Der Regisseur Sebastian Grobler wird vorgestellt als studierter Historiker, der, in Hamburg geboren, seine Jugend im Ruhrgebiet verbracht habe. Dort habe er nach eigenem Bekunden jeden Tag Fußball gespielt und mit diesem Hintergrund ein besonderes Interesse an der historischen und politischen Dimension des Fußballs entwickelt.
Obwohl nicht einmal sicher sei, ob besagter Pädagoge je in England gewesen ist und er in Deutschland nur mehr zufällig von einem Bekannten von dem dort betriebenen Mannschaftssport erfahren hat, hat Grobler den Protagonisten den Films in England studieren lassen - und damit in dem Land, das als Mutterland des Fußballs gelten kann. Nach Deutschland zurückgekehrt, bringt er in dem Film, folgt man der Darstellung des Journalisten Dirk Schmaler, den Fußball gegen die deutschtümelnde Obrigkeit in Stellung. Die das "unkoordinierte Hinter-dem-Ball-Herlaufen" als "englische Krankheit" betrachtet, welche es auszumerzen gälte.
"So bekommt der Film etwas Politisches, Freiheitliches, was im heutigen Bundesligageschäft mit seinen Ablösesummen und Verträgen ohne Ausstiegsklauseln, kaum noch nachvollziehbar erscheint": so charakterisiert Schmaler den Film, der so etwas wie ein Remake oder eine fußballerische Variante des Film "Der Club der toten Dichter" darstelle: "ein junger Lehrer, der eine Schulklasse mit einer Idee infiziert, damit das Kollegium und die Elternschaft gegen sich aufbringt, gleichzeitig aber den Schülern einen neuen Blick auf die Welt ermöglicht. Bei Grobler ist es nicht die revolutionäre Kraft der Dichtung, sondern die des rollenden Leders."
Diese Perspektive einschränkend, heißt es in dem Text dazu weiter: "Allerdings war die Intention des Pädagogen wohl nicht ganz so heroisch antiautoritär, wie es die Kinoproduktion behauptet. Koch sah das Spiel als Mittel gegen die zu der Zeit oft beklagte 'Stubenhockerei' der jungen Männer und betonten den 'erziehlichen Werth' des Mannschaftssports. Allerdings wollte er auch das individuelle Moment des Spiels betonen - und die Freiheit, die so ein Spiel braucht. Und das wiederum ist dann schon fast revolutionär."
Im Weiteren werden dann die Stationen nachgezeichnet, die das runde Leder in seiner Anfangsphase durchrollt: Zunächst ergänzte Koch die Schulspiele durch Fußball; 1875 organisierte er zweimal wöchentlich Spielnachmittage am Braunschweiger Gymnasium, die später in den Lehrplan aufgenommen wurden; bald danach wurde auch in anderen Schulen der Stadt Fußball gespielt; 1886 gab es das erste Auswärtsspiel in Deutschland: Göttinger Gymnasiasten traten an gegen die Pioniere aus Braunschweig: Koch war es auch, der die englischen Fußballregeln ins Deutsche übersetzte.
Die von obrigkeitlicher Seite gegenüber dieser neuen Betätigungsform gepflegten Vorbehalte waren aber noch lange nicht ausgeräumt. Erst per Erlass des bayerischen Kultusministeriums aus dem Jahre 1927, also mehr als 40 Jahre später, wurde das bis dahin "geltende Verbot, 'das Fußballspiel zu pflegen', teilweise aufgehoben. 'Eine einseitige Bevorzugung des des Fußballspiels ist jedoch unter allen Umständen zu vermeiden. Auch darf die Spieldauer ausschließlich der Halbzeitpause nicht länger als 2 mal 20 Minuten währen'."
Welch schöne Reminiszenz an Zeiten, in den eben dieser von dem Blogger wegen ihrer dominanten Präsenz in den Medien immer wieder attackierte Zeit- und Gedankenvertreib noch in Maßen genossen wurde. Wie kann ließe sich demgegenüber dessen Rolle heute fassen? Mit dem Kürzel "FKK": Fußball, Krimis, Kuasselrunden - dem also, was sich so auf den großflächigen Fernseh-Bildschirmen tut, den "Resthirnvernichtern", wie sie in jemand aus der Kabarettszene bezeichnet hat.
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