Mittwoch, 9. Februar 2011

1049 "Nur erfolgreichen Homosexuellen verzeiht der deutsche Spießer ihre Neigung, behauptet ein schwuler Literaturkritiker", heißt es in FOCUS 02/11.

Anhand einer ganzen Reihe von Personen kann der Literaturkritiker Fritz J. Raddatz nachweisen, dass diese Aussage weitestgehend berechtigt ist. Das im schon ins Netz gestellten Entwurf für den Abschlusskasten vorgesehene, aus irgendwelchen, dem Blogger noch nicht bekannten Gründen aber nicht als Beleg einzubringende Paarbild mit der folgenden Beschriftung zu versehen, erscheint dem Blogger aber denn doch einigermaßen verfehlt: "Der Mann an seiner Seite Außenminister Guido Westerwelle und sein Gatte, der Sportmanager Michael Mronz": "Lebenspartner" wäre seines Erachtens angemessener gewesen.

Bei dem Versuch, eine Lanze für seinesgleichen zu brechen, schwächelt der Literaturkritiker allerdings gewaltig - und muss sich auch Kritik gefallen lassen. Er schreibt nämlich - und betrachtet diese Aussage offensichtlich als den Gipfelpunkt seiner Argumentation - Folgendes, und zwar im Zusammenhang mit der Präsentation ganz bestimmter, gesellschaftlich unterschiedlich akzeptierter Paar-Beziehungen: "So ließ man das windige Mäntelchen der Barmherzigkeit auch früh Berühmten wie James Baldwin oder Truman Capote, gar dem zauberhaft anrüchigen Jean Genet umgehängt. Einem weitgehend Namenlosen wie Oskar Pastior, der zeitlebens unter der Verheimlichung seiner Homosexualität litt, nicht. Verruchtheit ist natürlich auch Lockung. Ein Gutteil der - inzwischen nur noch hinter vorgehaltener Hand gewisperten - Ächtung verdankt sich einer recht verqueren Form von Neid: Der lebt sein Leben so frei; und ich? Jede schwule Sauna im Lande müsste mangels Publikum schließen, blieben plötzlich die verheirateten Männer weg. Sie wollen, frei nach Heinrich Heine, von Früchten zehren, an deren Baum sie ihre rhetorisch-rostigen Sägen rattern lassen. Es muss also in der Homosexualität eine latente Versuchung verborgen sein. Versuchung wohnt neben Verteufelung. Und die zeugt Ängste. Und Angst ist nicht weit von Denunziation, wie verborgen und pseudoliberal die sich geben mag."

Was dem Autor offensichtlich nicht aufgegangen ist: Dass er selber damit eine recht verquere Form der Argumentation abgeliefert hat. Bei der er sich einfach auf Wörtchen wie "natürlich" und "also" stützt, um seine Gedankenkette plausibel zu machen. Mit diesen und anderen Kunstgriffen gelingt es ihm allerdings nicht, die Sache selbst - an deren Widernatürlichkeit sich doch wohl noch die allermeisten weiterhin stören, die wie unsereiner nun absolut keine Lust haben, in eine Schwulen-Sauna zu gehen, um dort sogar noch das "freie Leben" dieser Menschen zu bewundern und sie darum zu beneiden! -, irgendwie akzeptabler zu machen. Das, was er offensichtlich als Gipfelpunkt seiner Argumentation betrachtet, ist ihm nach Einschätzung des Bloggers einigermaßen danebengeraten. Soviel Kritik muss sich der Literaturkritiker denn doch wohl gefallen lassen.

Und da wir gerade bei der Kritik sind: Auch FOCUS, welches von dem Blogger jetzt - festgemacht auch an der noch soeben erst gerügten Schleimerei gegenüber Papst und Konsorten (ohne jeden ersichtlichen Grund wurde einem Foto von ihm eine von Thurn und Taxis beigegeben, die mit einer ganz dämlichen Auszeichnung durch ihn bedacht worden ist) - als herrschaftsdienliches und devotes "Blättle" eingestuft wird, schwächelt in puncto Leserinformation einigermaßen. Nicht anders als die taz, die vor langen Jahren den mehr oder weniger erfolgreichen Versuch unternommen hat, bahnbrechend für die Schwulen zu agieren und ihnen eine Plattform zu bieten - der Blogger hat dazu auch einen Eintrag mit dem Hinweis auf die taz im Titel verfasst -, ist man bei FOCUS offensichtlich bemüht, auf den Zug eines vermeintlichen Trends aufzuspringen. Zumindest dieser Versuch, sich, wie die nachstehend erscheinende Figur, herauszustilisieren, darf als fehlgeschlagen gewertet werden.

Liebe Leute bei FOCUS: Auf Euer Mistblatt, welches ihm mit der hier herangezogenen Ausgabe mehr oder weniger zufällig als einem Lesezirkel entstammendes Exemplar in die Hände gelangt ist, wird er ganz getrost verzichten können!
PS: Dank der am 16.d.Mts. durch seinen IT-Consultant installierten technischen Vorrichtungen für eine Beschleunigung der Netzverbindungen - unter diesem Datum vom Blogger auch kurz kommentiert - kann hier im Nachhinein das eingangs angesprochene Paarbild doch noch eingebracht werden.

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