Montag, 25. Oktober 2010

917 Das Wahlvolk - überwiegend befasst mit Nebensächlichkeiten und von daher dann von den Politikern relativ leicht hinters Licht zu führen.









Die ganzseitige Anzeige einer Firma, die Anlagen verhökert - gefunden in einer der letzten FAS-Ausgaben - hält fest: "82 % der Leser lesen zuerst den Sportteil einer Zeitung." Von daher wird ersichtlich, dass das Geschehen in den Fußballstadien oder den Rennpisten dieser Welt im Interesse der Wahlbürger absoluten Vorrang vor allen anderen Betätigungsfeldern genießt.

Wer sich von solch total geschmacklosem Zeugs wie den vorstehend zuerst erscheinenden Tierfiguren ansprechen lässt - egal, ob die als Luxusgeschöpfe aus der Manufaktur eines Emile Gallé stammen und, wie ja nachzulesen, für 15000 Euro gehandelt werden, oder ob die als Erdmännchen für 9,99 Euro irgendwo bei einem Discounter zu haben sind -, der ist auch nicht in der Lage, das wenigstens in Ansätzen zu begreifen, was sich insbesondere auf den politischen Bühnen dieses Landes so tut. Denn: Es bedarf einfach eines gewissen Geschmacksempfindens, um mitzubekommen, was auf der alles so sein Geschmäckle hat.

Eben solche letztlich als wohl recht primitiv sich darstellenden Gemüter sind es ja auch, die auf den Rängen der Fußballstadien - wie im Foto festgehalten - vor Begeisterung außer sich zu geraten pflegen und sich total abgesättigt sehen, wenn sie einmal einen Siegerpokal schwenken dürfen. Und die sich einzig und allein dann glücklich fühlen können, wenn die von ihnen favorisierte Mannschaft möglichst nahe an Platz 1 der Bundesliga steht - oder besser noch vielleicht sogar auf internationalem Terrain eine gute Figur macht.

Eine gute Figur auf internationalem Terrain machen sollen auch die Attachés des Auswärtigen Amtes. Von deren Beteiligung an den Verbrechen des Dritten Reiches die HAZ in ihrer heutigen Ausgabe zu berichten weiß. Dabei fußend auf der mir ebenfalls vorliegenden 9seitigen Darstellung der Verhältnisse in der jüngsten FAS. Die zu referieren mir Gott sei Dank erspart bleibt, habe ich doch absolut keine Lust, mich groß in die Geschichte hineinzuknien.

Zu diesen Attachés müsste ich mich heute vielleicht auch zählen, wenn ich in 1975 bei einem vom AA veranstalteten Auswahlwettbewerb weiter gekommen wäre als unter die letzten 75 Kandidaten - von ausgangs meiner Erinnerung nach über 2000. Denen wird es gewiss sauer aufstoßen, dass ihr Arbeitgeber jetzt in einem ganz, ganz schlechten Licht dasteht, dieweil dessen Beteiligung an dem Ausrottungsgeschehen in dem glorreichen Dritten Reich von einer Forschergruppe nachgewiesen wurde - und er sogar als "verbrecherische Organisation" dasteht. Wie gut, dass ich nicht Teil eines solch inhuman operierenden Apparates geworden bin!

Dieser Apparat konnte also, folgt man dem 2005 von dem Außenminister in Auftrag gegebenem Forschungsbericht, nach 1945 unbeschadet weiterlaufen - damit nicht unwesentlich Anteil habend an der Entwicklung der Verhältnisse, wie sie hierzulande halt stattgefunden hat. Auch von daher will mir das ganze Drumherum, das sich in der Nachkriegszeit um ihn herum aufgebaut hat, äußerst suspekt erscheinen. Ich tendiere sogar dazu - und für diese Annahme gibt es ja reichlich Belege -, allen Regierungen mehr oder weniger zu unterstellen, dass sie gar kein Interesse daran hatten, die Verhältnisse in dem glorreichen Dritten Reich näher zu analysieren. Und zwar nicht zuletzt deshalb, weil sie es befürworteten, dass es mit seiner Grundstruktur erhalten blieb: die Allmacht der Bosse in Großindustrie und Finanz sollte ja auf jeden Fall unangetastet bleiben.

PS: Die nachstehend gestellte Frage, wen ich denn wählen wolle, kann ich nur so beantworten: Wie immer auf gar keinen Fall die CDU, weil die schon immer Leuten zum Zuge verholfen hat, die vom Dritten Reich her gewaltig Dreck am Stecken hatten und nichts Besseres zu tun wussten, als denen Posten zuzuschanzen, die im Grunde ganz belämmert hätten dastehen müssen. Auf gar keinen Fall auch nicht mehr die SPD, weil die bei Stuttgart 21 und in zahllosen anderen Zusammenhängen immer nur ihr Mäntelchen nach dem Wind gehängt hat und auch weiter hängen möchte. Die FDP aber erst recht nicht, dieweil das nicht mehr ist als eine Ansammlung von schrägen Typen - mit Vorstellungen, die geradezu lachhaft sind. Die Linke jetzt kein zweites Mal mehr, dieweil die sich in meinen Augen mit der Blockade bei dem Kandidaten Gauck disqualifiziert hat. Bleiben also wieder nur die Grünen - nicht aus purer Begeisterung, sondern weil sie immer noch das kleinste Übel darstellen.

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