Donnerstag, 17. Februar 2011

1056 "De rei metallici libri XII": Mit seinem Werk über das Bergbauwesen legte Gregorius Agricola den Grundstein für die moderne Hochtechnologie.

In der FAS vom letzten Sonntag, dem 13.d.Mts., in der Publikations-Sequenz "Wie wir reich wurden" einen Beitrag gefunden, der den vorstehend erkennbar werdenden Titel trägt. Da er eine für die Entwicklung der Technologie und damit des in unseren Breiten erzielten Wohlstands grundlegende Publikation vorstellt, sei er hier mit seinen wichtigsten Aussagen referiert.

Georgius Agricola, 1494 in Glauchau als Sohn des Tuchmachers Bauer - seinerzeit "Pawer" - geboren, war ein europäischer Universalgelehrter, der in vielen Disziplinen zu Hause war - vor allem in der Medizin. Über die kam er zum Bergbau, weil er sich zunächst eingehend mit den Eigenschaften der verschiedenen Mineralien befasste, in der Hoffnung, neue Heilmittel zu finden. "Die allerdings entdeckte er nicht. Stattdessen sorgte er für einen Quantensprung in der Montanwirtschaft. Mit Hilfe seiner 12 Bücher [umfassend 477 in lateinischer Sprache beschriebene Seiten] konnte sich ... ein jeder über den Bergbau informieren, ohne selbst in Gruben hinabgestiegen zu sein."

In dem von dem von der Autorin Inge Kloepfer verfassten Beitrag werden zunächst die Stationen seines wissenschaftlichen und beruflichen Werdegangs aufgeführt:
  • Studienbeginn im Alter von 21 Jahren an der Uni Leipzig
  • Studienfächer Altphilologie, Theologie, Logik und Mathematik
  • Lateinlehrer in Zwickau mit 23 Jahren
  • 1526 Doktor der Medizin in Bologna
  • Stadtarzt und -apotheker in Joachimsthal
  • Stadtarzt und mehrfacher Bürgermeister in Chemnitz
  • Erkunder und Schilderer des Bergbauwesens.
Zu dem ihn hauptsächlich auszeichnenden Werk heißt es in dem Text: "In den ... Büchern steigt Agricola tief in die Materie hinab und lässt nichts aus. Er beschreibt die Wege für die Suche von Erzgängen, die geologischen Verhältnisse, die Verfahren ihrer Vermessung, die Kunst des Markscheidens, die Werkzeuge zur Erzgewinnung, die Verfahren der Aufbereitung sowie die Produktion von Salz, Soda, Alaun, Vitriol, Schwefel, Bitumen und Glas. Einen Quantensprung bewältigte Agricola noch in einer anderen Hinsicht: Er gehörte zu jenen Gelehrten des 16. Jahrhunderts, die sich von der rein theologischen dominierten Naturbetrachtung abwandten. Ihm war klar, dass sich die geologischen Strukturen der Erde über die Jahrtausende gebildet hatten und keinesfalls von Gott derart geschaffen worden waren, wie die Bergleute sie vorfanden."

Davor wird in dem Text die wirtschaftliche Tragweite seiner Erkundungen und seiner dazu verfassten Notizen folgendermaßen aufgezeigt: "Dass Agricola mit dieser ersten systematischen Darstellung des Montanwesens am Ende auch Renditekalkulationen der Investoren dieser bereits damals recht kapitalintensiven Tätigkeit veränderte, war eine der entscheidenden Begleiterscheinungen seines Forschens. Denn die Bergwerke und Hütten hatten sich im 16. Jahrhundert bereits gewandelt und glichen fast industriellen Betrieben, deren Output vom Wissen über technische Verfahren und von den Anlagen abhing und nicht mehr - wie zu Zeiten des Handwerks - von der Geschicklichkeit der einzelnen Arbeiter. ... Die Entwicklungen in Sachsen waren in ihrer revolutionierenden Wirkung aufgrund hochtechnologischer Innovationen sicher kaum weniger bedeutsam als die des kalifornischen Silicon Valley in den neunziger Jahren."

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