Dieser wiederum stützt sich bei seinen Ausführungen auf die gerade bei Allen Lane in London erschienene Biographie von Niall Ferguson "High Financier. The Lives an Time of Siegmund Warburg." Zu der Art und Weise, wie dieser jüdische Banker, der vor den Nazis nach London floh und dort binnen recht kurzer Zeit ein florierendes Bankgeschäft schuf, auf finanziellem Sektor agierte, zunächst das folgende Zitat: "Sein Geld, das ist entscheidend, verdient Warburg ausschließlich mit Beraterhonoraren, nicht mit Kurs- und anderen Spekulationsgewinnen. Das Gegenteil des 'Beziehungsbanking' heißt 'Transaktionsbanking'. Da wird der Banker selbst zum Händler, gar zum Spekulanten, ohne dass es dazu des Auftrags eines Kunden bedürfte. Dann bewegt der Banker auf eigene Rechnung Milliardensummen. Er kauft Aktien und verkauft sie wieder; er leiht sich Währungen dort, wo der Zins billig ist, und legt sie dort an, wo es ein paar Prozentpunkte mehr gibt. Und das sind erst die weniger komplexen Finanztransaktionen. So macht dieser Banker aus viel Geld noch viel mehr Geld - natürlich nur, wenn es gutgeht. Bei Sal. Oppenheim, ehemals selbst ein vornehmes Privatbankhaus, ist es gründlich schiefgegangen."
Schiefgegangen ist es ja nicht nur bei Sal. Oppenheim, sondern in fast der gesamten Bankwelt - die darin ebenfalls verorteten, genossenschaftlichen Prinzipien verpflichteten Volks- und Raiffeisenbanken (unsere Vertragspartner in der Materie) dabei ausgenommen. Wenn man den Standpunkt von Warburg einnimmt, dann stellen sich die Entwicklungen zur Wende von den 20ern auf die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts so dar: "Aus seiner Sicht waren die Transaktionsexzesse der zwanziger Jahre mitverantwortlich für den Börsencrash an der Wall Street und für die Große Depression. Die Gründung von S.G. Warburg als Beraterbank verstand er als Reaktion auf diesen Irrweg."
Mit seinem Geschäftsmodell reüssierte Warburg in einer Weise, die von Hank resp. von Ferguson beschrieben wird wie folgt: "Warburgs Arbeitsethos und seine Askese waren dafür verantwortlich, dass er, der Fremde und Neuling, die satten und snobistischen, elitär fühlenden und ihren schleichenden Niedergang nicht spürenden Bankierseliten der Londoner City entmachten konnte. Bei Sir Siegmund, wie sie ihn später stolz nannten, gab es keine Eichenvertäfelungen, keine luxuriösen Geschäftsräume oder langen Mittagspausen. Es ging schlicht zu und es wurde lange gearbeitet."
Eine solche Moral, dies lehren einen auch die pompösen Baulichkeiten in Frankfurt und an allen möglichen Bankenplätzen in der Welt, ist den in ihnen ihre Transaktionsgeschäfte Betreibenden völlig fremd. Zitat: "In Frankfurt, London und New York triumphiert das Transaktionsbanking lange schon über das als langweilig und margenschwach geltende Beziehungs- und Beratunsbanking." Welches etwas näher so charakterisiert wird: "Der Bankier versteht sich als Berater seiner Klienten und Anwalt in Finanzdingen. Sie bekommen von ihm nicht nur Kredit, sondern auch Rat, profitieren von seiner Branchen-, aber auch Menschenkenntnis. Und weil selbst risikoavers, warnt der Bankier seine Kunden davor, sich in unüberschaubare Investitions- und Anlageabenteuer zu stürzen."
Guter Siegmund Warburg: Lebtest Du noch, in uns würdest Du, obwohl wir mit unserer Volksbank bestens zufrieden sind, Überläufer hin zu einer der Filialen Deines Bankhauses finden, sollte die in einigermaßen erreichbarer Nähe lokalisiert sein!
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