"Der Fluch des Geldes" - eine Aussage, die den Leser beim Aufschlagen des Sportteils gleich ahnen lässt, dass er es mit einer sehr dezidierten Stellungnahme zu tun bekommen wird. Da schildert der Autor die Veränderungen, die dem durch den Ort Gewanderten auffallen, wenn er knapp einen Kilometer weiteren Weges zurückgelegt hat: "Dann geht man die 800 Meter nach oben ins Königreich Hoppenheim, und dann ist alles vom Feinsten. Der mattschwarze Zwölfzylindersupersport-Mercedes des Ersatztorhüters steht als Gruß aus einer anderen Welt vor dem TSG-Gelände, alles ist Fünf-Sterne-Luxusklasse, ein altes Jagdschloss, das Hopp für 15 Millionen Euro zum Trainings- und Verwaltungszentrum ausbauen ließ."
Dann kommt der Autor auf die Erfolge zu sprechen, die sich für die Mannschaft anfänglich einstellten:: "Damals, im Dezember 2008, hatte Hoffenheim unter Trainer Rainer Ragnick eine Mannschaft, die nicht nur erfolgreich spielte, sondern auch wunderschön. 'Neuer deutscher Fußball' hieß es seinerzeit nach dem Spiel in München (2:1) in dieser Zeitung. 'Bayern und Hoffenheim bieten ein Spektakel, wie es die Bundesliga noch nie gesehen hat." Mit dem Trainer Ragnick hatte der Milliardär Dietmar Hopp also offensichtlich einen Glücksfang gemacht. Der es ihm ermöglichte, seinen Traum zu verwirklichen - die Dorfidylle zusammenzubekommen mit dem Luxusfußball. Eder zufolge beruhte der Erfolg der Mannschaft in erster Linie darauf, dass Ragnick es verstand, den Spielern eine gehörige Portion Begeisterung dadurch zu vermitteln, dass er ihnen den Freiraum gab, eigene Spielideen zu entwickeln. Wodurch die Begegnungen mit den verschiedensten Mannschaften eine Qualität gewinnen sollten, an die man sich im Publikum wie auch in der Mannschaft selbst nur wehmütig erinnern könne, weil das fußballerische Können, welches die TSG gegenwärtig zeige, eigentlich nur noch als "elendes Gekicke" bezeichnet werden könne, und welches auch nicht entfernt noch etwas mit der ursprünglich entwickelten Spielkunst zu tun habe.
Zitat: "Ein Platikklub! Seelenlos! Geldfußball! Das ist die TSG 1899 Hoffenheim. Ein Spielball des Milliardärs Dietmar Hopp. Aber ist sie das wirklich? Wird ihr das gerecht? Oder ist das alles nur Geschwätz, ewiges Nachgeplapper? Ein Dorfklub, ein Milliardär, ein Fußballprofessor, Aufstiege, Bundesliga, Herbstmeister, dann der Zusammenbruch, die Kapitulation des Geldes, der Kampf gegen den Abstieg, gegen den Zerfall, der Kampf um ehrlichen Fußball, um Identität, Heimat. Ist das vielleicht - im Gegenteil - eine richtig aufregende Geschichte?" Die Erfolgeschichte fortzuschreiben, das müsste dem Verein nach Eders Einschätzung möglich sein. Indem er der Aufbauarbeit mehr Aufmerksamkeit widmet und es aus der Jugendmannschaft kommenden Talenten ermöglicht, sich auf dem Spielfeld zu bewähren.
Der Einbruch für die Mannschaft setzte Eder zufolge mit der Entlassung Ragnicks ein. Dem fünf Trainer folgen sollten, die im Grunde überhaupt kein spielerisches Konzept hatten: Marco Pezziouli, Holger Stanislawski, Markus Babbel, Frank Kramer als Interimstrainer, sowie im vergangenen Januar Marco Kurz. Sie alle hätten es an der Vermittlung einer Begeisterung ermöglichenden Spielphilosophie fehlen lassen, die in der Ära Ragnick eine dominierende Rolle gespielt habe. "Was nun, Hoffenheim?" fragt der Autor den Verein. Und erhält von dem Fansprecher Schmitz-Günther folgende Antwort: " 'Die Fans wollen modernen, erfrischenden Fußball sehen und Spieler, die den Eindruck erwecken, dass ihnen an Hoffenheim etwas liegt. Es gibt diese Spieler, aber sie sind in der Minderheit'.
'Vereine wie Freiburg und Mainz machen es uns vor, wie man aus einer kontinuierlich guten Jugendarbeit eine klare Philosophie auch im Profibereich bei den Spielern und Trainern entwickelt', sagt Peters" - der Mann, der als jemand, der "Klartext" redet, bei der TSG noch sehr allein auf weiter Flur steht. 'Wir müssen herausarbeiten, für was Hoffenheim steht. Ich möchte Begeisterung reinbringen, Leidenschaft, Malochen. Dazu klare Strukturen und attraktiven Fußball. Kontinuität, Verlässlichkeit, Spielidee, Geduld, das alles ist wichtig',"ergänzt hier Andreas Müller, der im Verein nach wie vor den Managerposten bekleidet.
Müllers Vorgaben haben Eder zufolge das Zeug, den Verein aus der Misere herauszuführen, in der er sich jetzt schon seit einiger Zeit befindet. Sein Konzept sei es weniger, das strukturelle Defizit des Klubs in Marketing, Ticketing und Sponsoring aufzuarbeiten, als vielmehr, die TSG zu einem Ausbildungsverein zu machen. Dabei helfen sollen die Gelder, die durch den Transfer hochbezahlter Spieler hereinkommen sollen und die auch benötigt werden, weil sich der Milliardär Hopp in der letzten Zeit finanziell weniger stark für den Verein engagiert. Nur auf einem solchen Wege seien die Verluste an Spielqualität auszugleichen, die durch den Weggang von Klassefußballern vom Schlage eines Luiz Gustavo, der, für 15 Millionen Euro nach München verkauft, vermutlich auch dort im Mittelfeld spielt. Was aus den Stars Carlos Eduardo, Demba Ba, Chinedu Obasi und Vedad Ibisevic geworden ist, die den Verein ebenfalls verließen, das kann und soll hier gar nicht weiter verfolgt werden.
Der Transfer von Gustavo hat Rangnick der Darstellung des Autors zufolge den Rest gegeben: er "schmss hin". Da wurde es ihm nämlich völlig klar, dass er unter Hopps Regie wohl keine weiteren Erfolge mit der Mannschaft würde erringen können: "Mit Hopp an der Spitze haben sie den Hymnen gelauscht und tatsächlich geglaubt, auf dem Weg in die Champions League zu sein. Die Spieler wurden mit horrenden Gehältern belohnt, doch dann ging es langsam bergab, zurück in die Realität." Dazu Bernhard Peters, der als ehemaliger Hockey-Bundestrainer bei der TSG als einziger richtig Klartext redet: "Wir sind mit dem Hype amateurhaft umgegangen."
Folgt man dem Autor des Artikels, so ist in der Zeit von 2008 bis 2011 von dem Milliardär ein Betrag von einer Viertelmilliarde Euro in den Verein investiert worden - ein Unmasse an Geld oder Gold, die, wie der Blogger im Zusammenhang mit dem Thema Fußball schon diverse Male kommentiert hat, eigentlich nur das Zeug hat, den Spielern die Beine schwer wie Blei zu machen. Dass insbesondere auch ihre spielerische Phantasie darunter leidet, dass sie bei jeder Einzelaktion mitbedenken müssen, wie sie sich auf dem Platz am besten darstellen und so ihre hohen Bezüge rechtfertigen können - dies ist nach Einschätzung des Bloggers die Crux, unter der nicht nur die TSG 1899 Hoffenheim leidet, sondern der gesamte Betrieb in der Bundesliga.
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