Mittwoch, 25. Januar 2012

1547 In memoriam GERD WULKOPF: Ein Bredenbecker, oft sinnierend über das schnelle Vergessenwerden, wird den Ortsbewohnern wohl noch lange erinnerlich

.... bleiben. Am Freitag der letzten Woche konnte der Blogger in der Holtenser Friedhofskapelle - dafür sogar von seiner Skatrunde aussetzend - sich an einem Totengeleit beteiligen, welches dieses unverkennbar als Original sich darstellenden Zeitgenossens würdig war - vor allem durch die Geleitworte, die der in der evangelischen Gemeinde Holtensen/Bredenbeck wirkende Pastor in diesem Rahmen fand, aber auch durch das Lied, welches gleich zu Anfang des Verstorbenen-Gedenkens angestimmt wurde.




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Danke, für diesen guten Menschen
Danke, wir mochten ihn sehr gern
Danke, wir sind jetzt traurig
weil er nicht mehr bei uns ist.

Danke, für Ge-rd Wulkopf sagen wir
Danke, für seine vielen Worte
Danke, dass er mit allen Menschen
immer freundlich sprach.

Danke, für manche Traurigkeiten
Danke, für jedes gute Wort
Danke, dass Deine Hand uns leiten
will an jedem Ort.

Bitte reich ihm nun Deine Hände
bitte, führ' ihn nun in Dein Land
bitte gib ihm nun ew'gen Frieden
stets an Deiner Hand.

Danke, Dein Heil kennt keine Schranken
Danke, Du führst uns Deinen Weg
bitte, oh Gott, schenk Deinen Segen uns in Ewigkeit.
Apropos Zeitgenossen: Die Zeit genossen hat er wirklich, in der er insbesondere im örtlichen Stehcafé mit dem Gerd plauschen konnte. Der hatte eigentlich stets lockere Sprüche drauf, mit denen er seine Umwelt erheitern konnte. Beispielsweise den von dem Glas-Bier-Geschäft***, wo er ein Gegenüber hatte, das er hin und wieder als "Betäubungsrat" ansprach, eine Titulierung, die der Wirt des Bredenbecker Hofes nur sehr ungern vernehmen und sich einmal sogar verbitten sollte. Begleitet von seinem von allen, besonders aber von ihm selbst geliebten Benno, einem Golden Retriever, war er trotz diverser Malessen - darunter etwa Diabetes, Hartz IV, aber wohl noch so einiges mehr - immer so gut drauf, dass er andere mit seiner Fröhlichkeit und Lebensbejahung förmlich ansteckte.

Auf diese Eigenschaft ging der Pastor in seiner dem Verstorbenen und dessen Angehörigen zum Geleit gegebenen Ansprache auch in ganz besonderer Weise ein. So sprach er den Rami, der über viele Jahre hinweg ein Bredenbecker Lokal betrieben hatte, bei seiner Rede daraufhin an, dass der doch ganz oft den Gerd herangeholt habe, wenn es im seinem Laden mal nicht so richtig hatte laufen wollen und die Gäste absolut nicht in Stimmung waren. Dann habe er nur den Gerd anzuläuten brauchen: Sobald der auf der Bildfläche erschienen sei, habe Stimmung in der Bude geherrscht und die Gäste hätten ein paar vergnügliche Stunden verlebt.

Ganz oft gerufen worden ist der Gerd auch von anderen Bewohnern des Ortes, wenn es darum ging, ihre Wohnung wieder in Stand zu setzen. Absichtlich großspurig pflegte er dann zumindest dem Blogger gegenüber von einem Projekt zu sprechen, welches er, der gelernter Maler war, mal wieder in Angriff nehmen und abwickeln wolle. Allein das bei der Wohnungsrenovierung insgesamt bewiesene Geschick wie auch die dabei offen zutage tretende Arbeitsfreude dürften als Grund dafür anzusehen sein, dass der im Alter von nur 52 Jahren Verstorbene den hier lebenden Bürgern noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Auch wenn nicht so sportlich wie der hier auftauchende Flieger: Der Gerd war immer .........

....... auf dem Sprung, wenn es darum ging, jemandem zur Hand zu gehen oder ihn von seiner schlechten Stimmung zu befreien. Dabei kam eine Menschenfreundlichkeit zum Tragen, wie man ihr nur ganz, ganz selten unter Zeitgenossen begegnen wird. Geradezu bewundernswert dabei die Lockerheit, mit welcher er seine eigenen Gebrechen, Molesten oder etwa auch seine ärmlichen Verhältnisse überging - letztere sich etwa so darstellend, dass er nur eine äußerst dürftig ausgestattete Bleibe im Souterrain eines Mietshauses in der Asternstraße hatte. Dieser Gleichmut betreffend das eigene Schicksal und die mehr oder weniger daraus erwachsende Weisheit kam auch den Bewohnern der örtlichen Altenheime zugute, die er immer denn mal wieder - möglicherweise sogar regelmäßig - zusammen mit seinem Benno aufsuchte, um diesen sich als Therapiehund betätigen zu lassen. Auch denen wird der Gerd ganz gewiss fehlen.
So befremdlich es klingen mag, was hier abschließend gesagt wird: Der Blogger hat den Gerd jetzt bei der Anrufung von Heiligen, die in seiner allmorgendlichen Meditation hin und wieder der Versenkung in die totale gedankliche Stille vorausgeht, den Gerd einfach in deren Reihe aufgenommen. Denn wieso soll es eigentlich nur Heilige katholischer Provenienz geben? Die, wie Escriva, der Gründer von OPUS DEI eigentlich nichts anderes getan haben als die Machtstellung der Kirche zu befestigen. In dieser gerade von Nichtkatholiken gebildeten Reihe stehend etwa Dietrich Bonhoeffer, Teilhard de Chardin, Guru Dev, Franziskus, Johannes XIII., Maharishi Mahesh Yogi, Frère Roger und eine ganze Anzahl weiterer, von der katholischen Kirche nicht "zur Ehre der Altäre erhobenen" Verstorbenen. Deren vorbildliches Wirken seiner Ansicht nach aber unabhängig von dem Dafürhalten eines Papstes regelrecht nach einer solchen Einordnung verlangt. Auch hier wieder einmal wunderbar passend zu dem, was den Blogger so bewegt, der SPIRITletter, welcher ihm in den Morgenstunden dieses Tages zuging. Ob der Gerd da schon seine Hand mit im Spiel hatte - wer will's wissen? Jedenfalls ist es so, dass Bredenbeck ohne den Gerd wesentlich ärmer geworden ist.
***Ein Geschäft, welches der Gerd, weil unverheiratet, nie betreten haben dürfte, ist der folgend mit seiner Website erscheinende, vor einiger Zeit noch mit "Kindermärktlein" firmierende Secondhandladen www.secondhand-bredenbeck.de, welcher jetzt schon des Öfteren der eigenen, ganz jungen Enkelin sehr günstig Ausstattungsgegenstände zu besorgen ermöglicht hat.
PS: Der Gerd hätte in seiner Rolle als Ulknudel gewiss auch Freude an dem gehabt, was sich in dem "Sprichwortrekombinator" festgehalten findet - etwa so: "Trautes Heim, kurzer Sinn. Oder: "Der Schuster kommt von oben."





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Jeder Mensch ist seiner Natur nach auf bestimmte,
mitunter sehr, sehr kleine Dinge gestellt,
Dinge, die, trotzdem sie klein sind,
für ihn das Leben oder doch des Lebens Bestes bedeuten.
Und dies Beste heißt mir Einfachheit, Wahrheit, Natürlichkeit.









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