Sonntag, 20. Februar 2011

1067 Über oder von zu Guttenberg - man beachte die Häufung der Präpositionen, die allerdings nicht ganz so zahlreich sind wie seine Vornamen -, ist auch Witziges zu vermelden.


Beispielsweise hat irgendjemand wohl vorübergehend bei dem Wikipedia-Eintrag eben diese Vornamens-Litanei ergänzt mit "Xerox". Hier das Weitere übernommen zunächst aus der Samstagsausgabe der HAZ:
  • "Was macht ein Clown im Büro? Faxen. Was macht zu Guttenberg im Büro? Kopieren." (Ranti82 auf Twitter).
  • Guttenberg schreibt vorerst seinen Doktortitel ab." (FAZ.net-Titelzeile zur Nachricht, dass der Verteidigungsminister seinen Titel ruhen lassen will).
  • "Dr. a. D. zu Guttenberg." (Kommentarüberschrift der Rheinischen Post online).
  • "Ein Monteur kommt zum Verteidigungsministerium. An der Pforte wird er vom wachhabenden Soldaten gefragt, was er will. 'Ich soll hier den Kopierer reparieren', sagt der Monteur. 'Oh', entgegnet der Soldat, 'das geht heute nicht, der Minister ist in Afghanistan'." (Ein im Internet kursierender Witz).
  • "Mama Guttenberg gegenüber der 'Bild': 'Zigmal habe ich dem kleinen Theo damals verboten, mit den Münchhausens zu spielen. Aber nee! Und nun sieht er, was er davon hat'." (ebd.).
Kein Witz, aber trotzdem bezeichnend für den Habitus des hiermit Vorgeführten: Sein Bemühen, sich nach Kräften aufzublähen: "Lieblingsbücher zu viele, um sie hier aufzuzählen. Ohne Literatur könnte ich aber nicht auskommen."

Aber nicht nur Witziges ist über diese Edelversion von Mensch zu vermelden. Sondern auch, dass er sich, wie die HAZ vom 21.d.Mts. berichtet, für sehr gewitzt hielt, indem er nicht nur auf fremden Mist Gewachsenes in seine Arbeit hineinpflanzte, sondern sie in Teilen sogar von anderen hat schreiben lassen. Nämlich von Ghostwritern in der Bundestagsverwaltung. Was abgesehen von der Fragwürdigkeit einer solchen Verfahrensweise auch gar nicht statthaft ist, dieweil der von ihm dabei eingespannte Wissenschaftliche Dienst von den Mitgliedern des Bundestages eigentlich nur im Rahmen ihrer mandatsbezogenen Tätigkeitsausübung bemüht werden darf. Zu finden ist diese Nachricht - die der Blogger hier nicht auch noch als fototechnisch erstellten Beleg einbringt, unter der Überschrift "Dissertation und Lebenslauf: Mehr Schein als Sein". Abgeschlossen wird diese Nachricht, indem 2 Stationen in diesem Lebenslauf angesprochen werden, die sich in der heutigen FAS-Ausgabe ausführlich dargestellt finden. Und mit eben dieser Darstellung soll's hier weitergehen - zunächst den von den Journalisten Markus Wehner und Eckart Lohse unter der Überschrift "Die Studierstube ist seine Bühne nicht" verfassten Artikel in Teilen zitierend:

"Dennoch will Guttenberg den Anforderungen der bürgerlichen Gesellschaft genügen, sogar besonders gut dastehen. Dafür bläst er sein Curriculum Vitae gern etwas auf. In seinem tabellarischen Lebenslauf auf seiner Website führt er 'berufliche Stationen in Frankfurt und New York' an. In Wirklichkeit handelt e es sich um mehrwöchige Praktika, die er als Student machte. Ein Praktikum absolvierte er in Frankfurt in der Sozietät Peltzer & Riesenkampff, das andere, in seinen Augen wichtigere, in New York in der großen Kanzlei Mayer, Brown and Platt. Lust am Anwaltsberuf entwickelte er nicht. Im Gegenteil: Die Vorstellung, als Anwalt die Interessen anderer zu vertreten, behagte ihm nicht."

Kurzer Einschub: Natürlich behagte sie ihm nicht - war er doch getrimmt auf Selbstdarstellung und die damit verquickte Verfolgung des ausschließlich eigenen Interesses. Aber die Entzauberung dieser "Lichtgestalt", für die ihn jetzt eigentlich nur noch die ganz Bekloppten halten können, die geht ja noch weiter - Zitat: "Zudem führt Guttenberg Verwendungen als 'Geschäftsführender Gesellschafter der Guttenberg GmbH, München' an sowie 'Mitglied im Aufsichtsrat der Rhön-Klinikum AG', beides Tätigkeiten, die er bis 2002, also bis zu seiner Wahl in den Bundestag, ausgeführt habe. Doch hatte die Guttenberg GmbH nach Angaben von 'Creditreform' im Jahr 2000 einen Umsatz von nur '25 000 Euro geschätzt' und hatte 'ca. drei Beschäftigte'. Guttenberg bestreitet diese Einschätzung, die in der Sendung 'Panorama' verbreitet wurde, nicht - auch wenn er darauf hinweist, das eigentliche Geschäft habe in den Tochterunternehmen stattgefunden. Guttenbergs Tätigkeit als Aufsichtsrat der Rhön-Klinikum AG, die er sieben Jahre lang ausübte und die später, nach der Ernennung zum Wirtschaftsminister, als Beleg für seine Qualifikation in wirtschaftlichen Belangen angeführt wurde, stand nach Einschätzung von Bekannten vor allem auf dem Papier.

Ganz offensichtlich übertrieben, um das mindeste zu sagen, ist auch Guttenbergs Behauptung in seinem im Internet verbreiteten Lebenslauf: 'Freier Journalist bei der Tageszeitung 'Die Welt' (bis 2001)'." [Bei Die Welt wird das Zitieren für den Blogger etwas problematischer, dieweil er keine Möglichkeit sieht, die im Text erscheinenden einfachen Gänsefüßchen in der Abschrift anders als in derselben Form wiederzugeben]. Das klingt nach jahrelanger Mitarbeit. Tatsächlich, bestätigt ein ehemaliger Redakteur der Zeitung, der damals Guttenbergs Vorgesetzter war, handelt es sich um ein mehrwöchiges Praktikum im Sommer 2001. Guttenberg sei ein sehr guter Praktikant gewesen, aber als Autor sei er nicht aufgefallen. Ein Blick ins Zeitungsarchiv bestätigt das: Acht kleinere Beiträge Guttenbergs über sechs Monate verzeichnet es für die Zeit vom Mai bis zum Oktober 2001, vier davon wurden zusammen mit anderen Autoren geschrieben."

Es könnte sein, dass diese ehrsüchtige Type diese gemeinsame Autorenschaft als Modell für seine spätere Arbeit genommen hat. Wie auch immer sich dieses verhalten mag - die genannten Journalisten gelangen gegen Ende ihrer Ausführungen zu folgender bitterböser Bewertung: "Der Mann, der anderswo so gern von der politischen Kanzel herab mitteilt, was sich gehört, was Anstand, Verantwortung und Pflicht bedeuten, musste am Freitag entsprechende Fehler eingestehen und kündigte an, bis zur genauen Klärung derselben seinen Doktortitel nicht mehr zu führen."
In derselben Ausgabe, eine Seite zuvor, knöpfen sich diese beiden Autoren die fragliche - treffender eigentlich: die fragwürdige - Lichtgestalt, diesen Hohltöner weiter vor. Dabei wird er ordentlich weiter auseinandergenommen, und zwar in dem folgendermaßen überschriebenen Beitrag: "Gezielte Informationspannen". Dem der hier übernommene Cartoon beigegeben ist - als einer von insgesamt 8 in der Ausgabe zu zu zu zu zu zu Guttenberg erscheinend. Was gibt er da - irgendwie verdreht rauskommend, von sich? "IF I CAN MAKE IT THERE, I'LL MAKE IT ANYWHERE!" Womit seine Promotionsstätte Bayreuth ins Bild gerückt wird. Zuvor sei jedoch das referiert, was die Journalistin Christiane Hoffmann über diese Lichtgestalt - auch der Blogger belieben, sich zu wiederholen, hoch-, nein: höchstmögender Herr zu Guttenberg! - auszusagen weiß. In ihrem Beitrag "Die Bretter dieser Republik".

Im Subtitel dieses Artikels heißt es: "Ob die zu Guttenbergs, zwei gefangen gehaltene Journalisten oder Monika Lierhaus - Springer macht immer großes Theater, und (fast) alle machen gerne mit". Die Autorin berichtet von drei Stücken, die in der medialen Szene gegeben werden. Sie heißen resp. laufen auf folgenden Bühnen:
  • "Minister Liebling im Sturm", "Der Retter", oder "Guttenberg an vorderster Front.
  • "Siefried - attackiert von einem linken Verräter" (Bayreuth)
  • "Der Irre von Teheran"
Bei diesen drei Stücken führt das ja allen bekannte Revolverblatt - aus dem bekanntlich Blut tropft, wenn man es nur senkrecht genug hält - einmal die Regie, gefällt sich darüber hinaus ganz besonders in der Rolle des Theaterkritikers. Dazu heißt es bei Hoffmann: "Verantwortlich für Spielplan, Ton, Licht und Regie: die meistgelesene Zeitung des Landes. Die huldvollen Beinamen, mit denen sie den Minister beehrt, sind fast so zahlreich wie seine Vornamen. Ein Politiker ist uns geboren, ein Hoffnungsträger ist uns gegeben, die Herrschaft ruht auf seinen Schultern, und er heißt Erststimmenkönig, Volksliebling, Überflieger, Lichtgestalt.

Bei Deutschlands auflagenstärkster Zeitung vergeht kaum eine Ausgabe ohne den Messias. In gut vier Monaten seit Anfang Oktober wird er weiter über hundert Mal erwähnt, rechnet man die Gattin hinzu, figuriert 'Guttenberg' sogar in mehr als 150 Artikeln. Vorgänger Franz Josef Jung - nicht mit Glamour-Faktor und Glamour-Gattin gesegnet - wurde im Vergleichszeitraum 2007/08 gerade mal zwanzig Mal bedacht. Aber es geht ja nicht allein um die Zahl der Auftritte. Die Regie ist deutlich erkennbar, ob nun Stephanie bei der Spendengala oder der Minister im afghanischen Staub gegeben wird. Sie sorgt dafür, dass die beiden auf den Brettern, die die Republik bedeuten, eine gute Figur machen. Und wenn Gefahr im Verzug ist für den Verteidigungsminister, setzt in der Zeitung die Ministerverteidigung ein."

Ohne weiter auf die gegebenen Theaterstücke einzugehen, beschränkt sich der Blogger hiermit auf die Wiedergabe dessen, was die Journalistin in Sachen 'Freilassung zweier Reporter in Iran' kommentiert: "Vorhang auf. Es trat auf: Der Gefangenenchor, genauer der Chor für die Gefangenen. Anstelle der beklagenswerten Israeliten aus der Verdi-Oper stimmt ganz Deutschland an: 'Lasst die Reporter frei'. Hundert Stimmen, getragen von der Sehnsucht, erhoben sich zum Hohelied der Freiheit, die Pressefreiheit - ein gewaltige Chor von der sangesfreudigen Ursula von der Leyen bis Uschi Glas, von Heino bis Jürgen Trittin, von Roland Kaiser bis Martin Walser. Mit Ausnahme von Kanzlerin und Bundespräsident ließ sich die Prominenz der Republik vereinnahmen. Jetzt ging es ja nicht mehr um Visa, jetzt ging es um Werte. ... Warum lässt das halbe Kabinett vor den Karren eines Konzerns spannen?"Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Weil der wiederum sich nur zu gerne vor dessen Karren spannen lässt.

Nun aber zu dem bereits angesprochenen Beitrag "Gezielte Informationspannen". Zu ihm heißt es im Subtitel: "Nicht nur der Doktorand zu Guttenberg pflegte einen freihändigen Umgang mit den Fakten. Auch der Minister nahm es mit der Wahrheit nicht so genau." Wobei schon hier festgehalten sein soll, dass die Kanzlerin, sich nur beziehend auf seine Verfehlungen in Sachen Gedankenklau, offensichtlich Anstalten macht, ihn in dieser Funktion zu belassen. Und dies, obwohl insbesondere die Affäre Schneiderhahn/Wiechert ihr einigen Grund geben müsste, die Lage vielleicht doch noch einmal zu überdenken. Die Autoren kommen nämlich im Zusammenhang mit dieser Affäre auf einige Vorgänge zu sprechen, die, im Rahmen des Militärwesens stehend, sehr wohl Anlass geben, an der Eignung des Ministers für seinen Posten zu zweifeln. Im Einzelnen - überwiegend als Zitat wiedergegeben:

Gegen Ende ihres Beitrags resümieren das Autorenteam Lohse/Wehner: "....Ich [K.T.G.] kann nur feststellen: So, wie Sie es gerade vorlesen, so furchtbar weit sind die ja angesichts meiner Darstellung, die ich Ihnen gegeben habe, nicht auseinander'. Das ist eine für Guttenberg typische Szene. Der Mann, dessn Bild in der Öffentlichkeit von dem Eindruck lebt, hier spreche jemand klare Worte und drücke sich nicht in Politikermanier um die Wahrheit herum, gerät in dem Moment rhetorisch völlig aus der Bahn, da es eng für ihn wird. Sobald seine Worte nicht mehr im weiten Raum des Wohlklangs unanfechtbar dahinschweben, wirkt Guttenberg schnell unsicher."
Worauf bezieht sich nun dieses Resümee?

Es geht darum, dass KTG. im Zusammenhang mit der Entlassung von Staatssekretär Peter Wichert und Generalinspektor Wolfgang Schneiderhan, zunächst die Behauptung aufstellend, sie hätten ihm in der Kundus-Affäre - Bombardierung eines Tanklasters - die in der Sache erforderlichen Informationen "unterschlagen", ihm "vorenthalten" und deren Brisanz "geleugnet", im Endeffekt die Presse einschaltet, sie mit seiner Version des mit den beiden geführten, ihn zur Vertraulichkeit verpflichtenden Gespräches versorgt. Den entsprechenden Vorwurf weist er natürlich zunächst wieder mit aller Energie zurück, wozu die die Autoren kommentieren: "Ein Minister oder ein Akteur von ähnlichem Rang will zwar ein bestimmtes Bild eines Vorgangs in der Öffentlichkeit erzeugen, möchte aber auf keinen Fall den Eindruck erwecken, er habe aus einem vertraulichen Gespräch berichtet."

In Absprache mit Schneiderhan schreibt Wichert dem Minister: "Sehr geehrter Herr Bundesminister, im heutigen 'Spiegel' werden über General Schneiderhan und mich Lügen verbreitet." KTG legt seine ganze Energie darein, sich gegen das Aufkommen des in dem fraglichen Bericht minutiös nachgezeichneten und allmählich immer mehr erhärtenden Verdachts zur Wehr zu setzen. Um am Ende das einzuräumen, was sich von den beiden Autoren folgendermaßen kommentiert findet: "Bartels, im Übrigen einer der Wenigen im Untersuchungsausschuss, der den Minister mit einer gewissen Konsequenz und Zielgerichtetheit ins Gebet nimmt, will wissen, woher der 'Spiegel' seine Informationen und ob der Minister mit Mitarbeitern des Blattes gesprochen habe. Nach einer rhetorischen Slalomfahrt bringt Guttenberg den Satz über die Lippen: 'Ich habe in diesen Tagen mit Sicherheit auch mal mit 'Spiegel'-Journalisten gesprochen."
Generelles PS: Werte/r geneigte/r Leser/in: Sofern Ihnen Form und Inhalt dieses Eintrags zusagen, sollte dessen Weitergabe oder aber gleich des Blogs via Link*** an Ihren Freundes- und Bekanntenkreis eigentlich nichts im Wege stehen. Für den Fall, dass Sie auch über die Adressen offiziöser Stellen verfügen: Geben Sie das Material ruhig auch an die weiter. Damit vielleicht der/die eine oder andere der dort Tätigen sich besinnt und nicht mehr mitmacht bei dem hierzulande weiter und weiter veranstalteten Wahnsinnstreiben. So, dass die von Politikern gepflegte, nur dem Eigeninteresse verpflichtete Verfälschung der Wirklichkeit denn doch einmal ein Ende findet und die Demokratie eine Chance bekommt, mehr zu sein als bisher - eine nur nützliche Fiktion."

***Wie ein Link zu übernehmen ist, findet sich in Post 999 dargestellt, und zwar unter PS2.

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