Donnerstag, 28. Februar 2013

2107 "Früchte des Zorns - Laut, schnell, grell: Was die Sexismusdebatte über die neue deutsche Diskurskultur verrät". Das als schrill verschriene Netz sorgt in der von dem Hashtag #aufschrei angestoßenen Sexismusdebatte für mehr Sachlichkeit, als die etablierten Medien.


 ... dann wollen wir mal loslegen bei diesem Thema. Wir, das sind der für die HAZ schreibende Autor Imre Grimm (I.G.), und das ist der hier seinen Artikel als Aufhänger für seine eigenen Überlegungen nutzende Blogger Martin Cross. Der die von diesem sich gern weinselig gebenden Zeitgenosse angestoßene Debatte nicht als Schnee von gestern betrachtet, wie der hier gleich folgend eingestellte Cartoon andeuten mag, sondern der sie mit I.G. für sehr aufschlussreich in Bezug darauf ansieht, wie seine Zeitgenossen beim Austausch über aktuelle Fragen miteinander umgehen, und welche Bedeutung die verschiedenen Medien dabei haben. Da selbst als freier Jounalist im Web aktiv, liest er natürlich mit Interesse von einer Front, die zwischen Bloggern und "Beckmann" verläuft - das entsprechende Statement findet sich im letzen Absatz -, und kann dem Autor nur zustimmen, wenn er feststellt, dass die Debatte in der Form, in der sie geführt wurde, "prototypisch [ist] für eine Medienkulur, die zunehmend versucht, sich mit reflexhaftem Krawall im allgemeinen Gebrumm zu verschaffen, statt genau das Gegenteil zu tun: Klarheit zu schaffen, Ruhe und fundierte Sachlichkeit."
Dem Netzwerk Twitter weist I.G: in diesem Zusammenhang eine ganz besondere Rolle zu, unter anderem, indem er www.netzwertig.de  zitiert wie folgt: " 'Ich halte es für möglich, dass es sich bei #aufschrei .um einen der bisher weitreichendsten gesellschaftlichen Weckrufe in Deutschland handelt, der durch den Einsatz sozialer Medien zustande kam". Auslöserin dieses Weckrufs die in dem Text als 31-jährige Kommunikationsberaterin für die Schweizer Bundesbahn vorgestellte Anne Wizorek. Die in dem Blog www.kleinerdrei.org auf einen Text über Alltagssexismus gestolpert sein und als "Nerdette mit Wohnsitz Internet und Berlin" dann ihr Ding gemacht haben soll.
I. G., der sich um eben solche nicht nur von ihm vermisste Sachlichkeit bemüht, spricht in demselben Absatz auch von der Front, die zwischen Twitterern und ZDF-Zuschauern verläuft und mit dafür sorgt, dass Jung und Alt sich mehr und mehr auseinanderleben. Während für letztere das ZDF so etwas wie die "HAPPINESS STATION" darstellt, die, hier vorstehend erscheinend, sie mit der Rolle des Zuschauers zufrieden sein lässt, suchen die ersteren mehr das, was der Autor meint, wenn er auf die große Rolle Twitters "als Seismograph gesellschaftlicher Unwuchten" verweist. Was sich dann halt darin äußert, dass erstere sich für das genannte Netzwerk begeistern können, während die anderen sich mit der Rolle begnügen, ZDF-Zuschauer zu sein. 
 
"Das dürfte dann wohl Rekord sein: von null auf Jauch in 48 Stunden, vom medialen Nobody zum Talkshowgast mit nur einer einzigen Twitter-Nachricht" ist zu Anfang des hier eingestellten Textes zu lesen. Und kurz danach: "Zwei Tage später ist sie Deutrschlands bekannteste Twitter-Aktivistin. Und das Gesicht einer Debatte, die die deutsche Gesellschaft sicher nicht aus den Angeln heben wird, aber exemplarisch zeigt, wie sich das Land und seine Debattenkultur verändert haben. Und wie stark Twitter die Mainstream-Medien beeinflusst." Diese Debattenkultur wird von I.G. sehr schön und vor allem erhellend charakterisiert in der hier abschließend zitierten Textpassage: "Das Thema hat es nicht verdient, von Empörungsroutiniers zerredet und medial versenkt zu werden wie die Benzinpreise oder das Dschungelcamp. Seien wir so ehrlich: Im Grund funktionieren TV-Talkshows auch nicht anders als Twitter. Ihr Zweck ist der unfallfreie Transport extrem komprimierter und reduzierter Kernthesen - hier auf 140 Zeichen, dort in 20-sekündigen Einwürfen. gern mit dramaturgisch geschickt gesetztem Stichwort für den üblichen Gesinnungsapplaus im Studio. Doch während sich im Netz Perlen voll kluger Gedanken zum Thema finden lassen, hetzen Jauch und Kollegen einfach Berufsmachos und Feministinnen aufeinander" - eine Situationsbeschreibung, die so überhaupt nicht zu der bäuerlichen Idylle passen will, welxhe in der folgenden naiven Malerei ihren Niederschlag gefunden hat.

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