Sonntag, 21. November 2010

963 Carpe diem! Jetztzeit: Heute ist der Tag - und der Moment, an dem die Ewigkeit mit ihrer Fülle hineinreicht in deine Gegenwart.





AS: Die beiden eingangs und ausgangs dieses Eintrags gestellten "Weihnachstmotive" sollen kontrapunktisch oder als Gegenpol zu dem stehen, was hier im Zentrum der Überlegungen steht: den Sinn zu schärfen für das, was nicht mit viel Getöse daherkommt und das Zeug hat, den Menschen glücklich zu machen. Aus einem "immerwährenden" Spiral-Kalender - ohne Tagesbezeichnung - dazu im Folgenden eingesprengt immer mal wieder eine Sentenz, die aufzeigt, dass es für den Menschen zentral immer wieder darum geht, wie sich Glück erfahren und wahrnehmen lässt. Ein Glück, welches - und damit seien die ersten Sentenzen zitiert - sich folgendermaßen darstellt:

Es gibt vielerlei Lärm, aber es gibt nur eine Stille (Kurt Tucholsky). Nur wer nicht in der Zeit, sondern in der Gegenwart lebt, ist glücklich (Ludwig Wittgenstein). Schönheit ist überall. Nicht sie fehlt unseren Augen, sondern unsere Augen sehen oft daran vorbei (Auguste Rodin). Unsere größten Erlebnisse sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden (Jean Paul). Man muss die Musik des Lebens hören. Die meisten hören nur die Dissonanzen (Theodor Fontane). Das Glücklichsein ist für das Leben, was der Tau für die Rosen ist (Aus der Mongolei). Das Fenster öffnen und eine Biene aus dem Zimmer lassen - ist das vielleicht kein Glück? (Aus China). Es gibt keine Grenzen. Nicht für den Gedanken, nicht für die Gefühle. Die Angst setzt die Grenzen (Ingmar Bergman).

DIE GRÖSSTE KRAFT DER WELT IST DAS PIANISSIMO (MAURICE RAVEL)

Heute in der Baptistenkirche zu Wennigsen - ich selbst bin Katholik - die folgenden, etwas länger geratenen Ausführungen über die Zeit vernommen. Die anknüpfen an das, was sich von mir zu dem Gegensatzpaar Chronos und Kairos bereits in dem folgenden Post ausgesagt findet. Da mir die Textvorlage erst in einigen Tagen zugehen wird, um die ich die Vortragende gebeten habe, wurde an dieser Stelle in meinem Blog ein "Platzhalter" geschaffen. Der erlaubt es, zu einem späteren Zeitpunkt den Eintrag unter der Nummer zu verfassen, die sich aus diesen oder jenen Gründen anbietet. Hier ist es die Abwärtsfolge 9 - 6 - 3, die sich, da recht leicht in Erinnerung zu rufen, als Merker anbietet.

DIE MEISTEN REISEN NUR, UM WIEDER HEIMZUKOMMEN (MICHEL DE MONTAIGNE)


Sonntag, 11. Juli 2010

DIE SEELE IST DAS SCHIFF, VERNUNFT DAS STEUER, UND WAHRHEIT DER HAFEN (AUS DER TÜRKEI)

Der von einer evangelischen Pfarrsekretärin vorgetragene Text, den wegen seiner recht interessanten Bezüge abzuschreiben ich mir nicht zu schade bin, liest sich - mit kleinen redaktionellen Abänderungen - wie folgt:
"Alles hat seine Zeit
1. Wir haben keine Zeit
2. Was ist Zeit
3. Alles hat seine Zeit
4 Jetztzeit - Heute ist der Tag!

DIE CHANCE KLOPFT ÖFTER AN, ALS MAN MEINT - ABER MEISTENS IST NIEMAND ZU HAUSE (WILLIAM P. ROGERS)

Hinführung
Ein in der Meditation erfahrener Mann wurde einmal gefragt, waru er trotz seiner vielen Beschäftigungen im so gesammelt sein könne. Er sagte: Wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich sitze, dann sitze ich, wenn ich esse, dann esse ich, und wenn ich spreche, dann spreche ich.

ESSEN IST EIN BEDÜRFNIS - GENIEßEN EINE KUNST (FRANCOIS DE LA ROCHEFOUCAULD)

Da fielen ihm die Fragesteller ins Wort und sagten: Das tun wir auch - aber was machst Du noch darüber hinaus? Da sagte er zu ihnen: Nein, so ist das bei euch nicht: Sondern wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon, wenn ihr steht, dann lauft ihr schon, und wenn ihr lauft, dann seid ihr schon am Ziel.

UM ÜBERHAUPT ETWAS ZU SEHEN, MUSS MAN DEN SAND AUS DEN AUGEN KRIEGEN, DEN DIE GEGENWART STÄNDIG HINEINSTREUT (HUGO VON HOFFMANNSTHAL)

Kennen Sie dieses Lebensgefühl? Eigentlich immer schon ein bisschen weiter zu sein, schon voraus zu denken, schon beim Nächsten sein, anstatt wirklich das Gegenwärtige bewusst wahrzunehmen?

WIR SOLLTEN UNS WENIGER BEMÜHEN, DEN WEG FÜR UNSERE KINDER VORZUBEREITEN, ALS UNSERE KINDER FÜR DEN WEG (J.W. VON GOETHE)

Ich habe gemerkt, dass das bei mir so ist. Vielleicht, weil dieses Leben so schnell geworden ist und weil ich meine, die Zeit ist zu knapp, alles zu tun, was ich eigentlich tun müsste. Vielleicht, weil ich den vielen Anforderungen, die ich selbst an mich habe oder andere an mich haben, gerecht werden möchte.

EIN MENSCH, DEM NICHT AN JEDEM TAGE EINE STUNDE GEHÖRT, IST KEIN MENSCH (MOSCHE LÖB VON SASOW)

Vielleicht, weil es eben auch so viele Dinge gibt, die ich tun kann und tun möchte und die das Leben mir anbietet. Vielleicht, weil es einfach ein allgemeiner Trend und Lebensstil ist, dem ich mich angepasst habe. Wie dem auch sei - es ist mir bewusst geworden, dass es nicht gut ist, dass ich die Gelegenheiten und Möglichkeiten des Augenblicks verpasse, weil ich noch dem Gestern nachsinne oder schon im Morgen bin. Deshalb habe ich mir Gedanken gemacht über das Phänomen der Zeit und des Augenblicks.

NICHT FORT SOLLT IHR EUCH ENTWICKELN, SONDERN HINAUF (F.W. NIETZSCHE)

1. Wir scheinen keine Zeit zu haben
'Keine Zeit' - das ist das Klagelied unserer Tage. Wir sind gejagt, gehetzt und haben viel zu tun. Das Ergebnis - immer wieder sagen wir es, immer wieder hören wir es: Ich habe keine Zeit. Es gehört unter uns schon fast zum guten Ton, keine Zeit zu haben. Wer keine Zeit hat, wird eben überall gebraucht. Er ist maßlos bedeutend und nicht zu ersetzen. Anständige Menschen haben keine Zeit. Wer keine Zeit hat, beweist, dass er viel arbeitet und mitten im Leben steht. Man gehört zu den gefragten Persönlichkeiten!

WIR MÖGEN DIE WELT DURCHREISEN, UM DAS SCHÖNE ZU FINDEN - ABER WIR MÜSSEN ES IN UNS TRAGEN, SONST FINDEN WIR ES NICHT (RALPH WALDO EMERSON)

Stress und ein besonders dicker Terminkalender werden zum Statussymbol. Wenn einer den Eindruck erweckt, dass er Zeit für alles Mögliche hat, macht er sich verdächtig: Wie verdient der bloß sein Geld? Zeit ist Geld. Zeit ist kostbar. Zeit-Management ist ein Schlagwort unserer Tage. Ganze Seminare kann ich belegen, um zu sehen, wo in meinem Alltag die Zeitfresser sind, wie ich sie ausräumen kann, damit ich meine Zeit effektiver plane und einsetze. Und wofür? Damit ich die Zeit, die ich gewonnen habe, wieder verplanen kann. Und so scheint trotz allem Bemühen keine Zeit übrig zu bleiben. Im Gegenteil: die Zeit scheint mir davonzulaufen.

DEM HERZ, DAS EHRLICH IST, ÖFFNEN SELBST STEINE SICH (LU HSUN SHUJEN)

Um Zeit zu sparen, bemühen wir uns um möglichst viel Gleichzeitigkeit. Es ist dieses Phänomen vom Anfang. Wenn ich frühstücke, lese ich schnell nebenbei noch meine Zeitung; wenn ich einkaufe, überlege ich schon, ob ich danach zuerst noch Kuchen backe oder lieber erst das Bad putze; ja, und manchmal ertappe ich mich sogar dabei, wenn ich mit jemandem rede, dass ich mit meinen Gedanken schon beim nächsten Programmpunkt bin. Wir scheinen keine Zeit zu haben, den Augenblick zu leben und zu genießen, denn es gibt soviel zu tun, und nichts scheint mehr seine Zeit zu haben! Unsere Gesellschaft bestärkt dieses Erleben noch, denn sie hat aus Zeitmangel die Jederzeit-Zeit erfunden: Weihnachten gibt es Erdbeeren und Osterglocken, und im Sommer Winterrodelbahnen und Gletscherski.

LASS DIE WELT IHREN GANG GEHEN; WENN ER NICHT AUFGEHALTEN WERDEN KANN - WIR GEHEN UNSEREN (FRIEDRICH HÖLDERLIN)

Der rechte Umgang mit der Zeit gehört zur Kunst des Lebens. Umso wichtiger ist es, den rechten Umgang mit der Zeit zu lernen. Wann ist es Zeit für was? Wann muss ich schnell reagieren und wann gerade langsam sein? Wann wird es Zeit, mich zu verändern? Wann brauche ich Zeit der Ruhe und Stille?

GLÜCK LIEGT NUR IN DEM BEWUSSTSEIN, DAS WIR VON IHM HABEN - UND KEINESWEGS DARIN, WIE DIE ZUKUNFT IHR VERSPRECHEN HÄLT (GEORGE SAND)

Aus dem Englischen hat sich ein Begriff eingebürgert - Timing. Der Ausdruck trifft! Er meint, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein, die Zeichen der zeit zu erkennen, die Gunst der Stunde zu nutzen, den rechten Augenblick abzupassen, zu wissen, was die Stunde geschlagen hat. Wer ein schlechtes Timing hat, schlägt die Zeit tot oder kommt vor lauter Hektik zu nicht, ist hier und in Gedanken schon wieder woanders, muss fort und ist doch gar nicht richtig da gewesen.

WUNSCHLOSIGKEIT FÜHRT ZU INNERER RUHE (LAOTSE)

Was ist eigentlich Zeit?
Das griechische Wort chronos, von dem das alte Wort für Uhr 'Chronometer' gebildet wurde, meint die messbare, planbare, die ablaufende Zeit; jeder Tag hat 24 Stunden, mit je 60 Minuten. Allerdings nehmen wir die Stunden und Minuten sehr unterschiedlich wahr. Wer weiß das nicht: 1 Minute beim Zahnarzt scheint uns endlos lang, während 1 Minute beim ersten Rendezvous wie im Flug zu vergehen scheint!

WER NICHT GENIEßT, WIRD UNGENIEßBAR (KONSTANTIN WECKER)

Nicht nur die Römer - schon die alten Griechen kannten aber zwei Wörter für die Zeit: Chronos und Kairos. Beiden Begriffen ordneten die Griechen Göttern zu. Das zeigt, dass die Zeit für sie ein göttliches Geheimnis war. Das eigentliche Wort für Zeit, 'Chronos', wurde mit dem Gott Kronos identifiziert, dem unbarmherzigen Vater, der aus Angst vor einem männlichen Nachfolger seine eigenen Kinder auffraß.

GELASSENHEIT GEWINNT MAN IN DER BESINNUNG AUF DAS WESENTLICHE (GEORG MOSER)

So ist die Zeit: sie will uns verschlingen - Kronos ist ein Tyrann. Wir unterwerfen uns der messbaren Zeit, indem wir ständig auf die Uhr schauen, Termine einhalten müssen, der Zeit nachjagen, in Hektik sind und manches Mal können wir sogar aus Zeitmangel Dinge nicht richtig zu Ende bringen. Die messbare Zeit zwingt unser Leben in ein enges Korsett.

MAN MUSS SICH EIN BESTIMMTES QUANTUM ZEIT GÖNNEN, IN DEM MAN NICHTS TUT, DAMIT EINEM ETWAS EINFÄLLT (MORTIMER J. ADLER)

Das Wort 'Kairos' hingegen steht für eine besondere Zeit im Leben eines Menschen, Momente, die dauerhaft Veränderung bringen; es ist der erfüllte Augenblick, in dem sich etwas ereignet, das ausschließlich und unbedingt uns angeht. Wenn der griechische Gott Kairos bildlich dargestellt wird, so hat er an den Füßen und an den Schultern Flügel. Interessant ist sein Kopf: Auf der Stirn trägt er einen Haarschopf; der Hinterkopf dagegen ist kahl. Mit dieser Darstellung wollten die Griechen zeigen: 'Man muss die Gelegenheit beim Schopfe packen! Der Augenblick ist flüchtig - wenn er vorbeigeeilt ist, kann man ihn nicht mehr einholen'. Daher muss man dem Kairos von vorn begegnen und ihn ergreifen, sobald er sich zeigt.

GLÜCK IST KEIN WERTVOLLER BESITZ - ES IST EINE ART DES DENKENS, EIN GEISTESZUSTAND (DAPHNE DE MAURIER)

Auch die Bibel kennt sowohl den Chronos wie auch den Zeitbegriff Kairos. Das Sensationelle an der Botschaft der Bibel: Gott, der Ewige und Unsterbliche, begibt sich in den Ablauf der Zeit hinein. Mitten in die Chronoszeit, mitten in die Weltgeschichte, baut Gott seine Heils- und Offenbarungsgeschichte mit Abraham, Mose, David, Jesus.

ALLES, WAS DIE SEELE DURCHEINANDERRÜTTELT, IST GLÜCK (ARTHUR SCHNITZLER)

Als die Zeit erfüllt war, der Kairos Gottes war, sandte Gott seinen Sohn - so lesen wir in den Evangelien. Damit ist für unsere Zeit etwas ganz Entscheidendes geschehen: Jesu Sterben und Auferstehen ist die Mitte der Zeit - Jesu Wiederkunft die Vollendung der Zeit. Deshalb ist es höchst sinnvoll, dass wir mit Jesu Kommen unsere Zeitrechnung beginnen. Hier ist tatsächlich die Zeitenwende eingetreten.

GLÜCK IST IMMER DAS, WAS MAN DAFÜR HÄLT (INGRID BERGMAN)

Zeit als göttlicher Kairos: Gott setzt den Zeitpunkt, auf den alles ankommt. Die Stunde Jesu - sein Sterben und Auferstehen - ist der entscheidende Termin für die ganze Schöpfung. Seither ist Endzeit. Gottes Countdown läuft. Der Chronos, die Weltzeit, läuft auf den Kairos der Wiederkunft zu - auf den Tag des Menschensohnes.

WER KEINE ZEIT HAT, WIRD NICHT REIF (F.G. JÜNGER)

Johannes schreibt in der Offenbarung: 'Der Kairos, der Tag Gottes ist nah!' Weil das so ist, muss ich nicht in Angst und Hektik geraten. Aber damit wird deutlich: Zeit ist etwas Begrenztes, nicht nur für mich, sondern auch für diese Welt. Wie lebe ich in dieser Zeit? Was machen ich mit meiner Zeit? Wie kann ich für mein Leben den Kairos Gottes, die Zeit Gottes, erkennen? Was ist für mich an der Zeit?

3. Alles hat seine Zeit (Prediger 3, 1-8
  • Ein Jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.
  • Geboren werden hat seine Zeit, Sterben hat seine Zeit.
  • Töten hat seine Zeit; heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit; bauen hat seine Zeit.
  • Weinen hat seine Zeit; lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit; tanzen hat seine Zeit.
  • Steine wegwerfen hat seine Zeit; Steine sammeln hat seine Zeit; herzen hat seine Zeit; aufhören zu herzen hat seine Zeit.
  • Suchen hat seine Zeit; verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit.
  • Zerreißen hat seine Zeit; zunähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit; raden hat seine Zeit.
  • Lieben hat seine Zeit; hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit; Friede hat seine Zeit.
DER WEG IST DAS ZIEL (KONFUZIUS)

Im hebräischen Denken ist Zeit nicht ein Ding an sich. Sondern Zeit wird hier immer verstanden als 'Zeit für etwas', als Gelegenheit! So gibt es zwar gute und Zeiten und böse Zeiten - aber keine 'leeren' Zeiten. Wenn nicht geschieht, dann hat im hebräischen Denken auch keine Zeit stattgefunden. Zeit ist dafür da, dass sich etwas ereignet. Zeit ist Handlungsspielraum für Gott und Mensch. Daher verbindet der Prediger in dem Kapitel das Wort 'Zeit' immer mit einem Aspekt gelebten Lebens. Zeit will gelebt sein und nicht totgeschlagen oder vertrödelt, ist aber auch nicht überladen mit tausend Dingen, die gleichzeitig zu geschehen hätten. Rastlosigkeit und Langeweile sind die beiden Extreme, bei denen die Gabe der Zeit verspielt wird.

DAS HERZ IM HIMMEL - DEN HIMMEL IM HERZEN (LAOTSE)

Der weise Mann aus Israel sagt in dem Text zunächst ganz schlicht und bestimmt, dass Zeit da ist. Sie ist vorhanden; sie ist genauso da, wie Bäume und und Tiere, Berge und Flüsse, Tag und Nacht da sind. Sie ist Schöpfungswerk und Schöpfungsgabe Gottes. Denn auch die Zeit ist von Gott geschaffen und wie mit allem Anderen hat Gott auch mit der Zeit nicht geknausert. Alles hat seine Zeit, d.h. zu allem, was auf Erden geschieht und geschehen soll, hat Gott die Zeit dazugegeben. Wenn er uns das Leben gibt, gibt er unserem Leben auch Zeit. Und Gott möchte uns erfüllte Zeit gewähren. Damit ist nicht gesagt, dass alle gefüllte Zeit angenehme Zeit wäre. In den vielen Gegensatzpaaren in den Versen werden vielmehr immer ein positives und ein negatives Ereignis gegenübergestellt.

KOSTBAR IST MIR JEDER TROPFEN ZEIT (AURELIUS AUGUSTINUS)

Wichtig erscheint es zu sein, zu erkennen, as an der Zeit ist - und dieses dann zu leben. Wenn für Sie die Zeit der Trauer ist, sollen sie trauern; wenn Sie Grund haben zur Klage, dann dürfen Sie klagen; wenn ein Streit nicht zu vermeiden ist: kämpfen Sie um die gerecht Sache! Es gibt einen Streit, der jetzt sein muss, damit die kommende Zeit mit Frieden gefüllt ist. Und der Zorn, der nicht seine Zeit bekommt, kann zum unbegrenzten, nicht endenden Hass führen. Aber wo Ihnen zum Lachen und Feiern zumute ist: tun Sie es, auch wenn Sie wissen, dass kein Glück ewig währt - ja, gerade deshalb!

WENN MAN SEINE RUHE NICHT IN SICH FINDET, IST ES ZWECKLOS, SIE ANDERNORTS ZU SUCHEN (FRANCOIS DE LA ROCHEFOUCAULD)

Wo Sie etwas aufbauen können, legen Sie die Hände nicht in den Schoß, nur weil Sie wissen, dass ja doch nichts auf Erden ewigen Bestand hat, sondern bauen Sie etwas auf. Mehr noch: Wenn Sie in einer Zeit des Dunkels leben, dürfen Sie wissen, dass es auch einmal wieder hell werden wird - deshalb brauchen Sie Ihre Angst nicht zu verleugnen. Vielleicht hilft dieses Wissen, die Angst leichter zu überwinden. Wer im Krieg lebt, darf auf den Frieden hoffen.

AM SCHWERSTEN WIEGEN DIE SORGEN VON ÜBERMORGEN (AUS GRIECHENLAND)

Und letztendlich: Wer weiß, dass er sterben muss, darf sich doch seines Lebens freuen und wird sein Leben bewusster, dankbarer, freudiger genießen als jemand, der sich vormacht, es gehe ewig so weiter. Wir haben eben keine unbegrenzte Zeit. Ein Jegliches hat seine Zeit heißt auch: nur eine bestimmte Zeit. Es ist begrenzte, aber geschenkte Zeit. Weil alles seine bestimmte und damit auch endende Zeit hat, darum wollen wir die Gegenwart nicht an die Vergangenheit oder an die Zukunft verraten. Zeit ist ein Geschenk von Gott an uns. Geistesgegenwärtig leben wäre, wenn wir dem, was an der Zeit ist, seine Zeit gönnen. Was ist für Sie an der Zeit? Lassen Sie es zu und leben Sie es bewusst?

GLÜCK IST, WENN MAN ZUSIEHT, WIE DIE ZEIT VERGEHT - UND DAVON ÜBERZEUGT IST, DASS SIE FÜR EINEN ARBEITET (WERNER SCHNEYDER)

Alles hat seine Zeit - ich aber habe keine?
Tatsache ist: Es ist nie genug Zeit vorhanden für alles, was im Leben möglich ist. In unserer Zeit gibt es so viele Angebote, so vieles, was ich tun und anfangen kann, dass ich lernen muss mich zu begrenzen und herauszufinden, was gut für mich ist. Wir können unsere Zeit und unsere Tage mit unendlich vielen Dingen füllen, aber: 'Wer das ganze Leben leben will, ertrinkt in Hetze' - so ein Wirtschaftspädagoge.

DAS EINZIGE, WORAUF ES ANKOMMT, IST, DASS WIR DARUM RINGEN, DASS LICHT IN UNS SEI (ALBERT SCHWEITZER)

Tatsache ist: Es ist genug Zeit da für das, was Gott mir zugedacht hat. Die Frage ist: Wenn Gott mir die Zeit gibt - wofür soll mir mein Leben Gelegenheit sein? Der Wille Gottes an uns Menschen ist das Doppelgebot der Liebe. Lieben kann man nur, wenn man Zeit hat. Wer keine Zeit hat, kann auch nicht lieben. Es ist ein Zeichen von Lieblosigkeit, für seine Lieben keine Zeit zu haben.

LERNE, IM KLEINEN DAS GROßE ZU ERKENNEN - UND IM WENIGEN VIEL ZU SEHEN (LAOTSE)

Und der Prediger nennt in V 11 noch einen anderen Aspekt in Bezug auf die Zeit. Er sagt: '...auch hat er die Ewigkeit in das Herz des Menschen gelegt.' Gott hat die Ewigkeit in unser Herz gelegt. Klaus Eickhoff schreibt dazu: 'Christen haben Zeit - denn Christen haben Ewigkeit. Wer von der Ewigkeit nichts weiß, den den liegt das Heil nun einmal allein in der Zeit. Er will jetzt so viel wie möglich aus seiner Zeit herausschlagen. Er überfordert damit sein Zeitmaß und kommt zur Maßlosigkeit. Maßlose Menschen machen zuviel. Wer zu viel will, hat immer wenig Zeit. Verlust der Ewigkeit zieht den Verlust der Zeit unausweichlich nach sich. Es muss so sein: Weil mit Gott alles gewonnen wird, wird ohne Gott alles verloren - auch gerade Zeit.'

DAS LEBEN BESTEHT AUS ZWEI TEILEN. DIE VERGANGENHEIT: EIN TRAUM; DIE ZUKUNFT: EIN WUNSCH (AUS ARABIEN) [DIESER SICHT MÖCHTE ICH ENERGISCH WIDERSPRECHEN, GEHT ES IN MEINEN AUGEN DOCH NUR UM EINEN TEIL: DIE GEGENWART]

4. Aber was ist denn nun mit dem Jetzt, dem Augenblick?
Ach, wäre es bloß schon Freitag, hört man manchmal Leute schon am Montagmorgen sagen. Schwer lastet die Arbeitswoche auf dem Gemüt; am liebsten möchte man ihr Gewicht abschütteln und hinüber in die nächste freie Zeit springen. Verstehen kann man das manchmal schon - aber ist es nicht auch zum Erschrecken? Da wünscht jemand eine Portion seines Lebens - wohin? Ins Nichts. Die Zeit von Dienstag bis Donnerstag sollte es gar nicht geben! Das Jetzt wird zurückgewiesen.

FRAGE NICHT, WAS DAS GESCHICK MORGEN WIRD BESCHLIEßEN: UNSER IST DER AUGENBLICK - LASS UNS DEN GENIEßEN (FRIEDRICH RÜCKERT)

Auch das Gegenteilige ist uns bekannt: Menschen, die scheinbar nur in der Vergangenheit leben. Es ist ein seltsames Geheimnis, das Jetzt. Wir träumen uns von ihm weg - entweder voraus in die Zukunft, die aber ja noch nicht ist, und vielleicht - für uns - nie kommt; oder wir wünschen uns zurück ins Vergangene - das aber nicht mehr ist. Paulus sagt zu der Korinthern: 'Jetzt ist die Zeit der Gnade, jetzt ist der Tag des Heils!' Jetzt bin ich da. Dieser Augenblick ist mir vom Schöpfer geschenkt.

DIE GUTE ZEIT FÄLLT NICHT VOM HIMMEL, SONDERN WIR SCHAFFEN SIE SELBST - SIE LIEGT IN UNSEREM HERZEN EINGESCHLOSSEN (F.M. DOSTOJEWSKI)

Das Jetzt ist der Kairos Gottes: Es ist jener Augenblick, in dem Gott Dir und mir begegnet, in dem er uns seine Zuwendung und seine Gnade schenken möchte: diesen Augenblick gilt es nicht zu verpassen. Sind wir ganz in dem, was wir im Augenblick leben, bricht in dem Moment die Ewigkeit an. Denn bei Gott ist immer jetzt die Zeit der Gnade und jetzt der Tag des Heils! Das ist der Kairos Gottes, in dem Zeit und Ewigkeit zusammenfließen und in dem der Himmel die Erde berührt, in dem die Zeit still steht, weil sie von Gott erfüllt ist."


ES GIBT KEINEN WEG ZUM GLÜCKLICHSEIN. GLÜCKLICHSEIN IST DER WEG (BUDDHA)
DER IDEALE TAG WIRD NIE KOMMEN. DER IDEALE TAG IST HEUTE - WENN WIR IHN DAZU MACHEN (HORAZ)
DIE RICHTUNG UNSERES GEISTES IST WICHTIGER ALS SEIN FORTSCHRITT (JOSEPH JOUBERT)
DIE SELIGKEIT EINES AUGENBLICKS VERLÄNGERT DAS LEBEN UM TAUSEND JAHRE (AUS JAPAN)
MUßE, NICHT ARBEIT IST DAS ZIEL DES MENSCHEN (OSCAR WILDE).

PS: Werte/r geneigte/r Leser/in: Sofern Ihnen Form und Inhalt dieses Eintrags zusagen, sollte dessen Weitergabe oder aber gleich des Blogs via Link an Ihren Freundes- und Bekanntenkreis eigentlich nichts im Wege stehen. Für den Fall, dass Sie auch über die Adressen offiziöser Stellen verfügen: Geben Sie das Material ruhig auch an die weiter. Damit vielleicht der/die eine oder andere der dort Tätigen sich besinnt und nicht mehr mitmacht bei dem hierzulande weiter und weiter veranstalteten Wahnsinnstreiben. So, dass die von Politikern gepflegte, nur dem Eigeninteresse verpflichtete Verfälschung der Wirklichkeit denn doch einmal ein Ende findet und die Demokratie eine Chance bekommt, mehr zu sein als bisher - eine nur nützliche Fiktion.

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