Donnerstag, 29. Oktober 2009

426 Hier in Frage gestellt die Aussage, der Mensch könne sich in der Moderne nicht inspirieren lassen.

Vorab gestellt sei das Material, an welches ich bei dieser Betrachtung anknüpfe - hier auch das Bildmotiv "Ziellos" einbringend, welches sich in der jüngsten FAS-Ausgabe findet:

"Das Wort »Reise« kann mit dem Leben in Verbindung gebracht werden.
Denn wir können »Leben« von zwei Aspekten her betrachten und es darum entweder Reise oder Ziel nennen.

Warum sollten wir das Leben als eine Reise betrachten? – Weil es den Wandel in der Natur und den Wandel in den Erfahrungen gibt. Wir gehen von einer Erfahrung zur anderen; dies ist auch die Bedeutung des Wortes Reise:
von einem Ort zu einem anderen gehen, von einer Erfahrung zur anderen.
Das ganze äußere Leben ist nichts anderes als eine Folge von Erfahrungen, eine nach der andern, Tag und Nacht. Darum können wir es als Reise bezeichnen.

Doch gibt es noch einen anderen Aspekt des Lebens, aus dem dieses Leben des Wandels hervorgegangen ist. Jenes Leben ist unveränderlich, ist ewig.
Es ist das Leben, zu dem alles zurückkehrt. Jenes Leben ist das Ziel. Das Ziel ist der beständige Teil des Lebens, der Ursprung des Lebens; das offenbare Leben, Schöpfung genannt, ist die Reise."


Hazrat Inayat Khan

28. Oktober 2009

Bei diesen Ausführungen über das Ziel und die Reise komme ich auf das Begriffspaar Sein und Dasein. Wobei das Sein dem Ziel - und dabei gleichzeitig dem Ausgangspunkt, dem Quellort - entsprechen soll, das Dasein aber der Reise. Auf die wir geschickt werden, um im Leben unsere - immer aus der Transzendenz heraus begleiteten! - Erfahrungen zu machen. Wobei dieses letzte Wort ja den Reiseaspekt in sich schließt. Das Leben dabei vorgestellt als über eine mehr oder weniger lange Zeitspanne hinweg nicht enden wollende Kette solcher so oder so zu verarbeitender Erlebnismomente. Welche - gesetzt, dass sie, positiv begriffen und auf den ihnen immanenten Bezug zur Transzendenz hin ausgedeutet, für die eigene mentale Weiterentwicklung und den sozialen Zusammenhalt genutzt werden. Dann aus eben der Transzendenz heraus gewissermaßen als das ihr adäquate Echo der ins Leben gerufenen bewussten Kreatur aufgefasst werden könnend.

Man kann weitergehen und, nicht nur dem Ziel die Qualität der Vollkommenheit zuweisend, sagen: "Der Weg ist das Ziel". Weil nämlich schon im Weg selbst das Moment der Vollkommenheit implizit beschlossen liegt. Und zwar weniger an die letzte Lebensphase gebunden, als sich dies in der Ausgabe 4/2006 der Zeitschrift 55plus dargestellt findet. Dort ist die Rede von einer Medizin für die Seele, vorgestellt mit folgendem Satz: "Wer täglich Stille zulässt, wird auch hellhörig für Töne und Melodien der Natur." Wenn in der nebenstehend zu findenden Aussage von einer Kultur des Ankommens die Rede ist, dann meint dies genau diese Möglichkeit der Erfüllung in dem je aktuellen Augenblick. Wobei diese Töne und Melodien, so sie denn vernommen werden, irgendwie mit dem Sphärenklang zu tun haben müssen, von dem in dem einen oder anderen Zusammenhang ja mal die Rede ist.

Jedem aktuellen Lebensmoment eignet die Qualität der Erfüllung - wobei der durch die Akzeptanz von Leid geprägte besonders erfüllungsträchtig ist. Zu einer solchen Einsicht resp. Erfahrung muss man nicht erst in hohem Alter gelangen. Gesetzt den Fall, man wählt aus der Fülle der in dem jeweiligen Zusammenhang gegebenen Möglichkeiten intuitiv die richtige aus, wird sich dieses in aller Regel auch als segensreich erweisen. Insofern nämlich, als dann schon das einsetzt, was Jesus mit seinen Worten gemeint hat: "Dein Reich komme", oder: "Ihr tragt das Himmelreich in euch."

Auch wieder nicht von ungefähr bin ich erst gestern auf die bezeichnete Ausgabe des Seniorenblattes gestoßen, in der es, den Spruch mit der Kultur des Aufbruchs und der des Ankommens ergänzend, heißt: "Mit der Flussmethapher gesprochen: Im Entspringen sind wir stark, im Münden hingegen ziemlich ungeschickt'. Wir haben gelernt, das Leben als Wettrennen aufzufassen. Überholt werden bedeutet Unglück. ständig andere überholen Glück. Im Mündungsbereich des Lebens hören Überholen und Überholtwerden auf. Es geht darum, eine Kultur des Ankommens auszubilden. Zulassen, dass das Reisegepäck leichter wird, ein unerwartetes Heimweh nach Einfachheit sich einstellt und der Überdruss an der Vielfalt der Optionen zunimmt.."

Der Ex-Präsident des Schweizerischen Freikirchenverbandes, Samuel Moser, der diese Zeilen niedergeschrieben hat, beendet seinen Beitrag mit den folgenden Worten: "...las ich unter dem Namen einer da begrabenen Christin die Worte: 'Sie lebte im Heiligen Geist'. Und im Nu hieß es in mir: Wenn man das einmal von dir sagen könnte! - Er lebte im Heiligen Geist! Oh, musste ich denken, dann wäre ja alles erfüllt, was dein Gott mit dir hat tun wollen und womit du ihm hast dienen wollen! Im Heiligen Geist leben! Nicht im Ich-Geist! Nicht im Familien-Geist! Nicht im Sekten- und Parteigeist! Nicht in einem gesetzlichen Geist! Nicht im Zeitgeist! Nicht im Geist großer Gottesmänner! Nein: Im Heiligen Geist!...' Lebensqualität bis ins hohe Alter ist keine Utopie. Das Versprechen gilt auch unserer Generation: 'Wenn sie gleich alt werden, werden sie dennoch blühen, fruchtbar und frisch sein, dass sie verkündigen, wie der Herr es recht macht', Psalm 12,15+16."

Und es ist tatsächlich so: Ich fühle mich enorm frisch - auch mit meinen am 5. Dezember 65 Jahren! Und beeindrucken lassen durch den Weihnachtsquatsch, der mir alljährlich zugemutet wird, lasse ich mich eh nicht! Ganz enorm aber durch Verhaltensweisen, welche die Zuwendung zur Kreatur ganz allgemein signalisieren. In dem von Albert Schweitzer formulierten Sinn, dass die Ehrfurcht vor dem Leben das einzige Konzept sei - nachdem er alle möglichen Religionen und Geistesschulen durchforscht habe, welches sich für ihn als tragfähig herausgestellt habe.

PS: Es mag hier dahingestellt bleiben, ob der Zirkusdirektor, der unlängst eine Menge Geld dafür ausgegeben hat, einmal bei einem Weltraumflug mit dabei sein zu können, von dieser Expedition irgendwelche weiterführenden Erkenntnisse mitgebracht hat: www.onedrop.org.


























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