Freitag, 28. Oktober 2011

1389 "Vier Züge in achtzig Jahren": Nicht nur der Bahnhof des Vatikans ist überflüssig.


Im Subtitel des vorstehend erscheinenden Zeitungsartikels heißt es: "Der prunkvolle Bahnhof des Vatikans führt ein Schattendasein ...". Womit implizit gleich vier Charakteristika dieser seltsamen Einrichtung angesprochen sind: Einmal ihr Bestreben, der Missachtung durch die und in der Welt etwas entgegenzusetzen, das verspricht, diesbezüglich irgendwie einen Ausgleich zu schaffen; zweitens - daraus folgend - das Bemühen, sich möglichst eindrucksvoll in Szene zu setzen - man denke da etwa auch an den in Köln inszenierten Weltjungendtag; drittens die mangelnde Einsicht in die Futilität solchen Agierens und Auftretens, und, last, not least, der Starrsinn, mit dem man bei dem verbleibt, was einmal in die Welt gesetzt wurde. Letzterer Punkt kennzeichnend für die gesamte Tradition der katholischen Kirche. Die ja auch nicht von dem Zölibat lassen will, welcher so um das Jahr 1000 herum von einem Papst etabliert worden ist: die Weitergabe des körperlichen Erbguts sollte unterbunden werden, um die Weitergabe des weltlichen Erbguts oder Nachlasses an die Nachkommen zu verhindern. In dem laufenden Text wird schließlich noch ein fünfter Punkt deutlich, der nicht eben für eine sonderlich große Tragweite päpstlicher Unternehmungen spricht. Dort wird nämlich davon berichtet, dass die Züge, die von dem prunkvollen Bahnhof aus gestartet sind, immer nur das Ziel Assisi gehabt haben.

Dass der Vatikan "voller Leben" sein soll, dürfte ein Gerücht sein. Denn dort hampelt neben der Schweizer Garde nur eine ganz geringe Anzahl von "Würdenträgern" und deren anderen Bediensteten herum - nach Auskunft in einer erst jüngst gebrachten Fernsehmeldung alle insgesamt 400 zählend. Und was das geistige resp. geistliche Leben anbelangt: Auch in diesem Punkt hat der Vatikan nicht viel vorzuweisen. Es sei denn, man rechnet beispielsweise das, was der gegenwärtige Papst in Sachen Exorzismus betreibt, zu dieser Kategorie.

Da kann es auch nicht weiter verwundern, dass der Kommerz das Einzige ist, was auf dem fraglichen Terrain blüht: "Inzwischen hat man die nutzlose Bahnhofshalle, dieses Kathedrale des Reisens, in einen Konsumtempel verwandelt. Man hat ... einen Duty-free-Shop eingerichtet, in dem Vatikanbewohner und Diplomaten das kaufen dürfen, was sonst in den Glitzershops großer Flughäfen angeboten wird: Hemden, Krawatten, Schuhe, Maßanzüge gar, Uhren teurer Weltmarken, Schmuck und Handtaschen, Zigarren und Schampus und Hochprozentiges, Computer auch und Flachbildschirme, Espresso-Maschinen und - in einer Spezialecke - alles aus dem Sortiment der 'Kinder'-Schokolade."

Apropos Flachbildschirm und Kinderschokolade: Die einen sind so flach wie das, was die katholische Kirche an Gedankengut zu produzieren pflegt; die andere ist dort wirklich unverzichtbar, weil sie das Einzige ist, was den dort herumhampelnden Gestalten das Leben zu versüßen vermag. Berichtet wird auch von Wunden, die die Splitter einer 1944 hier mehr zufällig heruntergekommenen Fliegerbombe in die Fassade des Bahnhofs geschlagen haben: Die Wunden, die die Hauptakteure im Vatikan diesem zufügen, sind allemal gravierender.



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