Da wird berichtet von dem "Gratwanderer Gottes", R. M. Schießler aus München, der es versteht, durch seine Glaubwürdigkeit Menschen für seinen Herrgott zu gewinnen. So, dass eine Sterbende, der er die Hand hält, zum Ende des Artikels folgendermaßen zu Wort kommt: "Ich werde immer auf Sie schauen."
Mit seinen unkonventionellen Ansichten und Aktionen - beispielsweise ist er gerade dabei, sein Gotteshaus St. Maximilian in München mit Tischen und Stühlen auszustatten, an und auf denen die Gottesdienstbesucher auch noch Getränke und feste Speisen verzehren können - fällt er zwangsläufig der Kirchenprominenz unangenehm auf. Eine Ermahnung und einen Eintrag in seine Personalakte hat er sich laut Auskunft der beiden Journalisten Tim Pröse und Wolf-Heider Sawall (Fotos) bereits eingehandelt.
Genauso wie ich sieht Schießler das, was in der katholischen Kirche als Gedankengut gepflegt wird. Zitat: " 'Er ist ein verrückter Hund', sagt Pfarrgemeinderat Stefan Alof. Was in Bayern ein Ritterschlag ist. 'Wir lieben ihn. Unsere Kirche braucht mehr verrückte Hunde'. Der Begriff 'verrückt' gefällt Schießler. Etwas ver-rücken möcht er, etwas zurück-rücken - die oft verdrehten Lehren seines Evangeliums. Sodass sie wieder 'bei d'Leit' ankommen."
"Die Herren des Ordiariats haben ihn im Visier. Dabei ist sein großes Gotteshaus voll, auch an einem ganz normalen Sonntag. Auch heute kommen sie aus ganz München, aus Augsburg und Rosenheim zu ihm in die Messe. Immer neue Pilger auf der Suche nach Wahrhaftigkeit wollen Schießler sehen und hören. Sie frieren in der kalten Kirche, im Kerzenschein steigt gefrorener Atem über den Köpfen auf, mischt sich in Weihrauchschwaden. Und doch lauschen sie gebannt, schauen ihm nach, wenn er durch die Reihen geht. Denn nicht oben am Altar oder hoch auf der Kanzel, sondern inmitten seiner Gemeinde, zwischen den Bänken des Mittelschiffs, hält Schießler seine Predigt. Er spricht so, dass Hunderte das Gefühl haben, er rede für sie allein. 'Es gibt nur eine Sünde. Die des ungelebten Lebens', mahnt er....."
"Schießler sagt: 'Jesus ist am Kreuz gestorben, weil er sich mit den Mächtigen angelegt hat, weil er sich ganz und gar eingesetzt hat für die Kleinen und Ausgestoßenen. Aber auch weil er immer 100 Prozent gelebt hat. Weil er sich mit Geldeintreibern und Prostituierten an einen Tisch gesetzt, gegessen und getrunken hat'." Seine Geisteshaltung, die der meinigen weitestgehend entsprechen dürfte, kommt auch in den folgenden Zeilen zum Ausdruck: "Er brennt ja selbst. Oft auch vor Zorn. Als vor Kurzem ein römischer Kardinal sagte, dass Homosexuelle nicht in den Himmel kommen, donnerte Schießler in seiner Predigt: 'Ja, wie unverschämt darf man eigentlich sein? Hat der vielleicht auch noch den Himmelsschlüssel in seiner Soutane versteckt?`"
"Mit den vielen jungen Familien seiner Gemeinde diskutiert er über perverse Priester und sexuellen Missbrauch. Er nennt den Pflichtzölibat ein 'ausdrückliches Machtinstrument meiner Kirche'. Er kenne Amtsbrüder, 'deren Sexualität durch den Zölibat verkorkst und deformiert wurde'. Enthaltsamkeit könne eigentlich nur von absolut gesunden Priestern gewagt werden, glaubt er. 'Wer beschädigt im Zölibat ankommt, kommt da nicht gesünder raus! Die Einsamkeit wird größer, das persönliche Leid und Elend immer schlimmer'." Alle diese Intentionen und Bewertungen gipfelnd in der folgenden Aussage: "Er sehnt sich nach einer Kirche, die den Menschen zurückholt und nicht ausgrenzt." Daraus folgend dann etwa auch dieses: "Schießler fragt nicht, ob jemand getauft und katholisch ist, bevor er ihm die Kommunion erteilt. Damit verstößt er vielleicht gegen katholische Doktrin. Aber er gewinnt Menschen."
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