Mittwoch, 25. November 2009

472 "Leben an der Zeitenwende"/10: Der Weg weg von der Anhäufung äußerer Güter - hin zur Entdeckung der inneren Reichtümer: Neuverstandenes Evangelium

















Gegenüber dem Blauen, welches von der FDP vom Himmel herunter versprochen zu werden pflegt, sei hier etwas gestellt, das ein ganz anderes Kaliber hat - nämlich das Wort Jesu "Ihr tragt das Himmelreich in Euch."

Dem Streben nach Herrschaft über die Gemüter ist es zuzuschreiben, dass die Kirchen diese Zentralbotschaft des Religionsstifters völlig verdrängt haben, dafür dann die Sündhaftigkeit des Menschen hervorholend, mittels derer sich eben diese trefflich lenken ließen und auch noch weiter lassen. Wenn auch mit abnehmendem Effekt. Welcher im Wesentlichen a) daraus resultiert, dass es dem Menschen zuinnerst eigentlich widerstrebt, permanent eine solch schlechte Meinung von sich mit sich herumtragen zu müssen, b) daraus, dass deshalb auch für sie in der Story überhaupt nichts steckt, das sie aufbauen könnte - die Verheißung von Größe und Herrlichkeit irgendwann in einer ja überhaupt nicht vorstellbaren Ewigkeit kann dies, recht besehen, nicht leisten -, und c) daraus, dass das entsprechende gedankliche Argumentationsmuster sich für sie zumindest ahnungsweise als pseudorationales Konstrukt erweist.

Die Story von der Erbschuld des Menschen und dem sie tilgenden Sühnetod, bei deren Einschätzung ich mit dem heiligen Abbé Pierre - der ein Heiliger ist, auch wenn die ihm feindlich gesonnene Kirche ihn nie dazu ausrufen wird! - konform gehe, will aus guten Gründen nicht mehr so recht bei den Christen verfangen. Und bei den anderen eh nicht.

Man glaube doch nicht, dass ich von ungefähr in einer Ausgabe der FAS auf den einseitigen Artikel über den Regisseur Paul Verhoeven gestoßen bin, welcher, über Jahrzehnte hinweg ganz intensive Bibelstudien betrieben habend, sinngemäß resümiert, Christus würde sich im Grabe herumdrehen, würde er dessen gewahr, was der von den an der Ausweitung ihrer Machtbasis interessierten Kirchenoberen als Völkerapostel ausgerufene Paulus aus seiner Botschaft gemacht hat. Glauben, das war und ist eine bornierte Sicht auf eine hochheilige Figur - so aufgebaut und deshalb so weit von den Menschen entrückt, um a) nur ja zu verhindern, dass eine echte Beziehung zu ihr zustandekommt, und b) um sich permanent als Heilsmittler ins Spiel bringen zu können. Da wir in einer durch und durch manipulierten Welt leben, in der die von den Mächtigen ausgegebenen Dogmen den Lauf der Dinge bestimmen, und in der das wenigste das ist, was es zu sein vorgibt, hat Religion, so wie sie vermittelt wird, auch heute noch sehr viel mit Angst zu tun: durch sie wird das Individuum daran gehindert, das Freimachende einer persönlichen Beziehung zu Gott zu erfahren.

Die leidige Story von dem Leiden Christi als für die Menschheit getragenes Sühneopfer, ist, auch wenn die sie Aufrechterhaltenden ihr Protestgeschrei gegen eine solche Sicht anstimmen werden, nicht mehr als ein gedankliches Konstrukt. Auch nur etwas genauer besehen entbehrt dieses jeglicher Plausibilität und Übereinstimmung mit dem, was von Jesus eigentlich intendiert war. Die Kirchen setzen alles daran, dieses Konzept in das Bewusstsein der Menschen hinein zu drücken, dabei so etwas wie die Lufthoheit auf geistigem Terrain erlangen wollend.

Wohl und Wehe der Individuen wie der Massen sollen sich nach den von ihnen gemachten Vorgaben bestimmen, die sie somit als sinnstiftende Autoritäten aufbauen. Für das nur etwas geübtere Auge alles sehr fadenscheinig angelegt: die Menschen werden zu Nutz und Frommen von Kirchenfürsten auf ein ganz bestimmtes Verständnis festgelegt. Wobei, wie es gerade noch ein in der spirituellen Materie und dazu noch in der Kampfkunst bewanderter Angestellter eines Sanitätshauses darlegte, im Grunde alle katholisch seien, weil sie an demselben Grundmuster strickten. Der Herrschaftsanspruch der Kirchen und das damit letztlich verquickte Streben nach materieller Sicherheit ist es nicht nur in seinen Augen, der verhindert, dass Religion eine Qualität erhält, die das für sie wesentliche Moment der Erfahrbarkeit in sich birgt.

Ich halte es für unverantwortlich, dass man die Menschen auch weiterhin noch in ihrem Verständnis auf den Nachvollzug von etwas verpflichtet, was dem auf Befreiung von jeglicher Bevormundung gerichteten Bestreben Jesu eigentlich total zuwiderläuft. Was er den Menschen einschärfen wollte und wohl auch weiterhin nahegebracht sehen möchte, ist, dass man einen Riesennutzen davon hat, sich in jeder nur denkbaren Hinsicht unbedingt auf den alles durchwaltenden Geist und auf seinen und ihren Vater zu verlassen. Er wollte erreichen, dass die Menschen den Blick weg von den durch die Obrigkeiten gemachten Vorgaben und auch weg von den materiellen Gütern - hin zu dem Potential richten, welches sich entfaltet, sobald man begonnen hat, der geistigen oder auch geistlichen Sphäre den Vorrang zu geben.

Ich darf aus meiner persönlichen Erfahrung hier nur kurz resümieren, dass das Hineingehen in die Stille schlagartig alles verändert: Nach über 60 Jahren, die gekennzeichnet waren durch sehr viele Stationen des nicht Weiterkommens und Scheiterns, war es mir nach nur einer einzigen nächtlichen intensiven Erfahrung von Stille in einer meditativen Sitzung mit einem Mal vergönnt, das Leben anders wahrzunehmen. Dieser Moment war, ich kann dies ohne Übertreibung sagen, für mich so etwas wie eine Neugeburt.

Da das Transzendente in der Stille west und aus ihr heraus alle möglichen positiven Entwicklungen anstößt und/oder unterstützt - in gewisser Weise dankbar, wenn und weil man in diese Sphäre hineingefunden hat -, steht zu erwarten, dass sich die Verhältnisse weltweit änderten, gingen die Menschen vermehrt in die Räume der Stille hinein. Alles laute Gebaren, das ja typisch ist gerade für unsere Verhältnisse, alles Auftrumpfen und Hervorkehren einer Position der Stärke, passt nicht in diese der Transzendenz adäquate Sphäre hinein und ist von daher auch zum Scheitern verurteilt - Hitler & Co. lassen grüßen!

Ich glaube feststellen zu dürfen, dass ein solches Hineingehen in die Stille und sich ihr Überlassen ein Unmaß an Unterstützungmomenten im Gefolge hat: nicht beschränkt auf mich als Individuum, sondern für jeden erfahrbar, der sich auf den entsprechenden Weg gemacht hat. Man muss sich dort überhaupt nicht von der Welt und ihren Dingen abwenden, wie sich irrtümlich aus den Worten Jesu auch folgern ließe; vielmehr erfahren die Verhältnisse eine Veränderung zum Positiven hin, wenn man sich, aus der Stille wieder heraustretend, mit ihnen befasst. Eine solchermaßen produktiv werdende Auseinandersetzung mit der Umwelt hat dann im Endeffekt das Zeug - gesetzt, sie wird von einer steigenden Anzahl von Menschen, die sich beispielsweise der Meditation widmen -, die Verhältnisse so zu verändern, dass ein anderes, ebenfalls auf das Diesseits zu beziehendes Wort Jesu Wirklichkeit wird: "Dein Reich komme!"

Ich halte dafür, dass das ganze Gerangel um materielle Vorteile - und nichts anderes ist das, was die Parteien auf den unterschiedlich weit sich erstreckenden politischen Bühnen inszenieren - im Grunde verfehlt ist: Setzte man sich in der Stille zusammen und ließe beispielsweise auch dem Geist in einem Brainstorming freien Lauf - es würde sich jede Menge an Lösungsvorstellungen auch bei Fragen ergeben, die unter den gegenwärtigen Bedingungen als äußerst heikel angesehen werden. Der Geist weiß nämlich, was gut und richtig ist für die Individuen und das gesellschaftliche Ganze - man muss ihn nur mit seinen Impulsen zum Zuge kommen lasssen.

Wer einmal entdeckt hat, welche Reichtümer in ihm selbst beschlossen liegen - und sich nicht durch alle möglichen Mätzchen von einer solchen Entdeckung hat abbringen lassen -, der reagiert gegenüber den Bedürfnissen anderer auch nicht mehr nur einfach abwehrend: Er ist von seinem Empfindungshaushalt her in der Lage, auf seine Mitmenschen zuzugehen und sie mit eben diesen Bedürfnissen wahrzunehmen. Alles Erfahrungen, die ich nach einer Begegnung mit der Sphäre der Transzendenz in nur einer einzigen Nacht machen darf.



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