

von Niedrigkeit und Ohnmacht

Wieder einmal unwahrscheinlich passgenau erhalte ich soeben zu diesem Aspekt einen bis dato noch unveröffentlichten Leserbrief eines Schreibers aus dem Sauerland - zusammen mit einem Gedicht Fontanes über das Scheitern der Engländer in Afghanistan im Januar 1842. Dieser Leserbriefverfasser, vor Jahren einmal in seinem Heimatort sogar angetreten als Bürgermeisterkandidat der SPD, engagiert sich jetzt für die Linke. Die von ihm verfasste Kurzexpertise in Sachen Konservativismus und Rechtsdrall in unserer Verfassungswirklichkeit ist recht lesenswert. In dieser Verfassungswirklichkeit scheitert die Linke daran - so noch erst gestern in der HAZ auf der Seite 2 des Politikteils zu den Vorgängen in NRW nachzulesen -, dass diese sich nicht auf den unbedingten Fortbestand des Verfassungsschutzes einschwören lassen will. Damit wird im Prinzip genau das aufgegriffen, was sich in dem Leserbrief artikuliert findet, der sich liest wie folgt:

Der Unterzeichner ist Mitglied der Partei "Die Linke", Landesverband NRW. Ich bin gerne Linksextremist, wenn ich gegen die Verlängerung der Laufzeit für Atomkraftwerke sein kann. Ich bin gerne Linksextremist, wenn ich für die kommunale Energieversorgung eintreten kann. Ich bin gerne Linksextremist, wenn ich mich gegen den Afghanistan-Krieg aussprechen kann. Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Edelnazis Kiesinger, Globke & Co. voll rehabilitiert. Kiesinger wurde Bundeskanzler, Globke Staatssekretär im Bundeskanzleramt. Nach der Wende wurden DDR-Größen wie Krenz, Mielke & Co. eingesperrt, Honecker in das Exil nach Chile geschickt. Nur SED-Leute niederen Ranges wurden in den Staatsdienst übernommen. Kein leitender Offizier der NVA konnte nach der Wende eine Stellung bekleiden, die in etwa seinem zuvor innegehabten Rang entsprach. Dagegen wurde Nazigeneral Heusinger, der sich bei dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 noch gemeinsam mit ihm zwecks Unterrichtung über die Frontlage über den sie dabei schützen sollenden Tisch gebeugt hatte, Generalinspekteur der Bundeswehr.
W. Kies"
Aus solchen Fakten lässt sich relativ leicht die Folgerung ableiten, dass es durchgängig über mehr als ein halbes Jahrhundert hinweg die Adjutanten und Erfüllungsgehilfen der um ihre Pfründe und Einflusssphäre besorgten Nutznießer der sich als ungerecht darstellenden Verhältnisse waren und sind, die richtig zum Zuge kommen können: allen anderen bleibt nur die innere Revolte und die innere Emigration - oder aber eben die Ausflucht auf so "harmlose" Kriegsschauplätze, wie die Fußballfelder sie darstellen.
Samstag, 14. November 2009
456 "Leben an der Zeitenwende"/7~~~~IN MEMORIAM ROBERT ENKE


Bei mir geht der Widerwille gegen solche Gefühlsduselei, wie sie sich in der Überschrift des vorstehend gebrachten Textes niederschlägt, sogar soweit, dass ich mir vorgenommen habe, bei der kommenden Fußball-WM in Südafrika auch nicht ein einziges Spiel der deutschen Mannschaft im Fernsehen zu verfolgen. Der ganze Zirkus, der auch dort wieder um dieses Pseudo-Glück für die Entrechteten aller Nationen auch schon jetzt im Vorfeld dieses "Großereignisses" herum veranstaltet wird, nervt mich nämlich total.
Montag, 24. Mai 2010
733 "Blankes Entsetzen nach Ballack-Aus": Wieder wird der Normalo in seinem Verständnis auf Figuren & Dinge festgelegt, die seine Lebensführung.......

Und damit bin ich bei dem eigentlichen Thema dieses Eintragsprojektes. Welches vor allem deshalb ein Projekt ist, weil ich bei der auch gleich im Netz veröffentlichten Niederschrift noch gar nicht so recht weiß, was am Ende dabei herauskommen wird. Ich habe dabei allerdings das Grundvertrauen, dass es im Endeffekt sich gar nicht so schlecht darstellen wird.

Da gerade auch in unseren Verhältnissen die Kirchen nichts anzubieten haben, was geeignet wäre, den Menschen etwas in dieser Richtung Liegendes anzubieten, sehen diese sich in dieser unserer durchkommerzialisierten Welt genötigt, ersatzweise zu den Angeboten der Märkte zu greifen - in der irrigen Annahme, dabei etwas an die Hand zu bekommen, das Glückserfahrungen möglich macht. Anders gesagt: In puncto Sinnstiftung versagen alle Kirchen total. So, wie sie auch total versagt haben unter der Ägide der Sinnstifter im Dritten Reich.
Ausgangspunkt für in Richtung Daseinserfüllung führende Überlegungen sei eine Liedzeile, welche in der Weihnachtszeit angestimmt wird: "Es schlafen Bächlein und Seen unterm Eise, es träumt der Wald einen tiefen Traum". Über den engen Bezug hin zu dem Wiedererwachen im Frühling und das dabei entstehende neue Leben hinaus lässt sich diese Liedzeile auch in einen universalen Kontext stellen. Und der ist nun mal ein religiöser: da führt alles Herumgedeutel und alle ja auch völlig berechtigte Kritik insbesondere an den Leitfiguren der Kirche - ich beziehe mich hiermit in erster Linie auf meine katholische Kirche - nicht vorbei.
715 Resonieren statt räsonieren: Der Königsweg aus der Misere der Spezies humana?
habe ich einen gerade erst noch vor Mitte Mai verfassten Eintrag überschrieben. Welcher zur Ergänzung der hier angestellten Überlegungen eingesehen werden sollte. Hier aber geht es mir um den Aspekt, dass, so ja auch in der Offenbarung notiert, die Menschen unruhig sind: "...unruhig ist mein Herz, bis es ruht in Dir...". Eben diese Unruhe ist nur zu auszuschalten, indem man, wie an zig anderen Stellen in anderen Zusammenhängen dargelegt, innerlich total zur Ruhe kommt - dabei auch vorstellungsfrei bleibend bezüglich des Wesens und des Wollens Gottes. Weil Gott in der Stille west und aus ihr heraus sich alles entwickelt hat und weiterentwickeln wird, gelangt man bei solcher Übung recht bald an einen Punkt, an dem sich die Erkenntnis einstellt, dass nicht nur der Wald einen stillen Traum träumt - sondern auch dessen Schöpfer.
Bei solch gedanklicher Ruheübung wird nicht mehr gerechtet und gehadert und befürchtet und gehofft, es waltet einfach eine absolute Stille. Bei der dann auch das Hickhack, welches gerade ja auch unter den Religionen üblich ist, gegenstandslos wird - alles so im Endeffekt hinauslaufend auf ein Himmelreich auf Erden.
Es möge doch niemand glauben, dass mir das Buch "Mein Gott, warum?" des französischen Obdachlosenpriesters Abbé Pierre - der für mich ein Heiliger ist, auch wenn die Kirche ihn nie zu einem solchen ausrufen wird - von ungefähr in die Hände gelangt ist. Dort bezeichnet er den Punkt, um den es im Kern geht - mit seinem Hauptgebet: "Oh, da DU bist, will auch ich sein!" Was beinhaltet, dass der Mensch es lernen sollte, einfach nur zu sein - ohne sich um all das auch nur im Mindesten zu kümmern, was ihm normalerweise so alles durch den Sinn zu gehen pflegt.
Ja, das glaube ich aus meiner jetzt recht intensiven Meditationserfahrung heraus sagen zu dürfen und sogar zu sollen: Christus hat zwar gesagt, mein Reich ist nicht von dieser Welt; was er nicht gesagt hat: Wer über die immer in Frage gestellte materielle Grundausstattung verfügen kann, damit der Existenznot weitestgehend entrinnend, und wer dazu noch wenigstens eine Ahnung davon bekommt, wie der göttliche Heilsplan angelegt sein könnte - der kann mithelfen, an einem Reich der Einsicht, Fülle und Gerechtigkeit mitzubauen, welches es erlaubt, in puncto Glückserfahrung nicht auf den St. Nimmerleinstag warten zu müssen.
Dass die Kirchen bei solcher Wahrnehmung des religiösen Bezugs vom Individuum hin zu seinem Schöpfer mit ihren Vertröstungen auf ein besseres Jenseits nur noch eine brotlose Kunst betreiben würden, dürfte auf der Hand liegen. Es kommt doch nicht von ungefähr, dass die Kirchen von ihren Mitgliedern in Scharen verlassen werden! Wer sich einmal etwas mehr mit dem auseinandersetzt, was von dem indischen Weise Maharishi Mahesh Yogi in einem Gott sei Dank 95 Jahre währenden Leben an heilsamer gedanklicher Übung und praktisch werdender Mitmenschlichkeit in die Welt hineingetragen werden konnte - in diesem Blog wird darüber immer wieder berichtet, wobei auch eine andere östliche Weisheitslehre vorgestellt wird -, der bekommt eine Vorstellung davon, wie verfehlt das Allermeiste von dem ist, was speziell von der katholischen Kirche so betrieben wird.
Man muss sich doch nur all das vergegenwärtigen und bei sich Revue passieren lassen, was in dem Text "Wenn Muslime Zeugen Jehovas werden" an Verfehlungen gerade seitens der katholischen Kirche aufgelistet wird, um zu dem Urteil zu gelangen, dass das meiste von dem, was in ihr verbal abgesondert wird, sich im Bereich des Phrasengedreschs bewegt. Welcher Ungeist auch weiter in ihr zum Tragen kommt, dies lässt sich doch unschwer an der ganzen Missbrauchsgeschichte mit ihrem krampfhaften Bemühen um Vertuschung ablesen; nicht anders an der Tatsache, dass der Papst seit einiger Zeit dem Exorzismus wieder vermehrt Raum gibt und ihn geradezu kultiviert. Kurzum: Anspruch und Wirklichkeit klaffen gerade in der katholischen Kirche meilenweit auseinander. Was im Endeffekt dazu führt, dass die Individuen um das betrogen werden, worum es ihnen in jeglicher Existenform zentral geht: die Glückserfahrung.
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