Samstag, 12. Februar 2011

1051 "Die jungen Leute in Kairo schaffen es, aus der virtuellen Welt in die politische Realität einzudringen. Das ist eine neuartige Revolution", konstatiert der Marburger Arabist Atef Botros in einem in Ausgabe 05/11 der FAS veröffentlichten Interview.

Mit diesem Statement widerlegt er die des öfteren begegnenden Meinungsäußerungen, bei denen es im Grunde nur darum geht, die moderne Kommunikationstechnologie so unbedeutend wie möglich darzustellen. Dies etwa bei Presseleuten, die gegen Blogger & Co. anschreiben, um nur ja die tragende Rolle ihrer Zunft gebührend heraustreten zu lassen. Zwei Passagen aus dem Interview seien hier zitiert, um deutlich zu machen, dass gerade auch in der arabischen Welt eine solche Sichtweise auf einer Fehleinschätzung beruht (den Namen des Bloggers, erst unlängst noch an anderer Stelle genannt, der in der Region den Gang der Ereignisse wesentlich mit beeinflusst hat, habe ich leider nicht mehr parat).

"In der arabischen Welt haben wir es mit einer neuen Generation zu tun. Und diese Generation ist es, die diese Revolution ausgelöst hat, nicht irgendwelche ideologischen Gruppen. Es sind junge Menschen, die sich neuer Informationstechniken bedienen wie Facebook, Youtube und Twitter. Sie sehr sehr gut informiert und vernetzt auf auf eine sehr spezielle Art und Weise auch hochpolitisch. ....

Den Ägyptern tut es jetzt sehr gut, Stimmen zu hören. Und sie hören alles. Sie glauben nicht, was alles auf Facebook zirkuliert! Die Geschwindigkeit, mit der dort der Input kommt, ist wahnsinnig. Alles, was in der Welt passiert, jeder Politiker, der sich zur Lage äußert, das landet sofort dort, das wird gelesen, dann kommt schon der nächste Link - die Ägypter bekommen auch die Demonstrationen hier in Deutschland mit. Jede Demonstration, jede Unterstützung, jedes gerechte Wort, das ein Prominenter oder ein Intellektueller im Westen sagt, wird dort gehört. Man muss ja nicht Mehl oder Brot schicken, es reicht eine mentale Unterstützung. Die brauchen sie."

Von diesen Gegebenheit her begreift der Blogger auch das, was der Interviewte zu Anfang des Gesprächs von sich gegeben hat auf die Frage, ob es für ihn nicht schwer sei, jetzt nicht in Ägypten sein zu können: "Manche meiner Freunde sind schon nach Kairo gefahren. Ich habe es auch überlegt, aber ich habe hier in Marburg meine Arbeit an der Uni, meine Studenten. Ich sitze jedoch nicht nur da und gucke Nachrichten, ich schreibe Artikel, ich plane weitere Aktionen, vielleicht eine ständige Mahnwache in Berlin in der Kälte...."

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