Montag, 3. Oktober 2011

1354 "Echte Kapitalisten gesucht" - nicht nur in der Wochenzeitung DIE ZEIT. Am Tag der 20. Wiederkehr des Einswerdens Deutschlands. Plädoyer für.....


Generelles AS : Werte/r geneigte/r Leser/in: Sofern Ihnen Form und Inhalt dieses Eintrags zusagen, sollte dessen Weitergabe oder aber gleich des Blogs via Link*** an Ihren Freundes- und Bekanntenkreis eigentlich nichts im Wege stehen. Für den Fall, dass Sie auch über die Adressen offiziöser Stellen verfügen: Geben Sie das Material ruhig auch an die weiter. Damit vielleicht der/die eine oder andere der dort Tätigen sich besinnt und nicht mehr mitmacht bei dem hierzulande weiter und weiter veranstalteten Wahnsinnstreiben. So, dass die von Politikern gepflegte, nur dem Eigeninteresse verpflichtete Verfälschung der Wirklichkeit denn doch einmal ein Ende findet und die Demokratie eine Chance bekommt, mehr zu sein als bisher - eine nur nützliche Fiktion."
***Wie ein Link zu übernehmen ist, findet sich in Post
999 dargestellt, und zwar unter PS2.


.... eine Umbesinnung hinsichtlich der Wertigkeit, die allgemein dem Marktgeschehen, so, wie es sich vollzieht, zugemessen wird. "Seid klug und nicht nur gierig. Es gilt, den Ökonomen Adam Smith richtig zu lesen": Diesen Subtitel fügt die Journalistin Lisa Herzog ihrem äußerst lesenswerten Artikel hinzu, in diesem eine Rückbesinnung auf die eigentlichen Qualitäten des Marktgeschehens veranstaltend und den Verfechtern der reinen Lehre über ihn so einiges Beherzigenswerte ins Stammbuch schreibend. Abweichend von der ansonsten geübten Praxis hat der Blogger davon abgesehen, ihm besonders aussagekräftig erscheinende Textpassagen durch unterschiedliche Markierungen hervorzuheben. Da der Beitrag sich nicht auf einer einzigen Seite DIN A4 unterbringen lässt, er ihn aber auch nicht gesondert einscannen möchte, hier folgend die abschließende Textpassage:

"Die empirische Forschung zeigt aber auch, dass das Problem lösbar ist: indem man sich vorausschauend selber bindet. Auch diese Erkenntnis ist nicht wirklich neu. Das Modell findet sich schon bei Homer: Odysseus, der sich an den Mast binden ließ, um den Verlockungen des Sirenengesangs zu widerstehen. Horkheimer und Adorno sahen darin das Sinnbild des bürgerlichen Individuums, das sich behauptet, indem es einen Teil seines Selbst verleugnet. Sicherlich, diesem Prozess wohnt etwas Gewaltsames inne. Aber angesichts der Dinge, die auf dem Spiel stehen - eine ökologisch erträgliche Zukunft, ausgewogene öffentliche Finanzen, Stabilität und sozialer Frieden -, ist diese Art von Selbstbindung das kleinere Übel. Und vielleicht ist kluge Selbstbindung die einzige Möglichkeit, die derzeitigen Probleme in den Griff zu bekommen, ohne sich von dem Modell einer freiheitlichen Gesellschaft grundsätzlich zu verabschieden.

Die Herausforderung, vor der der Kapitalismus steht, ist, den Wirtschaftsbürger wieder langfristig denken zu lassen. Dazu sind Veränderungen auf vielen Ebenen nötig, vor allem aber bei den Anzeizen im Wirtschaftssystem, die die vorherrschenden Rollenmodelle und Verhaltensroutinen prägen. Wir müssen weg von Formen der Entlohnung, insbesondere auf Führungsebenen der Konzerne, die eine 'Nach mir die Sintflut'-Mentalität befördern, auch von der schnelllebigen Taktung der Berichterstattung. Und Transaktionen, die zu viel kurzfristige Volatilität ins System bringen, ohne langfristige Werte zu schaffen, zu besteuern oder möglicherweise ganz zu verbieten ist nicht gegen den Geist des Kapitalismus, sondern steht im Gegenteil im Dienst einer langfristigen, nachhaltigen Stabilisierung des kapitalistischen Systems.

Wenn er so gedacht und gelebt wird, muss der Kapitalismus nicht kaputt sein. Dann kann Kapitalismus nämlich auch heißen, das Banken aufgrund steigender Nachfrage Fonds anbieten, die sich an ökologischen, sozialen und moralischen Kriterien orientieren. Dann kann es Kapitalismus heißen, wenn Länder sich Schuldenbremsen verpassen, weil sie wissen, dass eine zu hohe Verschuldung von den Märkten auf Dauer abgestraft wird und nicht nachhaltig ist. Und dann heißt es Kapitalismus, wenn ein Milliardär wie Warren Buffet die Regierung seines Landes auffordert, die Steuern für Reiche zu erhöhen. Damit trägt er dazu bei, seinen Kindern, wenn schon nicht sein Vermögen - das spendet er größtenteils bereits -, zumindest eine funktionierende Gesellschaft zu hinterlassen. Und vielleicht auch dazu, mit sich selbst im Reinen zu sein. Vielleicht maximiert genau das sogar Buffetts Nutzen - dann verfolgt er sein wohlverstandenes Eigeninteresse auf eine Art, die heute dringend gebraucht wird."
Klaus Bickmann
Gestern gab's als Belohnung für die werblichen Aktiivitäten auf den ePlattformen im Bredenbecker Hof eine recht ordentliche Brotzeit. M.C.

PS: Hier noch die Info, die von der Redaktion abschließend zu der Autorin gegeben wird: "Lisa Herzog, 27, hat gerade in Oxford ihre Dissertation zum Marktgedanken bei Smith und Hegel abgeschlossen und arbeitet an der Universität St. Gallen."
PPS: Es steht zu hoffen, dass die Sachwalter des Kapitalismus zu einer solchen Form der organischen Organisation ihrer Aktivitäten finden, wie sie ihnen unter anderem in den Bienenvölkern vorgelebt wird: Und es steht zu hoffen, dass ihnen auch das aufgeht, was Thomas Mirow - ganz zu Anfang zitiert - ihnen hinsichtlich seiner Skepsis zu sagen hat - zu finden in der dort bezeichneten Ausgabe der ZEIT: "Das ist keine Skepsis. Das ist Realismus. Ich sehe nicht, woher in einer Gesellschaft, die bereits über so vieles verfügt, eine kräftige Steigerung der Konsumnachfrage kommen soll. Angesichts der hohen Verschuldung werden auch die öffentlichen Investitionen nur bedingt zum Wachstum beitragen können. Und schließlich wollen wir auch nicht auf die Kosten der Umwelt wirtschaften. All das bremst. ... Die Lasten müssen gerecht verteilt werden. In vielen Ländern belastet der Sparkurs gerade diejenigen, die auch vom Boom nicht viel gehabt haben. Deshalb müssen wir überlegen, wie wir bestimmte Gruppen schonen - und andere stärker belasten. ... Die Finanzwirtschaft macht einen erheblichen Teil Anteil der Wertschöpfung aus, warum sollten wir sie da nicht angemessen besteuern? Ganz allgemein wrude in vielen Ländern versucht, hohe Anforderungen an staatliche Leistungen mit niedrigen Steuern und Abgaben zu verbinden. Das passt nicht zusammen."
PPPS: Vor allem die USA stehen für das zuletzt bezeichnete Modell: ihr gegenwärtiger Präsident wird von den Republikanern, besonders aber von deren extremem Flügel, sich Tea Party benennend, äußerst heftig und unfair attackiert, weil er nicht dem von der Mehrzahl der Reichen ausgegebenen und auf ganz perfide Weise dem Volk untergejubelte Losung vertraut, die da heißt: "Wenn die Reichen mehr bekommen und mehr ausgeben können - dann wird auch bei denen ganz unten etwas von diesem Geldsegen ankommen."






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