Die insbesondere durch den Handel mit aus Südamerika stammendem Rauschgift, aber auch durch Prostitution und Waffenhandel reich gewordenen Mafiaführer im Norden des Landes haben es nach Darstellung von Bremer verstanden, die seit 150 Jahren dort agierende 'ndrangheta weitestgehend von den weiter südlich agierenden Verbünden der Cosa nostra auf Sizilien und der Camorra aus Neapel abzukoppeln und eine eigenständige Mafia-Struktur aufzubauen. So etwa mit dem Leiter der Gesundheitsbehörde von Pavia, Carlo Antonio Chiriaci, dem Bauunternehmer Francesco Bertucca und dem Biologen und Unternehmer Rocco Coluccio aus Novara. Gerade auch sie sollen beteiligt gewesen sein an Mord und Erpressung, Geldwäsche und anderen hochkriminellen Aktionen.
Der Autor des Artikels weist dem nördlichen Zweig der Mafia, also der 'ndrangheta, den Rang eines Weltunternehmens zu, welches allein im Jahr 2007 rund um den Globus 44 Milliarden Euro umgesetzt haben soll. Nach offiziellen Angaben soll diese Verbrecherbande etwa 155 Clans mit ca. 6000 Mitgliedern zählen. Damit aber ist der Kreis der an den kriminellen Aktivitäten beteiligten Personen noch nicht gänzlich erfasst: auch einfache Bürger lassen sich vor den Karren der fraglichen Mafiagruppierung spannen. Dies ist für die kalabrische Mafia allerdings insofern mit einer gewissen Gefahr verknüpft insofern, als die nicht auf bedingungslosen Gehorsam verpflichtet worden sind - mittels eines auf das Evangelium abzulegenden Eides, der sie zu "Ehrenmännern" erhebt -, von daher dazu neigend, eher irgendwelche Geheimnisse preiszugeben.
Der Autor beschließt seine Ausführungen folgendermaßen: "Italiens Polizei nimmt fast wöchentlich Mafia-Gangster fest und beschlagnahmt ihr Vermögen. Sie sagt aber auch, dass ständig neue Kader nachwachsen; dass die Mafia nur besiegt werden kann, wenn das Vakuum gefüllt wird, das aus einem Mangel an Staat besteht und einer Gesellschaft, in der es auch im reichen Norden studierte 'Ehrenmänner' gibt, die eine Chance sehen, für Mord und Rauschgifthandel, Geldwäsche und millionenfachen Betrug nicht zur Rechenschaft gezogen zu werden."
Diese Inhaltswidergabe soll vor allem dazu dienen, anhand der aufgezeigten Missstände eine Vorstellung davon zu entwickeln, wie es auch hierzulande ganz schnell in puncto Mafiastrukturen weitergehen kann, wenn der Staat nicht massiv genug gegen sie einschreitet. In diesem Zusammenhang noch ein Zitat aus dem Text: "In Duisburg wurde 2007 ein ähnlicher Konflikt zwischen 2 Clans ausgetragen, damals wurden 6 Italiener niedergestreckt."
Dieses so von Italien gezeichnete Bild wird am 22. in der HAZ, also der örtlichen Presse, durch einen Beitrag mit folgendem Subtitel ergänzt: "Italien - europäische Hochburg des Bankraubs." Ihm zufolge finden vier von zehn europäischen Banküberfällen in Italien statt: Im Jahre 2009 beziffert mit 1744 von europaweit 4150. Die Fiba, eine Gewerkschaft der Bankangestellten habe darüber hinaus für das laufende Jahr im Wege einer Hochrechnung einen 50prozentigen Anteil des Landes an allen Bankräubereien ermittelt.
In dem Artikel wird zudem hingewiesen auf die in Europa ansonsten nicht mehr in dieser Höhe anzutreffende Menge kursierenden, also bei den Banken präsenten Geldes, aus welcher sich ein besonders starker Anreiz für die Bankräuber ergibt. Der Chef der genannten Gewerkschaft hat darauf aufmerksam gemacht, dass im Lande fast ein Fünftel aller Euro-Banknoten kursiere - und das, obwohl der Euro-Zone 16 Mitgliedstaaten angehören. Zum Abschluss des Artikels noch ein recht interessantes Datum: Bei etwa der Hälfte der Banküberfälle werden nur Messer eingesetzt - auch, wenn es nur Taschenmesser sind -, bei einem Viertel vertrauen die Gangster allein auf die Wortgewalt von Drohungen, und nur noch ein Siebtel der Täter greift zu Feuerwaffen. Wodurch sich neben der höheren auch eine leichter zu erzielenden "Erfolgsquote" ergibt. Das "Neue Wege gehen" des Abschlusskastens will in beiden hier dargestellten Zusammenhängen insofern recht passend erscheinen, als man sich sowohl bei der Mafia wie auch unter Bankräubern neue Wege hat einfallen lassen, wie man denn seine Umwelt am besten schröpfen kann.
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