Samstag, 6. November 2010

940 Zwischendurch mal wieder einige Momente der Stille.


In der jüngsten Ausgabe der FAS auch wieder gebracht: die Kolumne "Exerzitien". Die sich regelmäßig durch den großen Ernst auszeichnet, mit dem sie verfasst wurde. Dieses Mal aber ist an dieser Stelle ein Beitrag zu finden, der sich des von mir gerne aufgegriffenen Themas Stille in einer recht ungewöhnlichen Weise annimmt. Wobei es darum geht, dass ein mit Gott sei Dank völlig unbekannter DJ Hell mit seiner Techno-Musik einen solchen Lärm zu veranstalten pflegt, dass man darüber einen Nervenzusammenbruch erleiden könnte. Interessant für mich in dem hier gegebenen Zusammenhang die folgenden Zitate: "Göttlich ist nur, was im Schweigen geworden ist" (Sören Kierkegaard). Und: "Die Engel verkünden das göttliche Schweigen" (Thomas von Aquin). Womit beide genau das zum Ausdruck bringen, was auch dem Blogger immer mehr aufgeht.

Am Donnerstagabend fand in der in Wennigsen rund um die Christuskirche angesiedelten Baptistengemeinde die letzte der bereits in Post 843 3 Seminarveranstaltungen zum Thema Stille statt. Für den die Pastorin den Engländer Dr. Peter Lincoln als Motivator und Moderator hatte gewinnen können. Der, im Fach Deutsch promoviert - bereits mehrere Bücher zu dem Thema verfasst habend -, konnte auch wieder an diesem Abend die Aspekte sehr schön herausarbeiten, die bei ihm zum Tragen kommen. Gott sei Dank habe ich damit nur eine der drei Veranstaltungen verpasst: das Mitmachen im Shantychor hatte für mich am 30. September denn doch Vorrang. Und Gott sei Dank bin ich bei einem für mich ungewöhnlich riskanten Überholmanöver heil davongekommen, welches zu veranstalten ich mich wegen der nach Beendigung der Übungsrunde im Hauptchor für die Fahrt zur Verfügung stehenden äußerst knappen Zeit gehalten gesehen hatte.

Was ich bis dato noch nicht wusste: Dass der Begriff Spiritualität nicht etwas meint, was in den Augen wohl der meisten als etwas mehr von dem Alltagsleben Abgelöstes zu begreifen ist, sondern als praktisch angewendete Religion besonders fest in ihm verwurzelt ist. Aufgezeigt wurden in diesem Zusammenhang mehrere Ansätze, von denen ich hier allerdings nur drei noch memorieren kann:
  1. den der Wüstenväter,
  2. den der keltischen Religionspraxis,
  3. den der Exerzitien.
ad 1. sei hier festgehalten, dass deren Bewegung zeitlich im 5 . Jahrhundert p.Chr.n. angesiedelt ist und einen sehr großen Einfluss auf die Zeitgenossen dadurch gehabt hat, dass die Männer, die sich aufgemacht hatten, Gott in der absoluten Stille einer Höhle zu suchen, es verstanden, ihre bei der entsprechenden Ruhepraxis gewonnenen tiefen Einsichten als praktische Lebenshilfen zu weiterzuvermitteln.

ad 2. spielt hier vor allem der Reisesegen eine Rolle, dessen auf die verschiedensten menschlichen Belange bezogenen Formen lange Zeit über etwa als irischer Reisesegen Gestalt annahm und nach einer ganz langen Phase der nur mündlichen Tradition und der Zerstreuung von ihn feshaltenden Urkunden in Schottland von einem Finanzbeamten systematisch zusammengetragen worden ist. Der bei der Wahrnehmung seiner Dienstgeschäfte, der Kontrolle der Steuerzahlungskraft seiner Landsleute gleichzeitig auch seinem Hobby frönte: der Sammlung von eben solchen Gebeten und Liedern.

ad 3. ist der entwickelt worden von Ignatius von Loyola, der, während Luther auf der Wartburg wirkte, in seinem in Spanien gelegenen Kloster Geistesübungen entwickelte, die das Ziel hatten, zu einem Mehr an religiöser Einsicht zu gelangen. Erwähnung fand hier das Prinzip der liebenden Aufmerksamkeit. Mit welcher der Betende alle Stationen sorgsam bedenkt, die er im Tagesverlauf durchschritten hat. Insbesondere dabei den Blick auf das richtend, was ihm Freude vermittelt hat.

Keine Kommentare: