Auch hier geht es wiederum um eine im gesellschaftlichen Kontext sehr wichtige Weichenstellung. Zu der es in der Schlusspassage des zugehörigen Textes heißt: "Die Sehnsucht nach einem grünen Ruheraum ist es, die die Leipziger Stadtteilgärtner, die Nachbarn im Berliner Kiez, die Kleingärtner und die Flüchtlinge verbindet. Sie alle leben in Städten, die immer weiter zuwachsen, dabei aber immer weniger Begegnungsorte bieten. Ein Garten kann dabei helfen, echte Nachbarschaft herzustellen. Es handele sich nicht um eine bloße Mode, heißt es in einer Broschüre der Berliner Gärtner. Es gehe um eine kulturelle Veränderung, deren Tiefe es erst noch auszuloten gelte."
Laut Textinformation kam in Leipzig die Idee, Nachbarschaftsgärten einzurichten, von dem in dem Ortsteil Lindenau angesiedelten Stadtteilverein. Auch deutschlandweit wird dieser Ansatz seit einiger Zeit verfolgt, so etwa in Berlin und Braunschweig. In aller Regel sich so darstellend: "Anwohner erobern brachliegendes Gelände, das von niemandem genutzt wird, beackern die Erde, bepflanzen sie, säen, gießen, ernten und schaffen inmitten von Steinwüsten grüne Rückzugsräume." Dabei arbeiten sie den örtlichen Verwaltungen in die Hände - denn: "Die Stadtverwaltung [in Leipzig] habe früh erkannt, dass eine Stadtentwicklung nicht mehr allein mit kommunalen Kräften zu bewerkstelligen sein werde, 'sondern dass es eine Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren geben muss', sagt Riemer [Sven Riemer, Vorsitzender des 2008 gegründeten Vereins Nachbarschaftsgärten e.V.]. Dazu gehören Stadtteilbüros, Vereine, Initiativen, die sich um erhaltenswerte Häuser kümmern, aber eben auch um Brachland."
In Berlin, so die Autorin Andrea Diener, habe es einiger Anläufe bedurft, um den Widerstand der Bürokratie gegen diese Form der Bewirtschaftung von Freiflächen zu überwinden. Heute kann der Verein "Ton, Steine, Gärten" in dem Stadtteil Kreuzberg etwa einen Teil des am Mariannenplatz gelegenen Parks nutzen, in dem "Anwohner auf kleinen Beeten Bohnen, Salat, Kräuter oder Sonnenblumen" anpflanzen. Die Verfasserin des Textes stellt zu Berlin weiter fest, dass sich dort mittlerweile ein dichtes Netzwerk unter den Stadtgärtnern gebildet habe. Die mit unterschiedlichen Motivationen an die Angelegenheit herangehen: "Einigen geht es um das politische Statement, öffentlichen Raum zu reklamieren; andere möchten einfach nur in der Erde graben oder eigene Tomaten ernten. Städter können von Leuten lernen, die vom Lande kommen, Junge von Alten, Deutsche von Migranten."
Mit letzterem Bevölkerungsanteil ist eine Gruppe angesprochen, der in Braunschweig das besondere Augenmerk galt. Dort hat der Vorsitzende des Landesverbandes der Kleingartenfreunde auf Betreiben des Büros für Migrationsfragen dafür gesorgt, dass beim örtlichen KGV Heideland die Skepsis gegenüber einem Projekt für Flüchtlinge überwunden werden konnte. Mit dem Ergebnis, dass dessen Sprecher, Lothar Kausch, heute sagen kann: " 'Wir haben absolut keine Probleme, absolut keine'." Womit die Tragfähigkeit dieses Konzepts, bei dem auch Menschen sich an einem neuen Ort verwurzeln können, hinreichend belegt sein dürfte.
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