Montag, 2. Januar 2012

1501 "VERGESSEN SIE ALLES": Eine weitere hilfreiche Aufforderung für das Neue Jahr - zu beziehen auf das, was von Politikern und Kirchenleuten zu.....


... ihrer eigenen Aufrichtigkeit, Prinzipientreue und anderen hehren Einstellungen gegenüber dieser Welt in eben diese hinausposaunt worden ist und weiter werden wird, den auf ihr lebenden Menschen dabei allerdings nur Sand in die Augen streuend. Aus der Unzahl von Meldungen, die, allein in der letzten Zeit an die Öffentlichkeit gelangt, die Richtigkeit einer solchen Einschätzung belegen, sei hier beispielhaft nur eine herausgegriffen. In der HAZ-Ausgabe 306/11 heißt es auf der Titelseite: "Die BW-Bank relativierte unterdessen in einer am Freitag verbreiteten Erklärung den Eindruck, Wulff habe bereits seit Langem deinen neuen Kreditvertrag zu normalen Konditionen. Unterschrieben habe Wulff erst vor wenigen Tagen, am 21. Dezember." Dieser Textpassage folgt der Hinweis auf mehr zu dem Thema: "Die Bank bricht ihr Schweigen Seite 2".

Was hier, auf den ersten Blick unauffällig bleibend, mit dem Wörtchen "relativierte" daherkommt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als ganz freche, aber halt versteckte Lüge. Denn der jetzt mehr und in die Bredouille geratende BuPrädi hatte in dem Versuch, weiter von dem bei ihm zu beanstandenden Umgang mit Finanzquellen abzulenken, ausstreuen lassen, der fragliche Vertrag sei schon in trockenen Tüchern. Was er, weil nicht unterschrieben, aber überhaupt nicht war. Um sich nicht noch in weiteren Einträgen mit diesem ganzen Vorgang befassen zu müssen, bei dem der Kaiser in seiner ganz neuen Kleidung, nämlich nackt erscheint und bei dem er auch noch mehr und mehr demaskiert wird, sei an dieser Stelle der Fortgang der Entwicklung kurz festgehalten - so, wie in der Presse notiert

Da wird also der langjährige Sprecher Wulffs, Olaf Glaesecker, der seinen Herrn und Meister via Medien zu dem "Wohlfühl-Wulff" aufgebaut hat, als der er sich nur zu gerne dargestellt sah, mir nichts, dir nichts einfach geschasst. An seine Stelle tritt dann ein völlig unbeschriebenes Blatt namens Petra Diroll. Die sieht sich verpflichtet - so in dem Politkommentar von Matthias Koch in der Ausgabe 2 der HAZ notiert -, folgende Erklärung abzugeben: " 'Die Presse- und Rundfunkfreiheit ist für den Präsidenten ein hohes Gut'."

Was aber ist diese Versicherung realiter? Auch wieder nur eine Lüge: Der Buprädi, der es mit der Wahrheit offensichtlich genauso zu halten beliebt wie der komische Guttenberg, hat mit seinem Anruf bei dem Chefredakteur der Bild-Zeitung, Kai Diekmann, in der für ihn sich immer unerfreulicher darstellenden Angelegenheit genau das Gegenteil zu dem inszeniert, was er vorgeblich als Regieanweisung für sich verstanden wissen wollte. Er hat nämlich diesem Chefredakteur mit strafrechtlichen Konsequenzen gedroht für den Fall, dass sein Blatt den Bericht eines seiner Leute veröffentlichen werde, bei dem er in schlechtem Licht erscheint.

"VERGESSEN SIE ALLES" heißt es auf dem erst soeben in das Haus des Bloggers geflatterten Flyer - ergänzt durch den Zusatz "WAS SIE ÜBER PREISE WISSEN:" Der Buprädi, der augenscheinlich als Miniprädi trotz seiner hohen Bezüge nur zu gerne alle Finanzierungsquellen ausschöpfte, dabei auch nicht zurückscheuend vor Schritten, die sich durchaus als strafrechtlich relevante Vorteilsnahme auffassen lassen, hat genauso offensichtlich vergessen, was der Preis für ein solches Gebaren ist.

Über diesen genauso ehrversessenen wie ehrvergessenen Zeitgenossen heißt es in dem fraglichen Politkommentar abschließend: "Umso erstaunlicher ist es, wie Wulff sich dennoch durch einen völlig verkorksten Umgang mit der Affäre eigenhändig im öffentlichen Ansehen immer weiter nach unten schraubt. Erst beharrt er nach Art eines Winkeladvokaten darauf, dem Landtag 2010 nichts Falsches gesagt zu haben - dann bereute er diese Herangehensweise öffentlich. Erst will er per Telefon Presseberichte verhindern - als das heraukommt, bereut er auch dies und bittet um Entschuldigung. Als Redner zum Thema Finanzen und Ethik ist er angeschlagen, plötzlich möchte man auch Kritik an Einschränkungen der Pressefreiheit in anderen Staaten von ihm nicht mehr hören. Jetzt berührt die Affäre nicht mehr nur, wie oft gesagt wird, die Würde des höchsten Amtes im Staate. Es geht mittlerweile auch um die Würde der Bundesrepublik."

Es ist ja nun nicht so, als ob nur der höchste Mann im Staate nicht zu wissen scheint, wie man sich im Leben so einrichtet, dass andere nicht zu sehr Anstoß an dem eigenen Gebaren nehmen müssen: Auch das, was die hohe Geistlichkeit zu vermelden hat, kommt völlig ohne etwas aus, das die Menschen als Richtschnur für ihre eigene Lebenspraxis nehmen könnten. Darum auch hier: "VERGESSEN SIE ALLES", was von den Kanzeln und anderen Emporen her verkündet wird. Beispielsweise, dass die Bernwardstür, die Christussäule und der Heziloleuchter, zu finden im Hildesheimer Mariendom, Wesentliches über "die Glaubensgeschichte von Menschen" aussagen und dessen "bauliche Umgestaltung ... auch Ausdruck einer geistlichen Neuorientierung" sein kann.

Ein solch schwarzes Bild von der katholischen Kirche, wie es sich nicht nur in diesem Post findet, wird auch gezeichnet in dem jüngsten Rundbrief der "Leserinitiative Publik e.V.", die vor jetzt 40 Jahren Publik-Forum aus der Taufe gehoben hat, nachdem die Bischöfe der Zeitschrift Publik sämtliche Unterstützungsmittel gestrichen hatten: "Eine Rechtswende nach dem Tod Papst Johannes XXIII. verfinstert das Gesamtbild und die ersten Hoffnungen sind schon zerschlagen. Fragen zu Sexualität und Zölibat sind verboten; der Papst meutert gegen die Kirchenkonstitution und treibt aller Communio-Euphorie die Idee der Gleichberechtigung aus. Er erklärt unwidersprochen: 'Der Papst als höchster Hirte der Kirche kann seine Vollmacht jederzeit nach Gutdünken ausüben'." (So nachzulesen in dem Mitglieder-Rundbrief 12/11, unter zwar unter dem Titel "Müssen die Kirchenreformer umdenken?".)

Da die entsprechenden Ausführungen zeitgeschichtlichen und das Wesen des ganzen Kirchenbetriebs decouvrierenden Charakter haben, seien sie hier noch teilweise weiter zitiert: "Aber durchgesetzt hat sich genau jende Ambivalenz, die auf den angesagten Reformen nie konsequent, sondern immer nur halb bestand, mit dem Vorbehalt des frommen Gehorsams und immer in der Hoffnung, wir bekämen verständige Hierarchen, die es für uns richten. Entweder haben wir nicht folgerichtig gedacht oder nicht konsequent gehandelt. ... Schon eher denke ich ... an meine Kollegen, ... deren Produktion nur noch aus Grundsatzthesen, Differenzierungen, Vermittlungen und der Kreation von komplizierten Worten besteht. Warum sagen sie nicht offen, welchen Unsinn die kirchliche Amtstheologie enthält und wie fundamental sie den simpelsten Glaubensprinzipien widerspricht? ... Warum stellen sie nicht die Frage, ob der Durchschnitt unserer Bischöfe überhaupt eine kirchliche Autorität beanspruchen kann? Verdienen sie ihre altehrwürdigen Titel?

Was tun mit einer Oberhierarchie, die - geschichtlich gesehen - mit schöner Regelmäßigkeit für Kirchenspaltungen sorgt und trotz Konzil keinen Schritt weiter will? Sind eine Reihe von ihnen nicht schlicht und ergreifend Mietlinge, um das biblische Wort für unsere Zeit zu benutzen? Warum werden nicht die Fälle besprochen, gewürdigt und mit Argumenten legitimiert, in denen Widerstand die einzig christliche Lösung bedeutet? ... Stattdessen sind das bischöfliche Verwaltungswesen, römische Verordnungs-, Ernennungs- und Sanktionspraxis mit Hilfe des CIC dabei, das noch bleibende Leben unserer Gemeinden zu reglementieren und zu ersticken. Von Menschenrechten, geregelten Rechtsverfahren und Verwaltungsabläufen keine Spur! Der nachkonzilare Versuch, ein Grundgesetz einzuführen, ist nach mehrmaligen Anläufen am kurialen Widerstand gescheitert. Aktuell ist die Kirchenleitung dabei, die letzten Nachwirkungen des Konzils zu beenden."


Demgegenüber kann der Autor der hier zitierten Ausführungen, der Theologieprofessor Hermann Häring, in puncto Auswirkungen des Vaticanum II auch Dinge verzeichnen, die als hoffnungsstiftend anzusehen sind: "Um so erstaunlicher, dass dennoch eine neue Erfahrung von Christsein entstanden ist. Ich gebe deshalb gerne zu: Trotz aller Enttäuschungs- und Schrumpfungsprozesse gibt es vitale Gemeinden. Sie handeln selbständiger, vielfältiger und demokratischer als früher. Unabhängig von der purpurglänzenden Überwelt hat das Konzil noch ganz andere Effekte erzielt. Von unten hat es zu einem neuen Selbstbewusstsein geführt. Gemeinschaften und weltweit agierende Aktionsgruppen finden ihre Wege.

Auch die verschärfte Repression lässt die Kritik nicht verstummen; die mediale Prachtentfaltung des Papstes [für den Blogger übrigens nur eine Pappnase] verstellt den Blick auf die Marginalisierten nicht. Die engagiert-kundige Beschäftigung mit der Bibel, zu Konzilszeiten angestoßen, wurde ebenso zum Selbstläufer wie die regelmäßige Begegnung mit nicht-katholischen Gemeinden und das Beten und Handeln mit ihnen. Ökumenisches Bewusstsein hat Hochkonjunktur und ist schon lange in eine interreligiöse Spiritualität hineingewachsen. ...

Der Konzilsmythos als solcher hat ausgedient und seine Erinnerung verblasst. Wer ein Anliegen verteidigt, solltge dies mit aktuellen Sachargumenten tun. Sie müssen sich selber tragen, seien sie biblisch, theologisch, schlicht menschlich oder aus der persönlichen Erfahrung erwachsen. Wir leisten den guten Intentionen des Konzils keinen besseren Dienst, als wenn wir es im Gefecht des Alltags vergessen [erinnert sei an das "VERGESSEN SIE ALLES", welches als Titel dieses Eintrags gewählt wurde]. ... So gesehen kann der aktuelle Zusammenbruch der Pastoral ... den Gemeinden nur nützen. Sie werden sich endlich aus ihrer Bevormundung, diesem Relikt aus einer feudalen Reichskirche, befreien."


Da dem Blogger der zuletzt gewiesene Weg zu lang war und ihm der ganze Kirchenbetrieb unheimlich gestunken hat, ist er Gott sei Dank auf die Idee verfallen, aus diesem irren Laden auszutreten. In welchem sich die Geistlichkeit besonders mit dem hervorzutun beliebt, was sich in dem folgend gebrachten Cartoon ironisiert findet:


PS1: Genau unter dem hier teilweise zitierten Politkommentar zu finden die beiden folgenden, von den Machern der HAZ anderen Publikationen entnommen:


Beide genau den Gesichtspunkt herausstellend, der den Betreiber dieses Blogs immer und immer wieder beschäftigt, nämlich, dass sich das politische Tagesgeschäft weithin "auf Niveau Berlusconi" bewegt. Auch das, was die Augsburger Allgemeine zu der Affäre sagt, passt total zu dem von dem Blogger immer wieder gezeichneten Bild: "Präsident Wulff verspielt das Vertrauen der Bürger. In ihn selbst, aber auch in die gesamte politische Klasse."

PS2: Das nachfolgend gebrachte generelle PS scheint an diesem Punkte mal wieder angebracht zu sein, dieweil der Bürger sich hier wirklich gehalten sieht, der Aufforderung "VERGESSEN SIE ALLES" Folge zu leisten, nämlich alles, was aus Politikermund zu dieser unserer "freiheitlich-demokratischen Grundordnung" abgesondert wird - die eigentlich mehr eine "Grunzordnung" ist -, zu vergessen, und auch all das, was auch zur Rechtsstaatlichkeit vermeldet wird. Weil die nämlich, nur etwas genauer besehen, nur eine Rechts-Staatlichkeit als Organisationsform darstellte, in der sich nur die Rechten, die nur auf ihren Vorteil Bedachten gut aufgehoben sehen können.

Generelles PS : Werte/r geneigte/r Leser/in: Sofern Ihnen Form und Inhalt dieses Eintrags zusagen, sollte dessen Weitergabe oder aber gleich des Blogs via Link*** an Ihren Freundes- und Bekanntenkreis eigentlich nichts im Wege stehen. Für den Fall, dass Sie auch über die Adressen offiziöser Stellen verfügen: Geben Sie das Material ruhig auch an die weiter. Damit vielleicht der/die eine oder andere der dort Tätigen sich besinnt und nicht mehr mitmacht bei dem hierzulande weiter und weiter veranstalteten Wahnsinnstreiben. So, dass die von Politikern gepflegte, nur dem Eigeninteresse verpflichtete Verfälschung der Wirklichkeit denn doch einmal ein Ende findet und die Demokratie eine Chance bekommt, mehr zu sein als bisher - eine nur nützliche Fiktion."
***Wie ein Link zu übernehmen ist, findet sich in Post
999 dargestellt, und zwar unter PS2.



n.













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