Sonntag, 24. Februar 2013

2103 " 'Der Kapitalismus vernichtet soziale Fähigkeiten'. Der amerikanische Soziologe Richard Sennett über arbeitslose Banker und glückliche Handwerker", die einer wie der andere vom System aufgefressen zu werden drohen.


Dienstag, 7. Dezember 2010

983 "Die Bürger werden roh". Eine neue Studie deutet auf "Vereisung des sozialen Klimas in Deutschland".

Genau 1120ü Einträge zurückliegend der hier nachträglich eingestellte Post 983. In dem der Blogger sich, wie auch noch an anderen Stellen, mit der Thematik befasst hat.
 
"Sex, Lügen und der große Betrug" lautet die Überschrift des Artikels, den der FAS-Redakteur Dyrk Scherff in der jüngsten Ausgabe dieser Zeitschrift hat veröffentlichen können. Ohne auf diesen Beitrag näher einzugehen - der Blogger hat einfach keine Lust, sich näher mit dem in ihm vorgestellten Fall von Immobilienbetrug auseinanderzusetzen und seinen Inhalt zu referieren -, sei hier gesagt: Es tut dringend not, dass sich Menschen finden, die keine Hand vor den Mund nehmen und sich dafür einsetzen, dass denen, die nichts Besseres zu tun wissen, als ihre Zeitgenossen übers Ohr zu hauen und nach Kräften auszunehmen, Paroli geboten wird. Beispielsweise mit einem Leserbrief wie dem hier nachträglich eingestellten:
 

"Der große Betrug" und "Lügen", die in dem Titel angesprochen werden, beschränken sich leider Gottes nicht auf einzelne Fälle wie dem in einem fast ganzseitigen Artikel vorgestellten - sie sind vielmehr Wesensmerkmale dieses unseligen, dieses gottverdammten Wirtschaftssystems, welches als A und O nur den eigenen Profit kennt und in der aktuell bestehenden Form nichts anderes als den völligen Untergang jeglicher Moral haben kann und wird.
 Um zu solchen Eiinsichten zu gelangen, bedarf es keiner allzugroßen Weisheit, wie sie beispielsweise der Bettler außer dem wenigen, was er sonst noch so hat, mit sich herumtragen wird: Es reicht schon der gesunde Menschenverstand. Der einem einfach sagt, dass der Lauf der Dinge nicht auf Dauer durch eine absolut egoistische Denkweise bestmmt werden sollte. Eine Denkweise, durch die die Menschen dazu angestiftet werden sollen, alles zu vergessen, was mit Anstand und Sitte zu tun hat, und die immer nur darauf aus ist, sie zum Kauf von irgendeinem im Grunde abscheulichen Krempel zu verleiten. Auf dass sich die Taschen derjenigen, die eine solche Denkweise züchten, nur ja so weit wie nur möglich nach außen ausbeulen können. Durch welchen Akt in ihnen die Vorstellung geweckt werden soll, sie täten etwas selbstbestimmt und könnten sich mit einem Schnäppchen schadlos halten für alles, was ihnen im Umfeld des Kaufobjekts zu entgehen pflegt. 
In diesem Sinne sind die "Spezial-ZUBISS-ANGEBOTE" zu verstehen, die aus einem "Angebote bis zu" entstanden sind. Ein solches Angebot hat der Interviewpartner des Reporters Thomas Gutschker zu machen, indem er darauf zu sprechen kommt, wie der Kapitalismus sämtliche in der Gesellschaft vorhandenen Werte verlorengehen lässt und die Menschen davon abbringt, sich in humaner und vernünftiger Weise zu begegnen. Dazu ein Zitat aus dem hier nach dem folgend erscheinenden Werbebanner plazierten Text: "Die Arbeitskultur ist aggressiver geworden, die Bindungen zwischen den Beschäftigten sind schwächer, Erfahrung spielt kaum noch eine Rolle. Die Leute, die ich für mein Buch [Titel und Verlag ans Ende der Auslassungen von Sennett über den maroden Charakter unseres Wirtschaftssystem gestellt] interviewt habe, stellen fest: Diese Art zu arbeiten und zu leben, ist uns zu eng." In diesem Zusammenhang sehr vielsagend und der gründlicheren Lektüre empfohlen ist das, was Gutschker über die späten Einsichten der Banker zu hören bekommt, die bis zum Zusammenbruch von Lehmann Brothers ungeniert an der Wallstreet pausenlos damt beschäftigt waren, sich zu bereichern. 

"Hier zählst Du was!" heißt es auch auf dem folgend im Wechsel mit anderen Aufschriften erscheinenden Werbebanner. Dieses Zusage aber ist, wie so gut wie alles in diesem heillosen System, in welches nicht nur unsereiner nolens volens hineingeraten ist, ein völlig leeres Versprechen. Nein, mehr noch: eine Lüge. Das Interview mit dem genannten Wissenschaftler, welches beim Anfertigen der erforderlichen Collage leider nicht ganz auf einer DIN A4-Seite untergebracht werden konnte, beginnt mit dem folgenden Worten: "Herr Sennett, wir sitzen hier in Sichtweite der Frankfurter Bankentürme...." Auch aus Platzgründen musste die Überschrift gesondert eingescannt werden, und zwar wegen ihrer Länge diagonal, sodass sich nach dem weiter erforderlichen Arbeitsschritt sehr viel Leerraum um sie herum ergab.
 
 
Keinen Leerraum, sondern einen Lehrraum, in welchem die Verderbtheit der hier wieder einmal mit einiger Verve angegriffenen Bonzen und deren Chargen in Wirtschaft und Politik vermittelt wird, bietet hier nicht nur das, was der Interviewpartner von Thomas Gutschker auszusagen hat: die beiden folgend hier eingestellten Zeitungsberichte über den "Geldadel auf der Anklagebank" und die Rüstungsindustrie, die Erfolge feiert, lassen bei geschultem Blick erkennen, welches Ausmaß deren negativen Bestrebungen schon angenommen hat:
Im Mittelteil dieses wieder einmal recht systemkritisch angelegten Beitrags seien aus den beiden Artikeln solche Passagen zitiert, die schlaglichtartig das Umfeld beleuchten, in welchem sich die hohen Herren in Politik und Wirtschaft bewegen. Die hohen Herren, das ist hier zunächst einmal das Führungsquartett das Bankhauses Sal. Oppenheim. Welches sich zusammensetzt aus Christopher Freiherr von Oppenheim und Matthias Graf von Krockow, dem Risikomanager beim Handelskonzern Arcandor, Friedrich Carl Janssen, und Dieter Pfundt, dem Ex-Chef dieses Kapitalverwaltungsinstituts. Mit angeklagt in dem beim Kölner Landgericht anberaumten Verfahren: Der Immobilienunternehmer Josef Esch, früherer Geschäftspartner der Bank.

"Durchgehende Themen des bis Jahresende auf 78 Verhandlungstage angesetzten Prozesses sind sündhafter Luxus und Selbstbedienungsmentalität. Damit habe sich die Führung der Bank auf Kosten der übrigen Gesellschafter bereichert." - "Sal.Oppenheim hat über Jahrhunderte das Wirtschaftsleben mitbestimmt, bevor gigantische Fehlspekulationen den Absturz einleiteten." - "In der früheren Welt der 'Oppenheimer' zwischen Herrensitzen und Pferderennbahnen sind die gescheiterten Banker heute kaum noch anzutreffen." - "Besondere Aufmerksamkeit wird Josef Esch auf sich ziehen, der Mann, der sich vom Maurerpolier zu einem der erfolgreichsen Immobilienentwickler hochgearbeitet hat. Über ihn kursieren die unglaublichsten Geschichten,..."

 
 

Zu den hohen Herren natürlich auch rechnend unser tüchtiger Wirtschaftsminister. Der, als Philipp Rösler daherkommend, zwar fremdländische Züge in seinem Gesicht trägt, dessen Gebaren allerdings dem geübten, nicht nur die heimischen Gefilde im Blick habenden Auge und dem gerne in Reminiszenz machenden Gemüt nur zu bekannt vorkommt: "Das Wirtschaftsministerium wies die Kritik zurück", heißt es zu der Stellungnahme der Linksfraktion in Sachen Menschenrechtsverletzungen durch Rüstungsexporte zunächst. Und gleich anschließend: "Deutschland betreibe weiter eine 'verantwortungsbewusste Rüstungspolitik', sagte ein Sprecher von Ressortchef Philipp Rösler. Der Exportanstieg nach Saudi-Arabien sei ganz wesentlich auf ein Grenzschutzprojekt zurückzuführen, das allein 1,1 Milliarden Euro umfasse. Grenzsicherung sei ein 'wichtiges und legitimes Anliegen' des saudi-arabischen Staates. Sie diene nicht als Instrument, die Opposition zu unterdrücken."

Verlautbarunen dieser Art kennt selbst der Unbedarfte mittlerweile recht gut. Die, von höchster Stelle ausgegeben, einzig und allein das Ziel haben, dem Publikum Sand in die Augen zu streuen und berechtigten Unmut über die Geschäftemacherei zu dämpfen.  Auch wenn es im Lateinischen heißt "pecunia non olet" - in der Bedeutung "Geld stinkt nicht" -, ist es tatsächlich doch so, dass ihm schon von jeher ein übler Geruch anhaftet. Weil bei dieser Überlegung nämlich nur die Münzen und Geldscheine in das Blickfeld gestellt werden und es völlig außen vor bleibt, auf welchen Wegen jemand zu größeren Reichtümern gelangt ist. 
 
Wie gerade in unseren Wirtschaftsverhältnissen ganz, ganz oft anzutreffen, sind die besonders Großen in ihnen auf mehr oder weniger kriminellen Wegen zu ihren Reichtümern gelangt - man braucht da etwa nur an den Fall Maschmeyer zu denken, dessen Unternehmen AWD wegen seiner unrühmlichen Geschäftspraktiken ja ganz gewaltig in Verruf geraten ist und sich jetzt für Swiss Life als Klotz am Bein darstellt. Selbst harmlos daherkommende Tauschmünzen wie die hier vorstehend erscheinenden wollen unter diesem Aspekt kritisch betrachtet werden. Haben doch auch sie im Gefüge des gesellschaftlichen Miteinanders eine Sprengkraft, die nicht zu unterschätzen ist. Weil in den Zeitgenossen eine Gier geweckt wird, die, befördert nicht zuletzt durch ein "Schnell sein lohnt sich!", den Mitmenschen nur in der Rolle des Konkurrenten sieht, jeden Gedanken an vertrauensvolle Bindungen ausschaltet und von daher höchst asozial ist. 

Von diesem asozialen Charakter der Anhäufung größerer Reichtümer muss aber abgelenkt werden. Beispielsweise dadurch, dass man Minderbemittelte mit diesem Schimpfwort belegt. Um ihn den Menschen nicht vor Augen treten zu lassen, wird so gut wie pausenlos verharmlost, was das Zeug hält, und mit allen Mitteln der Kunst beschwichtigt und schöngeredet. Wobei allem ein Dienst erwiesen werden mag - nur nicht der Wahrheit. Da werden Verdunkelungsmanöver gestartet und Nebelkerzen geworfen, wobei es nur darum geht, das nackte Profitinteresse zu verhüllen und demjenigen, der es inszeniert, die Chance zu eröffnen, für seinen den Wirtschaftsinteressen gewidmeten Einsatz nach seinem Abgang von der politischen Bühne im Wirtschaftsbetrieb einen sich als lukrativ darstellenden Druckposten zu ergattern. Siehe Gerhard Schröder, Joschka Fischer & Co(nsorten). 

PS: In den folgenden Abschlusskasten mit den Farben der FDP hineingestellt eine Nachricht, die als symptomatisch für das Vorgehen vieler Profiteure in diesem irren System angesehen werden kann.


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