Dienstag, 10. November 2009

444 "Leben an der Zeitenwende"/1:......

....so lautet die Überschrift in einem hannöverschen Theater-Programmblatt, bezogen auf das Stück "Der Kirschgarten" von Anton Tschechow. Besuchen werde ich die Aufführung nicht, denn dafür fehlt mir zu sehr der Sinn für die meines Erachtens umständliche Umsetzung von Lebenssachverhalten in künstlerisch gewandete Darstellungsformen. Deshalb kann ich selbst auch weder Komödie noch Roman, sondern sehe mich darauf verwiesen, das von mir Intendierte direkt anzusprechen, und zwar in einer Form, bei der die Dinge fürs Verständnis möglichst gut nachvollziehbar auf den Punkt gebracht werden. Ich habe in letzter Zeit kein Buch mehr gelesen, weil ich dort einfach zu wenige Aussagen entdecken kann, die für mich wesentlich sind: auf das aufhaltsame Beiwerk, welches ihnen in aller Regel beigegeben ist, kann ich sehr gut verzichten.

Dass wir uns nicht an sondern in einer Zeitenwende befinden, müsste den etwas wacheren Geistern in dieser unserer Gesellschaft eigentlich zumindest ahnungsweise aufgegangen sein: weg von dem unerbittlichen Konfrontationskurs hin zu einer einvernehmlicheren Gestaltung des menschlichen Zusammenlebens. Dass die Entwicklungen einfach nicht so weiterlaufen können, wie sie es bis dato getan haben, dürfte den meisten Staats- und Weltbürgern nicht entgangen sein. Nur - wo ist das Remedium, auf welches sich zurückgreifen ließe, wollte man hergehen und anfangen, dem ganzen Widersinn wehren, der sich in der Weltgeschichte abgespielt hat und laufend weiter abspielt?

Auch hier mache ich mich nicht daran, erst ganz sorgfältig ein Konzept zu erstellen, um dann in weiteren Schritten zu kürzen oder umzudisponieren - so, wie es beispielsweise in der hiesigen IHK-Info als Programm einer Schreibschule vorgestellt wird -, sondern lasse die Finger einfach tanzen. In der Zuversicht, dass sich auch so die Dinge hinlänglich nachvollziehbar auf die Reihe bringen lassen. Mit anderen Worten: auch die hier unternommenen Extemporationen sind so etwas wie Philosophie im Versuchslabor - gegründet auf die Erfahrung, dass sich das Allermeiste von dem, was benötigt wird, um die Darstellung hinreichend plausibel zu machen, sich schon einstellen, irgendwie ergeben wird.

Nehmen wir zuerst den Subtitel aus der bezeichneten Stückbeschreibung - Zitat: "Die Figuren ... sind auf der Suche nach einem neuen Lebensinhalt. Ihr bisheriges System ist in seinen Grundfesten erschüttert, die alten Ideen sind überholt, und die Zeit vergeht ...". Damit ist in knappen Worten genau das umrissen, was insbesondere für die Moderne mit all ihren Verlogenheiten und falschen Credos gilt: Das, was die umsatzversessenen und profitgeilen Typen, die allüberall noch ihre schmutzigen Hände im Spiel haben und sich als Strippenzieher an den Marionetten auf den politischen Bühnen betätigen, an kontraproduktiven Störmomenten in den Prozess der gesellschaftlichen Entwicklung einzubringen bestrebt sind, um daraus möglichst viel Nektar für sich ziehen zu können, ist einfach widernatürlich und vor allem von daher überholt und letztlich auch zum Scheitern verurteilt. Dabei kommt, wenn auch vielleicht nicht ganz so gemeint, das Gorbatschow zugeschriebene Wort - tatsächlich soll erst einer seiner Sprecher sich in diesem Sinne verlautbart haben - zum Tragen: "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben."

Reichlich spät wurde in der DDR wahrgenommen, dass das Leben, dass der dieses generierende Naturprozess etwas anderes verlangt als die starren Regulationsbestimmungen, die von ein paar Hohlköpfen in der dortigen Regierungsmannschaft als verbindlich für das Funktionieren des Gemeinwesens vorgegeben wurden. (In diesem Zusammenhang der Hinweis auf die Website http://www.friedlicherevolution.de/. Diese Seite der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur soll lesenswerte Aufsätze beispielsweise über die westdeutsche Zeitungsberichterstattung im Oktober 1989 und über die Frage enthalten, ob die friedliche Revolution nicht doch eher ein "Orientierungmythos" sei. Das östliche Pendant: http://1989.dra.de/.)

Aus der Ex-post-Betrachtung lässt sich auch konstatieren, dass das System einfach deshalb zusammengebrochen ist, weil es mit aller Macht zu verhindern suchte, dass sich seinem Rahmen wirkliches Leben entfalten konnte - von daher dann die Loyalität der in ihm Lebenden genießen könnend. Da man in diesem solches sich frei entfaltende Leben nicht wollte und es ergo sich allenfalls auf einigen Sektoren teilweise entfalten konnte, war es zum Scheitern verurteilt.
In diesem autoritären System mit seinen rigiden Regulierungsmechanismen konnte den Bürgern nicht das an materieller Ersatzbefriedigung geboten werden, was erforderlich gewesen wäre, um den aufgrund solcher Beschneidungen aufkommenden Unwillen in den Griff zu bekommen - so etwas gab die im Osten dieses unseres Landes betriebene Mangelwirtschaft einfach nicht her.

In der Sendung "Neues aus der Anstalt" vom letzten Sonntag sprach ein in der DDR aufgewachsener Kabarettist den Punkt an, dass Revolutionen durchaus nicht immer nur friedlich sein müssten - soviel hat sich in seinen Augen wohl schon an Unzufriedenheiten und Unwillen auch hier im Westen zusammengebraut. Dieses System mit seiner permanenten Vorteilsnahme und seiner unendlichen Gier nach dem falschen Mehr - auf das richtige wird noch zu kommen sein -, mit seinen üblen Machenschaften und seinen extrem menschenfeindlichen Usancen, mit seinen allüberall gezüchteten falschen Hoffnungen und mit allem, was sich an Negativreaktionen und -entwicklungen daraus ergibt, ist letztlich genauso gescheitert wie der ebenfalls so gut wie ausschließlich auf das Produzieren materieller Güter fixierte Kommunismus. In welchem Sinne sich das entsprechende Statement Heiner Geissler's verstehen lässt.

Gerade noch - bei einer Unterbrechung dieser Schreibarbeit - wieder mal ein interessanten Gespräch mit dem B. im örtlichen Stehcafé führen können. Dabei stellte der B. in Frage, dass es überhaupt eine soziale Marktwirtschaft geben könne - denn: Marktwirtschaft bedeute immer Verdrängung und Ausschalten von anderen, habe ergo alles andere als soziale Züge an sich. Aber diese Schnepfe aus dem Osten, die früher die Losungen der Partei nachgebetet habe, sei ja da, um die Gemüter zu beschwichtigen und kundzutun, dass alles in bester Ordnung sei. In diesem Zusammenhang erwähnte er auch den Begriff Massenhypnose. Der sich, wieder mal passend, recht gut in das hier bearbeitete Umfeld einfügt.

Wir werden pausenlos dahingehend indoktriniert, unser Heil in der Anschaffung möglichst vieler materieller Güter zu suchen - nach Möglichkeit dabei auch den Sonntag oder gar die Nacht nutzend, um zu einem "Einkaufserlebnis" zu gelangen. Die kümmerliche Kritik, die von den Kirchen in diesem Zusammenhang kommt, ist für mich nur ein weiterer Beleg a) dafür, wie sehr die entsprechenden Indoktrinierungsversuche schon verfangen haben, und b) dafür, wie wenig sie an spirituellem Potential aufzubieten haben, um der allgemeinen Verblödung etwas entgegensetzen zu können.

Unser primär auf eine möglichst rationalisierte und kostengünstige - sprich beschäftigungsfeindliche - Produktion von materiellen Ersatzgütern für nicht stattfindendes Leben ausgerichtetes System wird sich - auch wenn die Kirchen ihm ihren Segen gegeben haben und geben - über kurz oder lang wie von selbst erledigen, weil die alten Ideen von der gnadenlosen Konkurrenz einfach überholt sind: Im Schöpfungsplan wird nämlich etwas anderes stehen als Kreaturen, die sich pausenlos mit irren Vorstellungen auseinandersetzen und irgendeinen Schund hereinziehen, um sich damit nur ja gut, sprich erhaben und ganz groß fühlen zu können - die Herrenmenschen lassen grüßen!

Ein solcher Herrenmensch fuhr - in der Gestalt einer weiblichen Person - bei dem unter dunklem Himmel geführten Gespräch mit dem standesgemäßen Vehikel vor: extrem hoch gebaut, mit irren, auf Hochglanz polierten Felgen und Lichterkaskaden vorne und hinten, dass man denken konnte, das Gefährt habe irgendetwas mit Kirmes zu tun. Der B.: Er kenne die Dame resp. auch ihren Ehemann - und er wisse, dass eine ganze Reihe von Bredenbeckern es als Ehre ansähen, von diesen beiden aus ihrer Kutsche heraus gegrüßt zu werden. Da kann ich mit einem Wort, welches ich des Öfteren von dem Rainer, einem Jurakommilitonen gehört habe, nur sagen: "Ich glaube, mein Schwein pfeift!"

Damit ist zwar die Antwort auf die Frage nach dem Remedium für all die angezeigten Übel noch nicht hinreichend explizit gemacht - dies soll in einem anderen Eintrag geschehen: implizit ist in diesen Ausführungen aber doch schon sehr viel von dem enthalten, was dort zum Tragen kommen wird. Im Vorgriff auf eine solche Erörterung habe ich allerdings schon eine ganze Reihe von Einträgen diesem Aspekt gewidmet, zu finden über a) das in das Blogsuchfenster oben links gestellte Wort "Remedium" - woraufhin alle entsprechenden Einträge zusammengestellt werden -, und über b) das nach >Bearbeiten - >Suchen sich unten links öffnende Fenster, welches es dann ermöglicht, die einzelnen Einträge auf dieses Wort hin zu durchforsten.

PS1: Nachdem ich diese Zwischenbilanz gezogen habe, berichtet mir die im Bett liegende Holde von zwei ganz üblen Geschichten, wie sie auch in der Sendung Plusminus immer wieder präsentiert werden: Da ist a) der Augenarzt, der bei der Kontrolluntersuchung eines seiner Patienten mit Erstaunen feststellt, dass der, obwohl im sehr wohl als völlig gesund bekannt, in seiner elektronischen Datenbank als HIV-Betroffener registriert worden ist. Dabei wird ihm klar, dass da von dritter Seite manipulierend in sein Computersystem eingegriffen worden sein muss. Der Hintergrund: Die Krankenkassen erhalten aus irgendeinem der in der Landschaft des Gesundheitswesens herumstehenden Töpfe 10 000 € - in Worten: zehntausend Euro - für jedes ihrer Mitglieder, welches von HIV betroffen ist.

Und da ist b) die Dame, die verzweifelt versucht, zwecks Abwicklung ihrer Geschäfte bei einer Bank ein Konto einzurichten. Sämtliche diesbezüglichen Bemühungen werden von allen Banken abgeschmettert. Dto. die ihres Sohnes. Der Hintergrund: Bei irgendeiner polizeilichen Aktion von der Dame aufgenommene Daten enthalten den irrtümlichen Hinweis auf Geldwäscherei, was einer ihrer mit der Bankmaterie vertrauten Bekannten herausfinden und, da falsch, auch korrigieren kann. Die Polizei entschuldigt sich daraufhin zwar bei der Dame und benachrichtigt die zunächst von ihr angesprochene Bank entsprechend - zur Einrichtung eines Kontos kommt es aber weiterhin nicht. Zu stark sind Vorbehalte ihr gegenüber - obwohl die sich nur aus der erstens irrtümlichen und zweitens auch noch missbräuchlichen Anwendung von Personendaten ergeben haben. Wo ist in der fraglichen Angelegenheit der vielberufene Datenschutz denn geblieben? Der ganze Betrieb ist doch so durch und durch verlogen, dass es pausenlos zum Himmel schreit!

PS2: Leider habe ich nicht das Zeug zum Kabarettisten, liebe Leute. Die Euren Scheißladen so richtig schön auseinanderzunehmen und in seinen Einzelteilen ordentlich um die Ohren zu hauen pflegen. Ihr seid doch so was von bekloppt, dass es auf gar keine Kuhhaut mehr geht. Eins aber geht noch: Ein Schutzgeld, das ihr an mich dafür entrichtet, dass ich Euch Euren Scheißladen nicht so richtig zusammenwichse.

PS3: Den Stacheldraht, den ihr in den Köpfen der Menschen zum Schutz Eurer Interessenssphäre ausgelegt habt, habe ich schon längst übersprungen - so wie der hier folgend springende Grenzschutzbeamte den Sperrdraht in Berlin.

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