Donnerstag, 5. Januar 2012

1506 "Es geht mittlerweile auch um die Würde der Bundesrepublik" hat soeben ein HAZ-Journalist kommentiert. Die Frage ist, ob es diese Würde je gab.

Klaus Bickmann
Hallo, aufgemerkelt! Wir leben in einer freiheitlich-demokratischen GrunZordnung. Post 1506 bringt das Wichtigste zu ihr auf den Punkt.MC
In den Anfängen der BRD konnte ein Adenauer völlig ungeniert Folgendes von sich geben: "Was kümmert mich mein dämliches Gequatsche von gestern!?!" Womit er ja wohl signalisiert haben dürfte, dass es bei ihm mit Prinzipientreue oder anderen respektwürdigen Einstellungen nicht sonderlich weit her war. Dem konnte auch gar nicht anders sein, dieweil er ja beispielsweise einem Globke, der sich während des glorreichen Dritten Reiches als getreuer Diener seines Herrn zu erkennen gegeben hatte, zu neuem Einfluss verhalf. Woraufhin der natürlich nur zu bereit war, allen Weisungen auch des neuen Regenten höchst willig zu folgen.

Hier wie dort letztlich alles dem Nützlichkeitskalkül unterworfen, der Frage, wie lassen sich aus der gegebenen Situation die größtmöglichen Vorteile für mich oder auch bestimmte Leute herausschlagen. Im Dritten Reich hatte man sich halt den meisten Profit davon versprochen, wenn man sich daranmachte, die Juden nach Strich und Faden auszunehmen. Auch unter einer sich vorgeblich für die Sache der Demokratie einsetzenden Regierung sollte es im Weiteren in erster Linie darum gehen, den tonangebenden Schichten und Herren die Möglichkeit zu eröffnen, möglichst viel Profit für sich aus dem Wirtschaftsbetrieb herauszuschlagen.

Dass bei diesem ganzen Treiben, welches sich im Zeichen des Wirtschaftswunders vollzog, auch etwas für die Werktätigen abfiel, dies ergab sich weniger aus der dahingehenden wilden Entschlossenheit der an die Macht Gelangenden, als vielmehr eher beiläufig und gewissermaßen systemfremd - denn: Je elender sich die Menschen fühlen, desto eher werden sie fungibel im Sinne der Mächtigen, desto eher lassen sie sich zu allem Möglichen verleiten. Und das sollte in den 50er Jahren und eine ganze Weile danach der nicht von ungefähr so oft und so laut besungene Konsum sein. Der die Leute gar nicht auf dumme Gedanken kommen lassen sollte, weil er halt auch das Zeug hatte, über erlittene Unbill hinwegzutrösten und die Menschen auf die Linie der Macher zu bringen.

Zu den Bausteinen dieser unserer Bundesrepublik mit ihrer freiheitlich-demokratischen Grunzordnung - gerade auch in ihr kann man sich ruhig an dem orientieren, was George Orwell über das Zusammenspiel der Kräfte in einem Staat ausgeführt hat - zu diesen Bausteinen also zählend sämtliche Ministerien, in denen so gut wie ausschließlich Leute saßen, die ebenfalls unter Aufgebot all ihrer Energie mitgewirkt hatten an der bis zur völligen Vernichtung gehenden Entrechtung der jüdischen Bevölkerung. Davon wurde auch nicht ein Tönchen laut. Erst, als die Jugend der 68er Jahre aufbegehrte gegen das uneinsichtige Verhalten all der der älteren Generation angehörigen Akteure und Mitläufer, dagegen, dass die ganze braune Sippschaft völlig ungeschoren davongekommen war, erst an diesem Punkte ward der Begriff des Extremismus geboren. Der fürderhin allein und ausschließlich angewandt wurde auf alles, was sich als etwas weiter links stehend zu erkennen gab.

In diesem Blog etwas eingehender kommentiert finden sich die auf den Befunden einer Komission von Historikern fußenden Umtriebe des Außenministeriums und der Finanzbehörden des Dritten Reiches, die zwar unter Aufgebot aller zur Verfügung stehenden Kräfte und mit meist sogar vorauseilendem Gehorsam bei dem Wahnsinnstreiben ihrer Weisungsgeber mit von der Partie gewesen waren, nach dem Zusammensturz dieses Wahnsinnsgebäudes aber überhaupt nicht dafür geradestehen mussten, dass sie an dessen Auf- und Ausbau tatkräftig mitgewirkt hatten. Als in diesem Zusammenhang in höchstem Maße bezeichnend kann, nein, muss es angesehen werden, dass es zu solchen Befunden erst nach zwei Generationen kam, obwohl lange, lange vorher schon die Möglichkeit bestand, Einsicht in die Akten der Ämter zu nehmen.

So gut wie keiner der mehr oder weniger aktiv sich an der Judenverfolgung beteiligt Habenden ist für sein schändliches Treiben belangt worden. So gut wie alle konnten ungeniert in der sich demokratisch ausweisen müssenden Republik - allein das Wort: Sache oder Angelegenheit des Volkes, die es tatsächlich nie gewesen ist und auch nie werden sollte! - weiter ihre Strippen ziehen und ein Netz mit lauter rechts gewirkten Maschen über das Land werfen. In welchem man sich geborgen wähnte, weil sich in ihm alles verfing, was auch nur den Verdacht aufkommen ließ, da wollten sich Leute gegen die Inbesitznahme des Staates durch die Profiteure jedweder Couleur auflehnen.

In diesem Zusammenhang dürfte dem Leserbrief einiges Gewicht zukommen, der erst soeben von dem Betreiber dieses Blogs in diesen eingestellt worden ist, weil er a) stammend von einer Lehrerin, als aus einem gewissen pädagogischen Impetus heraus verfasst verstanden werden will, und weil er b) dazu auch noch decouvrierenden, dieses gottverdammte System total in Frage stellenden Charakter besitzt. Der liest sich wie folgt - die Zitatzeichen werden dabei abweichend von der wissenschaftlichen Praxis nicht eigens verändert:


"Eine Lehrerin aus Hannover namens Wiebke Kaun schreibt: "Die Verlockungen von Geld und Macht sind groß und ihnen zu widerstehen erfordert Mut, Charakterstärke und einen unabhängigen Geist. Dieses alles lässt Herr Wulff vermissen. So bestätigt er das Bild des machtbewussten, auf seinen persönlichen Vorteil bedachten Politikers. Schade, nun werde ich es noch etwas schwerer haben, meinen Schülern gutes Arbeits- und Sozialverhalten zu vermitteln. Wenn sogar der oberste Bundesbürger sich nicht an die allgemein üblichen Regeln des Miteinanders hält, dann kommen mir Zweifel an dem Wertesystem, das hier gelebt wird. Herr Wulff soll alle Bundesbürger im In- und Ausland vertreten. Ich finde, er vertritt uns nicht gut. Und ich fühle mich in meiner Ansicht bestätigt, Herr Gauck wäre der bessere, unabhängige Bundespräsident gewesen." Die Leserbriefredaktion hat der Zuschrift den Titel "Schlechtes Vorbild" gegeben."

In diesem Zusammenhang verdient auch das Beachtung, was sich in einem ebenfalls unweit von diesem Eintrag verfassten Post folgendermaßen ausgesagt findet:
"
Ganz zum Abschluss des folgend gebrachten Nachrufs [auf Horst-Eberhard Richter] heißt es zu dem soeben verstorbenen Psychologen, Psychiater, Autoren und Aktivisten in Sachen Friedenserhalt: ""Das Bundesverdienstkreuz hatte er hingegen dreimal abgeleht - weil es 'zu viele Exnazis' erhalten hätten." Was damit gewissermaßen im Abgesang und mehr beiläufig auftönt, ist genau das, was diesen Mann dem Blogger so ungemein sympathisch macht und dessen Wertschätzung hauptsächlich begründet. Weil er der Ansicht ist, dass dieses unser Staatswesen sich über die Jahre hin immer wieder als StaatsUNwesen präsentiert hat."

Jeder, der auch nur mit etwas Grips ausgestattet ist, wird bei der Betrachtung dessen, was hierzulande auf den politischen Bühnen abzugehen pflegt, den Verdacht nicht loswerden können, da wollten sich Leute die Taschen so voll stopfen wie nur irgend möglich und sich soviele Vorteile sichern lassen, dass die auf gar keine Kuhhaut mehr gehen können. Das "Wertesystem", welches von der Leserin Wiebke Kaun angesprochen wird, gründet sich letztendlich doch nur auf dem Zusammenspiel von Vorteilsgewährung und Vorteilsannahme, auf der Verzahnung von Interessen bestimmter Klientelgruppen mit der Politik - sich darstellend insbesondere in der Lobbyarbeit.

Dass die Einflusssphäre dieser Akteure sich im Laufe der historischen Entwicklung der BRD mehr und mehr ausgeweitet hat, das wird ein etwas kritischer an die Gegebenheiten herangehen könnender Zeitgenosse wohl kaum übersehen. Was ihm dabei möglicherweise nicht aufgeht, ist, dass in einem so ausgestalteten System, in dem letztlich nur eine Hand die andere wäscht, die Belange und Interessen der Normalbürger total untergehen müssen. Es sind doch der gesetzlichen Regelungen geradezu Legion, die allein darauf abstellen, bestimmten Interessengruppen Vorteile zuzuschanzen und sie mit allem auszustatten, wonach sie begehren.

Man mag nehmen, was man will: die Vergiftung der Bevölkerung durch Fleisch, dessen Genuss durch gegenüber Antibiotika resistent gewordene Bakterien zu mehr und mehr Todesfällen führt - nur, weil die Tiermäster den Hals nicht schnell genug vollkriegen; den vorrangig zugunsten eines dazu auch noch subventionierten Exports von Hähchenteilen geförderten Ausbau von Massenzuchtanlagen; die Rechtlosstellung der Erbpachtnehmer durch die Klosterkammer Hannover, oder was auch immer: Ausnahmslos heißt die Devise: Profit ermöglichen, Profit ermöglichen und nochmals: Profit ermöglichen. Und sich dabei dann eventuell auch noch höherer Steuereinnahmen erfreuen können.

In einem so verantwortungslos mit seinen Bürger umgehenden StaatsUNwesen kann es nicht ausbleiben, dass mehr und mehr Menschen in die innere Emigration gehen und beginnen, sich ein Ei auf das zu pellen, was da so alles von den immer nur die Wahlzettel hochhaltenden und sich mit ihnen als zu ihrem Treiben legitimiert ausweisenden Damen und Herren auf den politischen Bühnen an widersinnigen Regelungen erfunden wird, bei denen sich bei dem mit etwas wacheren Sinnen ausgestatteten Zeitgenossen eigentlich nur sämtliche Haare sträuben können.


Um zurückzukommen auf den zunächst als Aufmacher eingesetzten Zeitungsbericht über die Verharmlosung des Rechtsextremismus, sei hier Folgendes gesagt: In diesem irren System, in welchem auch unsereiner sich nolens volens befindet, ließ man sich auf zuständiger Seite hinsichtlich der eigentlich möglichen und gebotenen Strafverfolgung bewusst alle durch die Lappen gehen, die sich anboten, die breitere Bevölkerung in Angst und Schrecken zu versetzen. Da nicht mehr die Kohorten von SS, SA und GESTAPO in Aktion treten können, wohl aber beispielsweise der Nationalsozialistische Untergrund (NSU), hat man den letzteren gewähren lassen und so weit wie irgend möglich gedeckt. Dass man sich das, was der inszeniert hat, überhaupt nicht habe vorstellen können - das ist nach Einschätzung wohl nicht nur des Bloggers eine glatte Lüge, welche zwangsläufig folgt aus dem ja verständlichen Bestreben, dergleichen nicht offenkundig werden zu lassen.

Das über die Jahre hin in diesem unseren StaatsUNwesen ausgegebene Signal lautete doch immer und immer noch: "Stell dich auf die richtige Seite, also die der Rechten, und du darfst des Wohlwollens der Herrschaften gewiss sein!" Es würde zu weit führen, wollte man den Versuch machen, einen auch nur annähernd vollständigen Überblick über die entsprechende Praxis der Behörden zu gewinnen. Immer wieder ging und geht es darum, die Bevölkerung von dem abzulenken, was für sie eigentlich von existentieller Bedeutung ist - dabei das Wachstum, den Konsum und den Fußball als die Mittel der Wahl einsetzend, um die Menschen bei Laune zu halten. Wer Ohren hat zu hören, der vernimmt in aller Deutlichkeit die Dankgesänge der Machen in diesem gottverdammten System, dass sie es mit einem so beschränkten Wahlvolk zu tun haben, welches ihnen a) nicht auf die Schliche kommt, und sich darüber hinaus delektiert an dem kümmerlichen Zeugs, welches man ihm zwecks Sedierung vorwirft.

In dem kurzen Artikel über das Jugencafé Falkenkeller - vor kurzer Zeit von Rechten sehr weitgehend zerstört - wird auf eine Pressemitteilung der Jugendlichen aufmerksam gemacht, in der Folgendes zu lesen ist: " 'Was aber unserer Meinung nach in Barsinghausen konsequent ignoriert wird, ist die Tatsache, dass der Neofaschismus eben keine Meinung wie jede andere, sondern eine Ideologie ist, in der Intoleranz und Menschenverachtung elementare Bestandteile sind. Das wir[d] alleine durch die Tatsache verdeutlicht, dass seit 1990 über 180 Menschen durch Neofaschisten ermordet wurden, es aber in demselben Zeitraum nicht ein Todesopfer durch linken Extremismus gab. Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen'."


Solches in einer Publikation findend, die er bei sich eher der Rubrik "Käseblatt" zuordnet, freut sich der Blogger natürlich, mit den vorstehend gebrachten Statements der Jugendlichen und dem danach erscheinenden Leserbrief einen Anknüpfungspunkt für seine eigenen Überlegungen gefunden zu haben. In dem Leserbrief heißt es in der in Fettdruck gehaltenen Kopfzeile: "Resolutionsentwurf von CDU, FDP und UWG gegen 'Extremismus jeder Art' ist beschämende Verharmlosung von rechter Gewalt." Der Leser Helmut Freitag aus Barsinghausen weist völlig zu Recht hin auf die im Grunde unerträgliche "Gleichsetzung von 'Lechts und Rinks'," die in unseren Landen immer wieder "zelebriert" wird, um von der rechten Gefahr abzulenken und zu verhindern, dass man denen, von denen sie ausgeht, auf den Pelz rücken kann.

Das Fazit, zu dem man bei einer solchen Lage der Dinge einfach kommen muss: Die von dem Kommentator Matthias Koch ins Feld geführte "Würde der Bundesrepublik" steht allenfalls auf dem Papier. Verwirklicht wird hingegen permanent etwas, das die Menschen allenfalls oberflächlich begeistern kann, ihnen im Grunde aber jegliche Würde raubt. Ein Staatswesen aber, in dem die Menschen würdelos leben müssen - nicht von ungefähr feiern die sogenannten Sozialreportagen über die, denen es am dreckigsten geht, fröhliche Urständ -, ein solches Staatswesen kann nicht für sich beanspruchen, mit dem Ehrenprädikat "Würde" ausgezeichnet zu werden.


PS: Sehr schön in die Karten gespielt werden sollte dem Blogger durch die Presse einen Tag nach Veröffentlichung dieses Beitrags. Da findet sich nämlich auf der Seite "Medien" unter der Überschrift "Polittalk mit Moselwein und Kippe" im Zusammenhang mit einer Rückschau auf die Sendung "Der Internationale Frühschoppen" der folgende Hinweis: " 'Der Spiegel' enthüllte 1987 die Nazi-Vergangenheit Höfers. Er hatte in einem Zeitungsartikel die Hinrichtung des jungen Pianisten Karlrobert Kreiten begrüßt. Höfer erklärte, dass die umstrittenen Passagen nicht aus seiner Feder stammten. Das nahm ihm niemand ab. Der Sender ließ ihn fallen und der Frühschoppen wurde eingestellt."

Diese Sendung konnte der Blogger in seiner frühen Jugend auch immer wieder verfolgen - an einem der beiden Tage, an denen es im Hause der Verwandten, bei denen er aufwuchs, überhaupt Fernsehen gab. Ihm ist nicht erinnerlich, dass zu der Zeit. als die fragliche Sendung eingestellt wurde, irgendwo der wahre Grund für diese Entscheidung benannt worden ist. Was er diesem Vorgang heute entnimmt: Dass Werner Höfer, der mit seiner Sendung so etwas wie eine Institution schuf, der man einfach Respekt zollen musste, ein ganz verkommenes Subjekt war. Der, sich gewissenlos auf die Seite der Nazis gestellt habend, nach dem verlorenen Krieg groß werden konnte, weil a) die aus der Nazizeit fortbestehenden Seilschaften dies ermöglichten, und weil b) das große C, welches Adenauer der von ihm regierten Partei verpasst hatte, nicht mehr war als eine Tarnkappe.

Generelles PS : Werte/r geneigte/r Leser/in: Sofern Ihnen Form und Inhalt dieses Eintrags zusagen, sollte dessen Weitergabe oder aber gleich des Blogs via Link*** an Ihren Freundes- und Bekanntenkreis eigentlich nichts im Wege stehen. Für den Fall, dass Sie auch über die Adressen offiziöser Stellen verfügen: Geben Sie das Material ruhig auch an die weiter. Damit vielleicht der/die eine oder andere der dort Tätigen sich besinnt und nicht mehr mitmacht bei dem hierzulande weiter und weiter veranstalteten Wahnsinnstreiben. So, dass die von Politikern gepflegte, nur dem Eigeninteresse verpflichtete Verfälschung der Wirklichkeit denn doch einmal ein Ende findet und die Demokratie eine Chance bekommt, mehr zu sein als bisher - eine nur nützliche Fiktion."
***Wie ein Link zu übernehmen ist, findet sich in Post 999 dargestellt, und zwar unter PS2.

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