Der Frontman im Bilde, das bin nicht ich, sondern das ist ein Herr, der zwar auch so einen runden Bauch hat wie ich, der ihn aber an einem Sonntag durch die Gegend trägt und nicht, so wie ich, heute an einem Samstag.
Heute also ist Samstag. Und da erhalte unter anderem Post von der Volksbank und aus dem näheren Freundes- und Verwandtenkreis. Die ich einfach mal in meinem Internettagebuch unterbringe, a) weil sie genau die Dinge anspricht, die mein Leben jetzt schon seit einiger Zeit ganz entscheidend prägen, und b) weil ich sie nicht einfach dem Orkus des Vergessens anheimgeben mag.
Als Geburtstagsgeschenk von meiner Holden gab es einen Ausflug hin nach Hamburg, und dort zu dem Musical "König der Löwen". Das hatte ich in größeren Ausschnitten mal in einer Fernsehübertragung mitbekommen und war dabei so begeistert von dem Sound, dass daraus dann ein Geburtstagspräsent gestrickt wurde. Mit allem Drum und Dran.
Da war zunächst die Fahrt mit den Niedersachsenticket für 29 € - incl. Benutzung aller Öffis. (29 - kleine Zahlenspielerei zwischendurch - übrigens auch meine Platznummer. Welche wiederum, wie die Zahl der Altersjahre, die Zwischenquersumme 11 ergibt.) Die Reise vor allem deshalb sehr angenehm, weil, wie auch bei der Rückfahrt, ein durchgehender Zug benutzt werden konnte. Wie wir am Abend auf dem Rückweg nach Hannover im Zug erfahren sollten, hätte es einen anderthalbstündigen Aufenthalt in Uelzen gegeben, so wir denn denn den Folgezug bestiegen hätten. Insofern also schon einmal ein positiv umrahmtes Unterfangen.
Da wir in aller Frühe um 6 Uhr gestartet waren, lagen die 8 Weihnachtsmärkte, die wir in Hamburg hätten aufsuchen können, noch in Lauerstellung: das Publikum, welches dort seine Krapfen verzehren und seinen Glühwein trinken sollte, musste sich noch bis in die Nachmittagsstunden hinein gedulden. Nach Abschluss der Vorstellung hätten wir zwar die Möglichkeit gehabt, uns dortselbst zu ergehen - uns stand aber danach nicht so recht der Sinn. Was, wie zuvor schon angesprochen, sich als im Reiseablauf sehr vorteilhaft erweisen sollte.
Mittags bei einem Top-Chinesen gelandet - dabei wieder einmal alles sich so enwickelnd, wie ich es seit jetzt dreieinhalb Jahren an mittlerweile schon unzähligen Stationen habe verzeichnen können. Vor welchem Hintergrund - dies zu registrieren sei dem Herumstöbern in diesem Blog überlassen. Meine Holde also auf der Reeperbahn nicht sonderlich geneigt, ausgerechnet dort nach einer Lokalität zur Befriedigung des Lebensbedürfnisses Essen zu suchen. Ich aber frage einen jungen Mann, der gerade eine Stelltafel vor seinem Etablissement plaziert hatte, ob es denn wohl ein gutes Restaurant in der Nähe gebe: mir stünde der Sinn besonders nach einem Chinesen.
Ja, ganz nahe wäre schon einer - der sei allerdings nicht so zu empfehlen. Besser sei da schon der, den man auf einer auf unserem Weg von rechts in die Reeperbahn einmündenden Straße finde. Am besten sei aber der, der sein Lokal in unmittelbarer Nachbarschaft einer ESSO-Tankstelle habe. Das sei nicht so ein "Tourismus-Chinese", wie er sich ausdrückte. Wir also hin. Die Umgebung sehr unansehnlich; die Kennzeichnung als Lokal so unauffällig, dass man sie auch ganz leicht hätte übersehen können; das Interieur sich beim Blick durch die Fensterscheiben sehr wenig ansprechend darbietend: alles Gründe für meine Holde, doch lieber nach einem anderen Restaurationsbetrieb zu suchen.
Auch wieder aus dem Bauch heraus dann aber doch das Lokal betreten. Kahle Wände und Decken blickten uns an; Kerzen auf den Tischen gab es nicht; das einzig interessante Element in der Gestaltung des Interieurs waren die vielen Wandvorsprünge und rechteckigen Aussparungen, die die Monotonie der fast wie ein Betonklotz anmutenden Räumlichkeiten unterbrachen und auflockerten. Aber dafür dann das Essen - das Essen!
Die Frühlingsrolle - für mich immer ein Indikator für die Qualität des Gesamtangebotes: So gut hat mir eigentlich noch nie eine gemundet! Ein Kriterium dabei auch, dass sie ganz wenig Fett abbekommen hatte. Und dann das Hauptgericht! Bratreis mit Schweinefleisch, Ei und Shrimps - letztere sich in mindestens vierfacher Anzahl als bei den gewohnten Angeboten auf dem Teller tummelnd: Einfach köstlich. Und alles zum Preise von nicht einmal 15 Euro: Reisender, kommst Du, wenn nicht nach Spa, so doch nach Hamburg - wirf einen Blick auf die vorstehend eingebrachte Visitenkarte.
Nun zur Aufführung des Musicals selbst. Welches, wie in aller Regel, vor einem ca. 2000 Köpfe zählenden Publikum aufgeführt wurde. Man nehme mal kurz den Bleistift und rechne nach: 2000 Karten à im Schnitt mindestens 50 Euro; wöchentlich etwa 10 Vorstellungen bei angenommen 45 Wochen dauernder Theatersaison; alles sich erstreckend über einen Zeitraum von mittlerweile 7 Jahren: da kommen mal locker so um die 300 Millionen Euro Einspielsumme über eben diese Zeitspanne hinweg zusammen! Die Höhe des Betrags relativiert sich aber erheblich, wenn man mit einberechnet, dass bei den einzelnen Aufführungen die Akteure auf der Bühne immer wieder ausgewechselt werden müssen, somit also ein erheblicher Personalbestand mitfinanziert werden muss. Trotzdem hat der Investor sich unter dem Eindruck des Erfolgs für das Musical in anderen Ländern nicht gescheut, im Jahre 2002 den eigens diesen Aufführungen vorbehaltenen Komplex hochziehen zu lassen. Der wird übrigens von den allermeisten Zuschauern via Schiffsverbindung von den Landungsbrücken (in der Nähe des Michel) erreicht.
Anders, als ich es von den Fernsehausschnitten her in Erinnerung hatte, fehlten bei dieser Vorstellung richtige Ohrwürmer völlig. Die Songpassagen mit ihren afrikanischen Weisen waren zwar über Strecken recht ansprechend - vom Hocker reißen konnten sie allerdings nicht. Hinzu kam, dass die Lautsprecher bis zum Gehtnichtmehr hochgesteuert waren: da erhielt selbst die junge Partnerin des ebenso jungen Simba eine Stimme, als käme sie unmittelbar aus der Mailänder Scala oder der Metropolitan Opera in New York. Der Lärm, der da auf der Bühne veranstaltet wurde, ging für mich an vielen Stellen über die Grenze des Erträglichen hinaus. Was in mir die Frage aufkommen ließ, womit dieses Musical eigentlich einen solchen Zulauf verdient hat. Auch die szenische Aufbereitung wollte über weiteste Strecken nicht gefallen. Mir taten die Kinder, die, recht zahlreich die Vorgänge auf der Bühne verfolgen wollend, kaum etwas geboten bekamen, woran sie hätten Gefallen finden können. Da kam einfach nichts rüber, was sie hätte fesseln können.
Fazit: Zumindest in der heute dargebotenen Form liegen bei diesem Musical Anspruch und Erfüllung weit auseinander: ein wirkliches Mitgehen, eine innere Beteiligung an dem Geschehen ist bei ihm mehr oder weniger ausgeschlossen. Was aber niemanden von den Machern stören muss, denn der Zulauf zu den Veranstaltungen ist ja durch allüberall betriebenes Marketing anscheinend hinreichend gesichert. Im Endeffekt für mich also ein Tag, an dem die Hauptveranstaltung keinerlei positive Merkpunkte bei mir festmachen konnte. Die Sache ist dabei die: Ich lasse mir durch irgendwelches Marktgeschrei nicht die Sinne trüben und halte mich deswegen auch sehr bei einem Hype zurück, wie er um dieses Musical herum veranstaltet wird.
PS: Einige Tage nach der Niederschrift dieser Zeilen vermeldet eine Lehramtskollegin meiner Holden, sie sei a) auch durch die Fernsehsendung zu einem Besuch von "König der Löwen" motiviert und b) durch die Aufführung genauso enttäuscht worden wie ich.
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