Donnerstag, 24. September 2009

381 Wenn man es denn mit der Kauferei hätte, wüsste man gar nicht, wo einem bei so vielen Neueröffnungen der Kopf steht: Da wird in einem ............





..... regionalen Anzeigenblatt die allfällige Totalräumung - hier bei Möbel Dohmeyer in Suthfeld/Riehe [wo mag das bloß liegen?] - angezeigt, der dann schon bald, wie auch im Falle Kibek, die Neueröffnung folgen kann. Immer natürlich mit ihren "sensationellen Preisen". Da wird auf einer der Titelseite vorgeschalteten Halbseite die "Lapland-Sauna" als Neueröffnung innerhalb des Barsinghäuser "Elan Fitness-Studios" annonciert, in der es, wie ginge es auch anders, halt Wärme und Abkühlungen zu kaufen gibt. Da folgt für diesen Standort ein paar Seiten weiter die Neueröffnung eines Penny-Marktes. Da wird von Mögrossa, einem Möbel-Discounter in Stadthagen, die Neueröffnung zumindest einiger Abteilungen annonciert. Genau dieses geschieht auch durch Möbel Heinrich im nicht weit davon entfernt gelegenen Bad Nenndorf. Alles nachzulesen in der gestrigen Ausgabe von DEISTER aktuell.

Da könnte man sich also vor lauter Neueröffnungen und den damit verbundenen Verlockungen gar nicht retten - wenn man denn nicht schon seit zum Teil Jahrzehnten über so viele schöne Teppiche als Erbstücke verfügte, dass einem der Sinn überhaupt nicht nach einer Neuanschaffung steht. Und wenn die Holde nicht noch darüber hinaus einiges an selbstgeknüpften Brücken als Auslegware bei der Wohnungsausstattung beizusteuern in der Lage gewesen wäre.

Nicht nur was Teppiche anbetrifft, kann ich sagen: Die ganzen Inserate und Flyer finden bei uns null Aufmerksamkeit - auch wenn sie in noch so großen Lettern gehalten sind. Dieser ganze Werbequatsch geht meiner Holden wie mir so was vom am.... vorbei - wie man ja heute zu sagen pflegt, wenn ein besonderer Grad von Gleichgültigkeit oder auch Ablehnung zum Ausdruck gebracht werden soll -, dass die Werbestrategen und ihre Auftraggeber eigentlich graue Haare bekommen müssten, brächten noch mehr Zeitgenossen eine solche Einstellung mit.

Mif anderen Worten: Wir sehen uns in der Lage, diese ganze Marktschreierei für so überflüssig wie einen Kropf zu halten. Noch an keinem einzigen Punkt haben wir, wenn ich mich recht entsinne, auf ein Werbeangebot hin reagiert: Immer war es die ganz konkrete Auslage vor Ort, die uns als funktionell und, von ihrem Styling her als ästhetisch zugleich so ansprach, dass wir uns spontan für sie entscheiden konnten. Und zwar so, dass wir die entsprechende Anschaffung später nie haben in Frage stellen und für etwas anderes erwärmen müssen.

Mit wieder anderen Worten: Das Wirtschaften ist, so wie es sich für uns darstellt, eigentlich total falsch konzipiert. Ausgehend von dem Beispiel Kibek lässt sich doch wohl feststellen, dass man zwar bei der Ausstattung seiner Wohnung durchaus mehrere Teppiche benötigen mag, die Entscheidung für ganz bestimmte - so man denn über ein Mindestmaß an Geschmackssicherheit verfügt - aber mehr oder weniger endgültig ist. Ergo wird kein neuer Teppich angeschafft - es sei denn, man läßt sich von der Werbung einen aufschwatzen. So aber scheint die Wirtschaft zu funktionieren: dass immer neue Bedürfnisse nach etwas geweckt werden, was eigentlich völlig verzichtbar ist, schaut man nur etwas genauer hin.

Es kann doch hier nicht der Weisheit letzter Schluss sein, immer neue Angebote auf den Markt zu bringen, die vielleicht in der Lage sind, einen künstlichen Kaufrausch zu generieren, die aber nicht das Zeug haben, den sie Anschaffenden in sonst irgendeiner Weise zu befriedigen. Es sei denn, er führt im Schilde - wozu ihn die Werbung regelmäßig anstiftet -, seine Umwelt dadurch zu beeindrucken, dass er sich regelmäßig etwa Neues leisten kann. Etwas, das nach Möglichkeit noch behaftet ist mit dem Ruch des Exklusiven, Exquisiten und Extraordinären. Wobei der erworbene Gegenstand dahingehend instrumentalisiert wird, den Neid der Umwelt zu erregen.

"Der Narr im großen Krieg", welcher hier weiter unten erscheint, das ist jeder, der sich, beeindruckt durch die mediale Präsenz irgendwelcher Hersteller oder Handelsketten, willenlos als solcher erweist, und, kaufwütig gestimmt, mittels seiner Statussymbole gegen die immer als konkurrierend dargestellte Umwelt zu Felde zieht. Dabei dann auch in Kauf nehmend, dass die beschränkten Ressourcen auf diesem Erdenrund mehr und mehr erschöpft und die Um- und Nachwelt mit dem Schrott und Müll belastet werden, den er in seinem dafür viel zu langen Menschenleben angehäuft hat. Ein Konsumleben, zu dem man schon von ganz früher Jugend an erzogen wird - unter anderem dadurch, dass man den Menschen ein X(mas) für ein U vormacht.

Und damit wären wir - ausgehend von dem zunächst diesbezüglich nicht unbedingt ergiebig erscheinenden Teppichbeispiel und so überhaupt nicht von vorneherein konzipiert - bei einer ins Grundsätzliche hineingehenden Systemkritik angelangt. Die Herstellung von Gütern und das Angebot von gewinnabwerfenden Dienstleistungen, immer noch das Maß aller Dinge, dürfte bei der Generierung von Einkommen nicht in dem Maße und in der Ausschließlichkeit zum Tragen kommen, wie es in unseren Gefilden der Fall ist.

Die schüchternen Ansätze und Versuche in Richtung eines Bürgergeldes, bei dem auch nicht gewinnabwerfende Tätigkeiten besoldet werden, verdienten es, mehr in den Blick genommen und mehr befördert zu werden - Tätigkeiten, die in erster Linie einen nichtpekuniären Nutzen für die Gesellschaft haben und dem üblicherweise zum Tragen kommenden Unternehmerinteresse nicht dienlich sein müssen. Ansonsten wird es wohl in unseren Gefilden über kurz oder lang so richtig zappenduster - so, wie die hier gewählte Hintergrundfarbe es anzeigt.

Um abschließend doch noch einen positiven Ausblick zu geben: Gesetzt, die Bürger würden auch für Tätigkeiten besoldet, aus denen keine Gewinne abzuschöpfen sind, stünden ihnen auf jeden Fall mehr Mittel zur Verfügung, die sie ihrerseits für nicht kapitalgebundene Dinge ausgeben könnten - womit hier insbesondere kulturelle Angebote gemeint sind.

In Fortführung dieses gedanklichen Ansatzes ließe sich auch ein Grundeinkommen denken. Welches mittlerweile ja sogar von durchaus nicht systemkritischen Institutionen als machbar errechnet worden ist. Vermutlich anknüpfend an die von dem Unternehmer Werner Götz angestellten Überlegungen in dieser Richtung.



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Dass ich hier ein Zuviel an Schwarzmalerei betrieben habe, glaube ich allemal nicht. Eher müssten, wenn dies denn ginge, noch einige Nuancen mit einem tieferen Schwarz zugelegt werden. Ich halte dafür, dass dieses Herumgekasper auf den Werbebühnen und die daran geknüpften Verdienstinteressen es wirklich verdienen, immer wieder aufs Tapet gebracht zu werden. Auch auf die Gefahr hin, dass der/die eine oder andere Mitleser bei sich verbucht: "Er nu wieder!"



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