeweils letzten Montag im Monat, auf Geheiß der Klosterkammer nicht mehr fortgeführt werden kann. Die etwa 12köpfige Gruppe, die sich heute in dem Priechengang mit seiner herrlichen Akustik wieder eingefunden hatte, bedauerte diese von oben kommende Verfügung außerordentlich und trennte sich mit dem Vorsatz, dass man in Sachen Fortführung dieses Verbindungen schaffenden Ansatzes gegenüber der Kammer vermelden wolle.
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