Montag, 4. Juni 2012

1726 Schutz des Urheberrechts zugunsten des bedauernswerten Autors: Ein Phantasma, ein Trugbild - gezeichnet im Interesse der Verwerter von Contents.

Ninja Regenschirm
Mit diesem Eintrag bleibt der Blogger bei der zuletzt in Post 1724 und 1725 angeschnittenen Thematik, hier nicht nur das zu ihr erstellte Material präsentierend, sondern auch selber in der gewohnten Weise dezidiert Stellung nehmend. Ein "wahrer Ninja läßt niemanden im Regen stehen", dabei etwa in Gestalt Willkommen Robotermoderner Vertriebsunternehmen vorgebend, der Nutzung von Contents im Interesse der Urheber Halt gebieten zu wollen: Die Unterzeichner des unlängst in der Presse zu besichtigenden Urheberrechtaufrufs sind ihnen wohl gründlich auf den Leim gegangen. So jedenfalls in der Darstellung des Autorenduos Juli Zeh (Schriftstellerin und Juristin)/Ilija Trojanow (Schriftsteller, Übersetzer und Verleger). Welches unter anderem folgenden Kernsatz notiert: "Wenn die Verabschiedung von Gesetzespaketen betrieben wird, mit deren Hilfe Urheber- und Patentrechtsverstöße im Netz stärker verfolgt werden sollen, sind es nicht die Schriftsteller- und Journalistenverbände, die ihre Lobbyisten nach Brüssel und Washington entsenden. Für Initiativen wie Acta und Sopa machen sich die Interessenvertreter von Medienkonzernen und Pharmaindustrie stark." Anders gesagt: Die Verwertungskonzerne besitzen die Frechheit, wie im Weiteren noch mehr verdeutlicht wird, an der Fürsorglichkeitsmasche zu stricken, obwohl sie es sind, die die Autoren mit Mini-Entgelten abzuspeisen pflegen, sie förmlich an Hungertuche nagen lassend.



Folgt man der Darstellung des Autorenduos, so haben sich die Unterzeichner des Aufrufs vor den falschen Karren spannen lassen. Indem sie nämlich ihr Engagement nicht den in ihren Augen unterstützungsbedürftigen Kunstschaffenden, sondern den Verwertern von Bild-, Ton- und Textmaterialien haben zugutekommen lassen. Trojanow/Zeh stellen in Abrede, dass die solchermaßen sich kreativ betätigenden Zeitgenossen durch User im Web geschädigt werden, dabei insbesondere darauf verweisend, dass es nicht "um den Schutz des armen kleinen Autors bzw. Urhebers" geht, sondern um Folgendes: "Der klassische Interessengegensatz 'Autor-Verlag' wird auf die Beziehung 'Autor-Leser' verlagert. In der Logik des Arbeitskampfs wäre das so, als wollte ein Fließbandarbeiter bei Opel sein Recht auf Bezahlung gegen die Autokäufer verteidigen."

Trojanow/Zeh rechnen hierzu akribisch nach, in welcher Höhe sich die Vergütung bewegt, die die Autoren seitens der Verwertungsunternehmen zu erhalten pflegen. Dabei kommen sie - ausgehend von einer dreijährigen Bearbeitungsdauer für die Fertigstellung eines Romans - "auf ein Monatsgehalt zwischen 'fast nichts' und 'äußerst bescheiden'." Wodurch geklärt sein dürfte, dass die das Pamphlet in Sachen Urheberrechts-Abschaffung unterzeichnet habenden Kulturschaffenden - etwa 6000 an der Zahl - sich von völlig falschen Vorstellungen haben leiten lassen.

"Mit dem Internet oder Raubkopierern hat diese missliche Lage überhaupt nichts zu tun", resümiert das Autorenduo seine Einschätzung der Lage, in der sich (die) Urheber befinden. Trojanow/Zeh erläutern diese auch anhand der langen Tradition, die der Kampf der Autoren um auch nur allerbescheidenste Verbesserungen ihrer Stellung auf dem Markt hat. Die Verfasser des Artikels "Urheberrechtsausheblung?" führen dazu auch beispielsweises dieses aus: "Trotzdem schadet es nicht, sich daran zu erinnern, dass der letzte Kampf um das Urheberrecht keine zehn Jahre her ist und dass es bei diesem Kampf keineswegs um die Abschaffung des geistigen Eigentums durch gierige und gewissenlose Leser, sondern um eine Verbesserung der Stellung des Urhebers gegenüber dem Verwerter ging. Gegen massiven Widerstand seitens der Verwertungskonzerne wurde so eine simple Regelung wie der Anspruch auf angemessene Vergütung ins Urheberrecht aufgenommen. Weil sich dadurch in der Praxis wenig geändert hat, empfahl die Enquete-Kommission 'Kultur in Deutschland' noch im Dezember 2007, den urheberrechtlichen Schutz der Künstler gegenüber den Verwertern zu verbessern."

Wie die Lage für Autoren am Markt sich realiter darstellt, wird von den besagten Journalisten wie folgt auf den Punkt gebracht: "Blickt man über den Tellerrand auf andere Schreibberufe, stellt man fest: Noch immer nagt ein Großteil der Übersetzer am Hungertuch. Zeitungskonzerne nehmen freiberuflichen Journalisten mithilfe von Buyout-Verträgen ihren 'Content' ab, um diesen (im Internet! [!!!!!!!!!!!!!!]) in alle Himmelsrichtungen zu verkaufen, ohne den Urheber am Erlös zu beteiligen. Als Argument für diese sittenwidrigen Praktiken geben sie an, dass [sic!] Internet zwinge sie, zum Content-Verkäufer zu werden, weil sich ja mit Zeitungen nichts mehr verdienen ließe."

Ergo ist es nicht so, dass es der einfache User im Web ist, der die Urheber schädigt. Wenn der sich jetzt massenhaft gegen Gesetzesinitiativen wie Acta und Sopa in Bewegung setzt, dann mag dieses "bei manchem Künstler zu dem Eindruck geführt [haben], es wimmele überall vor Urheberrechtsfeinden. Ein weiteres Missverständnis, denn Bürgerrechtler sind mitnichten Gegner des Urheberrechts". Trojanow/Zeh machen deutlich, des es keine einzige Gesetzesinitiative zur Abschaffung des Urheberrechts gibt, dieses Statement so ergänzend: "Aber es gibt eine Menge Gesetzesinitiativen zur Überwachung des Internets."

Das mit Mitteln der Elektronik hier eingebrachte Material wurde an einer Stelle mit einer besonders starken Hervorhebung versehen. In der entsprechenden Textpassage heißt es: "Auch der Einsatz von 'deep packet inspection', Trojanern zur Online-Durchsuchung oder Vorratsdatenspeicherung kann mühelos mit dem 'Schutz von Urheberrechten' begründet werden. Ähnliche Vorstöße, den angeblich rechtsfreien Raum des Internets unter Kontrolle zu bringen, wurden bereits - im Namen von Kinderpornographiebekämpfung und Terrorismusverfolgung unternommen."

Für den Blogger ist klar, dass die gleich daran anknüpfende Frage des Autorenduos rein rhetorischen Charakter hat: "Geht es hier wirklich vor allem darum, die Kultur gegen 'Geiz und Gier' zu verteidigen?" Auch wenn er mit den vorstehend gebrachten Zitaten die Kernpunkte des Beitrags von Trojanow/Zeh schon herausgegriffen hat, empfiehlt er doch, sich den gesamten Beitrag in aller Gemütsruhe einmal gründlich durchzulesen. Was ja gut möglich ist, wenn man nach dessen Anklicken im Kontextmodus - mit der rechten Maustaste zu aktivieren - auf "Grafik anzeigen" geht, dann noch die Lupe zur weiteren Vergrößerung benutzend.

PS: Für den Blogger ist auch klar, dass das von den rund 6000 Kulturschaffenden unterzeichnete Pamphlet so überflüssig ist wie ein Kropf - ähnlich überflüssig wie die "24-Stunden Uhr", die es bei
www.techgalerie.de zu erwerben gibt.

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