Donnerstag, 29. Oktober 2009

427 In memoriam SIMONE WEIL. Mit besonderer Berücksichtigung ihres Gedankens der Abschaffung des Parteienwesens.

Dieser Zeitungsausriss, welcher über mehr als eindreiviertel Jahr hinweg unberücksichtigt in meinem Infolabor herumgelegen hatte und der gerade heute entsorgt werden sollte, erhielt durch das Gespräch, welches ich eben auch heute mit dem B. im Stehcafé zu politischen Belangen führen konnte, denn doch noch einen gewissen Stellenwert. Welcher sich für mich zunächst einmal daraus ergibt, dass die fragliche Philosophin, Anarchistin, Gewerkschafterin, Fabrikarbeiterin und Mystikerin - so in einer HAZ-Ausgabe vom Anfang des Jahres vorgestellt - allen Ansprüchen widersetzt hat, die darauf hinausliefen, den Menschen zu bevormunden und in Unselbständigkeit zu halten. Welcher sich aber auch daraus ergibt, dass sie sich bemüht hat - zumindest in ihren späten Schriften -, die Trennung zwischen dem profanen und dem spirituellen Leben aufzuheben.

Der B., der mit der Regierungsmannschaft eine Muppet-Truppe versammelt sieht und gerade von den grinsenden Köpfen wie dem Westerwelle und dem Rösler nichts Gutes für den Normalbürger erwartet - die würden doch nur die Geschäfte der gut Situierten in unseren Landen besorgen -, sprach sich dafür aus, dass unabhängige Akteure auf die politische Bühne gelangen, die sich zuvor der Öffentlichkeit in ausreichender Weise mit ihren fachlichen Qualitäten sowie ihrem sozialen Potential präsentieren konnten.

Dann könnten Gestalten wie der Brüderle, die nichts geleistet hätten und dem Politikgeschehen noch in grauer Vorzeit entsprungen sind, überhaupt nicht zum Zuge kommen. Weil dann so beschränkte Leute wie die, die sich etwa ihre Zunge piercen lassen, um ein größeres Maß an Aufmerksamkeit zu erlangen, ihnen nicht auch noch ihre Stimme geben könnten. Mit null Vorstellung nicht nur von den Schäden, die sie ihrem Körper zufügen, sondern dto. von den gemeinschaftsschädlichen Umtrieben, die gerade von der FDP zu erwarten sind.

Große Bedenken hatte der B. insbesondere im Hinblick auf die Gesundheitspolitik. Die seiner Einschätzung nach darauf hinausläuft, dass nur noch die Gutgestellten sich eine hinreichende ärztliche und medikamentöse Versorgung leisten können. In diesem Zusammenhang brachte er das Gespräch auf das Steuerwesen, welches sich für ihn als sehr ungerecht und ineffektiv darstellt. Zu den allermeisten Übeln würde es überhaupt nicht kommen, wenn auf jeden, aber wirklich auf jeden verdienten Euro eine Sozialabgabe in einer ganz genau festgelegten Höhe erhoben werde. Technisch sei ein solches Verfahren ohne Probleme machbar. Politisch aber sei es nicht gewollt, weil es zuviele Nutznießer gebe, die das bestehende Steuersystem mit Zähnen und Klauen verteidigen würden.

Neben dem vorstehend festgehaltenen Zeitungsausriss liegend noch ein HAZ-Seite. Mit der Überschrift "Das Desaster der Kurzfristigkeit". Auch in diesem Artikel spielen Philosophen und philosophisch angehauchte Personen eine Rolle. Und zwar einmal der amerikanische Politikwissenschaftler und Philosoph Thomas Pogge, der an der Yale University lehrt; dann der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer - folgend dann Chef des UN-Umweltprogramms; ferner die scheidende Bundesministern für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Wieczorek-Zeul; und schließlich Rupert Neudeck, der ehemalige Leiter der Hilfsorganisation Cap Anamur. Randlich erwähnt dann noch die Journalistin Ch. Grefe (Die Zeit) und der Göttinger Ökonom S. Klasen. Alle befasst mit dem Thema "Welthunger durch Weltwirtschaft". Welches wie kaum etwas anderes belegt, dass an den bestehenden Strukturen kaum etwas ist, was für einen auch nur etwas wacheren Geist unbeanstandet durchgehen könnte.

Da sind die 730 Euro, mit denen jede europäische Kuh jährlich subventioniert wird - bei dagegen zu stellenden 17 Euro für jeden Afrikaner. Da sind die Agrarexporte, die, wider besseres Wissen erfolgend, dafür sorgen, dass in Afrika die Entwicklung einer einheimischen Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung verhindert wird, weil sich überhaupt keine autarken Märkte ausbilden können. Da ist die Sterblichkeitsrate in den Entwicklungsländern, bei der die Zahl der Toten des II. Weltkrieges (55 Millionen) in den vergangenen 20 Jahren um mehr als das annähernd Sechsfache übertroffen wird - bei einer aktuellen Sterbeziffer von 18 Millionen Menschen per anno. Da ist die medizinische Unterversorgung der vielen Kranken in den Entwicklungsländern, die für Heilmittel enorm hohe Geldsummen aufbringen müssen, um die sich nach der Laufzeit von Patenten bemessenden Preise bezahlen zu können. Da sind die Unterdrückung, die Korruption und die Ausplünderung durch einheimische Eliten, denen ganz bewusst Vorschub geleistet wird, um eigene wirtschaftliche Ineressen verfolgen zu können. Da ist das Außerachtlassen von heimischen Traditionen, die es der jeweils betroffenen Bevölkerung erlauben würden, ein gewisses Selbstwertgefühl zu behalten und eigene Lösungswege zu ersinnen. Da ist die mangelnde Liberalisierung der Märkte, die dazu führt, dass die im Umbruch stehenden Länder für sie extrem schlechten Handelsbedingungen unterworfen sind. Da sind, während der von der VW-Stiftung unterstützten 12. Hannah-Arendt-Tage auch angesprochen, als ganz konkretes Beispiel für die weltweit betriebene Misswirtschaft, die für Europa produzierten Blumen, die den vor Ort zu erzeugenden Nahrungsmittelpflanzen den Platz wegnehmen.

Mithin eine fast endlose Kette von unsinnigen, inhumanen und im Endeffekt meist auch kontraproduktiven Regelungsmechanismen. Die sich, recht besehen, mehr oder weniger daraus ergeben, dass sich in den Parlamenten Gestalten herumdrücken, die mit Empathie* überhaupt nichts im Sinn haben, und denen visionäre Vorstellungskraft, aber auch nur schlichtes logisches Denkvermögen in einem Maße abgeht, das eigentlich zum Himmel schreit. Aber man muss sie halt gewähren lassen: das Volk hat ihnen mit seiner Wahlentscheidung ja den Freifahrtschein für eine Weiterfahrt in dem Irrsinnskarussel in die Hand gedrückt!

Kurz gesagt: Die "Fähigkeit der Philosophie, Problemzusammenhänge herzustellen" - dies die Leitidee bei der bezeichneten Veranstaltung - müsste mehr zum Tragen kommen, um zumindest den gröbsten Auswüchsen unseres letztlich nur auf die exorbitante Bereicherung ganz, ganz weniger Nutznießer hin angelegten, scheißverdammten Unrechtssystems zu wehren, in welchem dieses elende Gelumpe meint, sich nach Lust und Laune gehenlassen und bedienen zu können.


Zu schön wäre es, das nebenstehend erscheinende Prinzip Gressly würde von all den Hohltönern beherzigt: Einmal einen solch weltbewegenden Satz absetzen wie den von diesem Rechtsanwalt an die Solothurnerinnen und Solothurner gerichteten - und dann in der Versenkung verschwinden. Zitat: "Ich stehe hier vor dem Zeughaus. Links vor mir die Kathedrale. Rechts das Zeughaus. Zeughaus, Rathaus und Kathedrale sind die drei Pfeiler unseres Staates." Neben all dem Unsinn, der ansonsten so auf der politischen Bühne verzapft wird, nimmt sich eine solche bedeutungsträchtige Aussage fast so aus wie der Stein der Weisen, der allzugerne gefunden werden möchte.

* Dazu am Abend leider nur noch die Ausläufer einer mit "Scobel" firmierenden Wissenschaftssendung auf 3Sat mitbekommen, dass Empathie gelernt werden kann. Jetzt sogar kontrollierbar mittels Aufnahmen, die mittels Computertomogramm gewonnen werden. Es hieß sinngemäß, dass die Textur des Gehirns keinen Andockpunkt insbesondere für die rigiden moralischen Forderungen des Christentums habe, dass sich aber durch Bewusstseinstechniken wie vornehmlich die Meditation sehr viel in Richtung einer nachhaltigen moralischen Umerziehung bewegen ließe. In diesem Zusammenhang auch erwähnt Yoga und Tai Chi.

PS: Einer solchen moralischen Umerziehung sollten sich in erster Linie all die sich christlich schimpfenden Politiker unterziehen, die mit eben dem Christentum und mit eben der Moral überhaupt nichts am Hut, geschweige denn, etwas darunter, im Sinn haben.





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