Samstag, 11. April 2009

223 Tee hat es schwerer als Kaffee (und als ich bei meinen selbstreferentiellen Darstellungsplänen) :.......

.......Kaffee kann sich setzen - Tee muss ziehen. Eine Erkenntnis, die ich heute aus dem Stehcafé beim Bäcker Bernhardt mitgebracht habe. Die beiden Enkel, die der Technik-Wilhelm danach mitbrachte, konnten sich auch setzen, weil ich den Platz neben ihrem Opa für sie freigemacht hatte. Da es sich, wie dieser stolz berichtete, um zwei sehr tüchtige Handballspieler handelt - der erste 10, der zweite 8 Jahre alt -, habe ich mir vorsorglich schon einmal ein Autogramm von den beiden besorgt. Wenn die nämlich mal groß rauskommen - dann bin ich derjenige, der sagen kann, er hätte schon von ihrem frühen Ruhm gezehrt.

An besagtem Ort findet man, um auf ein ernsteres Thema zu kommen, immer denn mal wieder auf dem Tisch, an den man sich stellen will, eine Ausgabe von BILD. Da hat dann augenscheinlich jemand sich lange genug an den riesigen Klötzen ergötzt, die einem darin entgegenprangen - sonst hätte er sie ja mit nach Hause genommen. Um sie dort etwas eingehender zu studieren und an ihnen zu delektieren. Nebenstehend gibt es etwas anderes zu studieren - mit dem Kernsatz: "Sexy sein ist das höchste Ziel, wichtiger als Intelligenz, Charakter und was eine Frau sonst noch erreichen kann".

Sex sells: Dieser Einsicht folgen die allermeisten der Revolverblätter mit BILD-Niveau. Welches sich allenfalls in Höhe Unterkante Gürtellinie bewegt. Wobei die Riesenklötze allenfalls durch noch riesigere Überschriftenlettern getoppt werden. Vielleicht greife ich mir ja gelegentlich die eine oder andere und stelle sie noch nachträglich in diesen Eintrag hinein.


Tittenvolumina wie die hier prangenden werden in aller Regel in BILD noch überboten: trotzdem seien die, wie die nachträglich eingangs gestellte, hier gebracht. Da ich mit der erst vor nicht allzulanger Zeit erworbenen Digitalkamera (MEDION) noch nicht so recht umzugehen weiß, fehlte mir bei den Aufnahmen die Blitzmöglichkeit.

Trotz - oder wegen - dieses allerbescheidensten Niveaus ziehen die vielen Leutchen, die nicht gerade zu den Leuchten im Lande zählen, hochzufrieden ab, wenn sie ihren Obulus für das Käseblatt entrichtet haben: immer regelrecht mit einem Strahlen im Gesicht. Ihr Horizont bleibt so schön begrenzt: ihnen genügt - neben dem Blick auf die riesigen Titten und die riesigen Lettern - der Blick in den Sportteil. Wie schön, dass die Menschen so leicht zufriedengestellt werden können!

Apropos zufriedenstellen: Es gibt einen Spruch von der Art des eingangs gestellten, bei dem es im Kern aber um etwas Ernsthaftes geht, nämlich um die Komponente im Zusammenleben von Mann und Frau, die zumindest von modernem Standpunkt aus betrachtet, Vorrang hat vor allem anderem - eben den Sex.

Dieser Spruch lautet: "Nach dem Essen sollst Du rauchen - oder eine Frau gebrauchen." So flachsig der einerseits gemeint sein mag - auf der anderen Seite enthält er ein Moment, welches sich aus der Perspektive heraus, die ich jetzt einnehmen kann, als im Grunde sehr problematisch darstellt. Er beinhaltet nämlich Folgendes: Die Frau wird beim Sex immer auch instrumentalisiert - soweit, dass ihr, wie noch unlängst bei einer Gesetzesinitiative im muslimischen Afghanistan, vorgeschrieben wird, sie müsse mindestens 4 mal in der Woche Sex mit ihrem Mann haben.

Tee hat es, wie eingangs erwähnt, auch schwerer als ich. Weil ich nämlich nicht ziehen muss, sondern es nur einfach fließen lasse, abwartend, was sich so ergibt. Gerade auch beim Tanzen liebe ich den Fluss: einmal durch Sound und Takt so richtig in Fahrt gekommen, gibt's kein Halten mehr. Dann pflegt ordentlich die Post abzugehen.

Apropos abgehen: Mir ist durch meine Prostatawucherung und den dadurch unterbundenen Orgasmus deutlich geworden, wie sehr man seine Frau auch völlig ohne Sex lieben kann. (Die Leibesfülle verdanke ich übrigens meiner langjährigen Schlafapnoe mit den aus ihr resultierenden Stoffwechselstörungen.) Ich rede mir die Dinge nicht schön und mache aus der Not keine Tugend, wenn ich behaupte, dass ich in dieser Verfassung sogar eine stärkere Bindung zu ihr hin verspüre. Von daher bin ich zu folgender Einschätzung gelangt: dass der Hype, der rund um den Sex veranstaltet wird, völlig überdreht ist. Der Anspruch von Ausschließlichkeit, der in aller Regel mit ihm beim Zusammensein von Mann und Frau verquickt wird, entbehrt eigentlich für den, der solche Erfahrungen machen darf, der Grundlage. Man kann - mit Gewinn - ohne ihn auskommen, so, dass einen die Durchsexualisierung der Gesellschaft nur noch befremden kann. Vor allem auch deshalb, weil die im Grunde nur betrieben wird, damit die Geschäfte besser laufen und sich so einige an den Stoßgelüsten anderer gesundstoßen möchten.

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