Der Rainer von der Stehcafé-Runde, einer der wohl besten Fußballexperten in ihr, gab nach dem Spiel Spanien gegen Chile das Urteil ab, es sei die beste Partie von allen bis dato ausgetragenen Spielen gewesen (zu demselben Urteil ist, wie ich erst später erfahren sollte, der bekannte holländische Fußballer Johann Cryff gelangt).
johan cruyff super mix 7 Min. - 19. Apr. 2009 Hochgeladen von wuloson www.youtube.com |
Am heutigen Sonntag bin ich allerdings zu einer anderen Ansicht gelangt. Die die deutsche Mannschaft spielte in Kapstadt so ideenreich, motiviert, clever und kombinationsstark, dass ich glaube, sie als Favoriten bei dieser WM sehen zu können - vorausgesetzt, sie behält den heute gezeigten Spielstil bei. Trotzdem würde ich aber bei einem Zusammentreffen dieser beiden Mannschaften den Chilenen den Daumen drücken. Und damit bin ich bei dem, was mich auch wieder an dieser WM stört.
Gerade dieses aus seinem Umfeld herausragende Ereignis wird von den Politikern und Wirtschaftsleuten allzugerne dahingehend instrumentalisiert, von den vielen Ungereimtheiten und Unzulänglichkeiten, von dem Unsinn und der Unergiebigkeit ihres Wirkens auf diesen Ebenen abzulenken. In dem nachstehenden Abschlusskasten findet sich zu diesen Aspekten eine soeben erst in der Wochenzeitung DIE ZEIT gebrachte Bestandsaufnahme.
Die Menschen nehmen, durch das Geschehen in den Stadien total eingenommen, überhaupt nicht wahr, wie unhaltbar eigentlich das meiste von dem ist, was so im politischen Tagesgeschäft produziert wird. Da werden dann bei ihnen ganz simple Mechanismen in Gang gesetzt, die dazu führen, dass sie in ihrem Verhaltensapparat nur noch das Verlangen nach Größe und Identifizierung produzieren, somit auf ganz billige Manier davon abgehalten werdend, sich etwas mehr Gedanken zu den Vorgängen speziell auf der politischen Bühne zu machen.
Die einfachen Leutchen sind dankbar dafür, dass ihnen ein Unterhaltungsstoff geboten wird, der sie die Kümmernisse des Alltags etwas vergessen lässt, auch ihre eigene Inferiorität und Bedeutungslosigkeit in dem großen Apparat. Sie lechzen förmlich danach, es endlich den anderen einmal richtig zu zeigen - mittels der von ihnen favorisierten Mannschaft. Dergleichen ist natürlich Wasser auf die Mühlen der "systemrelevanten" Akteure. Die sind für einen solchen Anlass wie das jetzt in Südafrika laufende Spielgeschehen ebenfalls dankbar, dieweil er sich vorzüglich eignet, von der Tristesse des politischen Tagesgeschäfts mit seinen immer wieder sehr eigenartigen Konzepten und allen seinen aberwitzigen Vorkommnissen abzulenken.
An Aberwitz schon einigermaßen gewöhnt, entblöden sich die einfach Gestrickten auch nicht, mit einer Irrsinnlautstärke in der Gegend herumzutröten: mit 160 Dezibel noch weit über der von startenden Düsenflugzeugen oder aber der von Presslufthämmern entwickelten liegend. Die Erklärung für eine solch unisono betriebene Krachentwicklung sehe ich darin, dass diese Einfachstversionen des Homo sapiens geradezu schamlos die Gelegenheit nutzen, sich endlich einmal Gehör verschaffen zu können. Wessen Stimme im Alltag unterzugehen pflegt, der meint, in der Vuvuzela wie auch den anderen Lärminstrumenten ein probates Mittel gefunden zu haben, welches ihn für entgangene Erfolgserlebnisse gerade beim gesellschaftlichen Diskurs entschädigt.
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