Mittwoch, 23. Januar 2013

2060 "Deutsche Bank bleibt bei Agrarwetten". Oder: Wie ein Geldinstitut Hungersnot in Kauf nimmt, um satte Renditen einzufahren.

Bredenbecker Bote
 
 Der Blogger, der gerade erst wieder gegen die Politnasen zu Felde gezogen ist, die hierzulande vorgeben, sie könnten und sie würden die Verhältnisse im Land gut regeln und einen Beitrag zur Wohlfahrt der Bevölkerungt leisten, freut sich halbwegs ein Loch in den Bauch wegen des vorstehend gebrachten, am Montag dieser Woche erschienenen Artikels. Weil der nämlich  die Grundübel deutlich werden lässt, welche diesem unserem vermalmedeiten Wirtschaftssystem anhaften. Da ist einmal der unbedingte Wille, möglichst viel Kapital aus einer für ein Unternehmen  sich günstig darstellenden Situation herauszuschlagen. Und da ist das Bestreben, dieses krude Verdienstinteresse zu übertünchen und in einer Weise darzustellen, die die Öffentlichkeit hinters Licht führen soll.

Obwohl der gute Herr Fitschen, seines Zeichens Ko-Vorstandschef des fraglichen Geldinstituts, es sich an seinen fünf Fingern ausrechnen können müsste, in welchem starkem, von Wissenschaftlern wie auch von anderen Sachkundigen bestätigtem Maße die Spekulation mit Lebensmitteln sich als nachteilig für die Menschen erweist, besitzt der die Frechheit, zu behaupten, mit der sei alles in bester Ordnung. Wie man dies ja von den Politnasen wie deren Weisungsgebern her, den Bossen in diesem unserem Ländle, ja gar nicht anders kennt. Ob Asse, ob Mastviehfabrik oder was auch immer: stets bekommt man doch zu hören und zu lesen, es bestünde keinerlei Anlass, sich irgendwelche Sorgen zu machen oder gar Einwendungen gegen eine bestimmte Verfahrensweise oder etwa auch ein Produkt zu erheben.

"Für die Deutsche Bank zählt der Rohstoffhandel zu den Wachstumssegmenten im Kapitalmarktgeschaft" heißt  es in der 3. und 4. Spalte des von dem Journalisten Philipp Halstrick verfassten Textes. Wobei dessen Name einen seltsamen Bezug hin zu der von ihm behandelten Materie insofern aufweist, als man, fügt man seinem Namen ein zweites "s" hinzu, den Halsstrick findet, den viele Hungerleider sich umgelegt haben, weil sie die durch Spekulation für sie zu teuer gewordenen Lebensmittel nicht mehr bezahlen konnten. Dieser Autor mit dem beziehungsvollen Namen fährt so fort: " 'Hier wird seit einigen Jahren kräftig Gas gegeben', sagt ein Banker. Speziell im Nahrungsmittelgeschäft würden ordentliche Renditen erzielt."

"Untersuchungen hätten keine stichhaltigen Belege für einen Zusammenhang dieser Geschäfte mit dem Hunger in der Welt erbracht, sagte Ko-Vorstandschef Jürgen Fitschen am Wochenende auf der Grünen Woche in Berlin. Im Gegenteil: Agrar-Derivate erfüllten für Nahrungsmittelproduzenten eine wichtige Funktion im weltwirtschaftlichen Handel. ... 'Deshalb hat die Deutsche Bank entschieden, dass sie im Interesse ihrer Kunden weiterhin Finanzinstrumente auf Agrarprodukte anbieten wird', sagte Fitschen": diese Äußerung steht in einem auffälligen Widerspruch zu dem, was der Ex-Chef des Geldinstituts zuvor von sich gegeben hatte: " 'Kein Geschäft ist es wert, den guten Ruf der Deutschen Bank aufs Spiel zu setzen'." Dass genau dieses aber geschieht, dass kann der gute Herr Fitschen aus seinem bornierten Blickwinkel heraus nicht erkennen.

Es hilft alles nichts: Verdienen um jeden Preis heißt die Devise, die auch in dieser unserer Bananenrepublik landauf landab ausgegeben wird. Da kann auch ein Bundespräsident seine Stimme erheben und Gegenrede gegen die Machenschaften halten, die sich auf dem Finanzsektor eingebürgert haben: Man fährt einfach im alten Stile fort. Was sagte Gauck? " 'Wenn schwankende Preise armen Menschen sprichwörtlich die Mittel zum Leben abschöpfen, ist Handeln nicht nur aus ethischer, sondern aus politischer und sozialer Notwendigkeit dringend geboten'." Was ja wohl heißen dürfte, dass das von Fitschen anvisierte Interesse der eigenen Kunden und derjenigen, die mit der Erzeugung von Lebensmitteln Geld verdienen, auch die Marschroute einer Bank nicht unbedingt vorgeben sollte.. 

Der Theologe, Arzt und Schriftsteller Manfred Lütz hat in der jüngsten Ausgabe der FAS einen Artikel veröffentlichen können, der den folgenden Titel trägt: "Kunstwelten. Wissenschaft, Medien, Finanzmarkt - sie alle drängen in unser Leben. Aber wir dürfen ihnen nicht zu viel Macht geben".  In diesem Beitrag erscheint die Finanzwelt, wie ja schon aus dem Subtitel hervorgeht, als künstlich geschaffene Realität, in der der homo sapiens sich zu verlieren droht. Zu ihr bemerkt Lütz - in einem folgenden Post wird noch mehr auf seine Ausführungen einzugehen sein -, dieser künstlichen Welt seien die existentiellen Erfahrungen von Liebe, Gut und Böse oder auch der Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens völlig fremd. Wörtlich heißt es dann weiter: "Diese kunstwelt, die inzwischen oft schon nicht mehr von Menschen, sondern von Softwareprogrammen gesteuert wird, verlangt von den beteiligten Personen kunstvolle Rollenspiele bis zur Selbstverleugnung. Wer hier als 'Player' sagt, was er wirklich denkt, könnte 'die Märkte' zutiefst verunsichern. Diese Geldwelt treibt inzwischen nicht bloß machtvoll die Politik vor sich her, sie bestimmt unser aller Leben, denn niemand von uns kann sich dem ganz entziehen." Mit welchen Feststellungen der Arzt, Schriftsteller und Theologe ein Vorreiter der Bewegung ist, bei der auch der Blogger mit dabei ist - kritisch zu allem Stellung nehmend, was  sich so in der Finanzwelt wie auch in den aus ihr heraus gelenkten anderen Welten tut.

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  5. Droemer Knaur – Manfred Lütz

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    07.10.2012 – Vieles von dem, was wir sehr ernst nehmen, lenkt vom Eigentlichen ab, meint Manfred Lütz. Die Schein- und Plastikwelten prangert der ...

Das vorstehend erscheinende Motto, Teil einer Brillenreklame, die zusammen mit schon fast nicht mehr zählibaren anderen Volksbelästigungen dieser Art in einem Stapel von grundsätzlich für verwendungsfähig gehaltenen Materialien gelandet ist, hat auch der Blogger sich auf die Fahnen geschrieben. In der Nähe hat er in diesem Beitrag das Geldinstitut gesehen, bei dem ein Konto zu eröffnen ihm niemals eingefallen wäre - die Volksbank ist ihm seit jeher wesentlich sympathischer -; in der Ferne konnte er hier seinen Blick richten auf die vom Schicksal Gebeutelten, die, als würde dies nicht reichen, zusätzlich noch durch die Wettereien in der hier vorgeführten Bank um ihre Lebensmittel gebracht werden.


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