Sonntag, 5. April 2009

210 Es ist ein Aug', das alles sieht: Wider die Schuldfixierung auch eines Ulrich Parzany.






























Drei wunderbare Ansätze bei dem heute zu Ende gegangenen Evangelisationstreff von ProChrist in Chemnitz - aber alle verkümmernd, weil der Hauptredner, Ulrich Parzany, die die Christen weiterhin umtreibende Schuldfrage in den Mittelpunkt der christlichen Botschaft stellte! Das, was eigentlich entscheidend ist für eine wirkliche Verankerung im Glauben, wurde zwar angesprochen - aber nur, um dem Ganzen einen besonderen Anstrich zu geben. Inhaltlich gingen diese Fixpunkte eine echten Glaubensmoral einfach unter.

Da war Lukas, zitiert mit seinem Wort über die Jünger, die, beeindruckt von der Intensität seiner Ausstrahlung - oder auch körperlich in Erscheinung tretenden Phänomenen - bei dem Gespräch mit dem Vater, Jesus bitten: "Herr, lehre uns beten!". Da war das große Ohr, das, irgendwo in Mittel- oder Ostdeutschland in die Landschaft eingearbeitet, das Hören der Erde auf eine höhere Weisung symbolisieren kann - oder sogar soll. Und da war die Rede von der Innerlichkeit des Menschen: Alles aber aus dem überheblichen Gestus eines Geistlichen heraus, der sich mit der Schuldfrage auszukennen meint, mit letzterer in einen Bereich verwiesen, von dem man sich tunlichst fernhalten solle.

Gegenüber dieser Innerlichkeit angetreten: Die Gemeinschaft. Die der Mensch ja mit allen Fasern seines Herzens herbeisehne, auf die er angewiesen sei, um sich verwirklichen zu können, in welcher sich das Gelingen oder Nichtgelingen des Lebens entscheide. Parzany erwähnte den Begriff "Kontaktreiche Beziehungslosigkeit", der wohl erst noch unlängst auf die durch Handy & Co. geprägten Verhältnisse gemünzt worden ist: Bei einer Umfrage hätte sich ergeben, dass 97 % zum Ausdruck brachten, sie könnten ohne ein solches Teil nicht auskommen - wohingegen nur 37 % erklärten, sie könnten auf ihren Partner nicht verzichten. Alles dann gipfelnd dann in der Aufforderung, auf das durch Lichteffekte gezeichnete Kreuz in der Mitte der Halle zuzuströmen und den Schritt zu tun, der notwendig sei, um in die richtige Gemeinschaft zu gelangen. Die "Impulsgottesdienste" der gesamten Veranstaltungsreihe unter dem Motto stehend: "Zweifeln & Staunen".

Ich wage an Tragfähigkeit eines solchen Ansatzes zu zweifeln - auch wenn Aber- und Aberdutzende sich, beeindruckt durch solch schwungvolle Reden, dazu veranlasst sehen, sich einzureihen in die Gefolgsschar solcher Propageure. Aufgrund meiner Meditationserfahrungen, welche auf eben der Innerlichkeit gründen, die von dem Hauptredner der Veranstaltung schlicht und ergreifend abgekanzelt wurde, kann ich auch nur staunen über das Maß an Unkenntnis von Zusammenhängen, die essentiell sind für jegliches Gelingen: Ohne die entsprechende spirituelle Basis wird es auf die Dauer kein Weiterkommen geben. Da mögen ein paar Zugelaufene als Erfolgsziffern in die Welt hinein vermeldet werden: Nachhaltiges wird dabei nicht herauskommen.

Nicht von ungefähr rühren sich doch allüberall massive Widerstände gegenüber Missionierungs- oder, wie es aktuell heißt: Evangelisationsaktivitäten. Wie sie beispielsweise auch von einer anderen christlichen Bewegung inszeniert werden, nämlich OpenDoors. Ich halte dafür, dass die Propageure eines Gemeinschaftsgedankens, bei dem man sich a) letztlich nur stark fühlen will, der sich b) im äußeren Machen und Tun - und möglicherweise sogar daran zu knüpfende Erfolgsziffern - erschöpft, und der sich schließlich c) überwiegend dem menschlichen Streben nach Selbstvergewisserung und Selbststeigerung verdankt, sich auf einem Wege befinden, der zwar mächtig erscheinende Halte- oder Orientierungspunkte aufweisen mag, letztlich aber nicht weiterführt.



Ich glaube sagen zu dürfen, dass damit wieder mal eine ganz, ganz große Chance vertan worden ist. Welcher Art und mit welchem Effekt, darauf wird im Weiteren zu sprechen zu kommen sein. Soviel sei hier schon einmal festgestellt: Ohne eine Umorientierung weg von einer Proselytenmacherei, die sich letztlich in Aufführungen mit großen Gesten und beeindrucken sollenden Reden erschöpft, hin zur Pflege der Stille, des innerlichen Ruhigwerdens - aus welcher dann Segen zu fließen vermag -, wird sich der gewünschte Erfolg einfach nicht einstellen. Und wird jedes auch noch so sorgfältig durchgeplante Projekt keine Nachhaltigkeit haben. Eben weil es der für ein Gelingen unabdingbaren, naturgesetzmäßig so verankerten Grundvoraussetzungen ermangelt. Und weil sich alles mehr oder weniger in einer Effekthascherei erschöpft.

Anblicken tut mich das große Auge heute aus der FAS, und dort aus dem Wissenschaftsteil. Wo es um die exakte Augenvermessung mittels Lichtwellen geht. Genaueres kann und will ich dazu weiter nicht ausführen, sondern von ihm her einen Bezug herstellen zu den Inhalten dieses Abends.

Wieder mal erstaunlich schön fügt es sich, dass a) passend zu den Lichtwellen, vor dem Hauptredner ein Herr zu Wort kam, der sich eine Zeitlang als "Lichtmeister"
gesehen hatte, von daher dann eine enorme Bedeutungssteigerung erfahrend, und dass b) dieser ausgerechnet das thematisierte, was ich einige Stunden vor der Übertragung in die Wennigser Baptistenkirche in Sache Esoterik hier in diesem Blog festgehalten habe. Mit anderen Worten genau das feststellend, was sich dort findet. Man mag ja hineinschauen. Der Name des Esoterikgeschädigten: Eckard Hase.

Ulrich Parzany Publikumsmagnet - Werdohl - DerWesten

1. Apr. 2009 ... Aktuelle Nachrichten aus Werdohl. Die knapp 20000 Einwohner große Stadt liegt im Märkischen Kreis im Sauerland. Prägend im Stadtbild sind ...

ProChrist - Zweifeln und Staunen - 29. März bis 5. April 2009 ...

... von Übertragungsorten Theaterszene: Warten auf Godot (Eva-Maria Admiral + Eric Wehrlin) Filmclip und Interview mit Eckard Hase (Esoterik, Okkultismus) ...
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Besagter Pfarrer - übrigens Vorsitzender des nationalen Kommitees dieser Einrichtung - stellte den Gesichtspunkt der Schuld in den Mittelpunkt seiner Ausführungen - um dann auch der Rolle des Gebetes sein Augenmerk zu widmen. Aber eben: auch. Wichtiger war für ihn die Schuld und die Befreiung von ihr durch Jesus Christus - ein Thema, dessen ich mich - beim Thema Kreuzestod einen ganz anderen Blickwinkel einnehmend, gerade in letzter Zeit etwas intensiver angenommen habe.

Das Moment der Stille und der dabei eintretenden Ausstrahlung, welches die Jünger Jesu innerlich angerührt hatte, ist nach meiner Ansicht nach viel wichtiger als alles Reden über Schuld und Vergebung. Parzany stellte das "...und vergib uns unsere Schuld..." in das Zentrum seiner Botschaft: als Kern des Paternosters mache es dieses zu einem Heilungsgebet. Weiter dann in Sachen Heilung: Wenn man sich in den Wohnstuben, Fabrikhallen, Büros und Freizeiteinrichtungen mehr und mehr dazu verstünde, dem je anderen zu vergeben: Dann würden die Dinge sich schon zum Besseren hin wenden.

Ich halte dafür, dass die Frage nach der rechten Gestaltung des Verhältnisses zu Gott - so sie denn überhaupt gestellt wird - sich letztlich daran entscheidet, inwieweit der Homo sapiens dazu findet, sich von allem im äußeren Gemache und Getue abzuwenden und die Stille in genau der Innerlichkeit zu suchen, die von dem Glaubensaktivisten Parzany dem Orcus des Verwerflichen anheimgegeben wurde.

Und ich halte dafür, dass es nicht damit getan ist, einfach nur die Werbetrommel zu rühren. Weiteres zu diesem Themenkomplex in einem der Folgeposts. Jedenfalls hat der indische Weise Maharishi Mahesh Yogi in seiner über 50jährigen Kampagne die von jedem erlebbaren förderlichen Momente der Ruheübung Meditation so transportieren können, dass allen in sie Eingeführten ein Leuchten in die Augen getreten ist - damit vor allem an ganz jungen Menschen das vorexerzierend, was in den Kirchen sträflich vernachlässigt wird. Wachheit und Aufmerksamkeit für die Mitmenschen - bei den Christen ist es das vielstrapazierte Wort "Liebe" - fließt einfach zunehmend aus einer solchen Praxis. All das, was die Christen meinen, sich auf die Fahnen schreiben zu können: es brauchte einen mit den Grundstrukturen und den Funktionsmechanismen des Universums vertrauten Weisen, um auch Christen zu einer besseren Wahrnehmung des Mysteriums der Transzendenz zu führen. Ihre Fixierung auf den Komplex Schuld und Sühnetod führt im Endeffekt dazu, dass es wohl nicht nur einem besonders klugen Kopf aufgefallen ist, wie wenig froh die Christen in die Weltgeschichte schauen - und das trotz des Gedankenkonstrukts, welches sie als "Frohe Botschaft" zu bezeichnen pflegen.

PS: Dass - bei aller Honorigkeit, von der man bei einem solchen Ansatz auch ausgehen muss - einfach ein Zuviel an Erfolgshascherei mit im Spiel ist, erhellte sich für mich an diesem Abend insbesondere dadurch, dass die Pastorin in die Runde der zu der Liveübertragung erschienen Gäste hinein die Einladung aussprach, wer sich durch den Vortrag angesprochen fühle, könne ja zu ihr treten. Wohl, um so seinen Willen zum Eintritt in die Baptistengemeinde zu bekunden.
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