Donnerstag, 17. Februar 2011

1057 "Der Retter des Kapitalismus": Reagan mit seinen Reagonomics.

Obwohl dem Blogger die ganzen Umtriebe, die innerhalb dieses Systems auf sämtlichen Ebenen entfaltet werden, mehr als stinken, sei hier der Tatsache Rechnung geschuldet, dass die offensichtlich doch fragile Ordnung der Dinge aufrechterhalten werden konnte - und zwar durch die von dem 40. Präsidenten der USA, Ronald Reagan. Was - bei allen Vorbehalten, die man gegen den in diesem System immer wieder veranstalteten Budenzauber haben und was man auch immer gegen die permanente Kultur des Wachstums einwenden mag - denn doch zumindest einer Erwähnung auf dieser gesellschaftskritisch eingestellten Plattform für wert erachtet wird. Hierzu greift der Blogger auf den am vorletzten Sonntag in der FAS über den von der Filmbühne hin zu der politischen gewechselten Akteur veröffentlichten, von dem Journalisten Patrick Bernau verfassten Artikel zurück.

Im Subtitel des fraglichen Beitrags heißt es: "Vor 100 Jahren wurde Ronald Reagan geboren. Er riss Amerika aus der Inflation und aus der Rezession. Heute wird er mehr gefeiert denn je." Der Blogger hat die Auswirkungen dieser insbesondere zu Anfang der 80er Jahre des vorigen spürbar werdenden Rezession am eigenen Leibe verspürt. Fand er doch, nach dem Konkurs des Hannoveraner Verlages, für den er hatte tätig werden können, über ganz viele Jahre hinweg keine Anstellung, die seinem Können und seinen Vorstellungen von einem guten Arbeitsfeld wenigstens einigermaßen entsprochen hätte. Aber das soll hier weiter keine Rolle spielen: Thema soll hier ja das sein, was Reagan für den Kapitalismus allgemein, insbesondere aber für die USA geleistet hat.

Beeindruckend findet der Blogger das, was in dem Text über die Energie zu erfahren ist, die Reagan auf die Erarbeitung eines tragfähigen Wirtschaftskonzepts verwendet hat. Es heißt dort - bezogen auf seine gegen die Inflationstendenzen eingeleiteten Schritte: "Reagan hatte sich diesen Kurs nicht ganz allein ausgedacht. Das weiß kaum jemand besser als William Niskanen, der Ronald Reagan als Chef seines Ökonomen-Rates diente, dem 'Council of Economic Advisors'. ... Der Richtungswechsel hatte schon unter Reagans Vorgänger Jimmy Carter begonnen. Der hatte Volcker an die Spitze der Notenbank geholt und einige Branchen dereguliert. Das war es, was die Ökonomen jener Zeit verlangten: dem Markt und den Menschen mehr Freiheit zu geben. Es waren die Thesen der Universität Chicago,- von Leuten wie Friedrich Hayek und Milton Friedman, die zuvor ... den Wirtschafts-Nobelpreis bekamen.

Reagan beschreibt niemand als großen Intellektuellen. Aber der ehemalige Schauspieler hatte die Werke dieser Professoren nicht nur gelesen, wie sein Berater William Niskanen erzählt. 'Er hat die Werke auf Karteikarten zusammengefasst und auswendig gelernt. In vielen Fällen konnte er den Wortlaut zitieren.' Reagan verwirklichte, was er gelernt hatte. So konsequent, dass sein Kurs inzwischen als 'Reagonomics' einen eigenen Namen bekommen hat. Dabei wirkte er immer optimistisch. ... Während sein Vorgänger so tat, als wären Veränderungen ein notwendiges Übel ... [hat] Reagan seine Landsleute regelrecht mitgerissen."

Wie nun sahen die von Reagan herbeigeführten Änderungen im Ablauf des Wirtschafts-Geschehens aus:
  • Er drückte den Spitzensteuersatz von 70 auf 28 Prozent.
  • Er kürzte die Staatsausgaben.
  • Er drängte die Gewerkschaften zurück - zunächst die der Fluglotsen, die im Sommer 1981 für ein Drittel mehr Gehalt gestreikt hatte. Kurzerhand entließ er 11000 von ihnen und ersetzte sie durch Kollegen aus der Luftwaffe.
Damit machte er sich bei weiten Teilen der Bevölkerung alles andere als beliebt - Zitat: " '... die Spaltung zwischen Arm und Reich erinnerte an das Niveau der Dritten Welt', schimpft der britische Soziologe Colin Crouch." Selbst wer das erträglich findet, ärgert sich über Reagans Umgang mit dem Staatshaushalt. 'Die Steuersenkungen ... haben zu sehr großen Haushaltsdefiziten und einer Verdopplung der Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten während seiner Amtszeit geführt', kritisiert der deutsche Wirtschaftsweise Peter Bofinger. Reagan selbst hatte gehofft, dass die Steuersenkungen soviel Wachstum bringen, dass der Staat am Ende mehr verdient als zuvor - doch das klappte nicht. Dass es auch anders geht, zeigte ungefähr zur gleichen Zeit in Großbritannien die Premierministerin Margret Thatcher. Auch sie senkte die Einkommenssteuern, strich aber auch die Staatsausgaben zusammen und hielt so die Staatsverschuldung einigermaßen im Lot."

Trotz der Tatsache, dass Reagan durch seine Politik enorme Defizite im Staatshaushalt schuf - fürs Militär reservierte er sogar noch mehr Geld als dies vom ihm geschehen war -, und die Nachfolger die von ihm angehäuften Schulden erbten, kommt der Autor zu folgendem Schluss: "Es ist inzwischen schon 30 Jahre her, aber deshalb keinen Deut unwichtiger: Ronald Reagan hat den Kapitalismus gerettet. Der Mann, der am heutigen Sonntag [06.02.] 100 Jahre alt würde, gewann nicht nur den Kalten Krieg. Sondern machte auch die Marktwirtschaft wieder zu einem Wirtschaftssystem, mit dem man gut leben kann. Davon profitiert die Welt noch heute." Und er hält fest: "Kein Präsident nach ihm hat so ein Wirtschaftswachstum mehr erreicht wie er. Heute dürfen sich Amerikas Präsidenten geschmeichelt fühlen, wenn sie mit Reagan verglichen werden - so wie Barack Obama vergangene Woche auf dem Titel des amerikanischen 'Time'-Magazins. Auch der Rest der Welt profitiert noch heute von Reagan. Die Inflationsraten der 70er Jahre sind nie zurückgekehrt. Heute bricht große Panik aus, wenn die Inflationsraten schon drei Prozent erreichen. Und wer ein Land mit einer Rosskur wieder zum Wachstum führen will, nimmt Amerika als Vorbild." Wo im Wahljahr 1980 eine Inflationsrate von 13,5 Prozent zu verzeichnen war.

PS: Nachstehend zu finden eine von Laotse gewonnene Einsicht, die man sich gerade in dem nur auf Wachstum programmierten System einmal mehr vergegenwärtigen sollte.


Nicht zu wissen, wann es genug ist,
löst große Schwierigkeiten aus.
Zu viel zu wollen
löst große Konflikte aus.
Wenn wir wissen, wann es genug ist,
wird es immer genug geben.
Laotse (Tao Te King)





oder






Keine Kommentare: