Freitag, 29. März 2013

2132 " 'Aufstand des Gewissens'. Wie die Zivilgesellschaft verhindern könnte, dass Spekulanten, Landräuber und große Konzerne weiter den Welthunger schüren": Ein Interview mit Jean Ziegler. Gelesen am heutigen Karfreitag.

Nach einer kleinen Sendepause geht's weiter im Text. Die Holde, die um den Gerechtigkeitssinn der ihr kostenpflichtig angetrauten Ehehälfte weiß, hat ihn als treue Leserin von Publik Forum auf den von dem genannten Autor verfassten Titel und das dazu in dieser Zeitschrift veröffentlichte Interview hingewiesen. Da bedurfte es keiner langen Überlegung - etwa die, ob durch die Zweitveröffentlichung dieses Beitrags bei dem Verlag liegende Rechte verletzt würden -, um eben diese ins Werk zu setzen. Dies - wie überhaupt in dem ganzen Blog - um bei dem unbedingt erforderlichen Bewusstseinswandel aktiv mit dabei zu sein. Ein Datum, welches das ganz besondere Interesse des Schreibers dieser Zeilen gefunden hat, ist dieses: Dass für die Erzeugung von 1 l (in Worten: einem Liter) Bioethanol mit 352 kg (in Worten: dreihundertzweiundfünfzig Kilogramm) Mais gebraucht werden, und dass diese Menge genau dem entspricht, was beispielsweise ein Kind in Sambia oder Mexiko im Jahr zu seinem Lebensunterhalt benötigt.

Selbstverständlich machen sich die hohen Herren, die es zu verantworten haben, dass das von ihnen am Markt gepflegte Gebaren ihre Mitmenschen in ungeheure Not bringt, eben darüber keinerlei Gedanken. Was bei ihnen gezählt hat, immer zählen und sorglichst von ihnen beachtet wird, ist, wie sie sich die Taschen möglichst prall füllen können, ohne dabei der Öffentlichkeit unangenehm aufzufallen und letztlich als Verbrecher dazustehen. Kommt etwas über sie ans Tageslicht, was sie schlecht aussehen lässt, weisen sie, wie hier der Fußballtrainer Fink ........
....... es ihnen nachmacht, entsprechende Vorwürfe weit von sich. Auf diese hohen Herren, die permanent das verbreiten lassen, was sich vorstehend angesprochen findet,  hat nicht nur der Interviewpartner von Adelbert Reif (A.R.) einen Rochus sondergleichen: auch der Blogger kann nicht anders, als ihnen die Pest an den Hals zu wünschen. Da dieser Wünsch wohl kaum in Erfüllung gehen wird, muss er sich halt ordentlich anstrengen, um auf der von ihm gewählten Plattform seine Abscheu vor diesem eine einzige große Lüge darstellenden System möglichst nachhaltig zum Ausdruck zu bringen.

Dieses gottverdammte System, in dem die Menschen nicht nur geschunden und jeglichen Selbstwertgefühls beraubt, sondern auch nach Strich und Faden verdummt werden, müssen die PR-Leute und Rhetoriklehrer dafür sorgen, dass die hohen Herren in einem der Öffentlichkeit genehmen Licht erscheinen. Und es müssen die Erstgennannten Sorge dafür tragen, dass die Umsatzzahlen für die Unternehmen stimmen. Die es einzig und allein darauf anlegen, die weniger kritisch eingestellten Zeitgenossen so mit Werbeaussagen zu überhäufen, dass denen Hören und Sehen vergeht.
In einer der Kompensation von Frustrationserfahrungen dienenden Abwehrreaktion können diese dann nur noch ihr Portemonnaie - besser noch: ihre Brieftasche - zücken, um sich ein gutes Gefühl dadurch zu verschaffen, dass sie sich sagen können: "ICH HABE DA DOCH MAL WIEDER ETWAS GÜNSTIG ERWORBEN!"

Die für den ganzen Unsinn um die "Noch mehr... SHOPS" und "Noch mehr... EVENTS" herum  verantwortlichen PR-Akteure lassen sich die irrsinnigsten Werbesprüche einfallen. So beispielsweise den "Shopping-Spaß für ganze Kerle", der beim Besuch der in der vor nicht allzulanger Zeit in Hannover eröffneten Ernst-August-Galerie erlebbar sein soll. Da wird "DAS JAHR DER GUTEN NACHBARSCHAFT" ausgerufen, da geht es mit "Kultur" "klassisch" "schön" oder auch nur "Ganz schön cool" zu, da kann man "relaxen" und "Entspannt einkaufen", da gibt es eben das, was vorstehend bereits angesprochen wurde, nämlich "GRÜNES LICHT FÜR GÜNSTIG", da wird "Quellness" erlebt. Alles verbunden mit der permanenten Aufforderung "GO ON!". Womit einzig und allein dieses gemeint ist: Go on shopping!

Der hier gleich folgende Artikel "Arme Deutsche", der neuesten Ausgabe der FAS entnommen und zunächst für einen anderen Verwendungszusammenhang vorgesehen, lässt einmal deutlich werden, dass die Landsleute des Bloggers mit dem Geld, was ihnen nach der pausenlosen Shopperei noch geblieben ist, nicht gerade sonderlich vernünftig ungehen; zudem aber auch noch, dass das Selbstbild, welches sie mit sich herumtragen, in wichtigen Punkten korrekturbedürftig ist, insbesondere, was ihre Vermögensposition gegenüber der der Menschen im "armen Süden" anbelangt:

Nach diesem Parforceritt gegen die Politiker in unseren Landen, die sich hauptsächlich darum kümmern, dass es den Wohlhabenden noch besser geht und dass den Minderbemittelten alle Leistungen zusammengestrichen werden, auf die sie qua Gesetz sogar einmal Anspruch hatten, nach diesem Parforceritt der Autorin Inge Kloepfer hiermit zurück zu dem, was von Jean Ziegler gegen die Spekulanten, die Landräuber und die Banken ausgesagt wird.
Kann irgendjemand aus den Reihen der Politiker sagen, er habe an alles und an alle gedacht? Wohl kaum. Trotzdem wird bei und nach allen Entscheidungen behauptet, die zu schaffenden resp. die geschaffenen Gesetzte dienten der Allgemeinheit. De facto aber ist es doch so, wie jeder mit zumindest etwas Grips begabte Zeitgenosse bestätigen wird, dass die hohen Herren, dass diese Nutznießer eines gottverdammten Systems sich in die eigene Tasche wirtschaften und sich dazu auch  noch ordentlich etwas in sie hineinlügen. 

Man mag auf der Bühne der Politik hinschauen, wo man will: überall sind Akteure am Werk, die nur vorgeben, sie  setzten sich für die Belange der Bürger ein und prüften vor allen Entscheidungen sorgfältig, in welche Richtung hinein sie sich auswirken könnten - ob mehr zu deren Vor- oder aber Nachteil. In diesem Zusammenhang muss der Blick vor allem auf die Börsenspekulation mit Agrarrohstoffen und -erzeugnissen gelenkt werden. Die einfach nicht von den auf der fraglichen Bühne herumturnenden Chargen der ganz, ganz Großen per Gesetz eingeschränkt wird.

Zu dieser Form der Misswirtschaft, die von den Politikern im Auftrag der Bonzen immer und immer wieder als sinnvoll und notwendig hochgejazzt wird, hier ein längeres Zitat aus dem von A.R. erstellten Text: "Aber ... Mütter ... kauften nur einen Pappbecher voll [Reis], weil die Reispreise dramatisch angestiegen sind. Innerhalb eines Jahres kletterte der Weltmarktpreis für die Tonne Reis von 120 auf 1100 Dollar. Der Weltmarktpreis für Weizen verdoppelte sich innerhalb eines Jahres. Und dies alles, weil die Spekulanten die Preise nach oben treiben. Wenn die Nahrungsmittelpreise explodieren, können die Menschen ihre tägliche Nahrung nicht mehr kaufen und gehen zugrunde. Die Börsenspekulation ist mörderisch für die ärmsten Menschen."

Sehr beachtenswert ist nach Einschätzung des Bloggers das, was Ziegler zu dem Phänomen der strukturellen Gewalt zu sagen hat. Seiner Ansicht nach geht es bei dem ganzen Problemkomplex nicht darum, die menschlichen Akteure in Gute und Böse einzuteilen. Vielmehr würden von denen, die am Markt das Sagen haben, laufend Bedingungen geschaffen, die es dem Einzelnen sehr schwer machten, sich dem allgemeinen und besonders von Hedgefonds und Großbanken geförderten Trend der Ausbeute von Natur und Mensch zu widersetzen. Es sind just diese Bedingungen, die den Schreiber dieser Zeilen immer wieder auf den Plan rufen und ihn motivieren, in seiner Ideenwerkstatt - von ihm gerne auch Infolabor genannt - Gedankenmodelle zu konstruieren, die ganz, ganz andere Inhalte transportieren - so, dass dabei und durch sie nach und nach der rebellische Geist auch bei anderen geweckt wird.

Recht wichtig ist es auch, zu wissen, dass der sogenannte Arabische Frühling mit einer Revolte einsetzte, die sowohl in Ägypten wie in Tunesien wegen der in beiden Ländern für die breite Bevölkerung zu hohen Preise für Nahrungsmittel begann. Weltweit wird Ziegler zufolge die Nahrungsmittelknappheit auch noch dadurch verstärkt, dass die Menschen in unseren Breiten zuviel Fleisch verzehren. Zitat: "Die jährliche Weltgetreideernte beträgt in normalen Jahren zwei Milliarden Tonnen. Von diesen zwei Milliarden Tonnen werden gegenwärtig 25 Prozent für die Intensivhaltung von Schlachtvieh verwendet." Das Fazit, zu welchem der auch für den Menschenrechtsrat als Vizepräsident tätige Interviewpartner des Reporters von Publik Forum gelangt, liest sich so: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass informierte, zivilisierte, gebildete Menschen in Europa diese kannibalische Weltordnung länger hinnehmen werden, je mehr bekannt wird, je mehr durch steigende Lebensmittelpreise und Arbeitslosigkeit die eigene zivile Existenz bedroht wird." Wie gut, dass der Blogger sich auch zu den irformierten, zivilisierten und gebildeten Menschen in Europa rechnen kann! Der die in ihrer Raffgier nicht zuletzt durch Gesetz noch Bestärkten als das einzustufen weiß, was sie de facto sind: Brüllende Löwen, die umherziehen auf der Suche nach denen, die sie verschlingen können: Womit er nicht dem Teufel die Schuld an der Misere in der Welt zuschiebt, sondern dem gottverdammten System:

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