Mittwoch, 15. April 2009

231 Die etwas andere Presseschau - hier: Auf Entdeckungsreise in und mit der FAS/7 - mit dem Schwerpunkt 'Verfehlte Vorstellungen'.

Jesusfans sind sie beide: der in der FAS zu Ostern vorgestellte Regisseur Paul Verhoeven, und der Fußballspieler Diego. Welch letzterer sich so outete, indem er, seinen Rücken entblößend, dem Beobachter ein Tattoo des Gekreuzigten darbot.

Man schaue in die Interviewausschnitte hinein, die deutlich machen, worum es dem Regisseur - und mit ihm auch mir - im Kern geht: "Jesus wollte das Gottesreich hier und heute" heißt es dort. Und: "Für einen Moment spürt man die Möglichkeit eines anderen Lebens." Welch letzteres Statement ziemlich genau das trifft, was ich mit meinem Projekt "morequalitiesinlife" ins Auge gefasst habe.

Interessant außerdem für mich vor allem die hier einleitend gebrachte Aussage Verhoevens - auf die Frage "...nur Paulus hätten Sie sicher abgelehnt?": "Absolut. Jesus selbst hätte das genauso getan. Wenn er gesehen hätte, wie sie ihn, der das Reich Gottes auf Erden predigte, zum Gottesersatz gemacht, wie sie seinen Tod glorifiziert haben, hätte er sich fuchtbar aufgeregt."

Zu diesen engagierten und dezidierten Ansichten Verhoevens muss man wissen, dass der Regisseur und Autor des Buches "Jesus. Die Geschichte eines Menschen" zwischen 1985 und 2005 nicht nur das amerikanische Jesus-Seminar,
eine Versammlung von Bibelforschern und Historikern, besucht, sondern darüber hinaus auch, mitten in Hollywood, Bibelexegese betrieben hat - schlussendlich seine Einsichten über den Menschensohn Jesus als historische Gestalt in eben dem bezeichneten Buch festhaltend: "ohne religiösen Spin, ohne den theologischen Überbau der Evangelien", wie es ganz zu Anfang in dem ganzseitigen FAS-Artikel heißt.

Verhoeven führt in dem Interview weiter aus: "Ich habe ja nicht zwanzig Jahre meines Lebens ununterbrochen geforscht, sondern immer nur zeitweise, und anfangs bin ich hingegangen, weil ich für einen Jesus-Film recherchieren wollte. Ohne den regelmäßigen Besuch des Seminars wäre es mir nie gelungen, am Thema zu bleiben. So musste ich mich zwingen, das Seminar hat mich angetrieben und diszipliniert. Was ich jetzt geschrieben habe, weicht im Übrigen in einigen Punkten von den Positionen des Seminars ab." Unmittelbar darauf folgt in dem Interview der Hinweis, dass er Mathematik studiert habe.

Somit erweist sich in meinen Augen der genannte Regisseur und Buchautor als "Eggsperte" - all die Verkrustungen und total hinderlichen Gedankenkonstrukte einfach aufsprengend und in Frage stellend, die vorgeblich zum Wohle des Menschen ersonnen worden sind - tatsächlich aber ein echtes Leben überhaupt nicht aufkommen lassen. Besten Dank, Herr Verhoeven!


Von den Höhen der Erkenntnis hinab zu den Niederungen des Daseins - hier sich dokumentierend im Trash. Zu dem die FAS-Autorin gleich zu Beginn und reichlich despektierlich feststellt: "Wenn Beth Ditto sich bewegt, wabert ihr Körper wie ein schlecht aufgepumptes Schlauchboot auf hoher See. Das Fett reibt an ihren Knien aneinander, der Bauch hängt wie ein labbriger Fußball vor ihrem Körper, und Tätowierungen verlieren sich auf der weiten weißen Fläche ihrer XXL-Oberarme. Normalerweise sitzen Menschen mit dem Aussehen von Beth Ditto nachmittags in Talkshows und erzählen davon, dass sie mit elf Jahren Mutter wurden, sechs Kinder von vier Männern haben und arbeitslos sind. ... Aber Beth Ditto gehört nicht zum Personal des Unterschichten-Fernsehens. Beth Ditto ist Sängerin einer Punk-Band, sitzt bei David Lettermann auf dem Sofa, bei Karl Lagerfeld in der ersten Reihe und blickt selbstbewusst vom Titelbild des britischen Trendmagazins 'Love'. Mit Beth Ditto hat eine groteske Erscheinung das Schattenreich des Underground verlassen - und das Scheinwerferlicht des roten Teppichs erreicht. Für die einen ist das ein Märchen, für die anderen schlicht unverständlich. Und noch wird darüber diskutiert, ob der Aufstieg einer dicken, schwitzenden, lesbischen Sängerin mit Hang zum Exhibitionismus ein Ausdruck dieser Zeit ist - oder nur Zufall."

Weiter stellt die Autorin Anke Schipp fest: "Trash auf Hochglanz poliert - Beth Ditto ist jedenfalls nicht der einzige Fall, wie die seltsame Liaison von Pamela Anderson und Vivienne Westwood beweist. Das in die Jahre gekommene Playmate, das seine Oberweite meist in schlichten, knappen T-Shirts zeigt, präsentierte im März ausgerechnet die komplizierte Mode der ehemaligen Punk-Designerin bei den Pr´e`t-à-porter-Schauen in Paris und bildete damit das schrille Gegenbild zu den unter zwanzigjährigen Models mit ihren flachen Brüsten. ... Ihrem eigenen Stil blieb die Baywatch-Darstellerin trotzdem treu: Zum dekonstruierten Brit-Style trug sie auf dem Laufsteg einfach nur eine Unterhose. Eine Vorliebe, die sie mit Lady GaGa teilt - die erfolgreichste Sängerin im erstgen Quartal 2009. ... Seit ihre Lieder ('Pokerface', 'Just dance') die Charts anführen. wird ihr Stil von Teenagern flächendeckend auf dem Erdball kopiert. Eine wilde Mischung aus schräg, futuristisch und ordinär, die sich aus den immer gleichen Versatzstücken zusammensetzt: ein bisschen zuviel Selbstbräuner, freizügige Bondage-Outfits [was mag das bloß sein?], Korsagen und Unterhosen unter billigen Nylonstrümpfen."

Der nächste Textabsatz beginnt folgendermaßen: "Wegen dieser Masche wird Lady GaGa gerne mit Madonna verglichen, die in den achtziger Jahren ebenfalls mit ihren Bühnenshows provozierte, indem sie mit ihren Tänzern zweideutige Posen vollführte. Aber was damals noch kühl inszeniert war, kommt bei Lady GaGa anders daher. Sie zeigt Sex nicht als ausgeklügeltes Pop-Marketing, sondern so, als praktiziere sie ihn tatsächlich jederzeit und überall. Madonna wollte bei aller Provokation immer noch Diva sein, Lady GaGA reicht das zweifelhafte Gütesiegel Schlampe."

Danach kommt die Autorin auf die schon gleich zu Anfang auf's Korn genommene Sängerin zurück: "Noch mehr aber dringt Beth Ditto in Feuchtgebiete vor. Die schwergewichtige Sängerin, die gerne auch in Unterwäsche die Bühne betritt und sich ihrer bei Bedarf entledigt, weigert sich nach eigenen Angaben, Deodorants zu benutzen. Sie rasiert die Achselhaare nicht - im prüden, antiseptischen Amerika eine unhörte Provokation. Als die aus Arkansas stammende Sängerin, die sich selbst eine 'fette Lesbe' nennt, von dem britischen Musikmagazin 'New Musical Express' als 'Sexiest Woman of the Year' für die NME Awards 2007 nominiert war, posierte sie vorher nackt für das erotische Lesben-Magazin 'On Our Backs'. "


Und - weil's doch zu schön ist, sich den ganzen Schmarrn mal wieder reinzuziehen - gleich weiter: "Beth Ditto blutet [sie berichtete von dem Beginn ihrer Periode unmittelbar vor Beginn eines Shooting], riecht, schwitzt. Viele empfinden Ekel bei ihrem Anblick; in Blogs wird sie ermahnt, endlich mal abzunehmen, denn ihr Übergewicht sei schließlich ungesund. Umso mehr erstaunt es, dass die 28 Jahre alte Sängerin es geschafft hat, als Ikone in der Modewelt Fuß zu fassen - mitten unter Menschen also, für die Kleidergröße 46 etwas Unappetitliches ist, das außerhalb ihres Denkvermögens liegt." Zu welcher Einstellung hier noch die schwerwiegende Überlegung eingeblendet sei, die da lautet: " 'Wer will in inperfekten Zeiten noch mit der modernen Vorstellung von Perfektion aus den guten Tagen behelligt werden?" [Zitat Katie Grand, ihres Zeichens britische Kult-Stylistin und Chefredakteurin des neuen Trend-Magazins "Love".] Mit anderen Worten gesagt: Die Konsumenten der gegenwärtigen Popkultur leiden wohl in der Mehrheit an einer ganz fulminanten Geschmacksverirrung, resultierend aus den zahllosen Verunsicherungen, mit denen sie im Laufe ihres Alltags konfrontiert werden. Bei allem Respekt vor einer stärkeren Beachtung gerade auch des nicht so Konformen: das Maß an Reverenz, dass man dieser und anderen "Größen" erweist, geht einfach zu weit.

Apropos Größen: Da begegnet mir doch der mir bis dato unbekannte Begriff "Schniedel". Zu dem ich mir erst einmal im Internet einige Informationen besorge - hier nachstehend erscheinend:

  1. Ergebnisse Bildersuche nach schniedel

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  2. Schniedel-Akrobatik Video - lustich.de

    14. Aug. 2007
    Was der lustige Typ hier mit seinem besten Stück anstellt, bitte nicht am eigenen Teil ausprobieren - könnte schmerzhaft enden!
    lustich.de/videos/andere/schniedel-akrobatik/
  3. Schniedel-Pianist Video - lustich.de

    13. Aug. 2007
    Du meinst, man kann nicht mit seinem Schwanz Klavier spielen? Dieser Penis- Pianist kann es, und zwar sogar ziemlich gut.
    lustich.de/videos/andere/schniedel-pianist/
  4. Schniedel - Witze, Sprüche, Texte

    Die Seite listet Witze, Sprüche oder Texte zum Thema oder den Themen »Schniedel«.
    www.witze-fun.de/stichwoerter/1165 - 12k - Im Cache - Ähnliche Seiten
  5. Langer Schniedel

    Witz, Spruch oder Text mit dem Titel »Langer Schniedel« aus der Kategorie »Versaute Witze«
    www.witze-fun.de/witze/witz/6423 - 16k - Im Cache - Ähnliche Seiten
  6. Männer mit KLEINEM Schniedel - Sexualanatomie - med1

    13 Einträge - 13 Autoren - Letzter Eintrag: 5. Aug. 2004
    Es wird Zeit, dass Männer mit einem (sehr) kleinen Schniedel sich nicht mehr verstecken. Ich selbst (45 Jahre) habe 3-5 cm Ruhezustand und ...
    www.med1.de/Forum/Sexualanatomie/95002/ - 16k - Im Cache - Ähnliche Seiten
  7. Schniedel - Wiktionary, das freie Wörterbuch – Das Wikiwörterbuch

    6. Dez. 2006 ... [1] „Hast du mir etwa an den Schniedel gefasst?“ Abgeleitete Begriffe: ... [1] Uni Leipzig: Wortschatz-Lexikon „Schniedel“. Ähnliche Wörter: ...
    de.wiktionary.org/wiki/Schniedel - 22k - Im Cache - Ähnliche Seiten

Die Bezeichnung hörte ich erstmalig im Zusammenhang mit dem etwa wie folgt erzählten Witz: Ein im Altersheim lebender Herr tut sich dort mit einer Dame zusammen und alles scheint irgendwie bestens zu sein. Dann aber geht es mit der Liaison zu Ende: der Senior wählt eine andere Partnerin. Daraufhin befragt, was denn die Gründe für diese Veränderung seien sein Kommentar: "Die Lilo hat mir abends beim Einschlafen immer so schön meinen Schniedel gehalten - aber bei der Heidrun mit ihrer Schüttellähmung*** ist es irgendwie doch angenehmer." Welches Vorkommnis von manch einem, der in meinen Blog reinschaut, möglicherweise als zu weit gehend aufgefasst werden mag.

Zu weit geht auch das, was sich gemeinhin als Entwicklungshilfe ausgibt, im Grund aber nur Not erzeugt und die Menschen fehlleitet. Verfehlt sind also nicht nur die religiösen Vorstellungen, die unsereiner zu hegen angewiesen wird, verfehlt ist auch nicht nur das, was sich als neuzeitlicher Publikumsgeschmack darstellt: verfehlt ist auch die Art und Weise, in der bis dato Afrikapolitik betrieben worden ist. Man werfe dazu mal einen Blick in das Interview mit der aus Sambia stammenden Ökonomin Dambisa Moyo hinein. Deren Hauptpunkt dieser ist: "Diese Länder [China, Indien, Südafrika, Botsuana] haben auf den Markt als Motor für Wirtschaftswachstum gesetzt", und - dieses ergänzend: "Es gibt in Afrika viele sehr smarte Leute, aber die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ermutigen sie nicht dazu, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen." Was sich darin widerspiegele, dass die Menschen auf diesem Kontinent dazu neigten, sich permanent auf die Entwicklungshilfe zu verlassen. Ihr Standpunkt: Binnen 5 Jahren sollte der ein Ende gesetzt werden.

Um a) in dieser Region unseres Globus und dabei b) auch noch bei dem hier gewählten Thema zu verbleiben, sollen hier einige Überlegungen der Autorin Sabine Wienand wiedergegeben werden, die sie rund um ein "gewaltiges Loch" anstellt, "vierzig Meter lang, dreißig Meter breit und zwölf Meter tief", welches ein israelischer Archäologe und seine Studenten vor 10 Jahren auf dem Tempelberg ausgruben - gleich neben der Al-Aqsa-Moschee. Und das, wo auf dem Juden, Christen und Muslimen so heiligen Tempelberg noch nie sachgemäße archäologische Grabungen stattgefunden hatten, kein einziger Scherbenfund veröffentlicht worden war."

Weiter heißt es in dem Bericht: "Ob diese aus der Erde geholten Zeugen der Geschichte einst Teil einer herodianischen Mauer oder eines römischen Heiligtums gewesen waren, war dabei nicht von Interesse. Übrig blieben Unmengen staubiges Geröll und erdverklebte Steine. ... Und so duschen nun die Touristen ihr Häufchen Dreck. Denn der - laut Wahqf [muslimische Behörde, der die Kontrolle über die Gebäude auf dem Areal obliegt] völlig wertlose und artefaktfreie - Bauschutt aus dem Kidrontal gibt ungeheuer facettenreich Zeugnis von der langen und wechselvollen Geschichte des Tempelbergs. Wem es schwerfällt, in einer gemeinsamen Gegenwart zu leben, dem fällt es eben auch schwer, die Vergangenheit zu teilen. Eine jüdische Vorgeschichte soll der Tempelberg bitte nicht gehabt haben, also würde man auch nicht danach suchen.

Zur Zeit der Camp-David-Gespräche stand zwar die völlig unpraktikable Idee einer horizontalen Teilung des Areals im Raum, wobei den Palästinensern die Kontrolle über die überirdischen, also muslimischen Bauwerke zu überlassen und den Israelis das jüdische Erbe darunter zuzusprechen wäre. Aber Israelis, die sich unter die Al Aqsa graben, die 'Entfernteste', die drittheiligste Moschee des Islam, den Ort, von wo einst Mohammed in den Himmel ritt? Das musste verhindert werden. Ein Schlamassel, das in diesem Land enervierend oft Heiliges zugleich politisch ist und eine neutrale Archäologie mal von der einen, mal von der anderen Seite nicht unbedingt erwünscht ist."

Ich verzichte hier darauf, weitere Stellen aus dem Beitrag zu zitieren. Deutlich geworden müsste bis hierher auch so sein, dass die verqueren Vorstellungen, Heiligkeit mit einem ganz bestimmten Ort zu verquicken und daraus Forderungen an seine Umwelt abzuleiten, so verfehlt sind, wie kaum etwas sonst in dem ganzen unsinnigen Getriebe, welches unsereiner tagaus tagein zugemutet wird. Statt nach Mekka zu pilgern und dort an der Kaaba den Satan symbolisch zu steinigen, sollten etwa die Muslime lieber hergehen und Zuflucht in der Stille suchen: dann täte sich auf dem Feld des Bösen viel, viel weniger, als sie so zu verhindern suchen. Und dann bräuchten sie - genausowenig wie ihre Kontrahenten, die Israelis - sich nicht pausenlos den Kopf darüber zu zerbrechen, wie man denn wieder die Oberhand gewinnnen könne. Ein Unterfangen, dass von einem - vorgeblich einem auserwählten Volk verpflichteten - Gott allemal nicht unterstützt werden dürfte.

***= Morbus Parkinson

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