Ein Hochgefühl, wie es der Surfer hier im Bild entwickeln kann: das ist es, was auch die Verlierertypen suchen, von denen in dem nebenstehenden Artikel "Recht auf Suff" die Rede ist. Und dieses Hochgefühl dürfen sie auskosten: so will es unsere Demokratie, in der - entweder bänglich oder aber Destruktives im Sinne führend - gefragt wird, ob man denn nicht Freiheitsrechte verletze, wenn man versuchen wollte, dem gemeingefährlichen Treiben auf den Straßen, Plätzen und in den öffentlichen Verkehrsmitteln Einhalt zu gebieten. Welches sich hier nochmals von dem Autor Philip Eppelsheim mit einigem Engagement kritisiert findet - dieses Mal in einer Art Leitartikel.
Fett unterstrichen von mir in diesem Artikel die Aussage "In solchen Angelegenheiten gibt es keine wehrhafte Demokratie". Dito das Statement "Andere Länder sind da wesentlich rigider." Ja, Herr Schäuble, gerade auch Sie, der wohl in Sachen Sicherheitspolitik das Heft in der Hand behalten wird, sind hier gemeint, wenn der Autor sagt: "Das ist am Ende eine Sicherheitsfrage, auch eine des Verständnisses von Öffentlichkeit: Die Räume, die wir alle teilen,...brauchen zivilisatorische Standards, und diese Standards müssen durchgesetzt werden. Es ist ein gleichgültiger Irrglaube, dass das von selbst geschieht. Wer hier kein Recht schafft, verhilft dem Recht des Stärkeren zum Durchbruch. Dem Recht des Brutaleren. Des Enthemmten. Des Betrunkenen."
So, wie bei den heute auch in der FAS vorgestellten Radsportlern ihr Schatten immer mitfährt, den die Dopingaffären produziert haben, so fährt in den öffentlichen Verkehrsmitteln mittlerweile mehr und mehr die Angst mit, man könne dort Übles erleben und diesem wehrlos ausgeliefert sein. Wie bereits in dem Eintrag 400 von mir konstatiert: Eine solche Angst ist zweckdienlich und wird instrumentalisiert, um von dem auf der wirtschaftlichen und der politischen Bühne mit dem üblichen kruden Eigeninteresse Inszenierten abzulenken und die Bürger willfährig zu stimmen. Wobei der Übertragungseffekt von der Bühne der Alltagsrealität auf die Bühne der Politik etwa so aussieht: Du erlebst Dich gegenüber den Enthemmten im öffentlichen Raum einfach hilflos - und genauso hilflos sollst Du Dich auf eben der Ebene der Politik erfahren.
Im Nachspann zu diesen wieder einmal systemkritischen Überlegungen seien hier drei der insgesamt zehn Erlebnisse von Lesern wiedergegeben, die diese, einem entsprechenden Aufruf der FAS folgend - so auch in Post 400 festgehalten -, über eigenes Erleben von Gewalt im öffentlichen Raum berichtet haben.
Unter der Überschrift "Geschlagen, bedroht und alleingelassen" ist unter der Beitragsüberschrift "Keine Hilfe" zu lesen: "Vor etwa anderthalb Jahren fuhr ich mit der Bahn von Mainz nach Bad Kreuznach in einem relativ gut besetzten Regionalzug. Als ich ein Abteil erspähte, in dem noch Platz war, bemerkte ich vier Jugendliche an einem Viererplatz mit Tisch, die vor sich eine Batterie hochprozentiger Getränke aufgebaut hatten. Ich überlegte schon, ob ich mit in ein anderes Abteil begeben sollte, da Ärger in der Luft lag. Im Laufe der Zugfahrt wurden vor allem Frauen angepöbelt, und es kam zu einem Wortwechsel mit einem Herrn, der die jungen Leute etwas pointiert zur Ordnung rief. Als Schläge angedroht wurden, habe ich mich ebenfalls verbal eingemischt. Als die jungen Leute gegen mich dann vorrückten, habe ich das Abteil verlassen und bin zum vorderen Ende des Zuges gelaufen, die jungen Leute hinter mir her. Über zwei, drei Wagen hinweg war keiner der Passanten willens, sich dazwischenzustellen. Ich habe den Zugführer informiert. Dier hat sich dann mit der Bahnpolizei in Verbindung gesetzt. Der Zug kam zu einem außerplanmäßigen Halt. Die jungen Leute wurden von der Bahnpolizei mit Gewalt aus dem Zug geholt. Ich wurde als Zeuge aufgefordert, ebenfalls den Zug zu verlassen. Der Zug fuhr dann weiter, keiner der Gäste in unserem Abteil war bereit, sachdienliche Hinweise zu geben. Bei der Aufnahme der Personaldaten stellte sich heraus, dass alle Jugendlichen polizeilich bekannt sind, durch Drogenkonsum, Körperverletzung, Diebstähle und so weiter, und entsprechende Strafen teilweise verbüßt hatten oder auf Bewährung waren. Nach Aufnahme der Personalien wollte die Polizei sich entfernen. Ich stand allein mit vier aggressiven Jugendlichen auf einem Bahnhof in der Pampa. Ich habe die Polizei gebeten, mich im Polizeifahrzeug mitzunehmen. Die Antwort lautete: Ich müsse selbst sehen, wie ich weiterkäme, schließlich wäre nichts passiert und ich wäre 'nur bedroht' worden. Im Übrigen wäre ich ja auch selbst schuld, wenn ich mich einmische...."(Michael Busse).
Und, unter der Überschrift "Aufgegeben",wird folgender Fall geschildert: "Leonberg, Bahnhof. Vor allem am Wochenende ab 18 Uhr: Die S-Bahn nach Stuttgart kommt. Jugendliche steigen ein, gruppenweise. Es wird laut, Wodkaflaschen machen die Runde. Niemand traut sich, einzuschreiten. Spät am Abend, auf der Heimfahrt, dasselbe Bild, nur schlimmer: Jetzt wird auch geraucht. Personal gibt es nicht. Noch nicht einmal die Jäger der Schwarzfahrer lassen sich jetzt noch blicken. Der öffentliche Raum ist aufgegeben. (Dieter Rebstock)"
Und, last, not least - unter der Überschrift "Ungeheuerlich, aber wahr": "Mir ist vor einigen Monaten Folgendes passiert: Ich stieg mit meiner Frau in die U-Bahn, Haltestelle Mangfallplatz, die Endstation der U1 in München. Da der Zug dort eingesetzt wird, war der Wagen zunächst leer. Es kamen dann noch eine Dame und zwei Jugendliche in den Wagen. Die beiden machten bereits beim Einsteigen laute, anzügliche Kommentare, und einer der beiden fing sofort an, auf die Sitze zu urinieren. Ich habe den Jungen angesprochen, dass dies ja wohl ungeheuer sei und er das lassen soll, worauf er nur lachte und sagte: 'Ja, das ist ungeheuerlich, aber wahr'." (Jost Göbel)
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