Sonntag, 22. Januar 2012

1537 "Westen, schwirr ab! Junge Ägypter wollen ein neues Land nach eigenen Regeln. Das mag uns nicht passen. Aber wir müssen es akzeptieren" - ......

..... so titelt die FAS in ihrer heutigen Ausgabe auf der Seite ANSICHTEN. Ehe der Blogger beginnt, in diese Thematik einzusteigen, nutzt der diesen Anlass einmal auch dahingehend, heute einmal einen kurzen Einblick in sein Infolabor mit dessen wesentlichsten Ausstattungsgegenständen zu geben.

I. Das Infolabor des Bloggers
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Da ist zunächst der Monitor - ein Produkt der Firma MEDION -, auf welchem dieser Eintrag in statu nascendi, also im Augenblick seiner Entstehung erscheint. Der steht, weil von dem ebenfalls in der kleinen Butze befindlichen Stehtisch aus besser in den Blick zu nehmen, in letzter Zeit mittels vierer durch die Blumenmaid verdeckter Packen Kopierpapier erhöht auf einem Regal - diese ebensowenig ins Bild kommend wie der Kombidrucker.



Unter der Maid erkennbar die beiden Klemmzwingen, die ein 40 cm langes Stahllineal festhalten, welches wiederum einen fast beliebig hohen Stapel von sowohl großen wie kleinen Notizblättern zu beschriften erlaubt. Diese kleine technische Kunstgriff verhindert einmal das Verrutschen der Schreibunterlage, wenn beispielsweise bei einem Telefonat Notizen gemacht werden. Er erlaubt es aber auch, in jedem Stadium der Ausfüllung insbesondere der DIN A4-Seiten diese ganz schnell abzureißen und auf dem Folgeblatt fortzufahren.

Hier vorstehend zu erkennen der heute zwecks inhaltlicher Zusammenfassung ausgewählte FAS-Artikel - gehalten von einem reichlich provisorisch zusammengebastelten Gestell mit a) der aus Zeiten des Jurastudiums noch verfügbaren Halterung der Gesetzessammlung Schönfelder, und b) einigen großen, in die Länge gestreckten Büroklammern, die übrigens, in der Aufnahme mit der Webcam nicht zu erkennen, einmal die Computerbrille, dazu die Lesebrille und ferner noch eine Lupe und ein schmales Tapetenmesser tragen.



Mehr zufällig, aber gleichzeitig beziehungsvoll der Aufnahme des Globus aus dem Weltraum zugeordnet: der Scanner - ebenfalls von MEDION. Der, erworben für 80 Euro, mittlerweile schon seit mehr als einem halben Dutzend Jahren ohne zu streiken seine Dienste zur Verfügung stellt. Damit aber auch genug der Beschreibung des Umfeldes, in dem monatlich - so gerade erst nachgeprüft - bis zu 62 elektronisch gesteuerte Beiträge entstehen.


II. Der in diesem Infolabor aktuell bearbeitete Zeitungsbericht
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In seinem kanpp halbseitigen Beitrag zeichnet der Journalist Gerald Drissner ein sehr düsteres Bild der Beziehungen der Bürger dieses Landes hin zum Westen. Welches vor allem deshalb dunkel eingefärbt wird, weil der Westen auf der einen Seite zwar hehre Prinzipien gepredigt, auf der anderen aber immer und immer wieder gegen sie verstoßen hat. In dieses Bild hineinpassend auch das, was der Autor über die Gemütslage der Bürger, sprich, ihre Ablehnung des westlichen Lebensentwurfs in anderen Ländern der arabischen Welt zu berichten weiß.

Drissner stellt einleitend dar, dass er oft versucht habe, seinem Arabischlehrer in Ägypten darzulegen, worin westliche Werte bestünden - dieses allerdings ohne Erfolg. Er habe darauf hingewiesen, dass Deutschland einen schwulen Außenminister habe, die Bürger des Landes Hunde in ihren Wohnungen hielten und die etwa auch darauf achteten, dass bei ihren Einkäufen Biomüllpapiertüten verwendet werden. Dieser Lehrer sei allerdings auch wieder über eine Zeitungsmeldung gestolpert, die Folgendes zu Inhalt hatte: "Eine Firma mit Sitz in München habe der ägyptischen Stasi für mehrere hunderttausend Euro eine Software geliefert, die den E-Mail-Verkerhr von Gmail, Yahoo und Hotmail überwachen kann und sogar Skype-Gespräche mitschneidet."

Diese Software habe von dem Mubarak-Regime eingesetzt werden können, um Blogger und Regimekritiker zu detektieren. Woraufhin sie arretiert und mundtot - oder aber in unterirdischen Verliesen gefoltert und getötet werden konnten. Der Autor bringt seine Scham darüber zum Ausdruck, die er empfand, als er diesen Sachverhalt zur Kenntnis nehmen musste. Die Bundesregierung, über solcherlei informiert, würde in "solchen Fällen gern ausrichten ... [lassen]: Falls gegen die Gesetze verstoßen wurde, dann werden sich die Gerichte darum kümmern."

Da von westlichen Staaten zur Schau gestellte Werte und deren tatsächliches Handeln meilenweit auseinanderliegen, zitierte der Sprachlehrer ein arabisches Sprichwort: " 'Oh, du Biene, ich möchte weder deinen Stich noch deinen Honig'." Das heiße auf gut Deutsch so viel wie Westen, schwirr ab!, ergänzt Drissen dazu. Um im Weiteren die Divergenz zwischen Reden und Beteuerungen einerseits und in der Realität entfalteter Aktivitäten an einer ganzen Reihe von Punkten aufzuzeigen. Drissen führt folgende Stationen des offensichtlichen Versagens des Westens an:

  1. das Vergraben von 17,5 Millionen Landminen im Wüstensand, welches während des Zweiten Weltkriegs durch die westlichen Allierten erfolgte;
  2. das Verfrachten von Beschuldigten durch westliche Geheimdienste "nach Libyen und Ägypten, um dort mit ihnen das zu machen, was auf eigenem Boden verboten ist;
  3. die Nichtreaktion des Westens auf das Vorgehen saudischer Streitkräfte gegen Demonstranten, die ihrem Unwillen gegen die in ihrem Land herrschenden Verhältnisse Ausdruck gaben, eine Nichtreaktion, die darauf zurückzuführen ist, dass man keinen Ärger mit Saudi-Arabien wollte;
  4. die Zurückhaltung, die sich der Westen bei den diesen Entwicklungen ähnlichen in Jemen auferlegte;
  5. das Verschiffen eines besonders aggressiven Tränengases nach Kairo durch amerikanische Firmen zur Zeit der Unruhen dort;
  6. den Versuch, den Sender Al Dschazira dazu zu zwingen, nicht länger "verstörende Aufnahmen aus dem Irak zu zeigen" - alles belegt durch eine Wikileads-Depesche;
  7. die Nichtarretierung des als Neffen des UN-Generalsekretärs bestens vernetzten Youssef-Boutros-Ghali, der von Kairoer Richtern in Abwesenheit zu dreißig Jahren Haft verurteilt worden war;
  8. das Laufenlassen von Hussein Salem, einem Unternehmer, der in Ägypten ein Vermögen von mindestens zwei Milliarden anhäufen konnte - vornehmlich durch Geldwäsche und Betrug.

Ergänzt sei hier ad 1. die Tatsache, dass es der Panzergeneral Erwin Rommel war, der vor allem in dem Bereich zwischen Al Alamein und Libyen diese Minen verstecken ließ, die in der Folge mehr als 8000 Menschen entweder das Leben kosten oder aber zumindest schwer verletzen sollte. Sie aus dem "Todesstreifen" auszugraben, ziert sich die Bundesregierung. Stattdessen lässt das Auswärtige Amt auf seiner Internetseit "vor 'unzureichend gekennzeichneten Minenfeldern' in Ägypten" warnen.

Ergänzt sei weiter ad 4., dass die Drohnen, die der jemenitische Herrscher über sein Land fliegen ließ, so alles unter Kontrolle haltend und jeden mit Raketen attackieren könnend, mit Geldern beschafft worden sind, die aus dem Westen stammen.

Ergänzt sei ferner ad 7., dass dieser tief in Mubaraks Korruptionssumpf steckende Zeitgenosse an "der 'London School of Economics' ... vor kurzem gar eine Vorlesung gehalten haben - und den Hörsaal kur vor Schluss über einen Hinterausgang verlassen haben" soll.

Ergänzt sein schließlich ad 8., dass es sich bei dem 78 Jahre alten Unternehmer um den jetzt von Ägypten meistgesuchten Mann handelt. Der, Mitte Juni in seiner Villa in einem Madrider Vorort festgenommen, trotz Bitten aus Kairo nicht dorthin überstellt wurde, weil die Behörden der Tatsache, dass er seit 2008 einen spanischen Pass besitzt, den Vorrang vor allen anderen Belangen gibt.

"Europa ist anders. Das sagen wir, aber das glaubt man nicht mehr": Auf diese Kurzformer bringt Drissner die Haltung der Ägypter gegenüber dem Westen. In diesem Zusammenhang zitiert er zunächst einen Ägypter wie folgt: " 'Während der Revolution hat uns die EU im Stich gelassen, das haben wir verstanden, weil ihr Mubarak wolltet' ", um dann fortzufahren, das Vertrauen sei endgültig weggewesen, nachdem die meisten westlichen Regierungschefs zwar Unterstützung in jeder Hinsicht gelobten, in dieser Richtung aber so gut wie nichts erfolgt sei.

Der Autor bringt die Lage bei den Beziehungen der westlichen Länder zu den Staaten im arabischen Raum folgendermaßen auf den Punkt: "Wir sind überzeugt, dass der westliche Lebensentwurf der beste und einzig richtige ist. Das aber kommt bei einer muslimischen Gesellschaft, die von sich behauptet, die beste Religion zu haben, nicht gut an." Demgegenüber erscheint die Einstellung der jungen Ägypter so: Sie "wissen genau, was sie wollen: ein neues Land nach eigenen Regeln - und keines, das so konstruiert ist, dass es dem Westen passt."

Hiermit soll die Zusammenfassung des Beitrags auch abgeschlossen sein: Nur noch dieses Statement des Autors: "Wir sind immer schnell dabei, wenn es darum geht, die Religionsfreiheit in Ägypten anzumahnen. Das ist auch gut. Nur sollten wir dann auch eine schlüssige Erklärung finden, warum uns das Kopftuch stört und die Schweizer die Minarette verbieten. Denn mit westlicher Freiheit, Toleranz und Gleichberechtigung hat das wenig zu tun, auch wenn wir das immer wieder betonen."

Generelles PS : Werte/r geneigte/r Leser/in: Sofern Ihnen Form und Inhalt dieses Eintrags zusagen, sollte dessen Weitergabe oder aber gleich des Blogs via Link*** an Ihren Freundes- und Bekanntenkreis eigentlich nichts im Wege stehen. Für den Fall, dass Sie auch über die Adressen offiziöser Stellen verfügen: Geben Sie das Material ruhig auch an die weiter. Damit vielleicht der/die eine oder andere der dort Tätigen sich besinnt und nicht mehr mitmacht bei dem hierzulande weiter und weiter veranstalteten Wahnsinnstreiben. So, dass die von Politikern gepflegte, nur dem Eigeninteresse verpflichtete Verfälschung der Wirklichkeit denn doch einmal ein Ende findet und die Demokratie eine Chance bekommt, mehr zu sein als bisher - eine nur nützliche Fiktion."
***Wie ein Link zu übernehmen ist, findet sich in Post 999 dargestellt, und zwar unter PS2.


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