Montag, 9. August 2010

810 So will auch ich, wie von Dorothee Sölle gewünscht, "werkzeug der wahrheit/nicht der umschreibenden Verhüllung/werkzeug des glücks und nicht der Einschläferung" sein.


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Viele haben es jetzt schon immer gewusst
dass nichts zu machen ist im rahmen kirche
wer kann schon jahrelang von manna leben
und keinen sinn sehen in dem was er tut

Viele haben es satt und wünschen sich nach ägypten
wo steuern flossen wie milch und honig
und die kirchen voll waren und die lieder
von allen gekannt fröhlich klangen

Wie lange soll der marsch noch dauern
was bedeutet das vierzig jahre
ist es unsere generation die verheizt wird
oder die nächste noch und wozu
lohnt sich das ziel für ein ganzes leben
voll mühe und konferenzen
kommen wir je heraus aus der erstarrung
immer nur sand und steine und keine menschen
die zusammen mit uns an der arbeit bleiben
die uns helfen eindeutig und öffentlich zu sprechen

Wenig hilfe von unten selten verstanden zur seite
und von oben der uralte trick
jede frage zur sache als disziplinarfall zu nehmen
um herrschaft zu sichern und ordnung
und die unanständige sprache des einfachen volkes

Die wüste durch die wir wandern
voll friedlosigkeit voll angst
voll ohnmacht voll verschleierung

O herr mach uns zum werkzeug deines friedens
werkzeug der konflikte nicht der einstimmigkeit
werkzeug der wahrheit nicht der umschreibenden verhüllung
werkzeug des glücks und nicht der einschläferung

Lasst uns zusehen ob das geht
Dorothee Sölle
Aus: Dorothee Sölle, die revolutionäre geduld, © Wolfgang Fietkau Verlag, Kleinmachnow
09. August 2010










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