Freitag, 19. November 2010

958 Das Thema Sonntagsruhe - zum Tragen kommend in einer Streitschrift wider die Aufkündigung einer höchst wichtigen gesellschaftlichen Vereinbarung.



Gott sei Dank lässt man sich in der Presse doch mal gelegentlich dazu herab, kritischen Stimmen Raum zu geben, die mit den Verhältnissen, die hierzulande mehr und mehr bestimmend werden, absolut nicht zufrieden sind. Ich freue mich, diesbezüglich auch einmal von kirchlicher Seite etwas zu vernehmen, auf der man sich meiner Einschätzung nach in der Regel viel zu sehr mit dem arrangiert, was eigentlich jeden einigermaßen vernünftigen Zeitgenossen auf den Plan rufen müsste. Hier ist es also das Thema Sonntagsruhe, welches von einem höherrangigen Geistlichen evangelischer Konfession angegangen wird.

Ganz anders als das, was die Presse überwiegend zu präsentieren pflegt, geht hier endlich einmal um etwas Wesentliches, etwas, das das Zeug hat, gängig gewordene Praxis zu hinterfragen. Ehe ich darauf eingehe, sei hier auf die beiden ersten eingangs gestellten Materialien verwiesen, die hier beispielhaft für all den Mist stehen sollen, den unsereiner sich reinziehen soll, wenn er die Zeitung aufgeschlagen hat. Was interessiert mich das Thema "Ein Herz und eine Krone"? Vor allem: Was soll ich anfangen mit dem Stachel, den irgendein irrer Typ sich an seiner Kutsche hat anbringen lassen - wobei in aller Ausführlichkeit beschrieben wird, was es mit dem auf sich hat? Wer's im Text nicht nachlesen will, dem sei's hier gesagt: "Der Stachel des im Forschungslabor entstandenen Rockstarmobils wird vom Aschenbecher per Knopfdruck gesteuert. Er kann mit 125 LED-Birnen blinken, leuchten und ein- und ausgefahren werden." Unheimlich wichtig auch die Info, dass die Lebensgefährtin des Bekloppten mit dem Stachel niemanden abschleppen, wohl aber das Gefährt für Picknickausflüge nutzen möchte!

Liebe Leute bei der HAZ: Das ist doch alles Volksverarschung hoch 16! Wie kann man so bescheuert sein, dem Leser zu unterstellen, er wolle sich mit einem solchen Scheißdreck abgeben? Ihr bringt ja immer denn mal wieder recht schöne Artikel - ich denken da vor allem an die Beiträge von Eurem Herrn Karl-Ludwig Baader - aber so etwas: das ist doch einfach unter aller Sau. Wenn ich mich hier mal so unflätig ausdrücken darf, wie es nach meinem Dafürhalten ein solcher Ausrutscher gebietet. Ich schreibe Euch dazu nicht eigens einen Leserbrief. Denn den würdet Ihr mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gar nicht veröffentlichen. Und ich schreibe den nicht, weil mir in meinem Blog alles viel schneller von der Hand geht. Außerdem hat der mittlerweile doch schon eine recht respektable Leserzahl, die mit Stoff zu versorgen mir viel wichtiger erscheint als der wie gesagt höchstwahrscheinlich nutzlose Versuch, mit dergleichen bei Euch durchzukommen.

Um aber auf das hier angeschnittene Thema Sonntagsruhe zu sprechen zu kommen: Obwohl die Menschen gerade an den Arbeitsplätzen, wie sie in der Moderne zur Verfügung gestellt werden - ob nun in der Güterfertigung oder aber im Dienstleistungsgewerbe - unbedingt Rekreationsmöglichkeiten bräuchten, werden ihnen diese immer mehr genommen. Sie sollen nur noch Rädchen sein, die in dem großen Getriebe des Produktionsapparates schnurren und schnurren - vgl. dazu die Aussagen in Post 951 -, ohne einmal richtig von all dem Getriebe und all der Hektik ausspannen zu können.

Es ist die von dem Präses der evangelischen Kirche im Rheinland beklagte Ökonomisierung, der alles, aber auch alles geopfert werden soll. Nicht, um den Menschen durch solche Bestrebungen etwas bieten zu wollen, wodurch sie ein Mehr an Zufriedenheit erlangen könnten. Nein, im Gegenteil! Ganz gezielt sollen Unzufriedenheit und Unmut gezüchtet werden, damit sie noch verzweifelter nach irgendwelchen Strohhalmen greifen, die ihnen wenigstens eine Ersatzbefriedigung für das ihnen entgehende Leben zu sein versprechen. Womit Leute wie der in dem vorstehenden Post erscheinende Topverkäufer sein System des Dummeleutefangs natürlich für sich selbst und die umsatzversessenen Produzenten gewinnbringend einsetzen kann. Und womit auch der Boden gelegt ist für Auswüchse, wie wir sie hierzulande vor jetzt 60 Jahren gehabt haben.

Noch gestern habe ich mir, was letztere anbelangt, in derselben Ausgabe der ZEIT, in der sich die dezidierte Stellungnahme Präses Nikolaus Schneider veröffentlicht findet, ein Interview mit einem Geschichtsprofessor angesehen, in welchem es auch um die Frage ging, was denn getan werden könne, um Auswüchse wie die im Dritten Reich zu verzeichnenden zu vermeiden. Leider habe ich den in einem Anfall äußersten Unwillens entsorgt, sodass er nicht mehr mit in diesen Eintrag hineingenommen werden und als Musterbeispiel für das genommen werden kann, was einem auch in der seriöseren Presse immer wieder an eigentlich Unzumutbarem geboten wird: bar jedes wenigstens einigermaßen gegründeten Verständnisses, langatmig und dabei absolut gar nichts aussagend, was sich im Sinne von etwas mehr Emanzipation des Bürgers verstehen ließe - ihn zumindest ein ganz klein wenig von all den Ängsten und Zwängen befreiend, denen er sich im Alltag fast pausenlos ausgesetzt sieht. Dass HARTZ IV vor allem deshalb ins Werk gesetzt wurde, um die Verunsicherung des einfachen Bürgers noch weiter zu treiben: diesem Thema nachzugehen würde den Rahmen des hiermit vorgelegten Eintrags sprengen.


PS: Werte/r geneigte/r Leser/in: Sofern Ihnen Form und Inhalt dieses Eintrags zusagen, sollte dessen Weitergabe oder aber gleich des Blogs via Link an Ihren Freundes- und Bekanntenkreis eigentlich nichts im Wege stehen. Für den Fall, dass Sie auch über die Adressen offiziöser Stellen verfügen: Geben Sie das Material ruhig auch an die weiter. Damit vielleicht der/die eine oder andere der dort Tätigen sich besinnt und nicht mehr mitmacht bei dem hierzulande weiter und weiter veranstalteten Wahnsinnstreiben. So, dass die von Politikern gepflegte, nur dem Eigeninteresse verpflichtete Verfälschung der Wirklichkeit denn doch einmal ein Ende findet und die Demokratie eine Chance bekommt, mehr zu sein als bisher - eine nur nützliche Fiktion.

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