Dienstag, 21. September 2010

871 Sie liefe Gefahr, ins Fegefeuer zu kommen, wenn sie sich lästerliche Reden über den Papst anhöre: So eine "gläubige" Katholikin vor einiger Zeit.

Mir jedenfalls so berichtet bei einem längeren Gespräch, welches ich heute mit meiner Erstdirigentin führen konnte. Über weite Strecken bewegte es sich auf religiösem Terrain - nicht zuletzt befeuert von dem Gedanken, ihr Sohn, ein katholischer Pfarrer, könne auch der Inhalte gewahr werden, die ich zu diesem Thema beizusteuern habe - beispielsweise in dem Eintrag 832. Für mich spricht aus der im Titel dieses Posts bezeichneten Sehweise ein Unmaß an Borniertheit, welche charakteristisch sein dürfte für das, was in der Glaubenswelt ganz, ganz vieler katholischer Zeitgenossen so vor sich zu gehen pflegt.

Eine solche geistige Beschränktheit wird von den Kirchenfürsten nur allzu gerne gesehen, macht sie doch wegen der mangelnden Kritikfähigkeit und -bereitschaft deren Stellung so gut wie unangreifbar. Insbesondere gelten dürfte dies für den Papst, der mittels solcher Befürchtungen, wie seine Schafe sie hegen, gerne zur unantastbaren Autorität werden möchte. Obwohl er, auch nur etwas genauer besehen, nicht viel mehr ist als eine bessere Schießbudenfigur. Für welche Benennung ich mir gewiss nicht das Fegefeuer einhandeln werde.

Ich möchte mich hier gar nicht weiter darein vertiefen, welche Schnitzer sich dieser "Oberhirte" schon alle geleistet hat und in welchem Maße er allen fortschrittlichen und freiheitlichen Gedanken abhold ist - damit so ziemlich das genaue Gegenbild zu dem Menschen abgebend, welchen Jesus den Menschen zu vermitteln sich angeschickt hat. Was die Kirchenfürsten dann daraus gemacht haben - immer in dem Bestreben, ihren eigenen Einflussbereich auszuweiten: das steht deswegen auf einem ganz anderen Blatt.

Mit Blick auf den nachstehend erscheinenden Cartoon sei's gesagt: Was diese Herrschaften unsereiner vorzusetzen belieben, bleibt mit seinem Gehalt unbestimmbar - so, dass man wie der Ehemann in dem Cartoon nicht weiß, ob man Zucker oder Salz nachfordern soll. Man weiß nur, dass irgendwas fehlt. Die unselige Geschichte mit den Missbrauchsfällen, speziell gemeint dabei die Bemühungen, sie zu vertuschen, haben doch schon allein hinreichend belegt und belegen es weiter, dass das, was die Kirche anzubieten hat, weder Fisch noch Fleisch ist. Sondern eben irgendwas Undefinierbares dazwischen. Welches aber ungeachtet solcher Unzulänglichkeit gern emotional aufgeladen wird. So, dass der "Gläubige" meint, es verinnerlichen zu können - dabei davon Abstand nehmend, es weiter zu hinterfragen.

Zu einer Betrachtung darüber, was sich ansonsten noch so auf "geistlichem" Terrain tut, habe ich momentan gar keine Lust. Diesbezüglich habe ich mich nämlich schon reichlich oft in diesem Blog ausgetobt - beipielsweise auch in dem Logbucheintrag 195 - hier mich mokierend über das pausenlose "Wir sind gerettet", in dem zu Anfang eingebrachten über den wieder und wieder ebenfalls in einer Predigt auftauchenden Tabernakel.

Es soll hier vielmehr darum gehen, das im konfessionellen Raum Gott sei Dank auch kursierende und das beinhaltende Gedankengut zu präsentieren, was mir so vorschwebt im Hinblick im Hinblick auf das Potential, welches beschlossen liegt in der rechten Wahrnehmung der Stille: beinhaltend eine aus dem Erleben des eigenen Angenommenseins gespeiste größere Bereitschaft, achtsam auf die Zeitgenossen zuzugehen und sie in ihrer speziellen Lebenssituation wahrzunehmen. Solcherlei ist zwar in jedem angelegt und könnte sich, wenn wahrgenommen, in einem Fluss der Entwicklung weiter entfalten: gesehen und genutzt allerdings wird es von den allerwenigsten Zeitgenossen. Bezeichnenderweise auch nicht von dem katholischen "Oberhirten". Zu dessen Herde mich gerechnet zu sehen mir immer weniger gefallen will.



Wenn ich ein Aquarium sehe,
in dem die Fische
zufrieden hin und her schwimmen,
denke ich daran,
dass wir so,
genau so
in Gott eingetaucht sind.
Dom Helder Câmara
24. September 2010
Mein Gott, woher kommst du?
Wie kommst du in meine verschlossene Wohnung?

Seltsam ist es, es übersteigt Rede und Verstand.
Dass du plötzlich in meinem Innern dich niederlässt,
dass du aufleuchtest und als Licht erscheinst in mir
wie der hell blinkende Vollmond,
das macht mich sinnenlos und sprachlos, mein Gott.

Ich weiß, dass du es bist, der gekommen ist,
die zu erleuchten, die in der Finsternis sind.

Ich gerate außer mir und verliere Verstand und Worte,
wenn ich das Wunder schaue, das mir fremd bleibt
und alle Wirklichkeit und alle Rede übersteigt.

Gepriesen seist du, o Gott.
Du senktest in mein Herz das Licht deines Willens.

Den Baum des Lebens pflanztest du in mich ein.
Du schufst mich um zu einem Himmelsgarten
inmitten der geschaffenen Wesen.

Du gabst mir einen anderen Geist,
Raum gabst du in mir deinem heiligen Geist,
dem wunderbaren Baum des Lebens.

Du setztest ihn ins Erdreich einer Menschenseele,
er schlägt nun Wurzeln. Schaff sie um zu deinem Garten.

Dein Geist schmückt sie mit herrlichen Gewächsen:
mit Bäumen und mit Frucht,
mit bunten, blühenden Blumen.
Mit dufterfüllten Lilien: mit Demut, Frieden, Freude,
mit Sanftmut, auch mit Leid und Traurigkeit
und mit dem hellen Glanze deiner Gnade,
der alles, was in ihrem Garten lebt, in Licht verwandelt.

Symeon (949-1022)
19. September 2010



O sei mir nahe!
Du bist der Thronende und ich die Schwelle deiner Tür.

Wo aber sind der Thron und wo die Schwelle?
Wie können ich und du getrennt sein, du Geliebter?

O Seele, du bist frei von Ich und Du.
Du bist der Mann zugleich und auch die Frau.
Wo Mann und Frau sich einen, bist der Eine du.

Sind alle Ichs getilgt, so bist der Eine du.
Das Ich, das Wir erschufst du nur,
um selbst mit dir das Spiel zu feiern.

Es sollten Ich und Du zu einer Seele werden,
versinken endlich ganz in dir, o du Geliebter.
Rumi (1207-1273)
18. September 2010





Wir sollten uns erinnern, dass sogar die Zerstörung oftmals Glück bringt. Es gibt Dinge, die zerstört werden müssen, um Glück hervorzubringen. Es gibt manche Gedanken, Vorstellungen, Gefühle und Eindrücke, die zerstört werden müssen. Der Meister über das Bewusstsein weiß, was zu zerstören und was zu bewahren ist; denn für ihn wird die ganze Welt zu einer Art Garten. So wie der Gärtner weiß, was auszujäten und was zu erhalten ist, so weiß es auch der Meister des Bewusstseins.
Hazrat Inayat Khan
15. September 2010
Gott spricht …
O Seele, suche dich in Mir,
und, Seele, suche Mich in dir.

Die Liebe hat in meinem Wesen
dich abgebildet treu und klar;
kein Maler lässt so wunderbar,
o Seele, deine Züge lesen.
Hat doch die Liebe dich erkoren
als meines Herzens schönste Zier;
bist du verirrt, bist du verloren,
o Seele, suche dich in Mir.

In meines Herzens Tiefe trage
Ich dein Porträt, so echt gemalt;
sähst du, wie es vor Leben strahlt,
verstummte jede bange Frage.
Und wenn dein Sehnen Mich nicht findet,
dann such’ nicht dort und such’ nicht hier;
gedenk, was dich im Tiefsten bindet,
und, Seele, suche Mich in dir.

Du bist mein Haus und meine Bleibe,
bist meine Heimat für und für;
Ich klopfe stets an deine Tür,
dass dich kein Trachten von Mir treibe.
Und meinst du, Ich sei fern von hier,
dann ruf Mich, und du wirst erfassen,
dass Ich dich keinen Schritt verlassen;
und, Seele, suche Mich in dir.
Teresa von Avila
16. September 2010







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